Nazidemo in Dortmund mit Zwischenfall: Schläge gegen Polizisten

Pro-Assad Nazidemo in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel
Pro-Assad Nazidemo in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel

Etwas 60 Nazis beteiligten sich am Dienstag an einem Aufmarsch gegen Flüchtlinge mitten durch die Dortmunder Innenstadt. Dem Flüchtlingscamp der Syrer kamen sie dabei gefährlich nahe. Seit Wochen hetzen die Nazis gegen Asylbewerber. Die Solidaritätsbekundung auf der Demo für al-Assad, den syrischen Diktator, der sich nach einem Bericht der Welt vermutlich schon bald vor dem internationalen Gerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen verantworten muss, war vorgeschoben. Den Rechten ging es einzig darum, die in einem Protestcamp lebenden syrischen Flüchtlinge zu demütigen – viele von ihnen mussten vor dem Assad-Regime fliehen. Nach der Kundgebung an der Reinoldikirche versuchten Rechtsextreme zu dem Protestcamp der Syrer zu gelangen. Ein Augenzeuge verfolgte vor Ort die Situation.

Bei der Abreise der Nazis mit der Bahn kam es laut Augenzeugenbericht zu einem gefährlichen Zwischenfall. Nach Auflösung der Versammlung an der U-Bahn Reinoldikirche fuhren die Rechtsextremisten nicht zum Hauptbahnhof und von dort zurück in ihr Dorstfelder Nazinest. Im Gegenteil: Vermeintlich spontan entschieden sich die 60 Demoteilnehmer, an der U-Bahn Haltestelle Kampstraße auszusteigen.

Der Aufgang Petergasse liegt unweit des Open-Air Camps der Syrier. Das Motiv der Nazis, sich Zugang zu den Flüchtlingen zu verschaffen, war offensichtlich. Der Durchbruchversuch war eine Tat mit Ansage: In ihren Reden hatten die Nazis zuvor auf übelste Weise gegen Asylbewerber und Flüchtlinge gehetzt. Man muss daher nicht überrascht sein.

Die Polizei war es offenbar schon: Gerade mal sieben Polizeibeamte begleiteten zunächst die etwa 60 gewaltbereiten Nazis. Zuwenig, wie sich zeigte. An der Petergasse versuchten die Polizisten, die Nazis am Durchmarsch zum Syrer-Camp zu hindern. Die Nazis durchbrachen dennoch mit Schlägen die lose Polizeikette und liefen zurück in die U-Bahn Unterführung, um auf der anderen Seite wieder herauszugehen, berichtete gestern Bastian Pütter den Ruhrbaronen über das „Katz-und-Maus-Spiel“.

Pro-Assad Nazidemo in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel
Pro-Assad Nazidemo in Dortmund, Foto: Ulrike Märkel

Der Redaktionsleiter des Straßenmagazins „bodo“ ist Augenzeuge: „Es gab Faustschläge von Seiten der Nazis gegen die wenigen Polizisten. Diese hatten keine Chance, die Nazis am Zurücklaufen in die U-Bahn zu hindern.“ Unter den Schlägern war auch Lukas B., der schon beim Rathausüberfall 2014 die Piratin Nadja Reigl ins Gesicht geschlagen hatte, stellt Pütter fest. Zu Festnahmen kam es nicht. Nur wenig später wurde in der Innenstadt eine „spontane“ Versammlung von Andre P. angemeldet. Wieder waren die Nazis ausgestiegen, statt zum Hauptbahnhof zurückzukehren. Der stadtbekannte Rechtsextremist verhielt sich gegenüber den Polizeibeamten unverschämt. Die Versammlung wurde dennoch genehmigt und weitere lautstarke Hetze gegen Asylbewerber möglich gemacht.

„Frei sozial und national!“ und „Dortmund ist unsere Stadt“ grölend, bewegten sich die Rechten, diesmal mit ausreichend Polizeibegleitung, in Richtung Hauptbahnhof. Ein ganz normaler Tag in Dortmund.

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[…] Nazidemo in Dortmund mit Zwischenfall: Schläge gegen Polizisten von Ulrike Maerkel in Dortmund, Politik […]

Manuel
Manuel
9 Jahre zuvor

Man sollte von Seiten fer Polizei jede naziaktivität mit viel Polizei beobachten und künftig gegendemos mit möglichst wenig. Wird unter Sierau aber leider nicht passieren, der ja die "Gefahr" von links eben so gefährlich sieht, wie die von rechts.

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[…] Nazis haben die Selbstorganisierung der Geflüchteten seit Beginn des Protests immer wieder zum Anlass für Attacken gekommen – so auch heute. Ein paar hundert Meter weiter hetzten knapp 40 Personen gegen das Protestcamp. Sie packten zwar schon nach einer Stunde wieder ein, lieferten sich bei der Abreise aber mal wieder Scharmützel mit der zahlenmäßig unterlegenen Poliz… […]

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[…] 16. Juni 2015: “Die Rechte” demonstriert gegen das Protestcamp und greifen unter anderem Polizisten an. […]

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