Den restlichen Tag verbrachte ich leicht abwesend. Für mich stand fest, dass Partner Hpunkt und ich nach dem positiven Schwangerschaftstest alles irgendwie schaffen würden. Ich dachte über mich als Mutter nach, ließ die Gedanken in Richtung kleine Strampler, Schlafentzug, Mutterglück schweifen. Und dann krachte es förmlich. Meine Eltern!!! Von unserer Gastautorin Nina Ryschawy.
Ich denke, jeder kennt noch das Gefühl: Man ist noch Kind, hat etwas verbrochen und soll es nun den Eltern beichten. Ein Grummeln in der Magengegend, das Herz wird einem schwer.
Ich wußte nicht, das so ein Gefühl im Alter von 34 Jahren noch einmal zurückkehren konnte.
Und der Zeitpunkt war für eine Beichte in meinen Augen denkbarst schlecht. Es war der 22. Dezember, meine Eltern wirbelten durch die Gegend um alles für das Fest herzurichten. Die Familie hatte sich schließlich angesagt. Sollte ich also meinen Verdacht in Worte gekleidet wie „Ähm, Mama…Papa…wir haben da…also…da gab es…Test…wahrscheinlich schwanger…“ noch vor dem Fest kundtun? Oder wäre es sinniger, bis nach den Feiertagen zu warten?
Nun muss man wissen, dass ich meinen Eltern gegenüber noch nie Geheimnisse wahren konnte. Ich sah mich schon selbst an der Festtagstafel sitzen, unruhig, mit hektischem Blick. Und meine Mutter hat einen siebten Sinn. Sie sieht es mir einfach an der Nasenspitze an, wenn etwas nicht stimmt. Zum ersten mal fürchtete ich innerlich diesen Muttersinn.
„Ruhig bleiben“, sagte ich mir immer wieder, während mein Blutdruck in die Höhe schoß. Es gab keinen anderen Weg, wir mussten nun zu Kreuze kriechen.
Ich konnte es schon hören, die Fragen, wie wir uns das vorstellen würden, Partner freier Fotograf, ich noch mitten im Journalismusstudium. Und was das alles kostet. Und was ist denn mit einem festen Job in meinem Falle.
Weg von diesen Sätzen, das Gute einatmen, das Schlechte ausatmen, an eine Sommerwiese denken. Es dauerte letztlich noch bis 21 Uhr, bis ich endlich in der Lage war meinen Eltern unter die Augen zu treten. Partner Hpunkt stärkte mir den Rücken. Nun saßen wir oberflächlich fröhlich am Esstisch meiner Eltern, beide rannten mit Anhängern um den Weihnachtsbaum.
Ich beschloss die alte Wildtierstrategie anzuwenden. Ich musste sie trennen, als Einzelindividuen würden sie es besser aufnehmen. Mein Vater verließ plötzlich den Raum. Jetzt!
„Maaamaaa…“, versuchte ich jetzt langsam, während ich vorsorglich nach einem Loch suchte, in das ich mich verkriechen könnte. „Wir haben da…ich habe einen Schwangerschaftstest gemacht, der war positiv“.
Heute wünsche ich mir, ich hätte die Veränderungen im Gesicht meiner Mutter in einer Fotostrecke festgehalten. Plötzlich liefen die Tränen, bei mir und ihr. Dann: „Ich dachte schon, das würde nie mehr passieren.“ Sie lachte. Und weinte. Und lachte.
Mein Vater betrat die Szene. Schaute etwas verblüfft ob der Kollektivheulerei in die Runde. Und dann sprachen beide Elternteile Sätze, die ich nicht mehr vergessen werde. Filmreif.
Vater: „Ich werde Opa? Na gut, dass ich nicht Oma werde!“
Mutter: „Kind, das machst Du schon, um Deine Tiere hast Du Dich ja auch immer gekümmert.“
Ähm, ja. Der restliche Abend verlief in Freude. Ich war so erleichtert wie ich es in meinem Leben noch nie zuvor war.
Aber, wieder frei nach dem Motto: Ist ein Problem denn dann nicht mehr, kommt von irgendwo ein anderes her…kam das nächste kuriose Erlebnis direkt einen Tag später.
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schön geschrieben, ich wünsch dir alles gute 🙂
Ach ist das schön. Ich wünsche alles Gute. Schade, ich habe die gleiche Situation damals vor 32 Jahen und nochmals vor 27 Jahren nicht festgehalten und kann mich auch nicht mehr erinnern.
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