Im Berufungsverfahren gegen die Neonazi-Schläger Daniel Ewers und Dennis Hülshorst wurden die im Juni dieses Jahres verhängten Urteile heute bestätigt. Die Staatsanwältin zog ihre Berufung zurück. Damit bleibt es beim Freispruch für den einschlägig vorbestraften Daniel Ewers. Die Staatsanwältin hatte gehofft, dass sein Komplize Dennis Hülshorst, mit dem er im Dezember 2011 eine Gruppe Linker in Langendreer angriff, in einem Berufungsverfahren vielleicht doch noch gegen Ewers aussagen würde. Dies passierte nicht. Hülshorst konnte eine Tatbeteiligung in der Hauptverhandlung eindeutig nachgewiesen werden, der Richter verurteilte ihn im Juni zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten ohne Bewährung. Im heutigen Berufungsverfahren wurde das Urteil bestätigt. Beobachter berichten von einem skurrilen Prozess mit pikanten Details.
Hintergrund des Freispruchs für Daniel Ewers waren Ermittlungspannen der Polizei. Dies betrifft vor allem die Vernehmung der Zeugen des Tatabends. Diesen wurde eine Fotoserie von Verdächtigen vorgelegt. Dabei fiel das Foto Ewers‘ durch eine stark abweichende Aufmachung auf. Dies betraf etwa die sonst einheitliche Kopfhaltung, die Hintergrundfarbe und die Blickrichtung. Zudem trug Ewers auf dem Foto einen „Thors-Hammer“, ein Symbol also, das in der Neonaziszene beliebt ist. Dies beeinflusse die Entscheidung der Zeugen, hieß es bereits in der Hauptverhandlung. Hinzu kam, dass die Beamten die Fotovorlage in dem Moment stoppten, als eine Zeugin ihre Wahl getroffen hatte; Normalerweise müssen alle Fotos vorgelegt werden. Der Zeugin wurde außerdem bereits im Vorfeld gesagt, dass sich unter den jeweiligen Foto-Sets in jedem Fall ein Tatverdächtiger befinde.
Am 25. Dezember 2011 wurde eine Gruppe junger Leute am S-Bahnhof Langendreer von einer Gruppe Neonazis angegriffen. Dabei wurden mindestens drei Personen zum Teil erheblich verletzt. Ein Geschädigter, der aufgrund eines Augenleidens auf einen Blindenstock angewiesen ist, wurde sogar auf die Bahngleise geschubst, und das kurz bevor der Zug einfuhr. Andere erlitten Platzwunden und Gehirnerschütterungen.
Daniel Ewers ist stadtbekannter Neonazi, der vor allem in Bochum Langendreer lange sein Unwesen trieb. Seine Familie begleitet ihn regelmäßig zu seinen zahlreichen Gerichtsverhandlungen. Auch am heutigen Freitag war diese wieder zugegen, und feierte triumphierend die Bestätigung des Freispruchs für ihren Spross. Nicht ganz so glücklich dürfte Dennis Hülshorst das Gerichtsgebäude verlassen haben. Im heutigen Berufungsverfahren wurde laut Beobachtern das „kümmerliche und verpfuschte Vorleben des Nazis, Drogisten, Ex-Strichers und jetzt freudigen Familienvaters Hülshorst (…) in aller Peinlichkeit ausgebreitet.“ Vor allem bei der Episode über Hülshorsts Stricher-Vergangenheit sollen sich dessen „Kameraden“, die im Zuschauerraum saßen, vor Lachen nicht mehr eingekriegt haben. Prozessbeobachter bekamen außerdem ein weiteres brisantes Detail via „Flurfunk“ mit: Dennis Hülshorst soll Strafanzeige gegen Daniel Ewers gestellt haben. Er wirft seinem „Kameraden“ vor, ihm dreimal mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen zu haben. In der Sache wolle Hülshorst nun gegen Daniel Ewers aussagen.