Neues über die Documenta von unserem Gastautor Jonas Dörge.
Über die Verantwortung der Präsentation antisemitischer Machwerke heißt es:
Presserklärung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung
der documenta fifteen
Die Gesellschafter der documenta gGmbH haben uns als Gremium zur fachwissenschaftlichen Begleitung eingesetzt, um als antisemitisch identifizierte bzw. diskutierte Werke zu analysieren, den Umgang der documenta fifteen mit antisemitischen Vorfällen zu untersuchen und Vorschläge zu entwickeln, wie ähnliche Vorgänge künftig zu verhindern sind. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen zu einzelnen Exponaten und der documenta fifteen als Ganzer, besteht eine besondere Dringlichkeit für die Beratung zu diesen Fragen. Wir haben daher den Gesellschaftern eine erste Einschätzung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums vorgelegt, die in einigen Punkten umfassender ist, als die Stellungnahme des gesamten Gremiums.1. Die Ebene der ausgestellten Werke, Film- und Archivmaterialien
Auf der Ebene der ausgestellten Werke ist es aus Sicht des Gremiums die dringlichste Aufgabe, dieVorführung der unter dem Namen „Tokyo Reels Film Festival“ gezeigte Kompilation von pro- palästinensischen Propagandafilmen aus den 1960er-1980er des Kollektivs „Subversive Film“ zu stoppen.
Hoch problematisch an diesem Werk sind nicht nur die mit antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken versehenen Filmdokumente, sondern die zwischen den Filmen eingefügten Kommentare der Künstler:innen, in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren. Das historische Propagandamaterial wird nicht – wie es ohne Zweifel geboten wäre – kritisch reflektiert, sondern als vermeintlich objektiver Tatsachenbericht affirmiert.
Dadurch stellen die Filme in ihrer potentiell aufhetzenden Wirkung eine größere Gefahr dar als das bereitsentfernte Werk „People’s Justice“. Viele der Filme präsentieren Israel und seine Streitkräfte ausschließlich als Täter:innen, die gezielt Zivilist:innen, insbesondere Frauen und Kinder, angreifen. Im Kontrast dazu wird die palästinensische Seite als unschuldig und wehrlos dargestellt. Die wiederholten Terroranschläge gegen israelische Zivilist:innen werden hier – wie in der gesamten Ausstellung – ebenso wenig erwähnt wie die Tatsache, dass Israel regelmäßig von den Armeen Syriens, Jordaniens und Ägyptens angegriffen worden ist.
Darüber hinaus schlägt die einseitig negative Darstellung Israels mehrfach in offenen Antisemitismus um. Um nur ein Beispiel zu nennen: Israel wird ein „faschistischer“ Charakter vorgeworfen und unterstellt, einen „Genozid“ an den Palästinensern zu betreiben – es wird dadurch mit dem nationalsozialistischen Deutschland gleichgesetzt. Eine solche Gleichsetzung der israelischen Politik mit der der Nationalsozialisten ist etwa nach der Definition der International Holocaust Remembrance Alliance, die von vielen Nationen, darunter auch einigen Ländern des Globalen Südens, übernommen wurde, als antisemitisch zu bewerten. Ebenfalls problematisch ist die Entstehungsgeschichte des Werks.
Laut documenta-Website spielte Masao Adachi eine Rolle dabei, Subversive Film die Filmrollen anzuvertrauen. Adachi war Mitglied der japanischen Roten Armee und kollaborierte mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas, zwei Gruppen, die Terroranschläge gegen israelische und andere Zivilist:innen verübten, darunter das Massaker am Flughafen Lod 1972, bei dem 26 Menschen ermordet wurden. Eine eventuelle Wiederaufnahme der Vorführungen der Filme wäre nur denkbar, wenn sie in einer Form kontextualisiert würden, die den Propagandacharakter der Filme verdeutlicht, ihre antisemitischen Elemente klar benennt und historische Fehldarstellungen korrigiert.
Nach Auffassung der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums ist das „Tokyo Reels Film Festival“ das eklatanteste Beispiel für eine Einseitigkeit der documenta fifteen in Hinblick auf den arabisch-israelischen Konflikt, mit dem sich vergleichsweise viele Werke beschäftigen. Nahezu in allen diesen Werken werden einseitig kritische bis hin zu dezidiert israelfeindlichen Haltungen zum Ausdruck gebracht. Diese schlagen sich in den bildlichen Darstellungen und Aussagen nieder, die nach gängigen Kriterien als antisemitisch bewertet werden können. Besonders deutlich wird es dann, wenn die Existenz Israels in den Werken infrage gestellt bzw. bestritten wird. Unter diesen Gesichtspunkten halten die unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums die Auseinandersetzung mit der Werkreihe „Guernica Gaza“ und mit Dokumenten aus den Archives des luttes des femmes en Algérie für geboten. Die Analyse dieser und weiterer Werke – u.a. von Taring Padi – dauert noch an. Detailliertere Stellungnahmen werden den Gesellschaftern zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt.
2. Die Ebene der künstlerischen Leitung
Die beschriebene Einseitigkeit der präsentierten Positionen zum arabisch-israelischen Konflikt ist aus Sicht der unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums nicht den einzelnen Künstler:innen zuzurechnen, sondern Folge eines kuratorischen Konzepts der künstlerischen Leitung, das bewusst auf Kontrolle über die Zusammenstellung und Präsentation der Ausstellung verzichtet hat. Dieser im Prinzip begrüßenswerte dialogische und kooperative Ansatz ändert jedoch nichts an der kuratorischen Gesamtverantwortung von ruangrupa.Allein die künstlerische Leitung hatte die Möglichkeit, aus einer Gesamtperspektive auf die Ausstellung zu blicken. Auch wenn sie bewusst auf einen solchen Überblick verzichtet haben sollte, bleibt sie für die gesamte Ausstellung verantwortlich. Im Ergebnis hat die künstlerischen Leitung eine documenta zu verantworten, in der antisemitische Werke ausgestellt wurden und Israel und Israelis ausschließlich als Täter:innen und Aggressor:innen in Erscheinung treten.
Der Eindruck einer kuratorischen Unausgewogenheit wird dadurch verstärkt, dass in der Ausstellung weder Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und der Shoah und ihren Folgen noch jüdischen Perspektiven auf den Nahostkonflikt Raum gegeben wird und die künstlerische Leitung mit der Kuratierung immer auch ein eigenes politisches Projekt verbunden hat. Ebenfalls problematisch erscheint uns die fehlende Auseinandersetzung der künstlerischen Leitung mit den antisemitischen Vorfällen, deren Kritik als „Zensur“ diskreditiert wird.
3. Die Ebene der Organisation der documenta
Auch auf der Ebene der Organisation der documenta ist sind die unterzeichnenden Mitglieder des Gremiums der Auffassung, dass die Verfahrensabläufe und Kommunikation in Reaktion auf die Diskussionen unzureichend bis kontraproduktiv gestaltet sind. Für den Umgang mit problematischen Werken scheint die documenta kein Verfahren vorzuhalten, das über die Prüfung der Strafbarkeit eines Exponats hinausgeht.Die Organisation der documenta scheint nicht darauf eingestellt zu sein, im Falle interner oder öffentlicher Kritik an dem Projekt oder der künstlerischen Leitung zu vermitteln. Als besonders bedauerlich empfinden es die Unterzeichnenden, dass die Geschäftsführung der documenta nach Beginn der Ereignisse nicht in einen nachhaltigen Dialog mit Vertreter:innen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eingetreten ist.
Nimmt man diese drei Ebenen zusammen, wird deutlich, dass die gravierenden Probleme der documenta fifteen nicht nur in der Präsentation vereinzelter Werke mit antisemitischer Bildsprache und antisemitischen Aussagen bestehen, sondern auch in einem kuratorischen und organisationsstrukturellen Umfeld, das eine antizionistische, antisemitische und israelfeindliche Stimmung zugelassen hat.
Unterzeichnende:
Nicole Deitelhoff (Vorsitzende)
Julia Bernstein
Marina Chernivsky
Peter Jelavich
Christoph Möllers
Mit der gewohnt weinerlichen Arroganz reagierten die Documenta-Macher auf die Pressemitteilung (Übersetzt mit Google):
Wir sind wütend, wir sind traurig, wir sind müde, wir sind vereint.
10.09.2022
Sehr geehrter Christian Geselle, Angela Dorn, Susanne Völker, Claudia Roth, der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der documenta,Wir sind wütend, wir sind traurig, wir sind müde, wir sind vereint.
Wir haben unser Bestes gegeben, um über Chaos, Feindseligkeit und Rassismus hinwegzukommen, die diese Ausgabe der documenta verschlungen haben. Wir haben unser Bestes versucht, konzentriert und engagiert bei unserer Arbeit und den Versprechungen und Hoffnungen der Lumbung zu bleiben. Wir waren belastbar und solidarisch mit unseren Gemeinden, Freunden, Unterstützern, Gastgebern und Gästen.
Die heute hier veröffentlichte Pressemitteilung bezieht sich auf eine breitere vorläufige Einschätzung. Wir haben diesen vorläufigen Bericht des wissenschaftlichen Beirats gesehen.
Dieser Bericht stellt eine neue Grenze dar, die überschritten wird, und wir lehnen sie kategorisch ab: Diese Linie markiert eine rassistische Abweichung in einer schädlichen Struktur der Zensur. Der im August 2022 vom Aufsichtsrat der Documenta gGmbH berufene wissenschaftliche Beirat hat seine vorläufigen Ergebnisse erarbeitet. Neben unzähligen und problematischen Vorwürfen argumentiert der Bericht, dass „[…] die gravierenden Probleme der documenta five nicht nur in der Präsentation vereinzelter Werke mit antisemitischen Bildsprachen und Aussagen bestehen, sondern auch in einem kuratorischen und organisatorischen strukturellen Umfeld, das es gegeben hat ließ eine antizionistische, antisemitische und antiisraelische Stimmung herrschen.“
Da wir zu unserer Ablehnung der Zensur stehen, haben wir uns entschieden gegen die Einrichtung dieses wissenschaftlichen Beirats ausgesprochen. Wir akzeptieren die Behauptungen ihres vorläufigen Berichts nicht, die schlecht recherchierte Behauptungen aus den Medien schamlos reproduzieren; ebenso mangelt es dem Bericht an wissenschaftlichen Beweisen, akademischen Referenzen, strenger Argumentation und Integrität.
Seit Monaten sind wir in großen Medien, auf den Straßen und in unseren Räumen ständig mit Verleumdungsangriffen, Demütigungen, Vandalismus und Drohungen konfrontiert. Noch erschreckender ist die normalisierte Abweisung dieser Klagen. Diese Erfahrungen haben wir in unseren bisherigen Stellungnahmen ausführlich dargestellt und vom Aufsichtsrat der Documenta gGmbH völlig ignoriert.
In diesem feindlichen Umfeld waren Akteure mit einer koordinierten Agenda entschlossen, jeden Hinweis auf eine vorweggenommene „Schuld“ zu finden, jedes kritische Detail in eine vereinfachende antisemitische Lesart zu verdrehen und dieselbe Anschuldigung immer wieder zu wiederholen, bis sie als Tatsache akzeptiert wurde . Es ist für uns offensichtlich, dass derselbe Mechanismus, den Ball von Cybermobbern und rassistischen Bloggern zu Mainstream-Medien zu rassistischen Angreifern vor Ort, zu Politikern und sogar zu Akademikern zu spielen, in jeder Situation reproduziert wird. Es hat die Mechaniker des „wissenschaftlichen“ Beratungsgremiums klar informiert.
Wir wissen, was es bedeutet, aufgrund von Hautfarbe, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Geschlecht, Sexualität, Herkunft, Kaste und/oder Behinderung diskriminiert zu werden. Wir verstehen, wie sich unsere verschiedenen antikolonialen Kämpfe überschneiden. Und dass diese Kämpfe im gesellschaftlichen Alltag anstehen. Wir bekennen uns zur Rolle der Kunst beim Widerstand gegen diese umfassenderen gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten. Und im Zusammenhang mit der documenta 15 und den Besonderheiten des deutschen Kontexts sehen wir, dass die Angriffe auf palästinensische Künstler der Punkt sind, an dem sich unsere antikolonialen Kämpfe treffen, und dass sie zu einem Angriffspunkt geworden sind. Antimuslimischer, antipalästinensischer Rassismus, Antiqueer, Transphobie, Anti-Roma, Abelismus, Kasteismus, Anti-Schwarze, Fremdenfeindlichkeit und andere Formen von Rassismus sind Rassismen, mit denen sich die deutsche Gesellschaft neben Antisemitismus auseinandersetzen muss.
Wir sind empört, wir sind erschöpft und wir werden die Dinge beim Namen nennen.
Wir schließen aus den losen Annahmen und haltlosen Anschuldigungen des vorläufigen Berichts, dass die Definition der International Holocaust Rememberance Alliance verwendet wird. Durch die Verwendung dieser zutiefst problematischen Definition von Antisemitismus, die die Verschmelzung von Kritik am Staat Israel und Kritik am Zionismus mit Antisemitismus zulässt, schafft das wissenschaftliche Beratungsgremium einen Rahmen, der eine unvermeidliche Verurteilung der Verwüstung seiner Struktur vorgibt Struktur, palästinensische Künstler und ihre Werke und letztlich die documenta fünfzehn als Ganzes. Welche Art von akademischer Integrität ignoriert absichtlich Geschichte und Fakten im Dienste rassistischer und hegemonialer Agenden?
Der Vorbericht setzt Kritik an den aktuellen Gewalttaten des israelischen Staates mit Hass gleich. Betrachten Sie die folgende aufrührerische Aussage: „Die antiisraelische Propaganda und ihre inszenierte Bestätigung durch die Künstler schüren wahrscheinlich Hass gegen Israel und Juden.“ Es weist darauf hin, dass die Verfasser dieses Berichts künstlerische Praxis auf Propaganda reduzieren – ein äußerst komplexer Begriff, den das wissenschaftliche Gremium nicht definiert. Ihr vereinfachender Begriff von „Propaganda“ ermöglicht ein fadenscheiniges Argument, dass die Kritik am Staat Israel eine Aufstachelung zum Hass auf ein ganzes Volk ist – das ist eine sehr ernste Anschuldigung, die uns schockiert und verletzt.
Wir lehnen es kategorisch ab. Wir lehnen das absichtliche politische Manöver ab, das darauf abzielt, Kämpfe zu trennen und sie voneinander zu trennen – uns voneinander zu trennen. Wir stehen bedingungslos und ohne Zögern zusammen mit unseren jüdischen Genossen und Gemeinden, die sich am offensten gezeigt haben. Sie wissen, wie wir wissen, dass wir alle zusammen in dieser Sache stecken. Wir wissen, dass kein Kampf alleine erfolgreich sein kann, dass es jüdische Stimmen in Deutschland sind, die eingetreten sind, um die palästinensische Stimme zu verkörpern und zu verstärken, wenn die Feindseligkeit hoch war – und die Aggression zu schwer zu ertragen war. Sie wissen, wie wir, dass Sicherheit etwas ist, was wir gemeinsam aufbauen, dass Sicherheit etwas ist, was der Staat nicht gewähren kann. Dem Staat geht es um Sicherheit, aber Sicherheit ist nicht Sicherheit: Sicherheit kann nur in Gemeinschaft mit anderen geschaffen werden.
Die Frage ist nicht das Existenzrecht Israels; die frage ist wieEs existiert. Widerstand gegen den Staat Israel ist Widerstand gegen den Siedlerkolonialismus, der Apartheid, ethnische Säuberung und Besatzung als Formen der Unterdrückung einsetzt. In dem Bericht heißt es: „Eine vergleichsweise große Anzahl von Werken befasst sich mit dem arabisch-israelischen Konflikt. Fast alle diese Werke drücken eine einseitig kritische oder gar dezidiert antiisraelische Haltung aus.“ Die documenta 15 ist eine Ausstellung, die Arbeiten von vielen Künstlern enthält, die breiteren Basisbewegungen angehören, die mit Kolonialregimen gekämpft haben und immer noch kämpfen. Der palästinensische antikoloniale Kampf taucht in den Werken vieler Lumbung-Künstler aufgrund der historischen Solidaritäten zwischen diesen transnationalen antikolonialen Kämpfen auf.
Trotz der Beschwörung des Namens „Wissenschaft“ verwendet das Gremium keine klare Methodik oder eine Reihe von Definitionen, um seine Bewertung vorzunehmen. Das Gremium umgeht die rigorose Aufgabe, seine Begriffe zu definieren, und reiht wiederholt „antizionistisch, antisemitisch und antiisraelisch“ aneinander – und löscht damit effektiv ihre enormen Unterschiede in einer metonymischen Unschärfe aus. Die Schlussfolgerungen des wissenschaftlichen Beirats zum vermeintlichen Rassismus der documenta 15 basieren auf dieser rücksichtslosen Begriffsvermischung. Wir lehnen die vereinfachende, bedrückende, pseudowissenschaftliche Herangehensweise des Aufsichtsrats und die mangelnde Strenge des Vorberichts ab. Wir verstehen dies als eine Möglichkeit, deutsche Schuld und Geschichte in palästinensische und andere antikoloniale Kämpfe zu projizieren und zu transponieren. Wir erkennen an, dass anstelle einer akribischen Methodik, Die Argumente verwenden eine faule und bösartige Manipulation, die diejenigen, die die Unterdrückung kritisieren, gegeneinander ausspielt und falsche Risse zwischen den Gemeinschaften entlang der Identitätslinien auferlegt. Dies ist eine Verschleierungstaktik, die eine Gemeinschaft gegen eine andere instrumentalisiert. Wir lehnen den selektiven Gebrauch und die Bewaffnung von „Wissenschaft“, Geschichte und dem Leiden anderer ab und verurteilen sie.
Wir sind entschlossen, wir sind zusammen, wir geben nicht auf.
Wir geben keine Erlaubnis, von noch einer anderen Institution definiert, inspiziert oder neu besiedelt zu werden.
Wir verweigern – und wir handeln nach unserer Verweigerung – auf die gleiche Weise wie beim Lumbung, wir tun es gemeinsam, bejahend und poetisch. Wir behaupten, dass unser Rumbung weitergeht, während Ihre Documenta endet; unsere Solidarität geht weiter, während eure Überlegenheit, Arroganz und Machtspiele enden. Von nun an werden wir überall und für viele Jahre unsere Erfahrungen auf der documenta archivieren und auf der lumbung aufbauen.
Wir lehnen die aggressive, ungeprüfte und vorsätzlich demütigende Form der Kritik und des Urteils des Aufsichtsrats und der Aktionäre ab. Wir lehnen eurozentrische – und in diesem Fall spezifisch deutschzentrische – Überlegenheit als Form der Disziplinierung, Führung und Zähmung ab. Wir kommen hier auf Augenhöhe. Wir kommen mit Macht hierher, und wir kommen hierher, um uns in die Öffentlichkeit zu stellen, ohne etwas zu verbergen oder uns zu schämen. Wir kommen hierher als nichts weniger als Gleichgestellte, die demütig voneinander lernen können, die einander helfen können, die sich umeinander kümmern, weil wir wissen, dass unsere gegenseitige Abhängigkeit der einzige Weg zu einer gerechteren planetarischen Zukunft ist.
Wir haben mit vielen Basisgruppen in Kassel zusammengearbeitet. Wir haben unsere Kämpfe und Ängste geteilt. Wir haben Kritik entgegengenommen, wo Kritik geäußert wurde, und wir haben Kritik geäußert, wo Kritik erforderlich war; das hat uns alle stärker und widerstandsfähiger gemacht. So schafft Kunst Bedeutung, so bewegt sie sich, so soll und funktioniert sie. Unsere Verwundbarkeiten und Kämpfe dem Publikum und der Öffentlichkeit in Deutschland zu öffnen, war ein Akt des Vertrauens in ein Publikum, das sich wie wir engagiert, verletzlich wie wir ist, wie wir in seiner Umgebung kämpft, wie wir um Solidarität bittet und bereit ist, solidarisch zu sein. so wie wir. Wir haben erlebt, wie sich das Publikum engagiert und kritisiert und Zeit mit der Arbeit und den Ideen verbracht hat, die auf der documenta 15 präsentiert wurden. Uns wurden schwierige Fragen gestellt und wir hatten so viele inspirierende Gespräche.
Die Offenheit und Inklusivität des Lumbung ist so, wie wir uns unsere Welt vorstellen. Es ist nicht nur eine Übung für die documenta 15; Es ist ein Modell, das wir praktiziert haben, bevor wir uns hier versammelt haben, und das wir weiterhin praktizieren werden, als eine Art, solidarisch zu sein, eine Art, inklusiv zu sein, eine Art zu denken, zu teilen, zu dokumentieren, eine Art zu kämpfen, eine Art dafür Widerstandsfähigkeit.
1- Es wurde am 1. August bekannt gegeben: https://www.documenta.de/en/press#press/3039-documenta-shareholders-of-documenta-introduce-scientific-advisory-panel
2- Originaltext: …die gravierenden Probleme der documenta 15 nicht nur in der Präsentation vereinzelter Werke mit antisemitischer Bildsprache und antisemitischen Aussagen bestehen, sondern auch einem kuratorischen und organisationsstrukturellen Umfeld, das eine antizionistische, antisemitische und israelfeindliche Stimmung zugelassen hat.
3- Bitte lesen Sie die vorherige Erklärung der Lumbung-Community hier: https://www.e-flux.com/notes/481665/censorship-must-be-refused-letter-from-lumbung-community
4- Für eine Kritik dieser umstrittenen Definition siehe diesen offenen Brief, der in The Guardian veröffentlicht wurde: https://www.theguardian.com/news/2020/nov/29/palestinian-rights-and-the-ihra-definition-of- Antisemitismus
5- Originaltext: Die antiisraelische Propaganda und deren inszenierte Affirmation durch die Künstler:innen sind geeignet, Hass gegen Israel und Jüdinnen und Juden zu schüren.
6- Originaltext: Vergleichsweise viele Werke beschäftigen sich mit dem arabisch-israelischen Konflikt. Nahezu in allen diesen Werken wird eine einseitig kritische bis hin zu dezidiert israelfeindliche Haltung zum Ausdruck gebracht.
An ihrer schmierig-weinerlichen Stammelprosa sollt ihr sie erkennen
Der ist der Stil der überforderten.
Die konservative Fraktion der Bischöfe beim synodalen Weg reagiert ähnlich, man fühlt sich missverstanden, unter Druck, im Recht, als Opfer und will wie bisher weitermachen können.
Ist dabei aber außer Stande trotz zeitlichem Vorlauf eine argumentativ schlüssig hinterlegte Gegenposition zu formulieren, aktiv am Dialog teilzunehmen, strukturierte Prozesse einzuhalten und mehr abzuliefern als eine Trotzreaktion.
Analog zum Statement des Aachener Bischofs Helmut Dieser, „„Wir brauchen die Konservativen. Aber sie machen ihre Sache nicht gut genug.“ kann man hier feststellen wir brauchen die Perspektive aus den ehemaligen Kolonien, aber der „globale Süden“ macht seine Sache nicht gut genug.
[…] Mit der gewohnten weinerlichen Arroganz reagieren die Documenta-Macher auf die Kritik des Experten-G… […]
Schön einmal wieder von Jonas Dörge zu hören, dem Mann, der mit seiner Belehrung einer gerade verstorbenen Auschwitz-Überlebenden, dass sie vom Antisemitismus keine Ahnung habe (nachzulesen in Bahamas 88/2021), die Träume des wieder gut gewordenen Tätervolkes wahr werden ließ: endlich einmal durfte das wieder gesagt werden und wer den Mördern entkam, war noch lange ihren Nachkommen entwischt, die sich den Spaß machten, ihr zu bescheinigen, sie sei „Kult“ und gebe „Powersätze“ von sich. Mit diesem launigen Text reiht sich Dörge in eine deutsche Glaubensgemeinschaft ein, die überzeugt ist, dass es Antisemitismus nur noch als etwas gebe, das „von außen“ komme, von irgendwelchen indonesischen Künstlerkollektiven, von Islamanhängern oder vom obskuren, volksfernen „Staatsantifaschismus“.
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Bei dieser Auschwitz-Überlebenden handelt es sich um Esther Bejarano, eine fanatische Israelhasserin, Mitglied der stalinistischen DKP und Unterstützerin des antisemitischen BDS.
Herr Schweighäuser, Auschwitz war eine Vernichtungsfabrik. Sie versuchen, daraus eine Besserungsanstalt zu machen, aus der alle dieser Hölle Entronnenen automatisch als reine Engel herauskommen. Dem ist nicht so, Esther Bejarano war ein Gegenbeispiel.
Doch die Möglichkeit, hier zu differenzieren nutzen Sie nicht, weil es sonst nicht mehr in Ihren Kram passt und Sie dies für Ihre verqueren Positionen nicht mehr verwerten können.
[…] vorgeworfen wurde, reagierte das Kuratorenkollektiv gemeinsam mit vielen Künstlern mit einer Erklärung voller Revoluzzerkitsch und Pathos, in der Israel Siedlerkolonialismus, Apartheid, ethnische […]