Der Verlust von liebgewonnenen Dingen ist bekanntlich häufig schmerzlich. Dass die Stilllegung eines 50 Jahre alten Kraftwerks aber zur Schaltung eines emotionalen Nachrufs in der örtlichen Zeitung führt, das ist dann schon eher ungewöhnlich.
Doch genau eine solche Anzeige fanden die Zeitungsleser im Kreis Recklinghausen am Samstag in der Wochenendausgabe ihrer Lokalzeitung aus dem Marler Medienhaus Bauer. Der zuständige Betriebsrat trauert darin öffentlich um das Dattelner Altkraftwerk (Blöcke 1-3), welches zum 1. März 2014 stillgelegt wurde, und offenkundig, zumindest bei diesem, große Emotionen weckte bzw. bei den Lesern in Datteln und Umgebung erwecken sollte. Wann und ob überhaupt der Ersatzmeiler ‚Datteln 4‘ ans Netz gehen wird, das ist aktuell bekanntlich noch immer ungewiss.
Wie vielschichtig die Dinge sind, welche rund um den Kraftwerksstreit von Datteln in den letzten Jahren abgelaufen sind, und noch immer ablaufen, dass demonstrierte am Samstag u.a. eben auch diese Anzeige, welche im Namen der Mitarbeiter des Altkraftwerks vom Betriebsrat geschaltet wurde. (Merkwürdiger Weise wird der Name E.On in der Anzeige nicht erwähnt.)
Natürlich steht da auch Politik bzw. Kalkül dahinter, sind gerade auch die darin getroffenen Aussagen zu Datteln 4 sicherlich diskutabel. Doch zeigt einem der ungewöhnliche Nachruf auch, dass es hier eben nicht nur um eine juristische Auseinandersetzung geht, sondern dass auch ganz konkrete menschliche Schicksale damit verbunden sind. Und zwar auf beiden Seiten.
Betroffen sind nicht nur die Anwohner, nein es geht auch um Arbeitsplätze, sogar um Emotionen der Verbundenheit und um die fehlende Planungsunsicherheit der Mitarbeiter für die Zukunft.
Somit kann man natürlich auch die sich hinter dieser Anzeige wohl auch versteckenden Zukunftsängste der betroffenen Mitarbeiter erkennen und verstehen.
Bei allem Verständnis für die Situation der Mitarbeiter des Altkraftwerkes wurde durch die Stilllegung der Blöcke 1-3 zum Monatsanfang aber eines auch bereits ganz offenkundig: Auch wenn jetzt aktuell keines der Dattelner Kraftwerke mehr läuft ist die Welt nicht zusammengebrochen, wurde für jedermann offenkundig, dass die von E.On in den letzten Jahren skizzierten Horrorszenarien für diesen Fall nicht eingetreten sind.
Und hätte sich E.On auch frühzeitiger an eine Lösung für die Fernwärmeversorgung in der Umgebung des Altkraftwerks gemacht, dann wäre auch dieses Teilproblem noch komplikationsloser für die Betroffenen Kunden zu lösen gewesen. Denn dass das Altkraftwerk definitiv stillgelegt werden musste und Datteln 4 zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht am Netz sein würde, das war seit langem abzusehen…
Nun ist es soweit, und wer weiß wie lange dieser Zustand andauern wird. Aktuell kann man darüber wohl nur spekulieren.
Man hätte es thematisieren können. So ist und bleibt es nur eine pietätlose Entgleisung kulturferner Betriebsräte.
Robin, falls noch nicht festgestellt:
Leserbrief heute in der WALTROPER Zeitung -S.4- von Dr. Werner Mölders“:….pietätlos,geschmaklos“.
Ich weigere mich, über Motive, Inhalte, Ziele dieser Todesanzeige (!!) näher nachzudenken. Jedes Nachdenken darüber wird ja vermutlich rational und emotional ins Unbegreifliche, ins Unerklärliche führen.
Heute dazu noch entdeckt:
https://www.aufpunkt.de/wp/index.php/2014/03/03/eon-kraftwerk-datteln-1-3-ein-nachruf-der-ganz-besonderen-art/