Am Wochenende ist also wieder Ostermarsch Ruhr. Nun könnte man es sich leicht machen und zum Beispiel die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer durchgehen. Dann könnte man mal wieder so richtig schön über „Linksfossilien“ und den „Friedensmob“ abledern. Man könnte Jitzhak Ben Chaim aka Paul Spiegel zitieren: „Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder“.
Man könnte skandalisieren, dass auf der Ostermarsch-Ruhr-Website einerseits steht:“ Für uns steht das Existenzrecht des Staates Israel außer Frage.“ Andererseits zählt zu den Unterstützerinnen des Marsches eine gewisse Inge Höger, die das augenscheinlich anders sieht. Auch könnte man sich über die Ankündigung wundern, dass die friedensbewegten Traditionslinken ausgerechnet den Konkret-Autoren Jörg Kronauer zum Thema „Westliche Interessen im Nahen und Mittleren Osten“ hören wollen. Bei so viel Duisburg, DKP und Dagdelen hätte man wohl eher einen Norman Paech oder einen Jürgen Elsässer erwartet. Hier würde auch der Hinweis passen, dass die Ostermärschler die Vernichtungsdrohungen Ahmadinedschads gegen Israel als „Kriegspropaganda“ und „Lügen der Herrschenden um ihre Kriege zu rechtfertigen“ bezeichnen. Dann allerdings wäre es nur fair, auch darauf hinzuweisen, dass nicht alles schlecht ist, was da verbreitet wird. Wer ist schon für den Einsatz der Bundeswehr im Innern? Wer für Atomwaffen, und wer für Bundeswehr-Werbung an Schulen? Ist doch gut, wenn da mal jemand so tut, als könne er Druck machen.
Manipulation der Massen?
Doch darum soll es nicht gehen. Ein anderes Thema des Ostermarsches Ruhr sticht besonders ins Auge: „Wetter als Waffe“. Was zunächst nach General Winter klingt, entpuppt sich mit einem Klick als die berühmt-berüchtigten „Chemtrails“. Wegen jenen Flugzeug-Kondensstreifen am Himmel, von denen Verschwörungstheoretiker behaupten, die Regierung habe ihnen chemische Stoffe zur Manipulation der Massen beigefügt, wurde der bekannte Wettermoderator Jörg Kachelmann vor einiger Zeit vor Gericht gezerrt. Kachelmann distanzierte sich in einer Email an eine Anti-Chemtrail-Initiative mit drastischer Wortwahl von der Theorie. Juristisches Ende vom Lied: Jörg Kachelmann bekam recht und darf die Chemtrail-Bewegung, da er es „ganz allgemein“ tut, als „Neonazis und Verrückte“ bezeichnen. So hatte er die Bewegung in seiner Email genannt. Das hat seine Gründe, die Bewegung steckt tief im esoterisch-braunen Morast (mehr dazu hier).
Zwei Schnipsel und die üblichen Verdächtigen
Um diese Chemtrails soll es nun also auch im Rahmen des Ostermarsches Ruhr gehen. Und die Hintergrund-Infos, die die Initiatoren zu dem Thema geben, haben es ebenfalls in sich. Auf der Website zu sehen sind: Das Video eines dreiminütigen RTL-Berichts, dazu ein zehnminütiger RTL 2-Beitrag zu Chemtrails. Auch wenn einige Ausführungen irgendwelcher „Experten“ durchaus schlüssig klingen mögen – wer den Begriff „Chemtrails“ im Munde führt, sollte sich des verschwörerischen Rattenschwanzes, der daran hängt, bewusst sein. Die zwei Videoschnipsel also sollen eine Diskussionsgrundlage darstellen.
Diese dünne Verteidigungslinie ist für die sogenannte Wahrheitsbewegung, zu der sich Verfechter der Chemtrail-Theorie mit Fug und Recht zählen dürfen, nichts Neues. Unvergessen die Kampagne der Verschwörungsband Die Bandbreite aus Duisburg. Diese setzte sich vor einigen Monaten für zwei Studentinnen der FH Düsseldorf ein, die eine Hausarbeit zur „Wahrheitsbewegung“ geschrieben haben. Sie erhielten, unter anderem wegen schwerwiegender formaler Mängel, die noch sehr gnädige Note 5,0. Als Quellen wurden zum Beispiel, neben einschlägigen Verschwörungsblogs im Netz, lediglich drei Bücher angegeben – ein akademisches No-Go. Die Bandbreite wollte aus der Sache einen pseudopolitischen Schaukampf machen, der in einer Rufmord-Kampagne gegen die Dozenten der beiden Frauen mündete.
Belege, Quellen und Wissenschaftlichkeit ist also nicht so das Ding von Wahrheitsbewegten, 9/11-Truthern und Chemtrail-„Neonazis und Verrückten“. Wo wir gerade bei der Bandbreite sind: Die dürfen auf so einer Veranstaltung natürlich nicht fehlen. Zum Ostermarsch-Auftakt spielen sie im Rahmen von Redebeiträgen zwischen 10.30 Uhr und 12.00 Uhr live in der Kuhstraße/Ecke Kuhtor. Dort wird es für die Freunde des Friedens sicher Gelegenheit geben, sich mit ihnen über so wichtige Themen wie behördlich vergiftete Flugzeug-Abgase zu unterhalten.
Ostern heisst mittlerweile übrigens Hasenfest.
😉
[…] Ruhrbarone […]
Ekelhaft, wie mit einer solchen Überschrift Stimmung gemacht wird! Die Tradition des Ostermarsches steht jeder Faschistischen- und Verschwörungstheoretischenpropaganda entgegen!
@Julia: Wer solche Überschriften vermeiden will, sollte sich einfach nicht mut Hetzern und Verschwörungstheoretikern zusammen tun. Ansonsten gilt für mich nach wie vor: Von allen sozialen Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik ist die Friedensbewegung die dümmmste.
@1
Ja, es ist zweifellos nachweisbar, dass das Fest 1. hemmungslos durch unseren Kalender springt, je nachdem, wie der Mond gerade steht, und das 2. mit Hasen und 3. mit Eiern dekoriert wird.
Weniger nachweisbar ist das angebliche Hinrichtungsjubiläum.
Trotzdem wird massenhaft Stimmung gemacht, gegen Buchhandlungen, die mit Geschenkideen zum Hasenfest werben!
@3
Tatsache ist nunmal, dass Ostermärsche zum bunten Spektakel der Trittbrettfahrer geworden sind. Und ob die Worte einer Frau, für die die Ausradierung Israels ein modisches Accessoire (Inge Höger und ihr Schal) ist, unbedingt als Friedensbotschaft zu werten sind, ist nunmal sehr zweifelhaft.
Hier sind etliche aufgezählt, die mit ihren vielfältigen Aggressoren-Theorien eher bewaffnete Konflikte beschwören, als sie zu verhindern!
Danke Herr Niewendick und Herr Laurin,
wenn sie was verreißen,dann geh ich hin 🙂
Es gibt doch kein besseres Lob,als von NeoCons kritisiert zu werden.
Auf zum Ostermarsch
Weiter so Barone. 🙂
@Marco: Viel Spaß bei den reaktionären Althippies 🙂
@ Stefan Laurin
Viel Spaß beim WK III,
hoffentlich bleibt er an ihrem Stammtisch 🙂
@Marco: Ich sagte ja bereits: Die dümmste soziale Bewegung der Bundesrepublik…
Stefan Laurin sagt am 3. April 2012 um 14:53
„Von allen sozialen Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik ist die Friedensbewegung die dümmmste.“
Geht’s noch etwas Springer-Presse-mäßiger, Herr Laurin? Solche diffamierenden Postings machen die selbsternannten „Ruhrbarone“ endgültig zum reaktionären Blog: „Ruhrbarone waren im kaiserlichen und faschistischen Deutschland diejenigen Großindustriellen, die die Waffenschmieden für zwei Weltkriege betrieben. Diese Tradition wird jetzt virtuell von Bloggern unter dem gleichen Namen fortgesetzt, die gegen die Friedensbewegung hetzen“ (www.bo-alternativ.de) – dem ist nichts hinzuzufügen.
Jedem steht es frei, seine Ansichten zur Ostermarsch-Bewegung zu artikulieren (naiv, Alt-Hippies, dumm usw.) – aber wer die Bewegung mit Neonazis auch nur ansatzweise in Verbindung bringt, sollte das mal konkret und nicht mit Hinweisen auf eine Äußerung von Kachelmann belegen .. der junge Autor möge doch seine *Erkenntnisse* mal bei Wikipedia hinzufügen.. dann sehen wir weiter….
Wenn sich mehr Leute mit der Kriegsproblematik auseinandersetzen würde, dann würden die Dumpfbacken und Verschwörungstheoretiker nicht auffallen.
Neben den Chemtrails steht da noch was von Haarp, das ist noch peinlicher. Physik auf StarTrek Niveau.
@EsUsch: Hauptsache der Westen ist böse – dann stimmt doch das simple Weltbild der Friedensbewegung 🙂
Ich weiß nicht, ob dei deutsche Sprache den Begriff „Schlachtwort“ wirklich kennt, denn meist wird es wohl ein Verschreiber sein.
Aber als ich Marcos Idee, dass „NeoCons“ Spaß beim WKIII haben könnten, las, dachte ich mir, dass Marco selber, wo er doch grad dabei ist, genau diesen WKIII zu verhindern, in dem er zu einer Veranstaltung geht, ein gutes „Schlachtwort“ gebrauchen könnte. Wenn nicht die Bezeichnung „NeoCons“ sogar das „Schlachtwort“ ist.
Ein „NeoCons“ sollte danach wohl jemand sein, der sich den WKIII herbeiwünscht.
Wattet nich allet gibbt!
Mannomann, hier kann ich echt was lernen.
Danke Martin, danke Stefan,
die Reaktionen, die Ihr mit dem Artikel bzw. den Kommentaren hervorgelockt habt, haben meinen Tag gerettet. Cheers!
@#6 : Wenn das Ablehnen einfacher Antworten auf komplexe Fragen „neokonservativ“ ist, interessiert mich ihr „Links“-Verständnis. Ich (und Stefan) haben zum Beispiel ebenso die Veranstaltung zur Verleihung des „Steiger“-Awards „verrissen“ – wie war’s denn da so? 😉
@ #11 was wäre denn ihrem Geschmack nach konkreter als gewisse linke Strömungen, deren antiimperialistischer Duktus dem von Neonazis in nichts nachsteht? Ich erinnere an den Applaus, den etwa Sarah Wagenknecht und Konsorten von der NPD bekamen, als sie sich weigerten, für Shimon Peres aufzustehen, als dieser zum Gedenken an den Holocaust eine Rede im Bundestag hielt?
Oder ein Hermann Dierckes, der zuweilen quatscht wie Horst Mahler?
Oder als „linke“ eine „Mahnwache“ gegen den Besuch Ehud Olmerts in Bochum abhielten, an der sich auch die NPD beteiligte?
Oder ein Hans-Christian Ströbele, der sicher auch auf dem Ostermarsch sein wird:
„(…) rechtlich umstritten ist ein Telefonat, das Ströbele zuvor mit dem grünen Kreistagsabgeordneten in Tübingen, Christian Vogt-Moykopf, geführt hatte. ‚Wenn ich eine Eskalation des Krieges damit verhindern könnte, dass eine Million Juden sterben müssten, würde ich das in Kauf nehmen‘, soll Ströbele zu seinem Parteifreund gesagt haben, so erinnert sich jedenfalls Vogt-Moykopf. Nachdem der Satz im ‚Spiegel‘ stand, klagte Ströbele mit Erfolg vor dem Berliner Landgericht, womit der Satz nun als Falschaussage gilt.
Weniger erfolgreich war der Abgeordnete mit seinem Versuch, auch die gegenüber Henryk M. Broder in einem Interview für die ‚Süddeutsche Zeitung‘ gemachte Aussage über die ‚logische, fast zwingende Folge‘ von Gasangriffen auf Jerusalem als Fälschung auszugeben: In einem hastig verbeiteten Pressetext erklärte Ströbele anschließend, das Interview gebe weder seine Meinung wieder noch das, ‚was tatsächlich während des Interviews gesagt worden ist.‘ Das Tonbandgerät von Broder sei defekt gewesen, mithin könne das gedruckte Interview gar nicht den korrekten Wortlaut enthalten. Zum Leidwesen von Ströbele tauchte in diesem Fall ein Tonbandmitschnitt auf, der bewies, dass er bis auf ein paar Ähs und Öhs sehr wohl richtig wiedergegeben worden war – eine Tatsache, die sich nur noch mit einer jüdischen Verschwörung erklären ließ.
‚Broder hat seine Kampagne anfangs so geschickt eingefädelt, dass ich ursprünglich fast gedacht hatte, er wäre ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad mit dem Auftrag, die Grünen (…) zu destabilisieren, zu spalten und einen der bekanntesten Kritiker der Politik Israels gegenüber den Palästinensern zu ‚neutralisieren‘, schrieb Ströbeles Rechtsbeistand in einem Leserbrief an die ‚taz‘. Mazel tov, diesen Juden ist einfach alles zuzutrauen.“
(Zitiert nach: Fleischhauer, Jan: Unter Linken. Von einem, der aus Versehen konservativ wurde, Rohwolt-Verlag 2009, S. 213 f.)
Dann sehen sie mal weiter!
@Autor: ja, junger Mann, wenn Sie davon so überzeugt sind, dann erweitern Sie doch unser Allgemeinwissen durch Ergänzungen auf wikipedia zum Thema Neonazis und *Ostermarsch* – mehr wollte ich doch gar nicht, beileibe keine Auseinandersetzung hier mit Ihnen….
@Radler, Für „Auseinandersetzungen“ ist das hier doch ein viel sonnigeres Plätzchen als Wikipedia. Besides: Es gibt sicher sinnvolleres, als Wikipedia-Artikel zu editieren. Sich den Jörg Kronauer-Vortrag am Montag anzuhören, zum Beispiel.
bei uns vor ort ist die friedensbewegung de facto tot, seit verschwörungsaffine israelhasser das ding in den neunzigern an sich gerissen haben.
nach und nach wird es dem rest in schland auch so gehen, wenn sie nicht einfach wegsterben, diese lebenden fossilien….
die selbsternannte friedensbewegung schaufelt sich ihr eigenes grab, indem sie kirtikerInnen als „noecons“ oder „bellizisten“ diffamiert, anstatt ihre kritik auf sich wirken zu lassen! aber ey, „freidensbewegung“, dassis sowas von eighties… wtf?!
die kids sind von dem shit doch eh angewidert! in der zeit stehengebliebene ohne lernprozesse… …ganz das spiegelbild ihrer erklärten gegner im militärischen komplex: betonköpfe mit festgefrorenem weltbild, halt nur spiegelverkehrt!
widerlich!
[…] kurzem haben wir an dieser Stelle auf seltsame Programm- und Themenpunkte beim diesjährigen Ostermarsch Ruhr hingewiesen. Dazu gehören etwa Verschwörungstheorien („Chemtrails“) und der geplante Auftritt von „Die […]
mann hört endlicxh auf zu hetzen ihr verleumder.
[…] beworben, der verschiedene Verschwörungsideologen erfreuen dürfte. Dort war vom „Wetter als Waffe” die Rede. Gemeint sind angebliche „Chemtrails”, mit denen entweder das Wetter oder gar die […]
@ „9 11 Pirat“,
Vielleicht sollten sie sich mit inhaltlicher Kritik auch inhaltlich auseinandersetzen. Wer allerdings „9 11“ im Namen führt, erweckt mir gegenüber den Anschein der Faktenresistenz.
hallo herr niewendick,danke das sie auf meine zugegeben etwas wirsche kritik geantwortet haben.doch wenn sie mir faktenresistenz vorwerfen,dan zeigen sie mir bitte ihre fakten.ich bin ein sehr offener mensch und obwohl ich kein wort der offiziellen 9 11 storie glaube,glaube ich auch nicht daran das die jüdischen mitarbeiter der wtcs vom mossad gewarnt wurden.ich würde sie daher bitten mir eine seriöse qelle zu schicken die belegt das auch juden unter den 3000 wtc toten waren.aber bitte geben sie dabei nicht die adl als quelle an,den das finde ich were keine seriöse quelle.ich würde es immer noch gut finden,wenn sie sich bei der bandbreite entschuldigen würden.für den fall das sie es nicht wissen die lieder miesmuschel und eingelocht sollten nicht die frauen in ihrer würde herrabsetzen,sondern den sexismus in der gesellschaft kritisieren.das können sie im buch der bandbreite die wahrheit sitzt im bachstage nachlesen.übrigenns sollten sie sich fragen ob vielleicht auch sie 9 11 faktenresistenz sein könnten.denn da will ich ihnen nur die homepage des wtc hausmeisters william rodriguez empfehlen.der auch 9 11 truther ist.aloso ich were auf eine ergebnis offene diskussion sehr erfreut.ich freue mich darauf.
[…] des internationalen Terrorismus. Da wäre es einem fast lieber, die Ostermärschler würden wieder, wie im vergangenen Jahr, gegen harmlose Hirngespinste wie „Chemtrails“ (gedankenkontrollierende Flugzeugabgase) […]