Das erste DFB-Pokalwochenende ist bereits gespielt. Nun steuert die Fußballnation also mit großen Schritten auf das erste Bundesligawochenende seit Mitte Mai zu. Höchste Zeit also, sich langsam so richtig auf die Fußball-Bundesliga und die anstehende UEFA-Champions-League-Saison einzustimmen.
Und wie könnte man das wohl besser machen als mit einem aktuellen Meinungsaustausch mit einem Mann aus der vordersten Reihe, einem Journalisten, der Woche für Woche direkt mitten im Fokus des aktuellen Geschehens steht. Sky-Moderator Michael Leopold teilt mit uns im exklusiven Ruhrbarone-Interview seine große Begeisterung für die Bundesliga. Doch seine langjährige Sport-Leidenschaft hört beim Thema Fußball längst noch nicht auf. Leopold ist auch ein begeisterter US-Sport-Fan, wie man ja noch aus früheren Jahren weiß.
Der 44-Jährige begleitet bei Sky seit Jahren schon die Bundesliga, die UEFA Champions League sowie den DFB-Pokal. Zudem ist Michael dort auch als Kommentator im Einsatz und in der ‚Sky Bundesliga-Konferenz‘ ein Mann der ersten Stunde. Leopold war bereits im August 2000 bei der ersten TV-Konferenz überhaupt am Mikrofon und gewann mit der Bundesliga-Konferenz u.a. den Deutschen und den Bayerischen Fernsehpreis sowie den Deutschen Sportjournalistenpreis.
Seine journalistische Karriere startete der in München lebende Journalist nach einer Banklehre und dem Studium der Kommunikationswissenschaft. Michael Leopold sammelte erste Erfahrungen beim BR, dem DSF und SAT1. Im Jahre 2000 wechselte er dann zu Sky (damals noch ‚Premiere‘).
Leopold war zudem über ein Jahrzehnt ein prägendes Gesicht der Eishockey-Redaktion des Senders und moderierte bzw. kommentierte auch zahlreiche DEL- und NHL-Endspiele sowie das Finale des Olympischen Eishockeyturniers von Salt Lake City.
Seit nunmehr sechs Jahren ist er nun zudem bereits fester Moderator beim jährlichen internationalen Trainerkongress. Dieser wird im Jahre 2017 übrigens bei uns hier im Revier (in Bochum) stattfinden, wie Leopold uns gegenüber erfreut anmerkte. ‚Ich mag die Mentalität der Menschen im Revier sehr! Vielleicht liegt es daran, dass mein Großvater auch unter Tage arbeitete! Er war Hauer im Bergwerk Penzberg. Und er war mein erster Fußballtrainer. Im Wohnzimmer meiner Großeltern!’ (lacht) so Leopold. ‚Wir haben einiges kaputt geschossen!’
Leopold hat inzwischen selber vier Kinder (2 Jungen und 2 Mädchen), und ist ein leidenschaftlicher Musikfan. Sein aktuelles Lieblingsalbum ist übrigens die neue ‚Scheibe‘ von den Descendents. Zu seinen absoluten Lieblingsbands gehört, wie er uns gegenüber am Rande des Interviews betont, Biffy Clyro, und seine letzten Konzertbesuche waren im Sommer Gigs von Bad Religion und Frank Turner. ‚Im Oktober geht es dann wieder einmal zu Biffy Clyro!’ so der 44jährige. ‚Es gibt live kaum besseres!’
Im exklusiven Ruhrbarone-Interview äußerte sich Michael Leopold nun gegenüber unserem Autor Robin Patzwaldt in erster Linie zu diversen aktuellen Fußball- und Sport-Themen. Es ging dabei ganz konkret um die aktuellen Aussichten in Fußball-Bundesliga und UEFA-Champions-League. Auch die aktuelle Situation im deutschen und nordamerikanischen Eishockey wurde dabei angesprochen. Aber seht doch einfach selbst…
Ruhrbarone: Schön, dass Du dir kurz Zeit für uns nimmst, Michael! Denn in Kürze startet ja wieder die Fußball-Bundesliga. Wie wird das Ganze aus Deiner Sicht diesmal am Ende ausgehen? Wer wird Meister, wer spielt international, wer steigt am Ende ab? Und welches Team hat diesmal das Potential zur Überraschungsmannschaft?
Michael Leopold: In erster Linie hoffe ich, dass wir endlich einmal wieder eine spannende Meisterschaftsentscheidung bekommen! Es wäre überragend, wenn es am 34. Spieltag bei uns in der Konferenz im Titelrennen mal wieder richtig scheppern würde! Die Dominanz der Bayern in den letzten 4 Jahren war ja irre: 10, 10, 19 und 25 Punkte Vorsprung! Da muss ja selbst den Bayern-Fans langweilig werden (lacht). Natürlich sind die Bayern wieder Topfavorit. Aber der BVB, Leverkusen und Borussia Mönchengladbach verfügen ebenfalls über einen sehr starken Kader, und vielleicht gelingt es einem dieser Clubs ja, die Bayern zu stoppen. Entscheidend hierfür ist die Konstanz. Wenn Du die Bayern hinter Dir lassen willst, darfst Du Dir keine Ausrutscher gegen einen vermeintlich ‚Kleinen’ erlauben. Auf Schalke mit Weinzierl und Heidel bin ich sehr gespannt. Ich denke mit diesem Duo sind die Königsblauen für die nächsten Jahre bestens aufgestellt. Wolfsburg mit Gomez wird auch spannend! Ich glaube die Wölfe schaffen es in dieser Saison wieder nach Europa. Und unten? Freiburg traue ich den Klassenerhalt zu! Für Ingolstadt und Darmstadt wird es in dieser Saison deutlich schwerer die Liga zu halten, als in der vergangenen Saison. Und zum Thema Überraschungsmannschaft… das soll ja eine Überraschung bleiben…
Ruhrbarone: Viele Fans befürchten ja, dass es nach dem großen Umbruch beim BVB diesmal an der Tabellenspitze noch eindeutiger werden dürfte. Wie siehst Du die Situation beim BVB?
Michael Leopold: Thomas Tuchel hat eine extrem spannende Aufgabe. Und ich bin überzeugt davon, dass er Sie erfolgreich meistern wird. Über die fußballerische Qualität der Neuzugänge müssen wir uns nicht unterhalten. Talent ist ausreichend vorhanden, um eine richtig gute Saison zu spielen. Es gibt aber natürlich im Vorfeld ein paar entscheidende Fragen, die es im Saisonverlauf zu beantworten gilt: Wie schnell sind die Neuen in der Lage, das Vakuum zu füllen, das Hummels, Mkhitaryan und Gündogan hinterlassen haben? Wie konstant können die jungen Spieler ihre Qualität abrufen und auf den Platz bringen? Wird Mario Götze wieder Mario Götze? Bekommt Thomas Tuchel Andre Schürrle in die Spur? Und nicht zu vergessen… Wann ist Marco Reus wieder gesund und am Ball? Alles extrem spannend! Ich freue mich auf den ‚neuen BVB’.
Ruhrbarone: Du begleitest ja auch regelmäßig die UEFA Champions League auf Sky. Was erwartest Du dort in dieser Saison? Wer wird diese am Ende gewinnen? Wie werden sich die Bundesliga-Vertreter schlagen?
Michael Leopold: In der Königsklasse sind es die üblichen Verdächtigen. Doch bevor meine Antwort jetzt zu langweilig wird, sage ich, dass Atletico 2017 den Henkelpott holt. Unmittelbar nach dem diesjährigen Finale dachte ich, das kann ein Spiel bzw. eine Niederlage sein, die eine Mannschaft kaputt macht, die ein Team bricht. Aber sie konnten Griezman halten und haben mit Gameiro und Gaitan zwei sehr gute Spieler dazu geholt. Präsident Enrique Cerezo spricht vom „stärksten Kader der vergangenen Jahre“ und Diego Simeone hat sicher schon reichlich Pflaster für die Wunden der letzten Saison verteilt. Also Atletico! Oder die Bayern. Oder Real. Oder Barca.
Ruhrbarone: Die Premier League in England hat ja durch enorme Geldflüsse für eine auch hierzulande ungewöhnlich spektakuläre Wechselperiode in diesem Sommer gesorgt. Wie beurteilst Du diese Entwicklung?
Ruhrbarone: Der Transfermarkt ist sicher komplizierter geworden. Aber so banal das klingen mag: Der Markt bestimmt nun mal den Preis. Christian Heidel hat das ja sehr nett formuliert. Sinngemäß… wenn ein Anruf mit der 0044 kommt, also mit der Ländervorwahl von England, dann wird es spannend. Ich würde zudem auf die 0086 verweisen! Auch die Chinesen zahlen derzeit völlig verrückte Summen. Aber es ist generell eine schwierige Diskussion, ob es ab 5 oder ab 50 Millionen für einen Fußballspieler unmoralisch wird. Und man darf nicht vergessen, dass der Fußball nach wie vor boomt ohne Ende. Außerdem müssen die Engländer erst noch beweisen, dass Geld in der Champions League demnächst auch Tore schießt. Glücklicherweise gibt es ja noch ein paar andere Faktoren für Erfolg als nur den Geldbeutel!
Ruhrbarone: Die Fußball-EM war ja aus Sicht vieler Beobachter diesmal leider nicht ganz so spektakulär. Viele sagen sogar, es wäre relativ langweilig gewesen. Wie hast Du das empfunden?
Michael Leopold: Kurze Antwort- Ich habe zwar extrem viele Spiele geschaut, aber wirklich angefixt hat mich die EM in diesem Jahr nicht! Wenn es möglich ist, mit drei Unentschieden die KO-Phase zu erreichen, dann stimmt etwas mit dem Modus nicht!
Ruhrbarone: Viele unserer Leser werden Dich ja sicherlich auch noch aus deiner Zeit als Eishockeykommentator kennen. Verfolgst Du aktuell noch die Entwicklungen DEL und die NHL?
Michael Leopold: Definitiv Ja. In Deutschland aber vor allem die DEL2, weil da mit dem SC Riessersee der Verein meines Herzens spielt. Ich sage nur 10x Deutscher Meister…
Ruhrbarone: Und die NHL?
Michael Leopold: Nicht mehr so intensiv wie zu meiner Zeit als NHL-Kommentator versteht sich. Aber wenn PK Subban für Shea Weber von Montreal nach Nashville getauscht wird, dann bekomme ich das schon noch mit (lacht). Und natürlich habe ich das Finale in diesem Jahr sehr intensiv verfolgt. Ich hatte ja das Vergnügen, über viele Jahre mit Erich Kühnhackl arbeiten zu dürfen und deshalb kenne ich seinen Sohn Tom schon sehr lange. Als Tom nun im Finale stand, habe ich deshalb extrem mitgefiebert. Obwohl die Penguins eigentlich nie mein Lieblingsteam waren. Tom ist ein unglaublich netter und bodenständiger Typ. Null Star-Allüren! Toms Weg zum Titel war steinig. Er hatte Verletzungspech und in Nordamerika wird Dir wirklich nichts geschenkt. Er ist ein toller Botschafter für das Deutsche Eishockey. Das gilt übrigens auch für Tobi Rieder. Witzig ist, dass ich nach der ersten Playoff-Runde mit Erich telefoniert habe und zu ihm sagte, er solle schon mal den Flug fürs Finale planen. Wenigstens einmal im Leben sollte eine Legende wie er den Stanley Cup berühren! Als wir uns zuletzt im Rahmen des Golfturniers für seine Stiftung wieder gesehen haben, mussten wir sehr über dieses Telefonat schmunzeln. Und inzwischen hatte er den Cup ja sogar zu Hause im Garten.
Ruhrbarone: In der NHL ist zumindest die Ausgeglichenheit der Liga offenbar deutlich größer als z.B. in der hiesigen Fußball-Bundesliga. Wir haben bei uns im Blog schon zuletzt häufiger über die konkreten Auswirkungen von Draft und Salary Cap im US-Sport diskutiert. Wie siehst Du das? Und wie siehst Du solche, hierzulande völlig ungewöhnliche Aktionen, wenn dort nun zukünftig ein komplett neues Team in Las Vegas entstehen wird?
Michael Leopold: Das amerikanische Franchise-System ist halt wie es ist. Für die Nordamerikaner ist es selbstverständlich, dass Clubs die Stadt wechseln oder Teams aus dem Boden gestampft werden. Böse formuliert: Solange der Hotdog schmeckt, ist alles gut. Ein Salary Cap in irgendeiner Form wäre sicher spannend in der Bundesliga bzw. in Europa. Ich bin mir aber sicher, dass eine Etat- oder eine Gehaltsobergrenze definitiv nicht durchsetzbar sind. Da hätten zu viele Entscheider etwas dagegen und nicht zuletzt ist das auch eine rechtliche Frage. Ich würde es zunächst schon mal klasse finden, wenn das Financial Fair Play ohne Hintertürchen funktioniert und umgesetzt würde! Der NHL-Standort Las Vegas wird funktionieren, da bin ich mir sehr sicher. Ich persönlich hänge aber eher an den Traditionsstandorten: Boston und Toronto. Generell finde ich die Original Six-Teams gut. Und ich würde mir wünschen, dass der Cup mal wieder nach Kanada geht.
Ruhrbarone: Und wer sind aktuell Deine Lieblingsspieler dort drüben?
Michael Leopold: Von den aktuellen Topstars sehe ich Jamie Benn und Tyler Seguin aus Dallas sehr gerne. Dazu John Tavares oder Sid Crosby. Es gibt zu viele, um sie hier aufzulisten. Aber zwei muss ich natürlich noch nennen, sonst bekomme ich Ärger: Tom Kühnhackl und Tobi Rieder! (lacht)
Ruhrbarone: Und wie sehen Deine persönlichen Pläne für die kommenden Monate aus? Worauf freust Du dich aktuell am meisten? Sei es im Sport, im Beruflichen, oder auch darüber hinaus?
Michael Leopold: Ich habe wie immer große Lust auf die neue Saison und hoffe sehr, dass es eine spannende Spielzeit wird. Am Freitag starte ich gemeinsam mit Didi Hamann, Patrick Wasserzier und Marcus Lindemann in die Bundesliga-Saison. Wir sind heiß, der Pokal war ja ideal zum Aufwärmen. Die Champions League ist sowieso immer ein Highlight und ich hoffe unser Dienstplaner liest dieses Interview! Ich würde gerne einen Stadionpunkt in Leicester sammeln, da war ich noch nie! Besonders lustig und immer ein Fest ist unser After-Show Bierchen nach den Studiosendungen in der Königsklasse. Inzwischen kenne ich die meisten Geschichten von Erik Meijer und unserem internationalen Fußball-Chef Stephan Gollnick zwar auswendig, aber wir lachen uns trotzdem immer wieder kaputt! In Sachen Musik freue ich mich vor allem auf das Konzert von Biffy Clyro im Oktober. Und zu Hause wird es sowieso nicht langweilig: Meine zwei Jüngsten halten uns ordentlich auf Trab!
Ruhrbarone: Na, dann scheint es bei Dir ja so schnell nicht langweilig zu werden. Danke für das Interview, Michael! Und Dir für Die Zukunft natürlich auch weiterhin viel Glück und Erfolg! Auf bald!
"Ist es selbstverständlich, das Clubs die Stadt wechseln…"
Das finde ich am amerikanischen Franchise System besonders gruselig!
Man stelle sich vor, Schalke zieht nach Düsseldorf, damit die Spieler es näher haben zum Shoppen und zu ihren Wohnungen. Bayern und der BVB verlegen den Hauptsitz auf die Cayman Inseln, um Steuern zu sparen.
Und ein paar Plastik Clubs ziehen nach Dortmund und Gelsenkirchen, um ein Stück vom Fan Kuchen abzubekommen.
[…] Stoppok und Sebel, die von mir sehr geschätzten Journalistenkollegen wie Dirk große Schlarmann, Michael Leopold und Britta Hofmann, aber auch mehr oder glücklich agierende Lokalpolitiker und […]