NHL: Das wohl unerwartetste Stanley Cup-Finale der letzten Jahre beginnt

Welches Team gewinnt 2018 den begehrten ‚Stanley Cup‘ in der NHL? Foto: Robin Patzwaldt

Draußen drohen gerade einmal wieder heftige Wärmegewitter, und doch steht das mit Spannung erwartete große Finale im Eishockey noch bevor. Wie in jedem Jahr spielen die Franchises der nordamerikanischen NHL ihren Meister, der der traditionellen ‚Stanley Cup‘ überreicht bekommen wird, in der Phase zwischen Ende Mai und Mitte Juni aus, wenn hierzulande kaum jemand an Eishockey denkt, die DEL längst in der Sommerpause ist und auch der Eishockeyweltmeister schon gekürt ist.

In diesem Jahr erreichten von den aktuell 31 Team der NHL zwei Mannschaften das große Finale, mit denen im Vorfeld wohl kaum jemand ernsthaft gerechnet hätte. Das liegt in erster Linie daran, dass dort mit den Vegas Golden Knights eine Organisation vertreten sein wird, die erst im vergangenen Herbst in die Liga kam, als sogenanntes ‚Expansion Team‘ in ihrem ersten Jahr also direkt bis ins Finale vordrang.

Nicht übel für eine Truppe, die von ihrem Management quasi aus den ‚Resten‘ der Konkurrenz zusammengestellt wurde, so wie es in der Liga üblich ist, wenn ein Eigentümer die Rechte an einer neuen Mannschaft erworben hat, in dem geschlossenen System der NHL einen neuen Standort ins Leben rufen will.

Die Golden Knights bestehen aus Spielern, die ihre alten Teams nicht vor dem Zugriff der Macher aus Las Vegas schützen wollten, weil sie sie nicht für bedeutend genug dafür hielten sie mit in das begrenzte Kontingent an Aktiven für den ‚Expansion Draft‘ zu nehmen, das als unabkömmlich eingestuft wurde. Denn jedes Team darf seine besten Aktiven für den Neuling blockieren, so dass dieser aus den verbleibenden Spielern wählen kann, sich von jeder Truppe einen Aktiven auswählen darf, um sich so seinen ersten eigenen Kader zu bilden.

In der Regel brauchen solche recht wild neu zusammengewürfelten Teams schon ein paar Jahre, bevor sie in die Ligaspitze vordringen können. Bei Vegas war das in diesem Jahr anders.

Ein Großteil der Truppe um Torhüter Marc-Andre Fleury, der zuvor schon drei Titel mit Pittsburgh errungen hatte, stellte in der Premierensaison des neuen Teams Karrierebestwerte auf, was der jungen Mannschaft von Coach Gerard Gallant zwar durchaus viel Anerkennung und Sympathien einbrachte, jedoch auch Kritiker auf den Plan rief, die darin eine Ohrfeige für die Etablierten sahen, die es trotz jahrelanger Aufbauarbeit eben nicht schafften das Stanley Cup-Finale überhaupt einmal zu erreichen.

Ein solches Team war bisher auch der diesjährige Finalgegner der Golden Knights, die Washington Capitals. Das Team des russischen Superstars Alex Ovechkin versuchte seit 20 Jahren vergeblich einmal wieder so weit zu kommen. Zuletzt spielte das Franchise im Jahre 1998 um den Cup, unterlag damals in der Finalserie den Detroit Red Wings.

Jetzt hat es Washington endlich einmal wieder geschafft, womit in der Liga, trotz der regelmäßig guten Leistungen in der NHL-Hauptrunde, kaum noch jemand wirklich gerechnet hatte. Zu häufig versagten Ochechkin & Co. in den Playoffs schon die Nerven, wenn es wirklich sportlich darauf ankam. Wiederholt scheiterte Washington beispielsweise alleine an den Pittsburgh Penguins, die die Meisterschaften der Jahre 2016 und 1017 erringen konnten.

In diesem Jahr übersprangen die Capitals ‚endlich‘ erfolgreich die Hürde Pittsburgh und setzte sich im Eastern Conference Finale kurz darauf zudem gegen die ebenfalls hoch gewetteten Tampa Bay Lightning knapp in sieben Spielen durch.

Der Gegner aus Las Vegas tat sich da auf dem Weg ins Finale deutlich leichter. Die drei bisherigen Playoff-Gegner der neuen Western Conference Champions, die Los Angeles Kings, die San Jose Sharks und die Winnipeg Jets konnten die Serien nicht wirklich knapp gestalten.

Die recht deutlichen Serienergebnisse von 4:0, 4:2 und 4:1 zu Gunsten der Knights verschafften ihnen zudem immer wieder willkommene Ruhephasen, so dass das Team in das große Finale gegen die Capitals durchaus ausgeruht und erholt gehen kann.

Nach einer langen Vorrunde von alleine schon 82 Spielen und den dann noch zusätzlich folgenden KO-Spielen, aktuell stehen beide Teams derzeit schon bei weiteren 15 (Vegas) bzw. 19 Partien (Washington), ist naturgemäß jeder Ruhetag sehr willkommen.

Das erste Finale um den Cup findet in der Nacht vom heutigen Montag auf Dienstag (ab 2 Uhr MESZ) in der T-Mobile Arena in Las Vegas statt. Auch das zweite Kräftemessen wird übrigens in Nevada ausgespielt, bevor die Serie dann für die nächsten zwei Begegnungen in die US-Hauptstadt wechseln wird.

Stanley Cup-Sieger des Jahres 2018 wird, wer zuerst vier Spiele gewonnen hat. Bis spätestens zum 13. Juni wissen wir dann, wer in diesem Jahr den großen Pott in die Höhe stemmen darf und damit der Nachfolger der Penguins werden wird.

Und ganz egal ob es dann die Golden Knights oder die Capitals sein werden, es wird in jedem Falle ein Team sein, das vor Saisonstart nicht wirklich viele auf dem Tippzettel gehabt haben. Solche Verhältnisse wünschte man sich doch auch grundsätzlich einmal wieder für die hiesige Fußball-Bundesliga, oder? 😉

Wer den Fortgang des Ganzen im Detail verfolgen mag, der findet Infos darüber in deutscher Sprache übrigens unter www.NHL.com/de.

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