Vor ziemlich genau einem Jahr verabschiedete sich das Magazin PRINZ aus der bundesdeutschen Zeitungslandschaft. Das Nutzungsverhalten der Leser habe sich einfach ins Internet verlagert, war die damalige Begründung für die Einstellung des Printtitels, von der auch ich nach zehnjähriger freier Mitarbeit betroffen war. Ganz ehrlich: Ich hielt das damals für eine vorgeschobene Argumentation, um nicht zugeben zu müssen, dass der letzte Relaunch des Magazins als Pocketformat mit inhaltlosen Minitexten ein kompletter Schuss ins Knie war. Doch jetzt kommt PRINZ.de tatsächlich mit einem groß angelegten Relaunch um die Ecke gebogen.
Auf den ersten Blick sieht die neue Seite tatsächlich ziemlich schick und modern aus. Der wohlbekannte, rote Schriftzug wirkt auf schwarzem Grund ziemlich knackig und edel, die Navigation aufgeräumt und übersichtlich.
Ich wähle auf der Deutschlandkarte den Menüpunkt „Ruhrgebiet“ aus und bin erstmal verwirrt: Ein Untermenü poppt auf und ich soll mich zwischen Duisburg, Essen und Dortmund entscheiden. Bochum gibt es nicht, geschweige denn Mülheim, Gelsenkirchen oder Bottrop. Ich kriege also weder das Ruhrgebiet im ganzen als „Metropoleruhr“ noch bekomme ich alle Städte der Region als einzelne, sondern nur eine ziemlich beliebige Auswahl. Wenig überraschend, denn PRINZ wird von Hamburgern gemacht, die sich noch nie besonders für die Struktur des Ruhrgebiets interessiert haben und eigentlich auch keine Lust haben sich damit auseinanderzusetzen.
Ich gehe weiter auf „Essen“. Und wähle unter „Locations“ testweise „Clubs“ aus, weil das mein Ressort bei PRINZ war. Jetzt wird es abstrus. Unter „Clubs in Essen“ steht als erster Eintrag „360 Grad“. Einerseits gibt es das 360 Grad schon lange nicht mehr, andererseits war es natürlich in Bochum. Beim weiteren Durchsuchen finde ich auch den Eintrag „Playa“ – so hieß das 360 Grad auch mal. Unter „Clubs in Essen“ finden sich auch massenhaft Adressen in Wuppertal, das bekanntlich nicht einmal zum Ruhrgebiet gehört – darunter mindestens drei Einträge vom Butan Club unter verschiedenen Namen und Adressen.
Schön ist natürlich, dass ich das eine oder andere Foto finde, das ich irgendwann mal für PRINZ gemacht habe und auch so manchen alten Text von mir lese. Hier sind also einfach alle alten Datensätze in ein neues – zugegebenermaßen schickes – Layout kopiert worden. Das bringt es aber nicht, lieber PRINZ. Ich frage mich, was die drei angeblichen „Redakteure“, die in Dortmund, Essen und Duisburg für PRINZ.de unterwegs sind und die niemand kennt, eigentlich tun.
PRINZ.de war immer ein starkes Portal, so lange es den Print-Titel gab, für den monatlich Termine und Adressen recherchiert wurden, die dann in die online-Datenbank einflossen und sie so aktuell hielten. Jetzt mutiert es zu einer Müllhalde überholter Adressen – aber wenigstens in schickem neuen Design.
Zum Glück gibt es ja die Ruhrbarone. Trotzdem schade um Prinz und auch Marabo. Andere, wie Smag oder auch Coolibri sind ja mittlerweile zum größten Teil reine Werbemedien geworden. Da kauf ich dann doch ab und an mal lieber das Printding von den Baronen. Im Kommen, insbesondere redaktionell auch der BoDo.
Et is watt schade, wie man so´n feines Image in Kürze anne Wand fahn kann! Um es mal in „unserer“ Sprache zu sagen. Ein Stern auf der Haube nutzt halt auch nichts, wenn der Motor nicht läuft…..
Gruß
Jojo