Einer meiner ältesten Freunde hat nach Jahrzehnten sein Spex-Abo aus Protest gekündigt. Der Wechsel an der Redaktionsspitze war für ihn ein zu arger Bruch mit der Tradition des Blattes. Für mich ein Grund, mir wieder eine Spex zu holen.
Wenn ein Magazin mit gut 30.000 Auflage seinen Chef wechselt interessiert das in der Regel nur den Freundeskreis und die Eltern des Betroffenen. Heißt das Magazin Spex sorgt das immer noch für bundesweite Schlagzeilen von taz bis Spiegel-Online. Der neue Spex-Chef, Torsten Groß, kam vom Rolling Stone, drohte launig damit, auch mal Bruce Springsteen aufs Cover zu packen, was wirklich erschreckend war, und prompt verlies fast die ganze Redaktion die Spex – und mein alter Freund kündigte sein Abo.
Als Schüler war ich Stammleser. Spex hatte ein Überformat, schrieb damals über die Bands die ich hörte oder nach Ansicht der Spex-Redaktion gefälligst zu hören hatte. Autoren wie Diedrich Diederichsen oder Clara Drechsler verehrte ich, obwohl mir damals alle sagten, das Spex eigentlich blöd und Sounds viel, viel besser gewesen sei. Nur als Sounds noch eigenständig war, hatte ich lange Haare und war ein gottverdammter Hippie. Chance vertan. Irgendwann kamen dann Autoren wie Mark Tekessides und jede Arzneimittelbeilage war auf einmal spannender geschrieben als Spex. Als Terkessides weg war, warf ich noch einmal einen Blick ins Blatt, es war wieder besser geworden, aber Stammleser wurde ich nicht mehr.
Und gestern dann war es soweit. Nach gefühlt 100 Jahren kaufte ich mir wieder eine Spex. Ganz durch bin ich noch nicht, aber das Interview von Ted Gaier mit John Lydon von Public Image Ltd. war spannend, abwechslungsreich und aussergewöhnlich. Nach alle den Peinlichkeiten wie der Sex Pistol Reunion und Dschungelcamp-Teilnahmen hatte ich Lydon in den vergangenen Jahren als kompletten Hohlkopf abgebucht – in der Spex präsentierte er sich als intelligent, witzig und Amon Düül Fan.
Gut auch das Gespräch mit dem syrischen Philosophen Sadik Al-Azm, der die Bedeutung der Säkularisierung betont und Sätze sagt wie „Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit (…) für die universelle Geltung der Menschenrechte zu kämpfen.“
Dann noch Beastie Boys, etwas über Juden in der Popmusik, Fotostrecke, eine CD – insgesamt: Alles ok, Layout etwas lahm, aber ansonsten… . Die Welt ist nicht untergegangen. Die nächste Spex hol ich mir auch.
PS: Können Die Niedlichen nicht wieder ins Heft?
mein lieber freund stefan, jetzt kennen wir uns so lange und ich oute mich gerne als derjenige, der sein abo nach jahrzehnten gekündigt hat. die spex war immer am geilsten wenn sie unlesbar war. und wenn jetzt dieser neue knallkopp so eine scheiße im spiegel erzählt ist er selber schuld daran wenn er das ding gegen die wand fährt. mich als unwichtige randgruppe beschimpfen zu lasen nur weil ich an neuen tönen interessiert bin und mit offenen ohren durchs leben laufe ist eine bodenlose frechheit. rolling stone ist die abgefuckteste scheiße die es gibt und für ignoranten gemacht, die mick jagger für den erlöser halten oder den idioten springsteen (der eine einzige gute platte gemact hat und sich danach seit jahren als den workingclass heroe entdackelt). und der großkotzige penner protegierte diesen fuckmainstreamscheiß als journalist. hoffentlich geht die spex elendiglich ein!da halte ich es, trotz bvb-fan mit dem guten herrn vilim vasata auf die frage hin warum er bayern-fan ist: der elite wegen! aber du hörst ja selbst nur abgeschmackten 80er kram und die dämlichen scherben und kannst dir sowieso kein urteil darüber bilden. noch schlimmer als atta!hach macht das spaß dich zu beschimpfen!!!bis die tage dein freund stephan…