In einer kleinen Reihe nimmt Gastautorin Andrea Walter nach und nach die, wie sie sie nennt, „Glorifizierten Auswüchse religiöser Vereinigungen“ unter die wissenschaftliche und kritische Lupe. Sie beginnt mit einer der bekanntesten: Mit Mutter Teresa. Ein Crosspost von Andrea Walter
Neben einem Gott, den es zu verehren gilt, bringen Religionen auch ihre irdischen Ikonen hervor.
Mutter Teresa, die gepriesene Missionarin der Nächstenliebe und Barmherzigkeit, ist eine davon. Anjezë Gonxhe Bojaxhiu, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, war Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin und wurde durch ihre Arbeit in den Slums von Kalkutta ein verehrungswürdiges Vorbild für Katholiken. Von 1937 an war Anjezë Gonxhe Bojaxhiu Ordensmitglied auf Lebenszeit und wird bis heute als Popstar unter den Nonnen gefeiert. Nach einer Hungersnot in Bengalen stürzten Unruhen zwischen Moslems und Hindus im August 1946 die Stadt ins Chaos. Kurz darauf, am 10. September 1946, widerfuhr Schwester Teresa das, was sie als „Befehl Gottes“ schilderte. Auf dem Weg von Kalkutta nach Darjeeling soll sie der Ruf ereilt haben, den Konvent zu verlassen und bei den Armen zu leben. Um die Hungrigen, die Nackten, die Obdachlosen, die Verkrüppelten, die Blinden und die Leprakranken solle sie sich kümmern, sowie um all jene, die sich ungewollt, ungeliebt, unversorgt fühlen. 1952 eröffnete sie in einem verlassenen Hindu-Tempel ein Kranken- und „Sterbehaus“: „Ein schöner Tod für Menschen, die wie Tiere lebten, bedeutet für sie, wie Engel zu sterben“, wird Mutter Teresa zitiert. In dieser Zeit solle sie im Gebet Menschen geheilt haben. Zwei „Wunder“ sollen sich zugetragen haben – zwei Wunder, für die Mutter Teresa 19 Jahre nach ihrem Tod von Papst Franziskus heiliggesprochen worden ist. Die „Heilung“ von Monica Besra war einer der Gründe für Mutter Teresas Heiligsprechung.
Die Inderin Monica Besra litt an einem Tumor im Bauchraum, der nach dem Auflegen eines Bildnisses von Mutter Teresa verschwunden sein soll. Um diesen Fall hat es viele Diskussionen gegeben. Der Ehemann von Monica Besra behauptet bis heute, es sei gar kein Wunder gewesen. Seine Frau habe schon seit vielen Monaten Medikamente eingenommen, welche in Wahrheit zur Heilung führten. Auch soll es sich nicht um Krebs gehandelt haben, sondern um ein gutartiges Gewächs, das durch ihre Tuberkulose ausgelöst worden war.
Das zweite sogenannte „Wunder“, das vom Papst anerkannt worden ist, ereignete sich um die Genesung eines Brasilianers namens Marcilio. Eine bakterielle Infektion soll die Ursache für mehrere Tumore in seinem Gehirn gewesen sein. Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, betete seine Frau neun Tage lang zu Mutter Teresa. Marcilio fiel ins Koma und musste sich einer Not-OP unterziehen. Es gab Komplikationen bei der Operation, sodass der Arzt einen Kollegen hinzuziehen musste. Als die beiden Ärzte wieder in den Operationssaal kamen, soll der Patient wach und gesund gewesen sein, so besagt der Mythos. In beiden Fällen dieser angeblichen Gebetsheilung durch Mutter Teresa, blieben die Krankenakten unter Verschluss.
Mehr als ein Jahrzehnt nach Mutter Teresas Tod gehen Wissenschaftler dem Mythos um Mutter Teresa nach. Kritische Medien nennen Mutter Teresa nun den „Todesengel von Kalkutta“. Zurecht, wie die Wissenschaftler feststellen mussten. Die Zustände in ihren Sterbehäusern waren katastrophal. Auf ihre Anordnung hin herrschten dort nicht einmal die hygienischen Mindeststandards, und die Verabreichung von Medizin unterlag ihrer strengen Verordnung. Es scheint, als hätte Mutter Teresa das Sterben der Kranken gleichgültig in Kauf genommen, denn ihre Sorge galt dem Leben nach dem Tod, nicht dem irdischen Dasein. Ihr Leben lang verachtete sie das Diesseits so sehr, dass sie den Kranken in Kalkutta keine schmerzlindernden Medikamente verabreichen ließ, da die Kranken und Sterbenden in ihrem Leid und ihrem Schmerz Jesus Christi so viel näher seien. „Ich glaube, dass es eine sehr schöne Sache ist, wenn die Armen ihr Los akzeptieren, es mit dem Leid Christi teilen. Ich glaube, das Leid der Armen ist eine große Hilfe für den Rest der Welt “ verkündetet Mutter Teresa 1981 in einem Interview und hob auch immer wieder hervor, wie wichtig es wäre, die Kranken daher mit den einfachsten Mitteln zu behandeln.
Fast noch unvorstellbarer, als die Grausamkeiten dieses religiösen Hinrichtungsinstrumentes, ist die unkritische Verbreitung dieser Heilslehre in unseren westlichen Medien.
Der Artikel ist zu kurz und kann für das komplexe Thema nur an der Oberfläche kratzen.
Indien in 20xx. : Wie in vielen Ländern gibt es auch dort Slums, mangelhafte medizinische Versorgung etc. …
Wie mag es erst vor 50 Jahren gewesen sein? Welchen Mut erfordert es, dort zu helfen und sich um u.a. an Lepra erkrankte Menschen zu kümmern?
Für mich ist Mutter Theresa ein Symbol für die christliche Nächstenliebe.
Was ist effizient? Was passiert wirklich mit den Spenden?
Selbst heute ist dies nur schwer nachprüfbar. Auch ist nicht jede gut gemeinte Aktion der Nächstenliebe sinnvoll bzw. sie ignoriert viele andere Möglichkeiten,
Was ist mit den vielen Mrd Entwicklungshilfe für Afrika passiert?
Kann man Flüchtlinge nicht effizienter helfen als aktuell?
Bringt Hilfe überhaupt langfristig etwas oder müssen Menschen selber ihre Erfahrungen machen und Konsequenzen erfahren?
Soll ich mit meinen mangelhaften Kenntnissen helfen oder auf Profis warten, die vielleicht nie kommen? Diese Frage stellt sich bspw. Personen am Unfallort.
Es gibt in vielen Fällen keine geeignete Lösung. Nur die Zukunft, die man nicht kennt, wird wissen, ob die richtige Option gewählt wurde.