Mit Plänen und Konzepten zu arbeiten ist sicherlich grundsätzlich sinnvoll und vielfach auch schlicht erforderlich. Doch hin und wieder kommt bei einem auch der Verdacht auf, dass es sich um pure Worthülsen und Allgemeinplätze handelt, wenn so etwas öffentlich groß präsentiert wird.
So erging es mir jetzt einmal mehr bei einer Pressemeldung, die der MSV Duisburg, seines Zeichens zur Saison 2019/20 ein Drittligist im Deutschen Fußball, heute am Nachmittag auch an die Ruhrbarone verschickt hat.
Darin heißt es:
„Zum Start in die neue Saison hat der MSV Duisburg die Ausrichtung als Ausbildungsverein für die Zukunft bekannt gegeben. Es wurde dabei angekündigt, die ZebraFamilie so umfassend wie möglich über den Prozess des neuen Konzepts zu informieren.
Der MSV als Ausbildungsverein steht in Zukunft nicht nur für den eingeschlagenen Weg einer gelebten Durchlässigkeit von Jugendspielern aus dem NachwuchsLeistungsZentrum in den Profikader, sondern auch für Transfers junger nationaler und internationaler Talente, die auch in den Kader und die Startelf integriert werden. …
Als Ausbildungs- und Weiterbildungsvereins sollen gewinnbringende Transfers eine weitere Grundlage der Zukunft des Vereins darstellen. Dem Verein ist es wichtig, nochmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass dieses Konzept unabhängig von der Ligazugehörigkeit entwickelt wurde und dass der Kaderetat weiterhin auf dem bisherigen Niveau der entsprechenden Liga fortgeführt und nicht reduziert wurde. …
Beim Spielsystem und der sportlichen Ausrichtung wird die Basis der Spielkultur entsprechend der Vereinskultur „kämpferisch und physisch stark“ sein. Die mentale Stärke durch positive aber immer ehrliche Ansprache soll als Grundlage einer ausgeprägten Siegermentalität gelten. Dazu gehört der Ausbau der Referenzwerte über Leistungsdiagnostik und eine klare Fitnessstrategie, die es ermöglicht die Anforderung der sportlichen Ausrichtung umsetzen zu können, alles unter dem Motto: „WIR ARBEITEN FUßBALL“.
Dafür werden Spieler verpflichtet mit potenziell hoher Identifikationswahrscheinlichkeit, mit ausgeprägten technischen Fähigkeiten, die aber auch bereit, sind Fußball zu arbeiten.
Das Scouting-, Fitness- und Analyseteam sowie die Trainer im Profi- und-NLZ Bereich identifizieren sich mit diesen Vorgaben und werden entsprechend der VEREINS-Spielphilosophie besetzt. …
Der MSV Duisburg ist sich bewusst, dass sich Spieler, die sich für den MSV entscheiden, nicht automatisch mit dem Verein identifizieren. Es muss aber die Aufgabe aller Zebras sein, den Spielern die Tradition und die Werte des Vereins, die Menschen, die den Verein ausmachen, und die Stadt, für die sie spielen näher zu bringen.
Ziel ist es eine Einheit aus Fans, Mitarbeitern und Spielern zu formen.“
Jau, soweit, so klar!
Aber was bitteschön ist jetzt daran auch nur ansatzweise wirklich neu und/oder bemerkenswert? War das in den vergangenen Jahren nicht schon immer die angestammte Rolle und der Fußballstil des MSV?
Wenn das den Leuten im Umfeld des Vereins so erst neu und öffentlichkeitswirksam präsentiert werden muss, als Leitlinien für die Zukunft offiziell vorgestellt werden soll, dann scheint hier in der Vergangenheit doch einiges gehörig schief gelaufen zu sein.
Hielt sich der MSV, und sei es auch nur in Teilen, zuletzt etwa für mehr? Hatte er tatsächlich eine andere Identität als die eines ‚Malocherklubs‘, bei dem Fußball in erster Linie gearbeitet werden soll und eine größtmögliche Identifikation der Protagonisten gefragt ist?
Das wäre in der Tat das offizielle Eingeständnis einer totalen Fehlentwicklung, wenn dem so wäre.
Da fragt man sich, warum Bernhard Dietz als Vizepräsident in Sack gehauen hat, denn er stand doch nun weiß Gott für ehrlichen Fußball-auf und außerhalb des Rasens.