Nun war ich – dank Schwangerschaftsfee Kerstin – wesentlich ruhiger geworden. Und genoss meine Schwangerschaft in vollen Zügen.
Moment, nein, es gab ja noch nichts zu geniessen!!!
Jede Frau, die schwanger ist, weiß was mit ihrem Körper passieren wird. Irgendwann kommt der Babybauch, oben herum wird es auch etwas mehr. Ich persönlich finde schwangere Frauen ja immer superhübsch und freute mich, auch bald so auszusehen.
Aber: der Babybauch lässt bekanntlich auf sich warten. Und so weiß man zwar, dass man ein Baby bekommt, kann es selbst aber noch nicht so richtig fassen und sehen schon gar nicht.
Es tat sich also erstmal nichts. Nicht mal die berüchtigte Morgenübelkeit.
Irgendwie war ich enttäuscht.
Und dann begann plötzlich meine Reise ins Land Hormonia.
Natürlich hatten sowohl mein Arzt als auch meine Schwangerschaftsfee mir bereits verklickert, dass große hormonelle Umstellungen passieren würden. Da könnten dann auch schon mal Tränen fließen wo sonst keine liefen. Merkwürdigerweise war das die einzige körperliche Veränderung, die ich gedanklich irgendwie bei Seite geschoben hatte.
Eines Abends hatte ich es mir auf dem Sofa bequem gemacht und schaltete in eine Dokumentation über Tiere. Und dann kamen sie ins Bild gewatschelt, kleine fluffige, dicke Entenküken. Error.
Vor lauter Rührung über diese kleinen Tierchen liefen mir die Tränen. Bis ich plötzlich in einem Anfall von Rationalität wieder zu mir kam. Was war denn jetzt bitte los? Das sind bloß Enten, die hast Du schon einmal gesehen und auch wenn sie süß sind…
Ich dachte über die letzten paar Wochen nach. Gab es so einen Vorfall schon? Ja, richtig, da war die Sache mit den Pinguinkindern in einer anderen Doku. Und meine Mutter die mich so lieb gedrückt und damit zu Tränen gerührt hatte. Hormonalarm. Meine erste richtige Schwangerschaftsveränderung!
Auch wenn man dann zunächst grinst und sich freut, kann das Hormondings ganz gewaltige Ausmaße annehmen. Ich weinte weil Partner Hpunkt, auf die Bitte doch Schokocreme mitzubringen, gleich ein ganzes Regal leergekauft hatte. Ich weinte, weil ich eine liebe SMS von einem Freund bekam. Ich weinte, weil ich auf der Straße eine tote Taube liegen sah. Ich weinte über jede noch so groteske Schmonzette. Ich weinte, weil kein Orangensaft mehr da war. Aber das Spiel funktionierte auch in die andere Richtung. Ich strahlte, war glücklich, war absolut high von den tollen Hormonen.
Und man weiß irgendwann, wie man damit umgehen muss. Habe ich den Glücklichkeitsoverload halte ich mich von fremden Passanten, kleinen Kindern und Tieren fern. Sie alle könnten spontan umarmt werden. Und in den meisten Fällen sind allesamt nicht so sehr begeistert.
Außerdem habe ich immer massenweise Taschentücher dabei. Man weiß ja nie, wo man wieder anfängt zu weinen. Filmisch habe ich mich auch umgestellt. Keine Schmonzetten, keine Tierfilme und auf keinen Fall Kinderfilme. Ich weiß, Bambi wäre emotionaler Selbstmord. Jemand warnte mich bereits, dass die Rührungsheulerei nicht mehr aufhören würde, auch nicht nach der Geburt.
Partner Hpunkt hielt sich tapfer. Er tröstete, lachte, tröstete, lachte. Und hatte ebenfalls immer massenhaft Taschentücher dabei. Man gewöhnt sich an alles.
Inzwischen habe ich wieder etwas Contenance erlangt. Ich schlage mich tapfer. Aber hin und wieder, wenn ich Abends so auf meiner Couch sitze, zappe ich in einen anrührigen Film, die Schachtel Kleenex neben mir, und lege die Hand auf meinen Bauch. Und wenn dann die Tränen fließen, weiß ich, dass ich eben diese meinem kleinen Wunder zu verdanken habe.
Mutterglück und anderer Wahnsinn:
Mutterglück und anderer Wahnsinn 4: Die Schwangerschaftsfee
Mutterglück und anderer Wahnsinn 3: Der Arzt und die große Liebe