DeepL: „Menschen ermöglichen, miteinander zu sprechen“

DeepL sitzt im Kölner Mediapark Foto: Evrim Sen Lizenz: CC BY-SA 2.0

Das Kölner Unternehmen DeepL ist weltweit führend, wenn es um Übersetzungssoftware geht. Die Programmierer und Sprachwissenschaftler treibt die Idee an, Menschen dabei zu unterstützen, sich über alle Sprachgrenzen hinweg besser zu verstehen.

Die Türen der Büros sind offen, Programmierer arbeiten an großen Monitoren oder stehen in kleinen Gruppen in der Kaffeeküche zusammen. Genau so entspannt sitzt DeepL-Geschäftsführer Jaroslaw Kutylowski im Besprechungsraum. Der promovierte Informatiker leitet eines der erfolgreichsten deutschen Unternehmen, das im Bereich Künstliche Intelligenz tätig ist. Der wichtigste Konkurrent sitzt im kalifornischen Mountain View und heißt Alphabet. Das bekannteste Produkt von Alphabet nutzt fast jeder jeden Tag: Google. Die Kölner, das belegen Tests unter anderem vom Spiegel und dem ZDF, liegen in dem Wettstreit um die beste Übersetzungssoftware vorn. Im September bekam das Unternehmen vom Wirtschaftsmagazin Bilanz den Ehrenpreis des Deutschen KI-Preises verliehen.

Die Geschichte von DeepL begann 2008 mit der Übersetzungssuchmaschine Linguee. Die durchsucht bis heute das Internet nach zweisprachigen Texten. Gibt ein Nutzer einen Satz ein, schaut sie nach, ob es bereits eine Übersetzung dieses Satzes gibt. Findet sie keinen, macht Linguee Vorschläge ähnlicher Sätze. Doch dann, die Revolution in der Künstlichen Intelligenz war dank schnellerer Rechner und leistungsfähigerer Programme ans Laufen gekommen, ging man ein neues Projekt an: „Wir wollten mit DeepL die Arbeit mit Sprachen noch einfacher machen. Linguee war der erste Schritt und hat den Menschen beim Übersetzen unterstützt. Mit DeepL haben wir aber ein Werkzeug gebaut, was die Übersetzung selbst erstellt“, sagt Kutylowski. „Als die Technologie der neuronalen Netzwerke breiter in den Einsatz kam, haben wir angefangen, mit maschineller Übersetzung zu experimentieren.“ Diese Technologie funktionierte ganz anders als die früheren statistischen und regelbasierten Verfahren und liefert viel bessere Ergebnisse. „Unsere neuronalen Netzwerke können nicht nur lernen und abstrahieren, sondern sie finden auch Zusammenhänge, so dass letztendlich auch viel weniger Input von Sprachwissenschaftlern notwendig ist – es arbeiten zwar heute noch einige bei uns, aber einen großen Teil der Arbeit leisten Informatiker“.

Die Software DeepL, nach der schließlich das ganze Unternehmen benannt wurde, lernt ständig und wird von Tag zu Tag stärker. Wie ein Mensch, der eine Sprache lernt, muss sie trainiert werden. Freie Mitarbeiter auf der ganzen Welt stellen Trainingsdaten zusammen, um die Software beim Lernen zu unterstützen, auch wenn selbst das zum größten Teil automatisch geschieht. Der „Deutsche Verband der freien Übersetzer und Dolmetscher“ warnt in einem Artikel auf seiner Homepage vor der Verwendung von DeepL und empfiehlt, wenig überraschend, allen, die eine fehlerfreie Übersetzung benötigen, „besser Finger weg und den Fachmann (oder die Fachfrau) machen lassen.“ Kritik, auf die Kutylowski entspannt reagiert: „Übersetzer sind ein wichtiger Kundenkreis von uns. Wir machen ihre Arbeit schneller und effizienter „Es ist etwas anderes, einen Text eventuell zu korrigieren, als einen Text komplett neu zu übersetzen.“

DeepL sei nicht perfekt, das Programm würde ständig verbessert und nein, man solle auch nicht aufhören, in der Schule Fremdsprachen zu unterrichten: „Sprachen zu lernen ist etwas Gutes, es trainiert unser Gehirn. Wir lernen ja auch addieren, obwohl es Taschenrechner gibt, weil sich so unser Verständnis von Zahlen bildet.“

DeepL hat ohnehin Kunden im Blick, die nie einen Übersetzer beauftragen würden. Der Mittelständler, der eine E-Mail an seinen Kunden in Frankreich schicken möchte, die Tochter, die den im Ausland lebenden Großeltern per WhatsApp einen Geburtstagsgruß senden will, aber deren Sprache nicht beherrscht – sie alle suchen eine schnelle und preiswerte Lösungen, wie DeepL sie bietet.

Kutylowski mag die Vorstellung, dass seine Kunden DeepL für die Übersetzung von Liebesbriefen genauso verwenden wie für Geschäftsberichte oder Zeitungsartikel: „Was uns antreibt, ist die Idee, es Menschen zu ermöglichen, miteinander zu sprechen. Ich glaube, das Verständnis der Menschen füreinander wird besser, wenn sie sich austauschen können oder wenn wir die Texte aus Medien in anderen Sprachen verstehen. Das ist gut für die Entwicklung unserer Zivilisation und wichtig, wenn wir friedlich zusammenleben wollen.“

Der Artikel erschien in ein er ähnlichen  Version bereits in der Welt am Sonntag 

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