Mutig ist, wer gegen den Strom schwimmt

Frauentag in Halle Foto: Antje Jelinek


Peak Woke mag in den USA vorbei sein, in Deutschland ist dies noch lange nicht der Fall. Man sieht es allein an der Teilnehmerzahl der beiden Demonstrationen zum Frauentag in Halle. Auf dem Marktplatz kann ich noch den Schluss einer Veranstaltung
miterleben, an der ca. 2000 Menschen teilnehmen. Hier wird fleißig gegendert und eine Trans-Performance-Gruppe angekündigt. Es geht also nicht nur um Frauen, sondern auch um alle Männer, die sich per Sprechakt unter den Trans-Umbrella gesellen möchten. Man nennt das FLINTA (Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nonbinäre, Transpersonen, Agender). Deshalb darf man auch nicht mehr Frauentag sagen, sondern man spricht stattdessen vom feministischen Kampftag. Zwei Straßen weiter kämpfen Frauen und Mädchen hingegen mit einer Teilnehmerzahl von knapp 100 Menschen für ihre Sichtbarkeit. Diese Demonstration, die von der Gruppe Artemis, einer feministischen Frauengruppe, veranstaltet wird, ist mein eigentliches Ziel. Und das nicht nur, weil man dort noch Frauentag sagen darf. Gegen alle Widerstände kämpfen die jungen Frauen für ihre Rechte und gegen die Unterdrückung der Frauen weltweit. Sie setzen sich gegen die Prostitution, für die Freiheit der Iranerinnen, gegen die Instrumentalisierung von Frauen als Kriegswaffe besonders in Israel und der Ukraine, gegen die Unterdrückung der Frau durch die Scharia und für die Bedeutung des biologischen Geschlechts der Frau ein. Und der letzte Punkt, der auch mir sehr wichtig ist, ist der Punkt mit dem besonders die woke Linke ein Problem hat.

In ihrem Statement zu Beginn der Veranstaltung äußert sich die Rednerin kritisch gegenüber dem Agieren der Universität, die keine offene Diskussion mehr zulässt. Das “Schablonendenken“ der postkolonialen Linken, die nur noch schwarz und weiß kennt und komplexe Sachverhalte ignoriert oder verleugnet, verhindert jeden konstruktiven Meinungsaustausch. Kritisiert werden die unverständlichen Allianzen dieser Linken mit den offensichtlichen Feinden der weiblichen Emanzipation und linker Politik, wie dem türkischen Staat über die DITIB, dem Iran und seinen Helfershelfern sowie in der Konsequenz auch Russland und China. Die woke Linke ist heute nicht nur ein Feind des Westens, sondern auch Feind der Errungenschaften der Aufklärung. Der Kampf gegen den Kapitalismus darf nicht ein Kampf gegen die Aufklärung sein. Gesellschaftskritik muss universell sein und Antirassismus darf nicht zu einer neuen Form des Rassismus werden, denn Frauenrechte sind universell. Das komplette Statement zur Einleitung der Veranstaltung findet man auf Facebook. Wie erfolgreich die woke Linke dabei ist, kritische Gruppen auszugrenzen, zeigt sich z.B. dadurch, dass die Gruppe Azadi aus Berlin ihren Beitrag zu dieser Veranstaltung abgesagt hat wegen angeblicher Transfeindlichkeit, die die Gruppe Artemis ausdrücklich bestreitet.
Es folgen insgesamt 12 Redebeiträge u.a. zu Femizid und Ehrenmord, zum Kampf gegen die Prostitution, zum Freiheitskampf im Iran, zum Selbstbestimmungsgesetz und zur Rolle Trumps im Feminismus. Mina Ahadi, einer politischen Aktivistin iranischer Herkunft ist selbst nicht anwesend. Ihr Redebeitrag wird aber abgespielt. Der Artikel von Chantalle el Helou zum Selbstbestimmungsgesetz in der taz wird verlesen.Auch Chantalle hat mit Anfeindungen zu kämpfen, weil sie angeblich transfeindlich wäre. Leider war sie verhindert, sonst hätte sie gern an dieser Veranstaltung zum Frauentag teilgenommen.

In dem Beitrag zum Selbstbestimmungsgesetz wird auch auf den Fall Marla Svenja Liebich eingegangen. Der Rechtsextremist aus Halle hatte sich per Selbstbestimmung zur Frau erklärt. Die sonst so vertrauensvollen woken Linken bezweifeln allerdings seine Transidentität.

Auch die Ortsgruppe Leipzig des Vereins Sisters e.V., der den Ausstieg aus der Prostitution unterstützt und für Gesetzesänderungen kämpft, die den Prostituierten mehr Rechte und mehr Schutz bieten, ist mit einem Redebeitrag dabei. Die Rednerin geht hart ins Gericht mit der woken Linken, die durch ihre Cancel culture die Meinungsfreiheit, den gesunden Menschenverstand und die Wissenschaft unterdrückt. Das biologische Geschlecht ist relevant und das muss nicht nur gesagt werden dürfen, sondern es muss auch Berücksichtigung finden, ganz besonders beim Thema Prostitution. Man versucht die Frauen mundtot zu machen. Es werden ihnen Räume entzogen und Veranstaltungen werden boykottiert. Lügen wie eine angebliche Transfeindlichkeit oder Antisemitismus über Sisters werden verbreitet. Ein krasses Beispiel über die Verdrängung aus dem öffentlichen Raum, das auch die Rednerin erwähnt, war der Vorfall in Leipzig, über den ich berichtet hatte: Die Rednerin resümiert: Die Transideologie will keine Kompromisse und sie will keine Wissenschaftlichkeit. Sie ist kompromisslos und radikal.

Hannah Kassimi analysiert in ihrer Rede, wie frauenfeindlich Trump wirklich ist. Im Gegensatz zum üblichen linken Narrativ werden die amerikanischen Frauen durch Trump nicht entrechtet. Besonders progressiv für Frauen ist Trumps Politik allerdings nicht. Hannah macht für das Erstarken des archaischen Männerbildes vor allem die Art und Weise verantwortlich, wie die Aufarbeitung bzw. Ablehnung dieses Rollenbildes in die Gesellschaft bracht wurde. Nämlich nicht über rationale Argumente und demokratische Prozesse, sondern durch eine “autoritäre Durchsetzung der Moral der Gleichheit“. Und diese Prozesse will Trump umkehren. Es ist laut Hannah nicht als Regress aufzufassen sondern die “Antwort auf einen vermeintlich “progressiven“ Aktivismus, welcher die Gefühle einer lauten und aggressiven Minderheit für schwerwiegender hält, als rationale Argumente oder den Schutz von Frauen und Minderjährigen.“

Hannah spricht auch über Cancel culture und Diffamierung. Sie ist von aggressiven Anschuldigungen und Maßnahmen betroffen nur, weil sie es gewagt hat die Queer-Theorie zu hinterfragen und zu kritisieren. Das kann ich gut nachempfinden, denn mir ergeht es genauso. Nicht jede Frau hat wie wir ein stabiles Umfeld und viele Frauen werden durch diese Art des Umgangs eingeschüchtert. Und Hannah hat auch Recht damit, dass diese Aktivisten frauenfeindlich agieren. Menschen, die die Queer-Theorie kritisieren, werden als transfeindlich oder rechtsradikal diffamiert und ihre Kritik mit den Taten eines Sexualstraftäters gleichgesetzt. Und leider hat sie auch Recht damit, dass die Aufrufe zur Gewalt gegen Kritiker bereits von einer breiten Massen von Linken mitgetragen und gutgeheißen werden. “Die faschistoiden Mittel der Transaktivisten tragen Früchte“ Den wenigen verbliebenen mutigen Frauen wird das Linkssein abgesprochen, und sie werden der Feindseite zugeordnet. Und nur mit dieser Art psychosozialer Gewalt ist es meiner Meinung nach zu erklären, dass sich eine solch unwissenschaftliche und absurde Theorie, wie die Queer-Theorie, bei der sich jeder sein Geschlecht nach Belieben aussuchen kann, derart in unserer Gesellschaft durchsetzen konnte.

Und eine weitere bittere Wahrheit, die Hannah ausspricht ist: „Das Gros der Linken möchte jedoch eigentlich keinen Meinungspluralismus. Sie möchten schon lange nicht mehr zwischen Rechten und Rechtsextremen differenzieren. Die CDU/CSU soll nach ihrem Verständnis dasselbe wie AfD und die AfD dasselbe wie die NSDAP sein.“ Wie sehr der Transaktivismus in Deutschland die Politik und die Medien infiltriert hat, zeigt Hannah an vielen Beispielen auf. Auch wie die Frauenbewegung durch diesen Aktivismus mit seinen faschistoiden Methoden mehr und mehr in eine FLINTA-Bewegung transformiert wurde, stellt sie gut dar. Und die “aggressive Natur“ führt nicht zu mehr Akzeptanz von Feminismus, Transrechten oder Homosexuellenrechten, sondern das Gegenteil ist der Fall. Hannah bewertet die “Zurückdrängung neu-linker Prämissen“ durch die Trump-Administration aus feministische Perspektive “erst einmal positiv“. Denn sie stellt nur die Normalität wieder her, indem sie dem Leugnen biologischer Wahrheiten ein Ende setzt. Der Backlash in Deutschland ist nur noch eine Frage der Zeit. Der Redebeitrag von Hannah Kassimi wird in Kürze veröffentlicht und dann hier verlinkt.

Auch in Jena hatten es im Übrigen Gruppen, die von “Frauen“ sprechen am Frauentag schwer. Hier wurden solche Gruppen von vornherein aus der Veranstaltung ausgeschlossen, weil sie Frau statt FLINTA sagen. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Jena wurde mit der Begründung davon abgehalten als Gruppe auf der Demo zu sprechen, weil sie angeblich „mit transfeindlichen Gruppen zusammen arbeiten“. Das JuFo hat dann allerdings noch einen Redebeitrag als Einzelperson zur Gewalt an Frauen im Zuge des 7. Oktober gehalten.

Mutig ist, wer gegen den Strom schwimmt. Und mutige Frauen gibt es noch. Aber es sind nicht mehr viele, wie man am 8. März, dem Tag, den man früher einmal Frauentag nannte, sehen konnte.

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