Mit Nuri Sahin verlässt ein Spieler den BVB, der zuletzt für viele Negativschlagzeilen sorgte

Nuri Sahin. Foto: Robin Patzwaldt

Es war der vielleicht spektakulärste Spielerwechsel des gestrigen ‚Deadline Days‘ , dem letzten Tag der Sommer-Wechselperiode, in der Fußball-Bundesliga: Nuri Sahin verließ Borussia Dortmund und kickt zukünftig für den SV Werder Bremen.

Knapp eine Millionen Euro kassierten die Dortmunder dem Vernehmen nach nur noch für den Mittelfeldstrategen, der einst als eines der größten Talente Europas galt und eine äußerst bewegte Vergangenheit beim BVB vorzuweisen hat.

Kaum ein Spieler der Schwarz-Gelben produzierte im Laufe der letzten Jahre so viele positive wie negative Erinnerungen beim Anhang der Schwarz-Gelben.

Seinen fulminanten Start als Jugendlicher in der ersten Mannschaft der Borussen, mit nicht einmal 17 Jahren haben, viele Fans inzwischen wohl schon fast vergessen. Noch immer ist Sahin der jüngste Bundesliga-Torschütze aller Zeiten.

Höhepunkt einer durch starke Leistungsschwankungen geprägten ersten Karrierephase war die Deutsche Meisterschaft mit dem BVB im Jahre 2011. Unter Trainer Jürgen Klopp entwickelte sich der Türke zum Führungsspieler, wurde parallel zum echten Fan-Liebling.

Als einer der ersten Leistungsträger der damals gerade frisch aufblühenden Profitruppe der Dortmunder entschied er sich jedoch zum großen Entsetzen der Anhänger und seines damaligen Coaches den Verein direkt nach der ersten Meisterschaft seit der Fast-Insolvenz wenige Jahre zuvor in Richtung Real Madrid zu verlassen.

Dort konnte er sich dann jedoch nicht durchsetzen. Auch in Liverpool, wohin es ihn rasch weiterzog, wurden seine sportlichen Darbietungen nicht entsprechend geschätzt, so dass Sahin bereits im Jahre 2013 reumütig und im Ausland sportlich weitestgehend gescheitert nach Dortmund zurückkehrte.

Es folgte eine lange unglückliche Phase mit schier unzähligen Verletzungen und gesundheitlichen Rückschlägen an der alten Wirkungsstätte im Ruhrgebiet. Auf dem Platz spielte er dadurch auch hier kaum noch eine Rolle. Viel zu selten deutete Sahin seine früher beim BVB bewiesene Klasse an. Neben dem Platz galt er bei den Schwarz-Gelben allerdings trotzdem nahezu durchgängig als eine Führungspersönlichkeit.

An meinungsstarken Interviews mangelte es bei ihm tatsächlich nie. Mit entsprechenden Leistungen konnte er sie auf dem Rasen allerdings nicht mehr unterfüttern. Sowohl bei Coach Thomas Tuchel, als auch bei Peter Bosz und dessen Nachfolger Peter Stöger zählte er nur phasenweise zum Stammpersonal.

Viel häufiger als auf dem Platz war sein Wirkungskreis jetzt die Ersatzbank oder gar die Tribüne. Nun drohte ihm in den lvergangenen Wochen ein ähnliches Schicksal unter Lucien Favre, der Sahin in den ersten beiden Pflichtspielen ebenfalls komplett verschmähte.

Es waren unbestritten harte Zeiten für Sahin, der zwar endlich wieder weitestgehend gesund und verletzungsfrei war, trotzdem von mehreren Übungsleitern hintereinander sportlich als nicht mehr gut genug für die Stamm-Elf des ambitionierten BVB eingestuft wurde.

Aus dieser unrühmlichen Zeitspanne in Erinnerung geblieben sind in erster Linie seine wenig schmeichelhafte Rolle im Schauspiel rund um die  Entmachtung von Trainer Thomas Tuchel im Frühsommer 2017 und auch ein hier bei uns im Blog Anfang März 2018 vieldiskutierter Tweet, in dem er türkische Soldaten auf sehr umstrittene Art und Weise öffentlich Lob preiste.

Jetzt hat Sahin seine Zelte in Dortmund also am Freitag (vorerst) abgebrochen. Der Klub hat ihm postwendend eine für seinen relativ geringen sportlichen und wirtschaftlichen Wert ungewöhnlich positiv formulierte Pressemeldung hinterhergeschickt. Trotz der jüngsten Diskussionen abseits des Platzes und offensichtlich stark nachlassender fußballerischer Leistungen.

Man darf gespannt sein, ob Sahin sich in Bremen diesmal endlich wieder einmal auf dem Spielfeld durchsetzt. Es wäre immerhin das erste Mal seit gut sieben Jahren, dass er dauerhaft Stammspieler in einer Profimannschaft auf Erstliganiveau wäre.

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Jupp Schmitz
Jupp Schmitz
6 Jahre zuvor

Hallo Robin,
als treuer Leser dieses Blogs und gleichzeitig ebenso treuer Werder Fan habe ich bei dieser Personalie auch so' n mulmiges Gefühl.
Immerhin war ja keine Ablöse fällig, ansonsten fällt mir interessanterweise Miro Klose ein. Als der an die Weser kam, war sein Standing auch nicht das beste.

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