Ich habe schon immer gerne Fleisch gegessen. Auf der Pizza, dem Burger, im Döner, als Schnitzel. Alles landete unweigerlich zwischen meinen Zähnen. Seit sechs Jahren bin ich nun Veganer. Aus ethischen Gründen. Tierschutz, Klimaschutz, der Regenwald. Gründe gibt es genug. Am Geschmack lag es jedenfalls nicht. Trotzdem komme ich gut ohne Fleisch zurecht. Doch vegane Ernährung allein wird nicht das Ende der Massentierhaltung hervorrufen. Dies zu glauben, wäre naiv und ignoriert die Zusammenhänge des globalisierten Kapitalismus.
Unfassbar fasziniert bin ich daher von einem neuen 3D-Drucker, den die Amerikaner Gabor und Andras Forgacs aktuell entwickeln und tatsächlich langfristig eine Antwort auf ökologische und tierethische Fragestellungen bieten könnte. Papa und Sohn Foracs wollen Fleisch mithilfe eines 3D-Druckers herstellen. Geschmacksrichtung und Form (sagen wir meinetwegen Mett-Meerschweinchen) in der App fürs Smartphone auswählen, abschicken und in wenigen Minuten ist das Essen fertig. Klingt verrückt, ist aber durchaus plausibel. Was bei Autoteilen, künstlichen Gelenken, Schokoskulpturen und inzwischen sogar künstlichem Gewebe (als Alternative für Tierversuche in der Forschung) funktioniert, kann perspektivisch natürlich auch für Nahrungsmittel möglich sein. Wäre es so tatsächlich machbar, billiger als in der Massentierhaltung an sein Schnitzel zu kommen, es könnte die gesamte weltweite Nahrungsmittelproduktion revolutionieren.
So weit ist die Entwicklung natürlich noch nicht. Aber eine finanzielle Spritze von Investor Peter Thiel in Höhe von 350.000 Dollar ist ein Anfang. Ob der 3D-Drucker dann in der Fabrik im Eiltempo Steaks produziert oder zuhause in der Küche steht, ist zweitrangig. Wobei ich persönlich die Idee bevorzuge, mit meinem Handy auf der Couch liegend Essen zu „bestellen“ und dieses ein paar Minuten später in der eigenen Küche abzuholen.
Ach ja, ich liebe die Zukunft. Wie gut, dass ich mich aktuell quasi nur von Gemüse ernähre und meine Chancen erhöhe, diese Zukunft noch zu erleben. Und dann wird reingehauen. Aber ordentlich!
Link, please…
https://mobil.derstandard.at/1345164456610/Liebling-druck-mir-mal-ein-Schnitzel
Da gibt es z.B. ein paar weitere Infos.
Daumen hoch für Jan Keitsch! Ein Gewinn für die Ruhrbarone.
Aha, da haben die Erfinder mal wieder zu lange vor der Klotze gehangen und Spongebob geguckt. Diese druckte schon eindrucksvoll Krabbenburger mit verblüffenden sensorischen Eigenschaften:
https://www.youtube.com/watch?v=lBKQcq0HGf8
Warum muss denn immer nur alles erfunden werden, was sich in einer Gehirnwindung – bei einer Runde Herrengedeck oder Steinhagener Frühstückskorn – durchschlängelt?
Die Vorstellung, bald Mett-Meerschweinchen ausdrucken zu können, ist faszinierend. Ich freue mich auch auf eine Zukunft, in der das möglich sein wird 🙂
Bekommst Du keinen Ärger mit Herrn Laurin, wenn Du dich zum Veganismus bekennst?
Übrigends, es gibt heutzutage sehr sehr gute Surrogate, wenn Dir der Geschmack fehlt.
@FM: Natürlich nicht – Jan ist ein Gewinn für das Blog und ich bin der Meinung: Jeder wie er will – nur anderen was vorschreiben geht nicht!
Es spricht absolut für die Ruhrbarone, dass Jan hier diesen Beitrag posten kann. Womöglich ist er nicht nur Veganer, sondern auch noch Nichtraucher und Weißweinschorlentrinker – in diesem Fall hätten die Ruhrbarone den Beweis erbracht, dass sie einen Kulturschock verkraften können. 😉
@ Eva: Ich bin sogar noch schlimmer: Ich bin Veganer, Nichtraucher und trinke jetzt auch schon seit Monaten keinen Alkohol mehr. Letzteres liegt aber nicht an Genuss- oder Rauschfeindlichkeit, sondern daran, dass meine Freundin und ich ein drei Monate alte Baby haben. Da ist es nicht so toll, betrunken zu sein. 🙂 Aber vorher hab ich dann doch lieber Bier getrunken. Weinschorle ist nicht mein Ding.
@ Talentscout: Ich weiß, das Foto zeigt übrigens mein Abendessen von vor ein paar Tagen. Aber Fleisch synthetisch herzustellen wäre eben die deutlich größere Revolution. Ich mag Soja- und Weizeneiweiß sehr gern, aber deshalb hört die Menschheit nicht damit auf Tiere zu töten. Ist es jedoch einfacher und günstiger, direkt das Kalbsfilet zu züchten statt ein ganzes Kalb, wird sich die Industrie anpassen.