„Nächstes Jahr sehen wir mehr Rot auf der Karte“

Creditreform hat heute über die Pleitegefahren bei Unternehmen informiert. Besonders Firmen in Bochum, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Herne und den Kreisen Recklinghausen und Unna ging es schon 2008 schlecht. Aber dafür sind die Aussichten für 2009 auch besonders trübe.

Thomas Ganzel, der Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunft Creditreform in Bochum, ist ein Mann an der Basis der Wirtschaft. Zu seinem Geschäft gehört es, für seine Kunden die Solvenz derer Kunden einzuschätzen, und wenn die nicht zahlen können, das Geld auch gleich einzutreiben. Ganzel und seine Kollegen spüren also sehr früh, wenn es in der Wirtschaft hakt, wenn Unternehmen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können oder gleich Insolvenz anmelden.

Und das tun sie immer öfter, sagte Ganzel auf der heutigen Pressekonferenz, auf der er über die wirtschaftliche Lage der Unternehmen informierte: „Vor allem die kleinen Unternehmen, die in den guten Jahren keine Rücklagen gebildet haben, machen jetzt zu oder kämpfen um ihr Überleben.“  Ihn stört, dass alle nur auf Opel oder Schaeffler schauen: „90 Prozent der Unternehmen haben weniger als zehn Angestellte. Hier sind die Arbeitsplätze, und von diesen kleinen Unternehmen kämpfen immer mehr um ihr Überleben.“

Besonders hart sind die Gründer betroffen. Sie haben, oftmals aus der Arbeitslosigkeit heraus, ein kleines Unternehmen aufgebaut – animiert durch die verschiedenen Gründungsoffensiven der Städte, Länder und des Bundes. Zeit, Rücklagen für die Krise zurückzulegen, hatten sie nicht. Und jetzt ist sie da. Es betrifft im Moment vor allem Kioske, Kneipen, kleine Einzelhändler und kleine Speditionen. Die Unternehmen also, die man mit der Abfindung aus dem letzten Job gerade so gründen konnte. Fast 500 von ihnen können allein in Bochum ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen oder sind schon pleite.

Sie sind nicht alleine: Bundesweit können 2,25 der Unternehmen ihre Rechnungen kaum oder gar nicht mehr bezahlen. Sie gelten mindestens als hochgefährdet. In NRW liegt die Quote bei 2,48 Prozent, und in Bochum, Gelsenkirchen, Bottrop, Hamm, Herne und den Kreisen Recklinghausen und Unna liegt die Quote bei über drei Prozent. Sie alle sind auf der Credireform-Karte mit einem hellen Rot gekennzeichnet. Das wird nicht so bleiben: „Herne wird in diesem Jahr in die Liste der schlimmsten Pleite-Standorte vorrücken. Bochum und der Kreis Recklinghausen können es auch noch schaffen, in diese traurige Riege vorzurücken.“ Insgesamt, da ist sich Ganzel sicher, wird die Karte, die er auf der Pressekonferenz im kommenden Jahr präsentieren wird, röter werden.

Und was kann getan werden? Nach Ganzels Ansicht nicht viel: „Der Staat kann schauen seine Rechnungen gegenüber Mittelständlern schneller zu bezahlen. In dieser Frage ist im Ruhrgebiet nur Dortmund mustergültig.“ Und er sollte nicht versuchen, Firmen, die vor der Pleite stehen, vor dem Untergang zu wahren. „Opel hat keine Chance. Wir sollten uns jetzt überlegen, was in Zukunft auf den Opel-Flächen passieren soll und dafür Geld ausgeben.“ Und nicht für die Rettung Opels.

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