Nicht alles ist schlecht am Videobeweis

Der Videobeweis kann Fußballfans nerven. Archiv-Foto: Michael Kamps

Neben der Tatsache, dass der FC Bayern München die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga durch seine 1:2-Niederlage bei Bayer 04 Leverkusen am 25. Spieltag des Fußballoberhauses an Borussia Dortmund verloren hat, beschäftigt heute insbesondere das kuriose Zustandekommen der Pleite des Rekordmeisters die Fußballfans im Lande.

Schiedsrichter Tobias Stieler verhängte gleich zwei Elfmeter gegen die Bayern, nachdem er den Videobeweis zur Hilfe genommen hatte. Ursprünglich hatte er in beiden Szenen gegen die Leverkusener entschieden und zwei Mal die Gelbe Karte wegen Schwalbe gezeigt. Beide Strafstöße wurden verwertet und sorgten für die zwei Treffer der Gastgeber.

Jetzt ist die Kritik am 41-jährigen Schiedsrichter groß, wird an dessen Leistung aus (fast) allen Richtungen kein gutes Haar gelassen. Das erscheint mir nicht nur unverhältnismäßig, die hitzige Debatte läuft sogar am eigentlichen Kern der Sache vorbei.

Klar, wenn ein Unparteiischer sich in entscheidenden Szenen irrt, ist das immer ärgerlich. Erst recht, wenn ihm ein solches Malheur gleich mehrfach innerhalb der 90 Minuten eines einzigen Spiels passiert. Wer jedoch die Begegnung auf DAZN in voller Länge verfolgt hat, so wie ich, der wird dabei festgestellt haben, dass Stieler mit seinen spektakulären Irrtümern nicht alleine war. Auch das Kommentatoren-Team von DAZN, rund um den ehemaligen Nationalspieler Michael Ballack, tat sich in beiden Szenen schwer, hatte ohne die übliche Zeitlupe zunächst eine ganz andere Einschätzung der Lage, als das nach dem Studium der Bilder in Zeitlupe der Fall war.

Warum soll man also nicht auch dem Schiedsrichter zugestehen, sich erst nach dem Videobeweis richtig entschieden zu haben. Solange das nicht die Regel wird, finde ich das nicht dramatisch. Entscheidend ist doch, dass am Ende im Sinne der Sache in beiden Szenen richtig entschieden wurde. Und das war ja, selbst aus Sicht von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, am Ende offenbar der Fall. Die Fehler von Stieler lassen sich demnach recht schnell abhaken.

Viel entscheidender scheint mir im konkreten Fall doch die Tatsache zu sein, dass der häufig kritisierte Videobeweis am Sonntag in der BayArena ein voller Erfolg war. Man stelle sich nur mal vor, dieses Hilfsmittel hätte dem Schiedsrichter im konkreten Fall nicht zur Verfügung gestanden. Die Bayern hätten das Spiel womöglich gewonnen, Bayer 04 wären zwei berechtigte Elfer vorenthalten worden und der betroffene Spieler Amine Adli aufgrund zweier völlig unberechtigter Gelber Karten wegen Schwalben womöglich sogar mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Die damit verbundene Wettbewerbsverzerrung wäre immens gewesen und die Debatten hätten heute zurecht eine völlig andere Richtung gehabt.

Da ist es so doch deutlich besser gelaufen! Dem Schiedsrichter wurde ein Spießrutenlaufen in den kommenden Tagen, womöglich sogar Wochen, erspart. Er muss sich nun maximal intern erklären. Das Spiel nahm nach den Korrekturen per VAR seinen ‚normalen‘ bzw. fairen Verlauf. Leverkusen gewann dem Ablauf der 90 Minuten entsprechend, machte den BVB zum neuen Tabellenführer.

Wäre es anders gekommen, es wäre deutlich unangenehmer für alle (bis auf die Bayern) gekommen. Der Sache selber war diese Ablauf deutlich dienlicher. Da erscheint es doch als eine regelrechte Kleinigkeit, dass Tobias Stieler sich heute nur für zwei ursprüngliche Fehleinschätzungen zu rechtfertigen hat. Nicht alles ist schlecht am Videobeweis….

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