Die SPD in Mülheim mag nicht mehr den Oberbürgermeister stellen und macht entschlossen den Weg frei für Diane Jägers (CDU), die gemeinsam Kandidatin von Grünen und CDU. Die Sozialdemokraten haben sich entschlossen nicht ihren amtierenden Oberbürgermeister aufzustellen, sondern Monika Griefahn (SPD), die ehemaligen Umweltministerin Niedersachsens unter Gerhard Schröder (SPD). Griefahn stammt aus Mülheim und kehrt nach Jahrzehnten in Norddeutschland nun politisch zurück in ihre Heimatstadt. Der Bild-Zeitung, die zuerst über die Personalentscheidung berichtete, erklärte Mülheims SPD-Chef, wie er auf die einst prominente Sozialdemokratin kam, die zuletzt als Beraterin für das Kreuzfahrtunternehmen AIDA tätig war: „Ich habe bei Wikipedia geguckt, welche Politik-Profis aus Mülheim kommen“.
Es gibt einen ganz sicheren Weg, wie eine Partei eine Oberbürgermeisterwahl verliert und die SPD in Mülheim hat ihn nun beschritten: Man stellt sich gegen den eigenen Oberbürgermeister und bekämpft ihn über Jahre. Der noch amtierende OB Ulrich Scholten (SPD) wurde mit haltlosen Vorwürfen überschüttet, angegriffen und denunziert. Seine zerstrittene Partei wollte ihn nicht mehr. Nun darf Griefahn für die SPD in Mülheim an der Ruhr die Niederlage klar machen, an der sie keine Schuld treffen wird. In Zeiten, in denen die Sozialdemokraten auf dem Weg zur Kleinpartei sind, im Bund auf dem vierten Platz liegen und selbst im Ruhrgebiet nicht mehr dominieren, mag auch die Mülheimer SPD nicht hinten an stehen und begeht politischen Selbstmord. Extrapunkte gibt es für den lokalen Parteichef Rodion Bakum für die sportliche Aussage „Monika Griefahn ist eine Traum-Besetzung. Sie ist die glaubwürdigste Person in unserem Land, die konsequent Umwelt- und Klimaschutz mit einer innovativen Wirtschaftspolitik verbindet.“ Glaubwürdiger also als NRW-Parteichef Hartmann, der neue, aus NRW stammende, SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans und Fraktionschef Thomas Kutschaty? Humor hat der Mann. In Mülheim sollte die SPD für die Zeit nach der Wahl nach einem neuen Vorsitzenden googeln.
Warum nehmen die Genossen nicht gleich Hannelore Kraft? Die kommt auch aus Mülheim und hat im Spiel "SPD versenken" doch bereits große Erfolge vorzuweisen …
Selten so etwas tendenziöses gelesen.
Nun, wenn Herr Bakum findet, Griefahn sei die glaubwürdigste Person, darf man ihm diese persönliche Meinung ruhig lassen. Glaubwürdig im Sinne von "vertrauenswürdig" bzw. "ehrbar"? In dieser Hinsicht ist Walter-Borjans garantiert kein Vorbild: https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-norbert-walter-borjans-der-steuerpolitische-daniel-duesentrieb/25393164.html?ticket=ST-42735274-KKiXxC9osQnNNd14MR2S-ap3
Warum müssen die Ruhrbarone bloß immer auf die SPD eintreten? Die Partei liegt bereits geschlagen & zerstört am Boden. Sucht lieber nach würdigen Gegner und steigt mit denen in den Ring.
Schon Trapattoni schrieb (aus dem Gedächtnis zitiert): Die SPD hat fertig.
Nebenbei: Als Niedersachse gönne ich Mülheim die Griefahn aus vollem Herzen.
Ich finde es nicht richtig, von vornherein alles in Grund und Boden zu reden, was die SPD versucht. Ja, die Sozialdemokraten haben etliches in den letzten Jahrzehnten falsch gemacht. Um so besser, wenn sie die Zeichen der Zeit erkennen und, wie in diesem Falle, mit einer hochdekorierten Kandidatin ins Rennen gehen statt wieder mit irgend welchen drittklassigen Provinzpolitikern.
Aus meiner Sicht ist Monika Griefahn mit Abstand die stärkste Kandidatin bei der OB-Wahl. Dass die SPD sich jetzt nicht für Scholten aussprechen wird, war doch klar. Auch wenn der Verlauf der vergangenen Jahre für die Partei schädlich und das Verhalten einiger SPD-Mitglieder unanständig war, gibt es für mich keinen Grund, diese Kandidatur jetzt reflexhaft schlecht zu machen.
@Michael – Warum müssen die Ruhrbarone bloß immer auf die SPD eintreten?
Da hat offenbar jemand noch nicht aufgegeben, dass bei der SPD eine Wende möglich ist und zieht bei der Kritik alle Register. Ich schweige lieber tendenziös, damit die zu erwartende Extrapolation auch eintritt: 9_13 und der Tag der Kommunalwahl NRW am 9. September 2020
Unverständlich, warum Monika Griefahn, in gegen Diane Jägers, Rechtsdezernentin aus Dortmund, geboren im Landkreis Cuxhaven, überhaupt noch antritt. Die Stimmen von CDU und Grüne dürften doch reichen.
An bundesweiter und internationaler Erfahrung und Vernetzung wird es der neuen SPD-Hoffnung für Mülheim sicher nicht mangeln. Allerdings hat der Wechsel vom Greenpeace Schlauchboot auf's Komfortdeck bei AIDA doch zu einem katastrophalen Verlust von Glaubwürdigkeit geführt.
Ähnliches ist auch für die Ambitionen im Wohnungsbereich zu befürchten: Wenngleich sie selbst sich in der Vergangenheit als „Vermieterin von bezahlbaren Wohnraum“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, verspricht sie bereits im Vorfeld der Wahl, für eben diesen zu sorgen.
Ob die angeschlagenen Genossen für das Engagement der einstigen Umweltaktivistin tatsächlich dankbar sein müssen – bleibt abzuwarten.