Anna-Maria Meier-Rimon kenne ich seit Februar 2024, über einen Zoom-Vortrag mit Arye Sharuz Shalicar zur damaligen Lage in Israel. Das Netzwerk bietet seit 2020 Hilfestellung für Deutsche in Israel. Seit dem letzten Jahr gibt es zusätzlich einen Kindergarten, in zentraler Lage, auf der Dizengoff-Straße in Tel Aviv.
Alleine ist Anna-Maria Meier-Rimon, die gebürtig aus Georgsmarienhütte stammt, bei diesem Projekt nicht.
Unterstützt wird sie von Lilly, einer Erzieherin die quasi den Kindergarten leitet. Vanessa ist Logopädin, sie arbeitet auch teilweise im Kindergarten, aber auch in der Sprachförderung, im privaten Rahmen und auch in den Kindergruppen. Sie ist über ein Partnervisum in Israel: Ihr Mann verteidigt Israel in der IDF.
Susanne kommt stundenmässig und macht nochmal besondere Projekte mit den Kindern im Kindergarten und gibt auch Privatunterricht. Csilla kümmert sich um die Social-Media-Auftritte des Projektes. Daneben gibt es noch eine Lehrerin, Tanja, die aktuell noch in Mexiko lebt.
Nach dem siebten Oktober 2023 hat Anna-Maria Meier-Rimon Personal verloren, weil Helferinnen das Land verlassen hatten oder sie sich erst einmal um andere Dinge kümmern mussten, auch emotional.
Über einen Aufruf hat Anna-Maria schließlich Tanja gefunden, die in Mexiko lebt und die es unglaublich spannend fand, mit Menschen in Israel zusammenzuarbeiten.
Alle Mitarbeiter bei Tacheles und Tacheles-Wunderland sind Deutschsprachige oder Muttersprachler.
Unseren aktuellen Besuch in Tel Aviv, haben wir für einen Besuch bei Anna-Maria Meier-Rimon und einen Besuch beim Stammtisch ihres Frauennetzwerks genutzt.
Deutscher Stammtisch
Alle vier Wochen trifft sich die Gruppe, von ungefähr 15 – 20 Frauen, an wechselnden Locations in Tel Aviv.
Weitere Gruppen gibt es im Norden Israels, unter anderem in Ra’anana und Jerusalem.
In Tel Aviv trifft sich die Gruppe alle vier bis sechs Wochen: Am gestrigen Abend war das Anastasia in Tel Aviv der Treffpunkt der Frauengruppe. Einige dieser Treffen sind thematisch: In der Vergangenheit hab es Schreibworkshops, Workshops zum Thema Meditation und verschiedene andere Dinge. Die Stimmung bei diesem Stammtisch am 28. Januar 2025 scheint ausgesprochen gut zu sein. Details weiß ich nicht: Als Person, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeordnet wurde, musste ich mich an einen anderen Tisch begeben.
Kindergarten Tacheles Wunderland
Ein neueres Projekt von Anna-Maria Meier-Rimon ist der Kindergarten Tacheles Wunderland, die Räume des Kindergartens liegen in einem Hinterhaus auf der Dizengoff-Straße, der Flaniermeile von Tel Aviv. Wir haben Anna-Maria Meier-Rimon besucht und hatten ein paar Fragen.
In den Räumen sieht es nicht viel anders aus als wie in einem Kindergarten irgendwo in Deutschland: Ein Raum mit Spielzeug und Spielgeräten, viele Kinderbücher – auch für ältere Kinder – stehen thematisch sortiert in Regalen. Auch moderne, interaktive, Bücher findet man in den Regalen. Bei unserer Ankunft ist, theoretisch, Schlafenszeit für die Kids. Der kleine Monitor des Babyfons zeigt: Auf Schlafenszeit haben gerade nicht alle Kinder mehr Lust.
Kurz vor dem Gespräch mit Anna-Maria Meier-Rimon mustern uns zwei neugierige Kinderaugen, der Junge kommt aber nicht durch die Türgitter durch. Ein anderes Kleinkind sitzt etwas abseits und weiß offensichtlich nicht, was er von den fremden Besuchern halten soll. Während Lilly sich um die beiden wachen Kids kümmert, sprechen wir mit Anna-Maria Meier-Rimon.
Ruhrbarone: Wo befinden wir uns hier?
Anna-Maria Meier-Rimon: Wir sind hier im Tacheles und Tacheles-Wunderland, so wie wir das nennen für unsere Kleinen. Uns gibt es seit 2020. Wir hatten jetzt fünfjährigen Geburtstag, aber hier in den Räumlichkeiten sind wir erst seit Juni letzten Jahres, wo wir dann auch etwas gewachsen sind und einen Kindergarten eröffnet haben. Einen deutschsprachigen Kindergarten, in dem wir Kinder von ein bis drei Jahren haben. Und ja, in den Nachmittagsstunden kommen dann die älteren Kinder zur Deutschförderung und zur Community, einfach um andere Kinder kennenzulernen, die auch Deutsch sprechen und natürlich ist es auch für die Eltern immer nett.
Ruhrbarone: Wie kam es zur Gründung von Tacheles, zu diesem Netzwerk?
Anna-Maria Meier-Rimon: Das war mein persönlicher Traum und mein persönliches Bedürfnis, etwas zu schaffen, was es hier noch nicht gab. Ich selber bin vor zehn Jahren nach Israel gekommen. Ich wollte ein halbes Jahr, maximal ein Jahr bleiben, das ist ein bisschen länger geworden und ich glaube, wenn es so etwas gegeben hätte zu meiner Zeit, als ich hier ankam, das hätte schon geholfen.
Ich bin von Haus aus Sozialarbeiterin, habe mich dann weitergebildet zur Deutschlehrerin. Aber diese Unterstützung anderer Menschen zu wollen, dieser Wunsch war immer schon, auch in meinen alten Berufsfeldern, einfach da und ich wollte irgendwas tun, was sinnvoll ist und wo ich auch mein eigener Boss bin.
Ruhrbarone: Das Haus, die Räume hier, gibt es erst seit dem letzten Juni?
Anna-Maria Meier-Rimon: Genau, seit Juni 2024.
Ruhrbarone: Hatte der Terrorangriff Einfluss auf dieses Wachstum?
Anna-Maria Meier-Rimon: Ja. Ich wollte immer etwas Größeres anmieten und ich war immer etwas zögerlich wegen der Erweiterung, erstmal wegen des Geldes und wegen des Risikos und so weiter.
Und als dann der siebte Oktober passiert ist, was uns alle auch einfach so in den Grundfesten erschüttert hat, habe ich dann gesagt, es kann immer vorbei sein. Es ist einfach unberechenbar, was als nächstes passiert und wenn nicht jetzt, wann dann? Und dann habe ich zufällig diese Räumlichkeiten gefunden im Internet, habe einfach mal spaßeshalber Kontakt aufgenommen, war hier und ich wusste, dass das der richtige Ort ist. Ich wusste, dass das mein Weg ist.
Ruhrbarone: Wer sind hier eure Kunden?
Anna-Maria Meier-Rimon: Wir haben viele bi-nationale Familien. Ein Elternteil ist israelisch, ein Elternteil kommt aus dem deutschsprachigen Land, die meisten aus Deutschland. Wir haben aber auch Schweizer und Österreicher hier. Das macht so, denke ich, 80 % aus. Wir haben aber auch israelische Familien, die eine Zeit lang in Deutschland gelebt haben und somit den Kindern das gerne ermöglichen wollen, die Sprache weiter zu lernen und weiter zu nutzen. Einfach auch, weil das ja so ein Geschenk ist, wenn Kinder mehrere Sprachen schon sprechen und lernen und wir haben auch Familien, die auswandern möchten in ein deutschsprachiges Land und somit auch nutzen unsere Privatangebote, den Privatunterricht, einfach, dass die Kinder schon mal spielerisch und angenehm mit der deutschen Sprache in Kontakt kommen.
Ruhrbarone: Jetzt kennen wir uns vom letzten Jahr über Zoom, über den Talk mit Arye Sharuz Shalicar über den siebter Oktober. Was ist das für ein Projekt, in dem du diese Themen ansprichst?
Anna-Maria Meier-Rimon: Das ist „Wir reden Tacheles“. Ich versuche, immer mal wieder interessante Menschen einzuladen und der Community, aber natürlich auch in Deutschland den Menschen, die Möglichkeit zu geben, sich über gewisse Themen zu informieren. Es wird Tacheles gesprochen, denn es ist in dem Sinne auch möglich, eine Diskussion zu beginnen, Fragen zu stellen, wo man nicht unbedingt sonst die Möglichkeit zu hat. Man sieht Menschen in Talkshows, man sieht Menschen in anderen Settings, aber wirklich diesen hautnahen Kontakt, auch wenn es über Zoom ist, hat man selten und das ist wirklich auch sehr erfolgreich. Ich muss sagen, es ist ein bisschen eingeschlafen. Nach Arye hatte ich nur mit der Community Online-Treffen, teilweise mit dem Frauennetzwerk. Aber Ende Februar wird es den nächsten „Wir reden Tacheles“ geben.
Ruhrbarone: Wer ist diesmal euer Gast?
Anna-Maria Meier-Rimon: Ahmad Mansour wird kommen. Am 26. Februar 2025.
Ruhrbarone: Das ist ja dann eigentlich spektakulär, oder?
Anna-Maria Meier-Rimon: Ja, total. Also ich freue mich sehr. Ich bin lange mit ihm in Kontakt und habe etwas gewartet, aber jetzt ist es soweit. Mir ist es ganz wichtig, dass diese tolle Persönlichkeit so viele Bühnen bekommt wie möglich und auch da einfach Menschen die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen, denn es ist so eine großartige Person.
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