Fußball-Deutschland durfte an diesem Wochenende einmal wieder einen dieser seltenen Bundesliga-Spieltage genießen, der einen an eine bessere Zukunft hoffen lässt. Nein, es war nicht der BVB, der Millionen von Fans in Entzücken versetzte, indem er durch einen überzeugenden Auftritt gegen RB Leipzig zu begeistern vermochte. Die Dortmunder unterlagen im Spiel gegen den Kontrahenten aus dem Osten daheim mit 2:3 und verloren damit (nicht ganz unerwartet) weiter an Boden beim Kampf um eine Top-Platzierung. Es war der Branchenprimus selber, der FC Bayern München, der durch eine herbe 1:5-Niederlage bei Eintracht Frankfurt die Schlagzeilen am gestrigen Samstag bestimmte und für (schadenfrohe) Erheiterung im Lande sorgte.
Nach der höchsten Niederlage der Bayern im nationalen Titelrennen seit fünf Jahren, erscheint es in diesen Stunden tatsächlich denkbar, dass der Meister zum ersten Mal seit dem Jahre 2012 im kommenden Frühjahr endlich wieder einmal ein anderer sein wird, als der Abo-Meister aus dem Süden. Kurios nur, dass die wahrscheinlichste Variante jetzt ein Titelgewinn von Bayer 04 Leverkusen ist, von einem Team also, dass seit vielen Jahren schon kaum einen außerhalb des Rheinlandes interessiert.
Leverkusen spielt einen ungewöhnlich begeisternden Fußball. Das gilt es neidlos anzuerkennen. Die Truppe von Trainer Xabi Alonso hat, begünstigt durch die Bayern-Pleite gegen die Eintracht, am heutigen Sonntag, durch einen eigenen Sieg gegen den VfB Stuttgart, die große Chance die Tabellenführung weiter auszubauen. Die jetzt schon drei Zähler Vorsprung auf die Bayern könnten nach Vollendung des 14. Spieltags auf stolze sechs Zählerangewachsen sein.
Da die Werkself in dieser Hinrunde bis jetzt noch immer ungeschlagen ist, erscheint ein kompletter Leistungseinbruch vor dem Ende der Hinrunde kaum noch vorstellbar. Selbst bei einem Punktverlust heute gegen den VfB stehen die Chancen gut, dass der Herbstmeister in diesem Jahr aus Leverkusen kommt. Und die zum Hinrunden-Ende die Tabelle anführende Mannschaft holt in der Bundesliga mit knapp 70 Prozent Wahrscheinlichkeit am Ende auch die Meisterschale. Wir können/müssen uns an die Möglichkeit, dass der Titel diesmal im Rheinland gefeiert werden darf, schon einmal so langsam gewöhnen.
Nun könnte man ja den Standpunkt einnehmen, dass jeder Meister, im Sinne der Liga, besser wäre als der FC Bayern, der bekanntlich zuletzt ja schon elf Mal in Serie den Titel einfuhr, doch hinterlässt die Vorstellung, dass ausgerechnet Leverkusen das Team werden könnte, das die Serienmeister von der Isar nach dieser halben Ewigkeit an der Spitze ablöst, bei der großen Mehrheit der Fußballfreunde unter unseren Lesern sicherlich Bauchgrimmen.
So anerkennenswert die sportliche Leistung der Rheinländer (bisher) ist, so sehr wünschte man sich als Fußballromantiker doch einen neuen Meister, der die Massen wirklich begeistert. Aber was will man machen, wenn unter anderem der BVB seit Jahren schon nicht mehr in der Lage ist da zu sein, wenn die Bayern einmal straucheln.
Im Notfall muss man sich dann eben mit einem Titelgewinn der Leverkusener begnügen. Jeder Ausgang der Saison 2023/24 erscheint im Sinne eines spannenden und abwechslungsreichen Wettbewerbs besser als eine zwölfte Meisterschaft der Bayern in direkter Folge.
Also: Auf geht’s ‚Werkself‘! 😉