Natürlich kann man sich aus guten Gründen darüber aufregen, dass das ZDF, ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender, bei den beiden Sendungen von „Deutschlands Beste“ geschummelt hat. Hannelore Kraft, Helene Fischer und der ZDF-Mann Claus Kleber wurden hochgesetzt, Wolfgang Schäuble, Michael Schumacher und Ursula von der Leyen (CDU) runtergesetzt. Am Ende passte alles schön zu den Gästen auf der Show-Couch. Wer sich darüber empört glaubt auch, dass die WM-Berichterstattung etwas mit Sportjournalismus zu tun hat. „Deutschlands Beste“ ist eine reine ZDF-PR-Show, Reklame und nein, nicht alle Zahnarztfrauen empfehlen Dr. Best Zahnbürsten.
Aber irgendwie ist mir bei der Schummel-Nachricht auch warm ums Herz geworden. Nicht weil das ZDF gemogelt hat und ich den ganzen Unfug auch noch mit einer Zwangsabgabe finanzieren muss, sondern weil Erinnerungen wach wurden.
Ich habe in den letzten Jahren so gut wie kein ZDF mehr gesehen – Ausnahme ab und an ein Fußballspiel, aber dafür interessiere ich mich eigentlich nicht besonders. Bei der ARD schaue ich mir zumindest manchmal an einen Tatort an. Die letzte richtige ZDF-Sendung, die ich gesehen habe, war „Wetten dass“. Aber auch nur, weil ich die Hoffnung hatte, Markus Lanz stolpert über ein Kabel und fällt mit seinem Gesicht in einen Eimer Mayonnaise – was dann leider nicht passierte. Aber das ZDF war der Sender meiner Kindheit und Jugend: Wicki lief auf dem ZDF, Daktari – ich hatte ein Daktari-Auto in meiner Schultüte – und die Rappelkiste und Alf. Als ich dann Kabel bekam, lebten sich das ZDF und ich auseinander. Heute schaue ich kaum mehr Real-Time-TV, nur die Simpsons sind ein fast tägliches Pflichtprogramm und die laufen auf Pro7. Es gibt wohl kaum einen langweiligeren Sender als das ZDF. Was ich beim zappen sehe, sorgt dafür, schnell auf der Fernbedienung weiter zu klicken. Ich bleibe wirklich nie hängen. Ein Besuch der Marler Innenstadt ist im Gegensatz zum ZDF-Programm eine Aneinanderreihung orgiastischer Höhepunkte. Sollte das ZDF morgen abgeschaltet werden, ich bekäme es nur mit, weil Newsroom oder Meedia darüber eine Meldung brächten.
Vielleicht ist das ganze ja auch nur eine PR-Nummer: Mit einem Skandal bringt man sich wieder ins Gespräch. Irgendwelche Dschungelcamp-Sternchen rufen ja auch mal bei Boulevardreportern an, um sich beim kiffen oder fremdknutschen fotografieren zu lassen. Warum sollten die Schummelcamp-Stars des ZDFs es nicht auch einfach mal auf die Tour versuchen?
Morgen ist das alle wieder vergessen – der Skandal und das ZDF.
Den Begriff „Schummelcamp“ hat mir Martin Kaysh geliehen.
@dda: Wenn dabei jemand manipuliert hat, dann wohl höchstens die Brasilianer mit ihrer unglaublich schlechten Leistung an dem Tag… 😉
@Robin
Sollte Deine Vermutung stimmen, dann könnte Scolari nach der WM in Brasilien zum ADAC nach Deutschland wechseln.
@ Stefan Marl? Ich habe Oer-Erkenschwick in deutlich schlechterer Erinnerung.
Was habt ihr nur immer mit den Trainern. Herr Scolari ist Weltmeister geworden, hat dabei den TITANEN schlecht aussehen lassen, ist mit einer eher mäßigen Truppe unter die letzten 4 gelangt. Aber wahrscheinlich wird er in Zukunft, so wie Löw auch, immer mit diesem 1:7/7:1 in Verbindung gebracht werden. Das wischt kein Regen ab, das 1:7.
@Thomas Weigle: Oer-Erkenschwick hat was nettes, kleinstädtisches. Der Marler Stern und sein Umfeld sind schon sehr trist.
@Stefan: Oer-Erkenschwick hat ‚was nettes‘? Sag mir bitte wo! Ich wohne nun seit 40 Jahren direkt nebenan, konnte es aber noch nicht finden! 😉
@#3 | Thomas Weigle: Scolari hat seit gestern noch ein 0:3, also insgesamt ein 1:10 als Erklärungsaufgabe offen. Ich misch mich da nicht ein, aber mir persönlich bekannte Brasileros aus Exklaven und Auswanderungen knüpfen schon Stricke…
@Stefan: Mich persönlich würde ja interessieren, ob es tatsächlich menschliche Lebewesen gibt, die geglaubt hatten, diese Sendung basiere auf statistischen Methoden oder würde einen realistischen Querschnitt von Irgendwas abbilden.
Bei der NASA produzieren sie immer wieder neue Scanner für diese Frage, bei der NSA sind die Scanner schon seit den 50ern im Einsatz, aber wer sind die Idioten, pardon, Menschen dahinter, die das glauben?
@Klaus Lohmann Da die ihnen bekannten Brasilianer wohl hier leben, wird sich ihre Wut möglicherweise abkühlen bis sie vor Ort der beabsichtigten Umsetzung des Volkswillens sind. Allerdings lese ich heute morgen, dass der künftige brasilianische Verbandschef hinter Scolari stehe. Nun weiß man ja aus langjähriger Anschauung, was solche Sprüche wert sind. Man muss hinter einem stehen, um ihn mit einem Tritt hinaus zu befördern. Wie ich sagte, dass 1:7 wäscht kein Regen ab, und sei es ein tropenstürmiger Guss. Dies alles ändert aber nichts an seinen Verdiensten.