Michael Schumachers Skiunfall sorgt für einen extremen (Medien-)Hype

Michael Schumacher (Foto: ph-stop@flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0)
Michael Schumacher (Foto: ph-stop@flickr, Lizenz: CC BY-SA 2.0)

Auch vier Tage nach dem Unfall von Ex-Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher, beim Skifahren in den Französischen Alpen, ist dieser noch immer nicht außer Lebensgefahr.

Schumacher wurde dabei offenbar, wie es bei Unfällen häufig der Fall ist, Opfer einer tragischen Verkettung von unglücklichen Umständen. Natürlich wünsche auch ich ihm von dieser Stelle alles Gute und eine möglichst vollständige Genesung!

Was mich in den letzten Tagen allerdings fast noch mehr als die eigentliche Nachricht seines dramatischen Unfalls beschäftigt hat, dass ist die Tatsache, zu was für einer geballten medialen Berichterstattung es in seinem Fall gekommen ist, wie sehr die Öffentlichkeit weit über dieses Land hinaus durch diese Meldung erschüttert zu sein scheint.

Natürlich ist die Nachricht seines Unfalls auch von einer ziemlichen Bedeutung für das Land. Schumacher hat schließlich über Jahre hinweg die Schlagzeilen bis zu einem gewissen Grade mitbestimmt. Millionen nahmen in den letzten 20 Jahren Anteil an seinem sportlichen Erfolgen, interessierten sich teilweise auch für den öffentlich gemachten Teil seines Privatlebens.

Vor diesem Hintergrund ist es dann natürlich auch selbstverständlich, dass es die ‚Nation‘ bewegt wenn ein solch prominenter Ex-Sportler auf so tragische Weise verunglückt, in Lebensgefahr schwebt. Alles unbestritten.

Das Ausmaß und die Art der Berichterstattung in den letzten Tagen haben mich allerdings doch ziemlich entsetzt. Und das nicht etwa weil ich Michael Schumacher die große Anteilnahme nicht ‚gönnen‘ würde o.ä., sondern weil ich hier ein krasses Missverhältnis zu den sonstigen Gepflogenheiten vieler Leute in unserer Gesellschaft zu erkennen glaube.

Man könnte ja fast schon glauben dieses Land kennt im Augenblick (fast) nur noch dieses eine Thema. Da werden im TV massenweise (häufig genug ziemlich inhaltsleere) Live-Schaltungen vor das Krankenhaus in Grenoble geschaltet, eine Sonder-Sendung jagt die nächste. Und zwar auf nahezu allen Kanälen.

Wem es dann tatsächlich mal gelungen ist kurzzeitig einen Sender ohne Liveberichterstattung zum Unglück von Michael Schumacher zu finden, dem wird häufig rasch ein ‚Laufband‘ mit den neuesten Updates zwangsweise vor Augen geführt.

Liebe Leute, wo sind wir den eigentlich inzwischen gelandet? Ist das denn nicht maßlos übertrieben?

Wie gesagt, auch ich nehme durchaus Anteil am Unglück des Ex-Rennchampions, aber denkt hier eigentlich auch noch jemand an die anderen Menschen denen es vielleicht sogar genau in diesem Moment ganz ähnlich geht?

Wer interessiert sich für das Schicksal tausender Schwerkranker die aktuell auch noch dem Tode ins Auge blicken? Das verdrängt die Gesellschaft mit schöner Regelmäßigkeit.

Nun liegt mal ein prominenter Sportler auf der Intensivstation und tausende Leute stellen für ihn Gedenkkerzen auf, beten für einen Menschen den sie persönlich gar nicht kennen.

Echte Anteilnahme und Mitleid sind in unserer heutigen Gesellschaft häufig genug Mangelware. Tagtäglich schauen Menschen in diesem Land einem traurigen Schicksal entgegen, werden mit bitteren Diagnosen konfrontiert, ringen mit dem Tode. Allerdings eben häufig genug völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit. Aufmerksamkeit und Anteilnahme bleiben ihnen allzu oft komplett verwehrt. Ihr Schicksal scheint eigentlich niemanden so wirklich zu interessieren.

Und jetzt in diesem Einzelfall das genaue Gegenteil, eine übertrieben anmutende Welle der Betroffenheit. Und zwar scheinbar überall im Lande. Auch Menschen aus den Bereichen Politik, Sport und der Medienwelt scheinen sich in Sachen Schumacher aktuell quasi zu überschlagen.

Wir leben echt in verrückten Zeiten…

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Quax
Quax
10 Jahre zuvor

Besser kann man es nicht beschreiben.

Richard Wharfinger
Richard Wharfinger
10 Jahre zuvor

Das tollste an diesem Medienhype ist: man hat endlich mal wieder einen Vorwand, einen Artikel zu schreiben. Noch dazu einen, der klarstellt, dass man selbst viel schlauer ist als alle andern Kollegen, weil man ja selbst über den Dingen steht und sich nicht in den ganzen Hype reinziehen lässt.

In diesem Sinne: Ruhrbarone — setzen, sechs. Wie wärs nächstes Mal mit: gar nicht erst ignorieren?

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

Es ist kein Hype – es ist ein Markt: Viele Menschen interessieren sich für Schumacher, die Medien liefern, was die Menschen interessiert. Ich sehe da kein Problem. Und der Artikel hier ist nichts anderes als sich auch an das Thema zu hängen – macht also genau das, was er vorgibt zu kritisieren.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

Die schärfsten Kritiker der Elche waren frührer selber welche….und nicht vergessen, wer seinen Finger ausstreckt auf den weisen vier zurück….geschmacklos und heuchlerisch

Michael Voregger
10 Jahre zuvor

Kriitsche Reflektion ist notwendig und gerade in unserer Mediendemokratie, die ja immer öfter so etwas wie eine Aufmerksamkeitsökonomie ist. Das Thema Schumacherunfall hat in den Nachrichten nichts zu suchen – schon gar nicht als Aufmacher. Dafür haben die Sender – leider auch die gebührenfinanzierten – doch ihre Boulevard und Promi-Magazine.

Der Kollege Florian Rötzer nimmt sich diesem Thema auf änhliche Weise auch bei Telepolis an – https://www.heise.de/tp/artikel/40/40675/1.html

Allen einen guten Start ins neue Jahr – es kann nur besser werden.

Eule
Eule
10 Jahre zuvor

Ich finde sowas hier auch krass:

https://twitter.com/sky_gernot/status/417661761735909376

Ein Reporter des Senders Sky Sport News twittert recht pathetisch, es sei „Komisch vor einem Haus zu stehen, zu wissen dass wenige Meter weiter einer um sein Leben kämpft“. Einige Leute weisen als Antwort auf den offensichtlichen Fakt hin, dass das bei Krankenhäusern der Normalfall ist, aber andere drücken dem Reporter für sein Vor-dem-Krankenhaus-Rumstehen ihren „Riesen-Dank“ und „Respekt“ aus für seine „sachliche und informative“ Berichterstattung „ohne jede Effekthascherei“.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor

@Michael Voregger: Alles was die Menschen interessiert muss in den Nachrichten vorkommen. Journalisten sind keine Lehrer, die ihre Leser und Zuschauer zu erziehen haben sondern ihre Stellvertreter.

Richard Wharfinger
Richard Wharfinger
10 Jahre zuvor

> Und der Artikel hier ist nichts anderes als sich auch an das Thema zu hängen

Eben. Und weil sich einfach *alle* an das Thema hängen, entsteht, Überraschung: ein Hype.

> – macht also genau das, was er vorgibt zu kritisieren.

Wenn man vorgibt, etwas zu kritisieren, gleichzeitig das Kritisierte aber selbst tut, nennt man das einen performativen Selbstwiderspruch. Wie ein Vegetarier, der eine Rede über die Bösartigkeit des Fleischessens hält und nebenbei genüsslich in sein Steak beißt.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Stefan,

es geht heute mehr denn je darum, alle Medien seitens ihrer Eigentümer und gegen Enlohnung durch deren „abhängig Beschäftigte“ dafür zu nutzen,den Profit zu mehren, und zwar „koste es was es wolle“, und das meine ich wörtlich und bildlich. Das zeigt sich u.a.im Falle Schumacher.

Und wenn sich jetzt die Klinik, in der Schumacher behandelt wird, dagegen wehrt, wie die Medien Schumacher ohne Rücksicht auf ihn und auf seine Angehörigen für sich mißbrauchen, dann sollte das den Journalisten, z.B. auch Dich, nachdenklich stimmen.

Verantwortungloses jornalistischen Handeln läßt sich zwar erklären, aber nicht legitimieren mit dem Verlangen der Medien-Kunden nach möglichst viel Sensationalem, nach möglichst viel Intimem, ohne Rücksicht auf simple Regeln des Anstandes und der Rücksichtnahme auf betroffene Menschen.

at
at
10 Jahre zuvor

Zunächst einmal ist es doch positiv, wenn die Medien nach all den Berichten über Rumänen und Bulgaren mal über jemanden berichten, dessen Migration uns jährlich Millonen an Steuergeldern kostet.
Und bewundernswert ist der Mut mancher Medien, in dieser Situation zu behaupten, Schumacher würde am 3. Januar 45.

Fritz Wepper
Fritz Wepper
10 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Jein. Sie sind vor allem auch dazu da, zu bewerten. Gerade das macht Journalisten ja aus. Mit Wertung meine ich eine nachrichtliche Einschätzung, nicht eine Sortierung nach potenzieller Reichweite, insofern bin ich da ganz bei Michael Voregger. Und bei allem Respekt für Herrn Schumacher, es gibt unzählige Nachrichten da draußen, die wichtiger sind als das neueste Update darüber, dass sich an seinem Gesundheitszustand nichts verändert hat. Das ist nämlich streng genommen überhaupt keine Nachricht.

Tanizaki
Tanizaki
10 Jahre zuvor

Für mich ist schon völlig unverständlich wie viele Fans dem Sportler Schumacher mit deutschen Fähnchen zugejubelt haben, obwohl dieser es nicht nötig hat in Deutschland Steuern zu zahlen.

Michael Voregger
10 Jahre zuvor

Von Erziehern ist hier auch nicht die Rede, aber ein Aufmacher der ein Drittel der Nachrichten ausmacht mit der letzen Fieberkurve – was soll das bitte schön sein. Eine Agenturmeldung am Ende der Sendung – kurz vor dem Wetter sollte da reichen. Wenn mensch nicht weiß, was woanders passiert, kann mich das auch nicht interessieren. Manchmal passieren ja doch auch wichtige Dinge in diesen Tagen. Immerhin schauen auch im digitalen Zeitalter bei den Nachrichten ja noch ein paar Millionen zu.

Brilano
Brilano
10 Jahre zuvor

# 7 Volle Zustimmung.

Ich frage mich nur; ist das der Vorsatz für dieses Jahr und eine gewonnene neue Erkenntnis oder haben Sie diese Erkenntnis in der Vergangenheit aus den Augen verloren?

yohak
yohak
10 Jahre zuvor

Liefern die Medien wirklich, was die Leute wollen? Auf tagesspiegel.de gibt es dazu eine Online-Umfrage. Aktueller Stand: 1404 von 1585 (=81%) beantworten die Frage „Halten Sie die mediale Berichterstattung zu Michael Schumachers Ski-Unfall für übertrieben?“ mit Ja.

Tolleranz
Tolleranz
10 Jahre zuvor

@#9: Wieso ist bloß vor Ihnen niemand auf die Idee gekommen, den Unfall als Aufhänger für eine Diskussion um Michael Schumachers Wohnortwahl zu nutzen? Applaus!

@topic: Mir kann es glücklicherweise egal sein, ob 81% der „tagesspiegel online“-Leser die Berichterstattung für übertrieben halten, ich für meinen Teil habe seit dem Unfall mehrmals geguckt, was der Stand der Dinge ist. Ich interessiere mich auch tatsächlich mehr für den gesundheitlichen Zustand meines Kindheitsidols, als für den seines Bettnachbarn im selben Krankenhaus, so seltsam das anmuten mag (wobei man wohl kaum davon ausgehen kann, daß denjenigen, die sich für die Berichterstattung interessieren, das sonstige Leid der Welt egal ist).

Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

Wow, eine bunte Mischung an Reaktionen! Schon erstaunlich wie sehr das Thema scheinbar auch hier einige Leute emotionalisiert und wie unterschiedlich die Reaktionen darauf insgesamt ausfallen.
Bei einigen Kommentaren habe ich jedoch, ehrlich gesagt, einige Zweifel ob sie den Text oben überhaupt gelesen haben.
Und noch kurz am Rande mal angemerkt: Wie ich den öffentlichen Umgang mit einem Thema in einem solchen Beitrag hier kritisieren könnte ohne dabei das Thema mit zu erwähnen, das würde mich ja auch mal interessieren 😉

Fabian
Fabian
10 Jahre zuvor

Ein klasse Artikel! Ich wünsche Michael Schumacher natürlich auch baldige Geneseung, aber die mediale Präsentation ist deutlich uberreizt. Die letzten Tage ließen sogar Fremdschämen aufkommen, da sich ein Journalist verkleidetet, um in das Krankenzimmer gelangen zu können.
Bedauerlicherweise sehe ich jedoch kein nahes Ende dieser Entwicklung.

Phillip
Phillip
10 Jahre zuvor

Wie froh kann und muss man sein, wenn es noch Menschen gibt, die die Dinge ähnlich wie man selbst betrachtet. Vielen Dank für diesen Artikel. Aber es zeigt einmal wieder wie die Realität aussieht und was die Medien damit anstellen. Sogar die Öffentlich-Rechtlichen Sender fallen mehr und mehr in diesen Sumpf. Michael Schuhmacher hat NICHTS geleistet außer pausenlos mit Vollgas im Kreis zu fahren, dabei die Umwelt zu verpesten, Rohstoffe zu verschwenden und dabei den Nervenkitzel zu suchen. Beides hat er sehr gut gemacht und deswegen viel Geld verdient von dem der Deutsche Steuerzahler nur träumen kann. Allein weil er sein Vermögen in der Schweiz hat, ist dieser Mensch als Mitbürger schon bei mir durch. Aber was interessiert das den kleinen Mann, der Schuhmacher als Idol hat, neben der Rennbahn mit seiner Fahne stand und gejohlt hat wenn er mal wieder Schampus im Wert von hunderten von Euros durch die Gegend spritzte. Hauptsache man gehört zu etwas, dann interessieren einen doch solche Dinge nicht mehr wie Steuerflucht. Das interessiert doch auch schon Niemanden mehr bei Hoeneß, seit der auf der Jahreshauptversammlung geheult hat und es die Medien auch noch gesendet haben. Was interessiert es einen Fan von einem Verein, der den Dreier gemacht hat, wenn der Manager den Staat betrügt. Alle kriegen sie den Hals nicht voll. Schumacher genauso. Er hat den Nervenkitzel gesucht und nun hat er zu hoch gepokert. Warum fährt er sonst abseits des Weges und dann noch offenbar viel zu schnell? Und warum muss ICH GEZ-Gebühren zahlen, nur um zu sehen wie es so einem Menschen geht? Inhaltsleerer und sinnloser können die Interviews mit seiner Managerin schon nicht mehr werden. Dann bitte zeigt mir lieber weiterhin Bilder von Flutopfern oder Hungersnöten. Denn DIE können einem wirklich wehtun und verdienen mehr Sendezeit als der alte Micha. Selbst Aufregen über die ganze GEschichte lohnt sich nicht, machen tut man es leider dennoch!

Anbei sei leider betont, weil bestimmt viele Menschen die meinen Kommentar lesen nicht sachlich differenzieren können: Auch mir tut die Familie leid und ja, es ist immer eine schlimme Sache wenn jemand verunglückt.

hank
hank
10 Jahre zuvor

Michael Schumacher ist immerhin einer der wenigen Weltstars, die Deutschland zu bieten hat. Es wird ja auch nicht nur hierzulande darüber berichtet.

Tolleranz
Tolleranz
10 Jahre zuvor

Mir drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, daß viele Mitmenschen Michael Schumacher beneiden und sich jetzt, unter dem Vorwand, Kritik an der Berichterstattung zu üben, mal so richtig auskotzen.
Erst bekommt er mehr Geld, jetzt in einem tragischen Moment auch mehr Aufmerksamkeit als der Durchschnittsbürger, der hier und anderswo wütend zum verbalen Schlag ausholt. Gekrönt wird die Geschichte vom Vorwurf, was Michael Schumacher für seinen Lebensunterhalt tut, sei unmoralisch (asozial und umweltschädlich).
Mich ekelt hier nicht die mediale Ausschlachtung des Unglücks an, sondern die Reaktion in den Kommentarspalten.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-21-
„Mich ekelt an………..“!

Eine Wortwahl, die ich in diesem Zusammenhang erschreckend finde und die in diesem Zusammenhang verwandt -wieder einmal- für mich Anlaß ist, nachzudenken über „Geist, Gedanken, Worte“.

Tolleranz
Tolleranz
10 Jahre zuvor

@22 nachdenken schadet sicher nicht, allerdings möchte ich mich hier nicht mit fremden Lorbeeren schmücken. Die Wortwahl stammt aus dem hier in den Kommentaren verlinkten telepolis-Artikel.

Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

@Hank: Das über den Unfall in den Medien berichtet wird ist ja grundsätzlich auch völlig unumstritten und normal. Auch ich interessiere mich, wie ich ja bereits erwähnte, für Schumachers weiteres Schicksal. Wenn es zu seiner Genesung oder seinem Gesundheitszustand Neuigkeiten gibt, dann höre auch ich gerne davon.
Aber auch andere Prominente sind in Unfälle verwickelt, oder müssen sogar sterben. Im aktuellen Fall Schumacher ist das aber eine ziemlich ungewöhnliche Präsenz in den Medien und wohl auch kaum noch zu steigern. Das ist, meiner Meinung nach, aus verschiedenen Gründen doch arg übertrieben. Darum ging es mir.
@all: Dass ich Michael Schumacher grundsätzlich wohlgesonnen bin, das habe ich hier bei den Ruhrbaronen übrigens schon einmal Anfang Oktober 2012 dokumentiert:
https://www.ruhrbarone.de/rennsport-michael-schumacher-verkuendet-endgueltiges-karriereende/
Es ging mir in dem gestrigen Text hier in erster Linie darum den Umfang und die Art und Weise der (meiner Meinung nach) doch ziemlich ausgeuferten Berichterstattung über seinen Unfall einmal zu hinterfragen. Michael Schumacher selber ist dafür ja wohl auch kaum verantwortlich zu machen. Vor diesem Hintergrund sind eventuelle Unterstellungen von Neid und Missgunst zumindest mir gegenüber ziemlich absurd.
Und was nützen einem halbstündige Updates und zig Sondersendungen oder Laufbänder, wenn es doch eigentlich gar nichts Neues zu vermelden gibt. Wohl auch nicht umsonst hat, wie heute zu vernehmen war, die Krankenhausleitung nun erste Maßnahmen zur Eingrenzung der Vor-Ort-Berichterstattung ergriffen. Dort im Umfeld des Krankenhauses tut sich eben nichts. Die Anzahl der Reporter behindert die Ärzte und ihre Helfer inzwischen aber offenbar sogar bei der Arbeit.
Und weil es in der eigentlichen Sache offenbar derzeit kaum Neuigkeiten gibt konzentriert sich, nach allem was ich so mitbekommen habe, ein großer Teil der Berichterstattung ja auch auf die Zusammensetzung des Ärzteteams, die Person der Managerin, oder auf die anderen Personen der Gruppe mit der er beim Unfall gerade unterwegs war.

Tolleranz
Tolleranz
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwald: Ihnen galt mein Angriff keineswegs, auch wenn ich den Artikel für nicht besonders gelungen halte – man hätte daraus durchaus mehr machen können. Der Artikel auf heise.de und einige Kommentare hier haben aber mit Kritik an der Berichterstattung wenig zu tun.

Hank
Hank
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwald
Natürlich nimmt die Berichterstattung groteske Formen an. P.S. ich bin selber kein Fan von M. Schumacher. Schlimmer sind aber für mich die „Reportagen“ und Berichte über B. Becker.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Apropos „..die Berichterstattung nimmt groteske Formen an..“

Sind die Medien gleichgeschaltet? Hier mal ein Beispiel aus den USA zum Weihnachtsfest:

https://www.youtube.com/watch?v=TM8L7bdwVaA

Ob man jetzt lachen oder weinen soll, weiß ich auch nicht.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

-27 Nansy

Wir haben hier bei den Ruhrbaronen aus verschiedenen Anlässen oftmals und kontrovers diskutiert über Respekt, Anstand, Fairnis, Rücksichtsnahme im Umgang der Menschen miteinander.
Seit Jahren beobachte ich, daß dieses alles zunehmend nicht mehr Kategorien (Tugenden ?)zu sein scheinen, an denen sich die Menschen mehrheitlich orientieren, orientieren könnten, orientieren sollten.

Und in der Mehrheit der Medien -in allen?- wird nicht nur diesem gesellschaftlichen Zustand Rechnung getragen, die Medien gehen vielmehr voran, wenn es um unanständiges Verhalten, um Unfairnis, um Rücksichtslosigkeit geht, denn damit „lassen sich Auflage und Quote machen“ und für die wird jeder Preis gezahlt -wörtlich und bildlich-.

Ob das gut ist, ob das schlecht ist, ob sich das unter „Presserfreiheit“ subsumieren läßt oder ob gar die Vorstellung eine irrige ist oder ob sie sogar eine die „Gleichschaltung“ der Menschen bedeutet, wenn weiterhin eine Orientierung menschlichen Verhaltens im allgemeinen und das der Medien im besonderen an Kategorien wie Anstand,Fairnis,Rücksichtsnahme erwartet wird, mag jeder für sich bedenken und beurteilen.

Im Falle Schumacher vermisse ich jedenfalls exemplarisch gegenüber seiner Familie das aus meiner Sicht gebotenes Mindestmaß an Anstand und Rücksichtsnahme.

Das hat bei mir ganz und gar nichts zu tun mit der Prominenz des M.Schumacher oder mit seiner besonderen Wertschätzung durch mich, denn, um mich zurückhaltend zu äußern, ich stehe ihm als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens äußerst kriitisch gegenüber.

23-Tolleranz-
Ihr Wortwahl -„m i c h ekelt an…..“-, verliert in diesem Kontext für mich nicht deshalb etwas von ihrer Fragwürdigkeit, nur weil sie aus fremder Feder stammt.

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

Es ist schon manchmal seltsam, welche Prioritäten gesetzt werden – von den Medien, aber auch vom Publikum.

Woran erinnert mich das nur? An den Tod von Princess Diana vielleicht.
Gut, Michael Schumacher ist nicht tot und ich wünsche ihm von Herzen, daß er wieder gesund wird.
Aber der völlig unerwartete Hype ist ähnlich – und treibt ähnlich exotische Blüten.

Daß sich ein Journalist als Priester verkleidet, um sich Zugang zu Schumachers Krankenzimmer zu verschaffen, ist da eher eine geschmacklose Fußnote.
Aber wenn durch den Journalistenauflauf und die versammelten Fans der normale Krankenhausbetrieb behindert wird, indem Zufahrtswege für Ambulanzwagen verstopft werden, muß man sich schon was fragen.
Da beschleicht mich das gleiche Unbehagen, das ich angesichts einer Reportage über einen „Diana-Gedächtnis-Club“ empfand, der sich nicht etwa für AIDS-Kranke einsetzt, oder für das Verbot von Landminen kämpft oder Fußballvereine in Afrika unterstützt, die Meisterschaften für beinamputierte Jugendliche veranstalten. Nein! Sie sammeln Zeitungsausschnitte der gleichen Zeitungen, die von den Fotos der Paparazzi leben, die angeblich Dianas Tod verschuldet haben.

Also. Ich wünsche Schumi alles Gute.

Aber daß z. B. ein gewisser Horst Seehofer gerade aus so durchsichtigen wie kurzfristigen machtpolitischen Erwägungen heraus eine Pogromstimmung gegen Ausländer brandstiftet, beunruhigt mich dann doch mehr…

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[…] -30.12. Schumacher-Unfall: Rasender Stillstand im TV (ruhrbarone.de, Tagesspiegel, Meedia, Tobias Gillen via Twitter/Annette […]

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