Die Vorweihnachtszeit ist bekanntlich die Jahreszeit mit den meisten Musikneuerscheinungen im Jahr. In den nächsten Wochen bieten sich einem als Musikfreund also wohl wieder schier unzählige Möglichkeiten die eigene Sammlung zu erweitern bzw. zu ergänzen.
Als großer Fan von Neil Young ist für mich sein angekündigtes Live-Album „Live at the Cellar Door‘, welches Anfang Dezember erscheinen wird, eines der diesjährigen Highlights und eine Art Pflichtkauf.
Die Serie von veröffentlichten Live-Auftritten aus dem Archiv des Gitarrenvirtuosen erfährt damit eine weitere Fortsetzung: „Live At The Cellar Door“ ist eine Liveaufnahme von Auftritten im November und Dezember 1970. Neil Young spielte zu dieser Zeit im Club ‚Cellar Door‘ in Washington sechs akustische Solo-Konzerte. Zum ersten Mal konnte man damals inzwischen legendäre Songs wie „Old Man“ und „See The Sky About To Rain“ live hören.
Eine weitere Besonderheit der angekündigten Aufnahme: Der Kanadier spielte „Cinnamon Girl“ damals auf dem Piano, statt auf der Gitarre. Spannend!
Auch der nun dazu veröffentlichte Trailer weckt bereits große Vorfreude. Vielleicht ist das ja auch für den einen oder anderen Leser hier ein passender, kleiner Geschenk- bzw. Kauftipp passend zum dann anstehenden, großen Konsum- und Familienfest Ende Dezember… 😉
„großen Konsum- und Familienfest Ende Dezember… ;-)“….schön ausgedrückt!
Es ist nix Neues, dass die drei großen Plattenkonzerne Sony, Warner und Universal, die so ziemlich alles geschluckt haben, was im letzte Jahrhundert an kommerzieller Musik produziert wurde, weiterhin versuchen werden, mit dem musikalischen Nachlass von Toten und Halbtoten noch den ein oder anderen Dollar zu verdienen, zumal die Digitalisierung von Restebeständen, die in den Regalen der Konzerne oder in den Schubladen der Clubs verstauben ohne großen finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen sind, um sie anschließend schön verpackt und mit neuen Linernotes versehen dem Kunden zum Fraß vor zu werfen.
Der Cellardoor in Washington war sicherlich einer der herausragendsten Clubs der USA in den späten 60er und den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, in dem sich Rock-, Jazz und Bluesgrößen die Klinke in die Hand drückten und das Publikum mit erstklassiger Musik berieselten. Vor einigen Jahren meinte ich mir deshalb auch die Cellardoor-Sessions von Miles Davis kaufen zu müssen, die mit erstklassigen Musikern bespielt wurde, u.a. mit Keith Jarrett an den Rhodes, John McLaughlin an der Klampfe und Jack DeJohnette an den Drums, (2006 bei Sony als CD Box erschienen).
Die Aufnahmen zu dieser Session sind allerdings von der Tonqualität her grottenschlecht (bei mp3 Händler Amazon würde man „akzeptabel“ sagen), was weder die erstklassigen Musiker, noch das beigefügte schöne Booklet wetmachen können und damit wirklich nur für hartgesottene Miles Davis Fans geeignet, die bereits alles von ihrem Meister haben.
Die hier angepriesene Cellar Door Session von Neil Young fand genau 2 Wochen vor den Miles Davis Aufnahmen im Dezember 1970 statt, weshalb ich jedem nur empfehlen kann, erst einmal in die Scheibe reinzuhören, bevor er sich zum Kauf entschließt, was nicht heißen muss, dass die Qualität automatisch genauso schlecht sein muss, immerhin steht Young bei Warner unter Vertrag, während die Davis Aufnahmen von Sony veröffentlicht wurden.
Was verwundert und irritiert, ist der Umstand, dass hier bei den Ruhrbaronen Produkte vorgestellt und auch noch zum Kauf empfohlen werden, die noch niemand wirklich kennen kann, denn die Scheibe von Neil Young erscheint erst nächsten Monat und es besteht noch nicht einmal die Möglichkeit, irgendwo in die Trackliste hinein zu hören. Daher meine Frage: Wird man als Leser in Zukunft des öfteren mit solchen Plattenempfehlungen rechnen können, denn Plattenkritik kann man das ja nicht nennen, oder bleiben solche kostenlosen Werbeaktionen für die Plattenfirmen auf die Vorweihnachtszeit beschränkt?