Nationalmannschaft: Joachim Löw lässt die Chance zur echten Auffrischung ungenutzt

Joachim Löw. Quelle: Wikipedia, Foto: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Joachim Löw. Quelle: Wikipedia, Foto: Steindy, Lizenz:CC BY-SA 3.0

Heute wurde bekannt, dass Thomas Schneider neuer Co-Trainer bei der Fußball-Nationalmannschaft werden wird. Und Bastian Schweinsteiger wird zukünftig der Mannschaftskapitän werden. Damit wählt Bundestrainer Joachim Löw in beiden Fällen den bequemen Weg.

Ob das kluge Entscheidungen sind, das wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Zuletzt waren für beide Ämter auch andere Namen, ursprünglich aus anderen Vereinen und Regionen stammende Personen in der Diskussion. Doch Löw wählte abermals Personen die das ‚System Löw‘ stärken. Das ist nicht ohne Risiko und irgendwie auch eine vertane Chance für eine Auffrischung mit neuen Gedanken und Ideen.

Thomas Schneider, zuletzt als junger, unerfahrener Bundesligacoach in Stuttgart noch rasch gescheitert, kennt Löw noch aus seiner Zeit beim VfB. Gemeinsam gewannen beide in den 90er-Jahren den DFB-Pokal. Löw als Trainer, Schneider damals noch als Spieler. Kritiker warfen dem Trainerneuling Schneider zuletzt fehlende Durchsetzungskraft vor, als er im Frühjahr als Coach des Bundesligisten von Huub Stevens abgelöst wurde. Schneider sei zu brav für den Job, kritisierten auch TV-Experten.  Eine Verpflichtung von U19-Nationaltrainer Marcus Sorg, der mit seinem Team kürzlich Europameister wurde, für den Job des Co-Trainers beim A-Team war von Löw erst zu Wochenbeginn abgesagt worden.

Auch bei der Wahl des Mannschaftskapitäns wählte Löw den offenkundig ‚sicheren‘ Weg. Mit Bastian Schweinsteiger wurde ein etablierter, erfahrener Spieler zum engsten Vertrauten von Löw, und damit zum Nachfolger von Philipp Lahm. Dass es erneut ein Bayern-Spieler wurde, das kommt für Beobachter sicherlich nicht ganz überraschend. Wesentlich mutiger und wohl auch frischer wäre allerdings die Wahl von z.B. Mats Hummels von Borussia Dortmund zum neuen DFB-Kapitän gewesen. Das hätte zudem der sich abzeichnende Dominanz des Rekordmeisters im DFB-Team etwas entgegengewirkt. Mit einem Mannschaftskapitän von einem anderen Team hätte Löw ein sichtbares Zeichen für die Ausgewogenheit im Kader setzen können, nachdem die Bayern-Dominanz in der Startelf der Nationalmannschaft zuletzt bereits, nicht nur aus dem BVB-Umfeld übrigens, schon häufiger kritisiert wurde. Löw hat sich anders entschieden. Zum Stellvertreter ernannte er einen weiteren Bayern-Spieler. Manuel Neuer wird die DFB-Elf aufs Feld führen, solange Schweinsteiger verletzt ausfällt.

Mit der Installation seines Ex-Co-Trainers Hansi Flick als DFB-Sportdirektor, der Neuverpflichtung seines Vertrauten Thomas Schneider vom VfB Stuttgart als neuem Co-Trainer und dem Aufrücken eines weiteren Bayern-Urgesteins zum neuen Mannschaftskapitän hat Bundestrainer Joachim Löw sein System weiter und fester über den DFB gezogen.

Das mag menschlich bequem und vielleicht auch ein Stück weit verständlich sein. Ob es aber insgesamt eine gute Entwicklung ist, sich immer mehr in gewisse weitestgehend berechenbare Ecken zu entwickeln, dass darf zumindest ernsthaft bezweifelt werden. Ganz unabhängig davon wie man zu Löw und zu den dort nun immer stärker repräsentierten Vereinen steht.

Die Entwicklung schafft jedenfalls eindeutig mehr und mehr Abhängigkeiten und verringert die Ausgeglichenheit im DFB-Team… Unbequeme Einflüsse von Außen, Leute die auch mal quer denken, die überraschende neue Ideen einbringen, sie werden so offenkundig seltener und seltener an der Spitze der DFB-Auswahl. Sieht aus, als hätte Jogi Löw heute zwei weitere Chancen zur Auffrischung der geschaffenen Strukturen vertan. Schade drum!

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Grabotki
Grabotki
10 Jahre zuvor

Jetzt kommt 20 Jahre „oberes Mittelmaß“.

rot
rot
10 Jahre zuvor

Mats Hummels also. Oder Vielleicht Durm? Großkeutz? Witzbolde.

rot
rot
10 Jahre zuvor

Hummels wird auf lange Sicht gesehen auch sicherlich eine Rolle spielen. Wenn man aber davon ausgeht, dass Schweinsteiger wohl nach der EM „den Lahm machen“ wird, finde ich es nicht verkehrt diesen verdienten Spieler auch mit dieser Aufgabe zu „ehren“ (finde ich in diesem Zusammenhang etwas schwierig, vielleicht ist verantworten ein besseres Wort).

vandalin
vandalin
10 Jahre zuvor

Schneider ist ein sehr guter Trainer, der beim VfB das Problem hatte, auf eine fast untrainierbare und schlecht zusammengestelle Mannschaft und ein sehr schwieriges Umfeld zu treffen. Klar hat er Fehler gemacht, und an seiner Außenwirkung muss er auch arbeiten. Aber als Co-Trainer, der ohne großen Druck und Beobachtung einfach in Ruhe seinen Job machen kann, finde ich ihn eine gute Besetzung. Und dass Löw da jemanden installiert, mit dem er gut kann und der auf seiner Linie liegt, finde ich nur logisch. Würde wohl jeder so machen. Welche Chance soll denn hier vertan worden sein?

Euer Unverständnis, dass Hummels nicht Kapitän wurde, kann man tatsächlich nur eurer schwarzgelben Brille zuschreiben. Ich meine, der ist seit gerade mal zwei, drei Jahren Stammspieler und noch dazu mit schwankenden Leistungen (ja, auch in Brasilien), und war offenbar eine Zeitlang nicht gewillt, Löws taktische Anweisungen umzusetzen – das spricht alles nicht für ihn. Um dem Bayern-Block etwas entgegenzusetzen (was ich tatsächlich für keine schlechte Idee halte), wäre Khedira der richtige Mann gewesen. Aber letztendlich ist es ja auch nicht so wichtig, wer Kapitän ist…

vandalin
vandalin
10 Jahre zuvor

hab ich doch: Khedira.

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

Also, mal wieder ein sehr deutsche Haltung: Wie kann Herr Löw es nur wagen seinen eignen Weg zu gehen, auf das Dampfgeplauder des Sportjournalismus nicht zu hören und dann auch noch ganz bequem und mit unvorteilhaften Gesamtbild Weltmeister werden……So ein böser und unfähiger Bursche…..

Milo Posuhibe
Milo Posuhibe
10 Jahre zuvor

Benedikt Höwedes!!!

Ich weiß gar nicht warum überhaupt ein anderer in Frage gekommen ist für das Amt und als Co-Trainer hatte ich ja auf Jens Keller gehofft, der war auch mal erfolgloser Trainer in Stuttgart.

Es ist einfach sehr sinnvoll auf die Bayern zu setzen. Sie haben die besten deutschen Spieler und wenn ein besserer Spieler mal wo anders spielt kaufen sie ihn. Das funktioniert gut. Und natürlich nimmt man einen Spieler aus diesem Block zum Kapitän. Mit dieser Linie ist Yogi Weltmeister geworden, warum soll er etwas ändern. Risiken hat er keine. Er müsste schon die Quali zur Euro versemmeln, um sich zu blamieren. Da habe selbst ich keine Hoffnung. Die bayrische Nationalmannschaft funktioniert so gut wie der Neoliberalismus, aber man ist ja zum Glück nicht gezwungen sie deshalb gut zu finden.

Argentina! Argentina! Argentina!

Thorsten Stumm
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwald
Das sind wir wohl einfach anderer Meinung….das macht ja nix…..geht ja nur um Fussball….

WALTER Stach
WALTER Stach
10 Jahre zuvor

Robin,
bedenke stets (!!):
1,
Löw ist ist als „Weltmeistermacher“ sakrosankt., dh. u.a., er kann jetzt machen was er will , und wer seine Entscheidung, wie Du, kritisch hinterfragt, der………
2.
Es darf keinen Kapitän der Nationalmannschaft geben, der nicht dem FC Bayern angehört, andernfalls……
-Man könnte Anderes aktuell ja auch dem Ulli im Knast nicht antun-.
-Man könnte Anderes ja auch nicht den Rummeniges,Beckenbauers,Sammers, den Vorständen von BMW,AUDI,ADDIAS u.a., der Kanzlerin, dem Papst, der BILD antun-.

Robin,
Mir ist es im übrigen völlig egal, wer zum Kapitän der Natinalmannchaft berufen wird.
Der betreffende Spieler kann darin eine ihn ehrenden Anerkennung sehen , und er mag sich darüber freuen.
Ob eine solche Auszeichnung auch seinen „Martkwert“ als Spieler erhöhen wird? Denn das ist es ja, was letztlich die Profis interessiert.

Gibt es wesentliche -objektive(!)- Elemente eines Anforderungsprofies für den Kapitän der Nationalmannschaft? Ich denke nicht.
Also wird emotional, nach Vorurteilen, nach Vorlieben -z.B. für die Bayern oder den BVB- , nach Interessen, nach Wertschätzungen eines Spielers anhand seiner charakterlichen Merkmale als Person -als Persönlichkeit??- gewichtigt, gewertet,gestritten. Gut so? Wie gesagt, mir ist das letzlich egal.

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