Ich bin von Natur aus mehr so pazifistisch veranlagt und neige nich‘ zu Gewaltätigkeiten, aber… (aaah… allein datt Wort, da krieg‘ ich schon Ausschlag von…) „CALLCENTER“… haben die Begabung, mich wie Hunde, die ’ne Schafherde vor sich hin treiben, in Nullmommanix an den Rand vom Wahnsinn zu bringen. Callcenter von an verschwurbelte Formulare nich‘ arme Menschheitsgeißeln wie Behörden und Versicherungen gelingt datt sogar noch schneller.
Aber von vorne. Als Schreiberling is‘ man gesondert versichert, nämlich bei der Künstlersozialkasse. Dazu muss man wissen, datt is‘ so ’ne Art gesetzliche Versicherung für Selbstständige, die den Anteil übernimmt, den sonst der Arbeitgeber berappt. Da rein zu komm is‘ schon ein Spaß für sich, weil watt die alles wissen und kopiert haben wollen geht auf keine Kuhhaut, glaubste. Nachdem datt ich denen meine Blogbeiträge von elf Jahre ausgedruckt und zusamm mit ’nem Hochdeutschübersetzer in ’nem LKW nach Wilhelmshaven geschickt hatte, kam als Dank ein telefonbuchdicken Umschlag zurück. Mit Formulare zum Ausfüllen.
Bei den geht datt nämlich so, man schickt zum Beispiel ’ne Kopie von sein Vertrach hin, wo ja naturgemäß drin steht, ab wann man für wie viel bei wem watt genau arbeitet und dann kommt ein Brief zurück in dem steht „Vielen Dank für die Kopie vom Vertrag und hier is‘ noch ’n Fragebogen für Sie, wo Sie bitte eintragen sollen, seit wann Sie für wie viel bei wem watt genau arbeiten“.
Jezz is‘ die KSK so beweglich wie ’ne Bahnschiene, bis datt also alles durch is‘, is‘ man selber durch – und zwar durchen Wind. Danach hat man Ruhe. Himmlische, süße, schäfchenwölkchenweiche Ruhe. Es darf sich nur nix ändern! Weil Änderung heißt immer neue Formulare und neue Bescheide. Und ganz schlimm wird datt dann, wenn man gegen watt ein Widerspruch einlegt. Datt haben an verschwurbelte Formulare nich‘ arme Menschheitsgeißeln nich‘ so gern, weil, dann müssen die selber Formulare ausfüllen. Aus Rache schicken die einem dann verschwurbelte Briefe, damit man nich‘ merken soll, datt die einem Recht geben müssen: „Ihrem Widerspruch wird abgeholfen.“ (Wusste gar nicht, datt die Künstlersozialkasse die Verona Feldbusch beschäftigt, hömma.)
Leider standen da noch andere Sachen, die mich nötigten ein Anruf bei den zu tätigen. Ich also die 0180er-Nummer von denen gewählt…
„Herzlich willkommen bei der Künstlersozialkasse, blablabla. Ihr Anruf ist uns sehr wichtig blabla und kostet 9 bis 42 Cent pro Minute, bitte legen Sie nicht auf, blabla. Ihre voraussichtliche Wartezeit beträgt zwischen 21 und 23 Minuten.“
Mein linkes Augenlid war so komisch am zucken, aber ich blieb dran und wischte tapfer die Spinnweben wech, die sich zwischen meinem Ohr und dem Hörer am bilden waren.
KSK-Fritze: Guten Tach, watt kann ich für Sie tun?
Ich: Huch! Mein Name is’… äh… ja auch egal… ach ja, Schubiak! Und ich hab‘ hier diesen Bescheid gekriegt und versteh‘ nich‘, watt-…
KSK-Fritze: Danke für Ihren Anruf, ich verbinde Sie!
Mein Hals war merkwürdig am anschwellen und plötzlich war datt auch so warm im Büro, aber ich blieb dran und ließ mich von der komatösen Fahrstuhlmusik einlullen.
KSK-Fritze Nr. 2: Guten Tach, watt kann ich für Sie tun?
Ich: Äh! Es geht um den Bescheid, den ich gekriegt hab’…
KSK-Fritze Nr. 2: Watt is‘ damit?
Ich: Ich versteh‘ da watt nich‘ und zwar-…
KSK-Fritze Nr. 2: Ich verbinde.
Hatte ich die jezz grade alle bei ’nem Erste-Hilfe-Kurs gestört oder watt? Ein komischen roten Film erschien in mein Gesichtsfeld. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich hatte plötzlich datt Bedürfnis jemanden zu kneifen, zu treten und an den Haaren zu ziehen.
KSK-Fritze Nr. 3: Guten Tach, watt kann ich für Sie tun?
Ich: Ich hatte schon bessere, aber danke. Ich möchte gerne watt wissen.
KSK-Fritze Nr. 3: Watt denn?
Ich: Halt! Vorher versprechen Sie mir, datt Sie bis zum Ende zuhören und nich‘ auflegen!
KSK-Fritze Nr. 3: Wir hören immer bis zum Ende zu.
Ich: Schade, datt Ihre Kollegen datt nich wissen. Aber gut, ich hab‘ da ’ne Frage…
KSK-Fritze Nr. 3: Zum letzten Bescheid?
Ich: Genau. Es dreht sich um-…
KSK-Fritze Nr. 3: Datt macht unser Team XYZ, ich verbinde… tüüüüt…
Wech war er. Wie ich dann, nachdem datt ich ein paar Mal um den Block gelaufen war und mir ’ne Moppelpackung Nervennahrung reingezogen hatte, erfahren musste, war die Wartezeit inzwischen um 4 Minuten angestiegen.
Göttin, schmeiß Hirn vom Himmel und wirf datt bitte gleich eimerweise über ’ner kleinen Stadt in Norddeutschland ab, danke. Ein kleines Erdbeben im Büro von Team XYZ wär‘ auch ok. Mit Tsunami. Vielleicht legst du auch noch ’ne Heuschreckenplage obendrauf. Und 365 Tage Dauerregen. Und datt Büro verlegst du nach Australien. Als Essen gibt’s Mehlwürmer und Kakerlaken und datt ganze Team und alle, die da arbeiten und ans Telefon gehen und verbinden, müssen für datt Ailton mit Holzkohlestückchen Formulare ausfüllen! In dreifache Ausfertigung! Bis an ihr Lebensende!! Und für immer!! Und ewig!!
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liebste frau ingeborch, was sie da beschreiben ist mitnichten ein problem der von ihnen genannten künstlerkasse.
während ich so las, und las, und las, da dachte ich, hey, was hat die frau da bei mir geklaut, was ich noch gar nicht geschrieben habe über die pensionsversicherungsanstalt hierorts? wobei man ja, wenn man ehrlich ist, sich über eine institution die mit -anstalt endet sowieso von vornherein gedanken machen sollte. aber man muss ja irgendwie mit denen kommunizieren. schriftlich ist auch eine blöde idee: schick ich denen hier den gewünschten – und eigentlich sowieso obsoleten – wust an frisch und um mein heiliges geld kopierten unterlagen. was passiert: last seen at the postamt. danach verliert sich die spur. die unterlagen haben die, sagen sie, nie bekommen, sie sagen aber, die tauchen vielleicht in ein paar monaten irgendwo auf. wenn sie gefunden werden, werden sie dem akt angefügt. eigentlich brauchen sie die kopien aber sowieso nicht, weil, das war ein irrtum mit der anforderung. weil, da hat einer nicht gelesen was aufgeschrieben stand. weil: der hat das zwischen den weihnachts- und neujahrsfeiertagen gelesen. ich könnt‘ mir das noch-einmal-schicken aber sparen, weil, das bräuchten sie nicht, das viele papier. elektronisch wollen die das auch nicht, weil sie nicht wissen wie sie das dann elektronisch aufheben sollen, also müssten sie es dann ausdrucken und dann wissen sie nicht wohin mit dem vielen papier das sie angefordert haben und nicht brauchen. aber weil sie es angefordert hätten und bekommen hätten (also, wenn sie es bekommen hätten), dann hätten sie es ablegen müssen weil sie es angefordert hätten und ich es ihnen geschickt hätte, also: geschickt habe, aber sie haben es ja nicht bekommen.
grundsätzlich wäre noch anzumerken, dass ich den erledigungsbescheid schon vor weihnachten erhalten hatte, den mit der endgültigen erledigung der angelegenheit. was dann passierte, und wieso es aus welchen gründen zu der nachforderung kam, entzieht sich bislang nicht nur meiner kenntnis. ich bleibe aber am ball (mein handytarif sagt: null cent ins festnetz. dauer der telefonate bislang: vier stunden dreissig minuten. no outcome up to now.). das nächste mal fahre ich dann selber hin, die adresse ist von mir aus leicht zu erreichen: eineinhalb stunden mit den öffis, wenn nicht gerade wieder einmal jemand ein paar kupferkabel klaute, pro strecke, versteht sich. von woanders liegt das auch nicht verkehrsgünstiger. möglicherweise hat das einen grund. mögliches ergebnis: fatal outcome.
kopf hoch, was uns nicht umbringt, und so. ich leide mit ihnen.
Naja nu, Frau Schubiak. Vielleicht haben Sie auch Ihren Einsatz verschlafen ob der komatösen Anrufaufhaltemusik und der arme Sesselpupser hatte keine Zeit mehr, Ihnen bis zum Ende zuzuhören, weil die Mittagspause gleich anfing oder der Feierabend – wahlweise.
„wobei man ja, wenn man ehrlich ist, sich über eine institution die mit -anstalt endet sowieso von vornherein gedanken machen sollte.“
Datt haben Sie sehr schön, Frau kelef, sehr schön haben Sie datt. Ich mache ja alles nur noch per Einschreiben, weil dann hab‘ ich auch noch Spaß mitte Post, die verliert auch alles und obwohl man extra bezahlt hat, isses denen extra egal, wo datt abgeblieben is‘, nachdem datt die die Marke drauf gepappt haben.
Watt uns nich umbringt macht uns wahnsinnich! WAHNSINNICH!
Frau Nadja (huhu!), die Mucke von den hat watt hinrverkleisterndes und wenn Sie mich fragen, dann is‘ datt Absicht. Man vergisst sein eigenen Namen und dann könn die sagen, nee, so geht datt nich‘, wie sollen wir denn Ihre Akte finden, so ohne Name.
tut nix zur sache, mußte aber sein:
https://skizzenblog.clausast.de/2012/01/kaltlauer.html
Huhu! Ich freu mich ja schon, dass Sie wieder schreiben. Und die Kommentare funktionieren hier so einwandfrei. Ist ja fast schon zu perfekt um wahr zu sein 😀
Ja – hier sind halt Profis am Werk 🙂
Herr Ast, ich drücke die Daumen, datt Sie da raus komm. Je älter datt man wird, umso unbezahlbarer werden die nämlich, ich hab‘ datt schon vor Jahre bei meine Verwandtschaft gesehn…
Nicht auf die ganze Stadt, bitte. Das hat sie nicht verdient. Sie liegt so schon am Arsch der Welt (ich muss es wissen, es ist meine Heimatstadt). Aber (Iso-)Beamte sind überall gleich: eine Anfrage möglichst so interpretieren, dass jemand anders dafür zuständig ist (sonst droht Arbeit). Den Spaß hatte ich bei der Telekom auch mal, als ich eine Störung melden wollte.
Watt? Sie sind aus Wilhelmshaven? Datt hätte ich nich‘ von Ihn gedacht. Sie wirkten bisher ganz sympathisch…
Es gibt verdammt viele sympathische Menschen dort, das sind nämlich nicht alles Callcenter-Beamte. Allerdings weiß ich nicht, ob vielleicht der eine oder andere meiner ehemaligen Klassenkameraden bei der KSK arbeitet, klingt aber fast so. Und dass die KSK gegenüber der Marinewerft liegt, lässt vermuten, dass die Beamtenmentalität abgefärbt hat (wer Ironie findet, blablabla).
Ich muss mir jetzt aber wohl genauer überlegen, ob ich meine Geschichten überhaupt publizieren soll. Wenn ich dann auch so Pappnasen an die Strippen kriege, werde ich mir vermutlich nach dem dritten Weiterleiten eine Klage wegen Beleidigung einhandeln.
Sie werden mich hassen. Ich weiß es, ich weiß es genau. Ich arbeite zwar nicht in dieser norddeutschen Stadt, aber auch in einem Ca… Ich sags gar nich zu Ende. Aber bei uns sind die Leute intelligent, kann ich nur betonen. Muss man da auch sein.
Man muss dazu sagen, ich telefoniere nicht raus, ich nerve niemanden mit Werbung für Gewinnspiele und will auch keiner alten Dame Kredite oder ähnliches verkaufen. Nee, sowatt mach ich nicht. Wir bieten Sekretariatsdienste an, bsp-weise für Kanzleien, Arztpraxen, große Unternehmen, Selbstständige etc. Das heißt, wir nehmen deren Anrufe entgegen und leiten diese an den jeweiliegen Mitarbeiter weiter oder, wenn nicht möglich, nehmen Nachrichten auf und leiten dann diese weiter. Bewirkt, dass die Firmen, ohne von Callcentern oder unerwünschten Anrufern mit Werbung oder ähnlichem genervt zu werden (diese filtern wir raus..), in Ruhe arbeiten können. Sehr anstrengend und sehr stressig, denn natürlich rufen da auch Idioten da an.. Und nicht wenige, glauben Sie mir..
Legense sich ein dickes Kissen neben datt Telefon und schreien Sie bei Bedarf da rein. Ich hab‘ so eins, seitdem datt ich ’ne Schwiegermutter hab’…
Zusatz: So, nun wissen Sie ’s. 😉
Mit Callcentern verfährt man am besten einfach so wie bei Seinfeld:
Frau Sheherazade, Sie sind eine vonne Guten, ich glaub Ihn. Und ’ne Menge Idioten, die hatte ich auch schon am Telefon, beruflich und privat, glaubste.
Herr Patzwaldt, der is‘ gut, den merk ich mir 🙂
@Ingeborch:
Alternativ funktioniert auch das:
Das erste find‘ ich besser…
Ich auch. 🙂