Damit Ihr nicht extra auf den Ostermarsch laufen müsst, hat sich ein Ruhrbaron dieses, jährlich wiederkehrende, Superevent für Euch angesehen. Von Bombenstimmung zu sprechen, wäre übertrieben: Am Samstag fand die Auftaktveranstaltung zum Duisburger Ostermarsch, im Epizentrum der schönsten Ruhrmetropole wo gibt, statt.
Etwa 300 Friedensaktivisten hatten sich, bei Kaiserwetter, auf der Königstraße versammelt. Pax Christi – eine katholische „Friedensinitiative“, die in letzter Zeit in erster Linie durch die Unterstützung der antisemitischen BDS-Bewegung mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und diverse andere Organisationen hatten sich zur Auftaktkundgebung des Duisburger Ostermarsches eingefunden. Darunter z.B.: Die Linke, MLPD, DKP, Falken, Aufstehen.
Wie das so ist, wenn sich verschiedene Gruppen, die zumindest konkurrieren und sich im Normalfall untereinander als Spalter oder Verräter bekämpfen (Eine Vereinigung von DKP, MLPD und Linke zu einer neuen sozialistischen Einheitspartei wäre eine größere Baustelle als der BER!):
Das Klima bei der Auftaktkundgebung des Ostermarsches in Duisburg war zwar deutlich besser als z.B. auf einer Beerdigung – aber definitiv schlechter, als z.B. beim mittwöchlichen Stuhlkreis der Kleinkindergruppe im Kindergarten, in dem sich ja meistens auch einige Kids nicht riechen können.
Die Linke und die DKP hatten ihre Stände mit ein wenig Abstand zum Tisch der MLPD, der Avantgardepartei der Arbeiterklasse, aufgebaut. Normale Leute gab es aber auch beim Ostersmarsch zu Duisburg: Die Falken, ein der SPD nahestehender Kinder- und Jugendverband, hatte sich ebenfalls eine eher unauffällige Position für den eigenen Infostand gewählt: In Nachbarschaft zum Aktionsbündnis Duisburg stellt sich quer, dass gegen den Aufmarsch der neonazistischen Splitterpartei DIE RECHTE am ersten Mai mobilisiert.
Zahlreiche Minigrüppchen waren mit Bannern zu sehen, mit denen sie ihre realistischen Forderungen, wie z.B. „Kriege beenden“, verbreiteten. Vereinzelt sind Leute mit orangenen Warnwesten zu sehen. Genug Distanz um sich von den irren Gelbwesten in Frankreich abzusetzen, aber ausgefallen genug um als cool durchzugehen. Klasse Plan!
Positiv ist außerdem der Stand der DKP zu erwähnen: Der Kuchen dort war richtig lecker! Klar: Der stammt ja auch aus Arbeiterhand!
Ich versuche mich noch ein wenig in Stimmung zu bringen und mich den Menschen auf dem Friedensmarsch emotional anzupassen. Passende Musik auf dem Smartphone habe ich dabei, die In-Ear-Kopfhörer habe ich eh in meinen friedensbewegten Ohren: Der heimliche Aufmarsch, der Lied der Partei, das Einheitsfrontlied, das Jalavalied oder zumindest das Thälmann-Lied sollten mich eigentlich in beste Revolutionslaune versetzen. Dieses Unterfangen – zugegeben – scheitert.
Fleißig und arbeitsam brachten Aktivisten der Linken und der DKP ihre Zeitungen an den Mann. Wobei man der MLPD hierbei, für besondere Verdienste im sozialistischen Wettbewerb, ganz klar den Orden Kollektiv der sozialistischen Arbeit zusprechen muss.
Äußerst geschickt gehen die Kader der MLPD, bei der Anwerbung neuer Kandidaten für eine MLPD-Mitgliedschaft, vor: Mit der Frage „Du bist doch gegen Nazis?“ werde ich schnell in ein Gespräch verwickelt. Eine rhetorische Frage, die auf einer Veranstaltung dieser Art genauso viel Sinn macht wie „Du magst doch Pizza?“ oder „Lust auf Bier?“.
Selbst Alexander Gauland (AfD) würde von sich behaupten, dass er gegen Nazis ist. Nach meinem „Ja“ bin ich schnell in einem Gespräch zur bösen Kriegspolitik der EU verwickelt.
Die Frage, ob es nicht ein wenig paradox ist, auf einer Friedensdemo mitzulaufen und zugleich mit terroristischen Gruppen zu kooperieren (Die MLPD arbeitet mit der „palästinensischen“ Terrororganisation PFLP zusammen!), stellt sich den Revolutionären anscheinend nicht.
Meine Halsschlagader pocht spürbar. Zeit, um das Gespräch abzuwürgen. Zumal gerade der richtige Spaß der Veranstaltung beginnt: Die Reden…
Axel Köhler-Schnura, ein waschechter Aktivist der allzeit für das Gute kämpf, hält die Rede, die man von ihm erwarten konnte: Böses Militär. Böse Kapitalisten. Ganz viel Blabla. Böser Marc Zuckerberg. Guter Nicolás Maduro. Klar: Die Kapitalistenklasse hat nichts zu befürchten. Die lässt sich einfrieren und/oder zum Mars fliegen. (Kein Witz! Siehe Video!)
Wer sich auch – wie ich – regelmäßig die Frage stellt: „Wer zum Teufel liest eigentlich Bücher vom Jürgen Todenhöfer?“:
Durch den kurzen Genuss des Redebeitrags von Axel Köhler-Schnura, findet man eine Antwort auf diese Frage.
Richtig schmerzhaft wird es schließlich noch bei der Rede des MdB (Fraktionslos, früher SPD) Marco Bülow aus Dortmund: Man bekommt den Eindruck, die Bundeswehr wäre kurz davor, ganz in Tradition der Wehrmacht, Frankreich, die Niederlande und Polen zu überrennen.
Die Zahlenbeispiele (Etat der Bundeswehr im Vergleich anderer Ministerien!) klingen nett, sind aber Augenwischerei: Da das Außenministerium, z.B., keine teuren Panzer und anderes Kriegsgerät kaufen muss. Wer sich auch nur ein wenig mit dem politischen Tagesgeschehen beschäftigt, hätte beim Vortrag des gescheiterten Genossen aus Dortmund seine Freude.
Fakt: Deutschland erfüllt seine Aufgaben, die den Wehretat angeht innerhalb der NATO betreffen, seit Jahren nicht mehr.
Fakt: Die Luftwaffe verfügt kaum noch über einsatzfähige Maschinen.
Fakt: Von den deutschen U-Booten sind nur ein Bruchteil einsatzbereit.
Den hybriden Krieg, den Russland gegen den Westen führt – durch Propaganda, Desinformation und Finanzierung von Marionettenparteien wie der AfD: Sowas ist keiner Erwähnung wert in der Rede.
Das Feindbild muss hier halt stimmen: NATO ist böse. Putin ist gut. Wirkliche Neuigkeiten oder scharfe Analysen? Genauso verfügbar wie der sofortige Weltfrieden.
Ich hab Schwein! Es ist Wahlkampfzeit. Vom Informatonstand der Piratenpartei Duisburg zur Europawahl, der mit genügend Distanz zum Katastrophengebiet aufgebaut ist, schaut Dirk Küsters vorbei. Spannend genug, um ihn zum Bleiben zu animieren, war das Geschehen bei der Auftaktkundgebung des Ostermarsches wohl nicht: Nach ein paar Minuten geht er wieder zu seinem Infostand. Dass die Piratenpartei sich an diesem Peace-Event nicht beteiligt hat: Beste Entscheidung!
Es geht dann weiter mit Gesang auf der Bühne. Schließlich der erste und einzige konstruktive Beitrag der Veranstaltung: Eine Sprecherin von Duisburg stellt sich quer informiert über den Aufmarsch, den die Nazis der Splitterpartei DIE RECHTE für den Tag der Arbeit in Duisburg geplant haben. Weitere Reden – und schließlich bewegt sich die Gruppe gen Harry-Epstein-Platz: Zur Schusskundgebung.
Einige Friedensbewegte wollen danach noch weiter: Zum Ostermarsch in die Landeshauptstadt Düsseldorf. Ich, keine revolutionären Entwicklungen in dieser Gruppe erwartend, will nur noch einen Eiskaffee: Hab ich mir nach über einer Stunde Aufenthalt im schwierigem Umfeld auch verdient. Man kann nur hoffen, dass sich in 2019 noch der Weltfrieden durchsetzt:
Die Aussicht, dass solche Veranstaltungen dann endgültig der Vergangenheit angehören, wäre ein unschlagbares Argument.
"Bombenstimmung" auf einem Friedensmarsch zu erwarten ist in etwa so absurd wie auf einem Dortmunder Bolzplatz einen Jungen mit Schalketrikot zu vermuten -unabhängig davon,dass sich Ostermörsche ja gerade gegen " Bombrnstimmung" wenden.
Vielleicht sollte man angesichts dessen, was Menschen in und aus Kriegsgebieten unter "Bombenstimmung" verstehen, grundsätzlich darüber nachdenken, dass der Begriff " Bombenstmmung"als Synonym für gut gelaunte extrovertierte Partystimmung möglicherweise ohnehin abgelöst werden sollte .
Der Autor muss Masochist sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie man freiwillig, ohne Geld als Entschädigung, zu einem Ostermarsch gehen kann. xD
Ich hoffe, die restlichen Ostertage dienen der Erholung von solch einem Ereignis. Wenn ich nur MLPD höre, bekomme ich juckenden und nässenden Ausschlag.
"Der (Sowjet)Russe" war eher selten bis nie Gegenstand von Kritik seitens der Ostermarschierer. Egal wo (sowjet) russische Panzer rumkariolten, sie waren im Auftrag des Friedens unterwegs. 68 Prag, 79ff Afghanistan und in den letzten Jahren im Kaukasus, auf der Krim und in der Ostukraine. Und diese Störmanöver bei demokratischen Wahlen? Von diesen Wahlen im Auftrag und unter Aufsicht der herrschenden Klasse hält die von Kommis dominierte Ostermarschbewegung eher wenig.
@Nina: Entweder Masochist oder Maoist. Liegt buchstabentechnisch ja nicht weit auseinander.
@Thomas Weigle:
Wobei ich die Bewunderung (z.B. der DKP) für Putin nicht so ganz nachvollziehen kann:
Der Kreml finanziert alle möglichen faschistischen Bewegungen, hält sich in Deutschland eine fünfte Kolonne namens AfD – und trotzdem (Wenn man sich die Plakate der DKP ansieht!) wird die ganze Konterrevolution komplett ignoriert….
@Peter Ansmann:
Warum sollte das die DKP stören? Die ganzen Gruppierungen am Rand der Gesellschaft wollen doch nur eins: das Land in eine Diktatur verwandeln und mit Terror die Leute gefügig machen. Ob man da nun Marx, Hitler, Jesus, Allah, Buddha oder der "Natur" huldigen muss, ist doch nur für diese Intelligenz- und Bildungsallergiker von Relevanz.
@ GMS
du bist die Diktatur der "Mitte"
die schlimmste Diktatur, die es gibt, die einzige, der es gelingt, alles gleich zu machen. In Dummheit.
@Peter Ansmann Natürlich ist es auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Aber dieses Verhalten gegenüber Faschisten ist Kommitradition. Als Stalin im Kreml in 8/39 auf das Wohl Hitlers trank, wurden, so Wolfgang Leonard sämtliche Büchereien und Bibliotheken in der SU für einige Tage geschlossen, um sie von antifaschistischer Literatur zu säubern. Die Auslieferung deutscher Antifaschisten an Nazideutschland, die bereits 37 begonnen hatte, nahm richtig Fahrt auf. Sogar die Gulaglager wurde entsprechend durchgekämmt.
In Deutschland dagegen ordnete Hitler am 3.9.39 verschärftes Vorgehen gegen Kommis an. Das hat die SU nicht davon abgehalten, die Lieferverträge mit Nazideutschland anlaufen zu lassen.
Die militärische Zusammenarbeit der Reichswehr mit der Roten Armee wurde 33 von Hitler beendet, Stalin wollte weitermachen, uswusf.
@Heiko
Ohhh, ein Fan von Hitler, Stalin und Khomeni. Diese Beglücer der Menschheit. Und sie denken, ich wäre dumm?
Oder ist es ihr höchstes Vergnügen in eier Gesellschaft zu leben wo sie willkürlich verhaftet und getötet werden? Oder stehen sie da auf der "anderen" seite?
@ GMS, Zitat: "Und sie denken, ich wäre dumm?"
wer würde das nach deinem: "Ohhh, ein Fan von Hitler …" nicht denken?
[…] – sonst könnte man ja auch gleich mit gräßlichen Mitmenschen auf einem beknacktem Ostermarsch mitlaufen oder, im Abu-Adam-Style, der Scharia-Polizei […]
[…] Atemzug auf die sinistren Friedensmissionen der NATO hinzuweisen. Transparente mit Aufschriften wie „NATO: North Atlantic Terror Organisation“ und „Abrüsten statt Aufrüsten: Frieden mit Russl… fehlten allerdings bei diesem […]
Ja, da waren wohl überwiegend diejenigen unterwegs, die aus der "Linken Hand Putins " genährt werden! Waren denn auch solche zu sehen, die aus der "Rechten Hand Putins" genährt werden? Sind solche Hand in Hand gelaufen? In dem Ziel, Keine Waffen in die Ukraine – damit Putin die Ukrainische Bevölkerung auslöschen kann, sind sich dort wohl alle einig. Absurde Veranstaltung. Und ich bin früher bei "Friedensmärschen" tatsächlich mitmarschiert. Bei "echten Friedensmärschen" würde ich gerne mitlaufen, nicht bei solch verlogenen Märschen.