Vielleicht werden ihn nicht viele unserer Leser kennen, aber Menschen, die ihn kennen lernten, haben ihn nie wieder vergessen: Damian Imöhl. Er war lange Jahre der Ruhrgebietschef von BILD, unverbesserlicher VfLer, ein Unbequemer, ein Macher.
Wie der Kollege Christoph Witte heute sagte: „Damian trieb die Redaktion zum Querdenken im positiven Sinne, zum Um-die-Ecke-denken, zum Das-Unmögliche-möglich machen. Eine harte, aber vor allem auch lustige Schule. Und dabei pfiff er oft genug auf Regeln und Konventionen – damit hat er sich selber das Arbeitsleben bei BILD leider nicht immer einfach gemacht, ich glaube aber, dass er deswegen immer erhobenen Hauptes gut in den Spiegel schauen konnte.“
Zu dieser Zeit lernte ich Damian kennen. Er prägte mich, und viele Andere, von denen einige nachfolgend kondolieren und Erinnerungen teilen.
Christoph Wüllner:
Er war ein genialer Journalist, manchmal etwas chaotisch. Er lebte den Beruf, wie es kaum einer tut. Er war begabt, umtriebig, unbestechlich, klar im Blick, reflektiert in seinen Ansichten, immer stolz, oft trotzig.
Wo andere resignierten oder freiwillig zurückschreckten, preschte er mutig hervor. Der Zeitgeist war ihm völlig gleichgültig, wenn er Dinge als offenkundigen Blödsinn betrachtete. Sein Wertgerüst war klar, getragen auch von Gottvertrauen, es war ihm Orientierung genug.
Er tat das, was in der Branche oft fehlt: Er blickte über den Tellerrand hinaus. Es dürfte kaum jemanden geben, dem so viele Kollegen etwas zu verdanken haben. Er war im besten Sinne ein Förderer und Forderer.
Mir persönlich wird vor allem der Freund fehlen.
Birte Schwarz:
Damian hatte für jeden in der Redaktion den passenden Spitznamen. Nicht alle waren nett, aber alle irgendwie wahr. Denn obwohl er fließend rückwärts sprechen konnte, war er ein Mensch der klaren Worte, wie es sie heute viel zu selten gibt. Mach es gut, Damian!
Guido Kleineheilmann:
„Du fängst morgens mit ’nem weißen Blatt an und abends ist es voll. Jeden Tag aus Scheiße Gold machen. Et gibt nix Geileres.“ So hat Damian seine Liebe zum Printjournalismus einmal auf den Punkt gebracht. Und diese Liebe hat er nicht nur gelebt, sondern auch weitergegeben – indem er zahllosen jungen Menschen die Chance gab, sich auf dem harten Parkett dieser Branche zu beweisen. Der Hermann Gerland des Ruhrgebiets-Journalismus. Über diesen Vergleich hätte er gelacht. Und sogleich Anekdoten und unfassliches Detailwissen nachgeschoben. Nie belehrend, immer aus ansteckender Liebhaberei.
Man trifft nicht viele Menschen, die den eigenen Lebensweg maßgeblich beeinflussen. Damian wurde für mich so ein Mensch. Weil er tat, was er immer tat: er gab mir eine Chance.
Danke für alles, Damian. Warst ’ne ehrliche Haut. Und wenn Du oben einfährst, erschalle des Bergmanns Gruß: Glück Auf!
Eva Lienen:
Danke, dass Du mein Herz für den Journalismus geöffnet hast.
Niclas Renzel:
Als ich Damian zum ersten Mal traf, in einem Hörsaal der FH Gelsenkirchen, hatte ich keine Ahnung, was mir beim Kurs „Boulevardjournalismus“ blühen sollte. Hätte ich damals mein Kreuz bei einem anderen Kurs gemacht, wäre ich vielleicht nie Journalist geworden, hätte zahlreiche Menschen nicht kennengelernt und ihre Geschichten nicht aufschreiben können. Ich wäre ganz bestimmt nicht nach Berlin gezogen und hätte hier nicht meine Frau getroffen und meine Familie gegründet. Ich bin sehr dankbar, den Journalisten, den Fußballfans und den Menschen Damian getroffen und kennengelernt zu haben.
Fritz Priebe:
Lieber Damian, wir sind — leider – im Bösen auseinandergegangen, was mich immer noch traurig stimmt. Aber Du bist immer konsequent gewesen, bleibe so, auch da, wo Du jetzt bist…!
Niklas Cordas:
Damian war Mentor, wenn man ihn brauchte, streng, wenn es nötig war und hatte viel Herz. Ich danke ihm für meine Anfänge bei BILD und für seine offenen Arme.
Sebastian Bartoschek:
Damian Imöhl gab mir die Chance, in den Journalismus einzusteigen, einen beruflichen Neustart hinzulegen. Und er gab mir einen Spitznamen, der mich immer noch verfolgt, den aber nur wenige benutzen (dürfen).
Damian war ein gottverdammtes Genie. Ich habe unfassbar viel von ihm gelernt. Ich musste es, in kurzer Zeit. Weil Geschichten funktionieren mussten. Und sie funktionierten. Oft bei völlig irrsinnigen Vorgaben. Ich lernte den feinen Unterschied zwischen irrsinnigen und unrealistischen Vorgaben. Ich lernte, unter unmittelbaren und großem Druck zu arbeiten – gut zu arbeiten. Ich habe gelernt, wozu ich wirklich in der Lage bin; habe so Stolz und Selbstbewusstsein entwickelt. Ich habe gelernt, welche Geschichten man wie erzählen muss, welche Geschichten Kacke sind, und bei welchen man vorsichtig sein muss. Und auf wen man alles scheissen sollte, wenn man eine Geschichte hat.
Damian zählt zu den Menschen, die mich in meinem Erwachsenenleben maximal geprägt haben. Danke dafür; ich hätte es dir persönlich sagen sollen.
Andreas Wegener:
Wenn ich an Damian denke, muss ich immer zuerst daran denken, dass Genie und Wahnsinn manchmal nah beieinander liegen. Damian war beides – in positiven Sinn. Ich habe Damian als sehr sehr engagierten Blattmacher kennen gelernt, der sich mit Mittelmaß nie zufrieden gegeben hat, immer die besten Geschichten haben wollte.
Er wollte immer ganz nah am Leser sein und wie kein anderer hatte er ein Gespür für besondere Alltagsgeschichten. Er hat immer sehr viel von seinen Mitarbeitern verlangt, sie zu Höchstleistungen getrieben. Konnte eine Idee dann umgesetzt werden, gab es ungewöhnliche Formen des Lobs.
Wir hatten viel Spaß in der Redaktion in Dortmund, haben viel gelacht. Man konnte mit Damian aber auch sehr gute ernste Gespräche führen. Er war ein guter Zuhörer und Analytiker, hatte Ideen, was man machen konnte, wenn es brenzlig wurde, beruflich und privat.
Sein großes Wissen zeichnete ihn aus, in allen Bereichen. Er wäre mein Telefonjoker bei „Wer wird Millionär“ gewesen.
Damian ist der einzige Mensch, den ich kannte, der fließend rückwärts sprechen konnte.
Damian hat sich viel für den Nachwuchs stark gemacht, praxisnahe Ausbildung war ihm wichtig. Deswegen hatte er auch seine Lehrtätigkeit, sie hat ihm eine Menge bedeutet.
Ich werde ihn nie vergessen.
Vera Haake:
Danke Damian für lehrreiche Jahre, die mich bis heute geprägt haben.
Auch wenn wir manchmal endlos diskutiert haben, in einer Sache waren wir uns immer einig:
unser Herzensverein ist der VfL. Glück auf & morgen 3 Punkte auf dich!
Frank Klauss:
Eigentlich war ich nur auf der Durchreise, vier Wochen Hospitant bei BILD-Ruhrgebiet in Dortmund.
Da war dieser glatzköpfige kleine Mann mit dem frechen Grinsen und dem „Ahoi Brause“-Shirt. Er strahlte eine Energie aus, wie ein kleiner Junge, der in einen Bonbon-Laden eingeschossen war. Mal hier, mal dort und überall zugleich. Dass Damian mein Leben verändern würde, wusste ich da noch nicht.
Am Ende meines Praktikums war ich schon sein Komplize und er ließ mich nicht mehr gehen. So wurde ich Journalist – was nie so geplant war. Was ich dafür brauchte, lernte ich von Damian und den Kollegen. Dazu viel über Fußball, Bochum und die Castroper. Bekehrungsversuche zum VfL scheiterten eigentlich nur an meinem grundsätzlichen Desinteresse an Fußball.
Jeder Tag mit ihm war anders, spannend, die Themen unbegrenzt. Er war mehr als nur Chef: er war ein Mentor, Reporter, Fußball- und Zeitungsverrückter (insbesondere die Mittwochsblätter), Verbindungsbruder und Freund!
Fiducit!
Michael Engelberg:
Der Anruf gestern Morgen hat mich von der Schiene gefegt. Viel von Dir gelernt. Viel miteinander gestritten, oft angeeckt. Die letzten Jahre haben wir mit vielen Kollegen und Freunden über Dich gesprochen, weil der direkte Draht verbaut schien.
Alles egal.
Mach’s gut. Ich werde Dich vermissen.
Katja Engelstadt:
Damian, du warst ein genialer Journalist und zeitgleich ein nicht einfacher Mensch.
Aber du hattest auch Humor und die Fähigkeit, über dich zu lachen.
Wenn eine freie Mitarbeiterin von ihrem schlecht gelaunten Chefredakteur einen Anschiss kassiert und diese während dessen aus dem Fenster schaut und am Ende nur fragt „Sag mal, wo bleibt eigentlich das Mutterschiff, das dich abholen kommt, weil deine böse Mission auf dem Planeten Erde beendet ist?“ – dann gibt es da sicher variable Reaktionsmöglichkeiten. Deine war es, große Augen zu machen, einen kurzen Moment zu überlegen und dann laut zu lachen mit dem Zusatz „Respekt! Du bist eine der Geilsten.“
So unberechenbar und selbstironisch möchte ich dich in Erinnerung behalten.
Ricarda Biskoping:
Lieber Damian, danke, dass du vor vielen Jahren an mich geglaubt hast. Ohne dich wäre mein Weg vermutlich anders gelaufen. Ich hab erst vor einigen Tagen an dich gedacht und wollte mich nochmal bedanken.
Leider habe ich es zu lange aufgeschoben. Ich hoffe, du findest dort, wo du jetzt bist, deinen Frieden.
Martina Nürnberg:
Lieber Damian, als ich dir zum Geburtstag gratuliert habe und keine Antwort bekam, hatte ich irgendwie ein schlechtes Gefühl. Denn obwohl wir uns ewig nicht gesehen hatten: zu unseren Geburtstagen haben wir immer kurz geschrieben.
Dieses Gefühl hat sich jetzt leider bewahrheitet. Schlimmer als gedacht. Dein Tod macht mich wirklich traurig. Ich habe dir viel zu verdanken. Du hast mich immer bestätigt und gefördert. Durch dich bin ich nach Nürnberg gekommen, wo ich den Vater meiner drei Kinder kennengelernt habe.
Ich danke dir für alles und hoffe, da wo du jetzt bist, geht es dir gut!