Nicht nur der MSV Duisburg braucht dringend das Geld seiner Fans – Nun ‚bettelt‘ auch der VfL Osnabrück bei seiner Anhängerschaft

Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei
Flutlichtmast. Quelle: Wikipedia Lizenz: gemeinfrei

Viele traditionsreiche Fußballclubs in Deutschland sind aktuell offenkundig in ihrer Existenz bedroht. Bereits in den Vorjahren hatten Clubs mit großer sportlicher Vergangenheit wie Alemannia Aachen, Kickers Offenbach, Arminia Bielefeld oder der Wuppertaler SV, um hier nur einige zu nennen, unter finanziellem Missmanagement und/oder den örtlichen Gegebenheiten zu Knabbern gehabt. Das Problem ist also nicht neu.

Doch auch aktuell kämpfen wieder (immer noch) einige Traditionsclubs um das wirtschaftliche Überleben. Über den MSV Duisburg haben wir hier bei den Ruhrbaronen zuletzt bereits wiederholt kurz berichtet. Der Club von der Wedau, aktuell in Liga 3 zu finden, sucht gerade Fans, denen er eine Dauerkarte für 25 Jahre bzw. ein Konterfei auf einer Flagge vor dem Stadion verkaufen kann, um so noch fehlendes Geld zur Lizensierung in die klammen Kassen des Clubs zu spülen, bevor der drohende Lizenzentzug den Meiderichern die Existenz in der dritten Liga verbaut.

Dem Drittligakonkurrenten aus Osnabrück scheint es augenfällig wohl noch schlechter zu gehen. Dort ‚bettelt‘ man die eigenen Fans aktuell regelrecht an.

Ein simpler Kredit der eigenen Anhängerschaft soll dort kurzfristig eine beachtliche Finanzlücke schließen, wenn den VfL dort nicht der Stecker gezogen werden soll. Werden sich genügend Fans finden, die ihr privates Geld für die Zukunft des Vereins riskieren?

Der VfL Osnabrück nutzt derzeit als erster Club im deutschen Profi-Fußball das ‚Crowdfunding‘ im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens. Um die vom DFB geforderte Liquiditätsreserve nachweisen zu können sieht der Verein aus Niedersachsen wohl keine andere Möglichkeit mehr.

Daher starten die Lila-Weißen ab sofort mit der sogenannten ‚Schwarmfinanzierung‘ über das Internet. Auf der Website crowdrange.de können Fans unkompliziert und ohne großen Aufwand den VfL mit einem Nachrangdarlehen unterstützen. Das Crowdfunding läuft bis zum 26. Mai 2014 um 12 Uhr. Nur einen Tag später muss der VfL Osnabrück sämtliche Auflagen und Bedingungen im Lizenzverfahren erfüllt haben und beim DFB nachweisen.

Wie groß das Risiko ist, dass hat Jürgen Wehlend, der Geschäftsführer des früheren Zweitligisten auf der Homepage des Clubs offen eingeräumt: „Es ist mir wichtig, vorweg zu schicken, dass es sich bei dem Lizenz-Darlehen um ein qualitativ nachrangiges Darlehen handelt. Das Geld ist an dieser Stelle nicht abgesichert. Im Falle einer Insolvenz tritt dieses Nachrangdarlehen hinter andere Forderungen gegenüber dem VfL zurück und wird somit nachrangig bedient. Ich möchte damit keine Angst verbreiten, wir sind ja schließlich angetreten, um genau dieses Szenario zu vermeiden. Wenn wir uns allerdings von unseren Fans Geld leihen, dann müssen die bestehenden Risiken offen kommuniziert werden. Das gehört zu einem fairen Umgang miteinander dazu. Bei aller Leidenschaft für den VfL sollten bitte nur diejenigen den Club finanziell unterstützen, die es sich auch wirklich leisten können.“

Als ‚Funding-Ziel‘ gilt beim VfL grundsätzlich die Lizenzerteilung. Numerisch drückt man dies in Osnabrück mit einem Betrag von 400.000 Euro aus. Der Mindestbetrag für einen Fan-Investor beträgt dabei 50 Euro. Das Darlehen wird dabei auf 18 Monate befristet.

Man darf gespannt sein, ob sich genügend Fans finden werden, welche sich diese Art der Vereinsliebe zum Club leisten können bzw. wollen.

Und wie es dem Club dann in 18 Monaten wohl gehen wird? Ob man das große Geldproblem bis dahin wird lösen können? Fragen über Fragen…

Eines wird dem Beobachter durch die Nachrichten beim MSV Duisburg und nun auch beim VfL Osnabrück wieder einmal deutlich: Viele Traditionsclubs im Fußball kämpfen aktuell am Rande ihrer Möglichkeiten darum den sportlichen Anschluss an eine möglichst erfolgreichere sportliche Zukunft wieder herzustellen. Und offenbar gehen dabei einige Vereine in der Republik auch deutlich zu weit, gefährden für neue Stadien, neue Spieler und eine bessere Infrastruktur letztendlich sogar den Fortbestand ihres Clubs. Denn was haben die Clubs Offenbach und Aachen z.B. jetzt noch von ihren neuen, modernen Arenen, wo sie sich nicht mehr in den oberen Ligen befinden? Viele Clubs scheitern an dem Spagat zwischen den notwendigen Investitionen und einer gesunden kaufmännischen Vorsicht.

Vor diesem Hintergrund erscheinen einem dann auch die von Gönnern mit viel Geld versorgten Clubs wie RB Leipzig, welche sich im Markt auf einer ganz anderen Ebene zu befinden scheinen, plötzlich noch einmal in einem ganz anderen Licht….

Passend zum Thema:

http://www.ruhrbarone.de/der-msv-duisburg-setzt-bei-seinem-wirtschaftlichen-ueberlebenskampf-nun-auf-sponsoren-aus-dem-eigenen-fanlager/78764

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Leutzscher
Leutzscher
10 Jahre zuvor

Was soll schon wieder die Jammerei über Leipzig? Seit mehr als 2 Jahrzehnten muß sich der Fußball-Osten anhören, es sei halt Schicksal, wenn man keine portenten Sponsoren findet. Da mussten Vereine, deren Name durch EC-Gewinn/Final- und Halbfinalteilnahmen in ganz Europa einen guten Klang hatte (Magdeburg, Lok, Jena, Dresden, BFC), hinter biederst-grauer westdeutscher Fußball-Provinz wie Bielefeld, Münster, Unterhaching etc. zurückstehen. Das war alles vollständig in Ordnung. Nun kommt aber jemand und investiert in der falschen Himmelsrichtung, da nimmt die Jammerei kein Ende.
RB ist genau der Klub, den sich der Fußball-Westen im Handeln der letzten reichlich 20 Jahre gegenüber dem Fußball-Osten verdient hat. Hätte es auch innerdeutsches FFP gegeben, wäre RBL unmöglich gewesen. Jetzt, wo der andere mal etwas mehr hat, krähen sie danach, die Heuchler, denen es bisher egal war, weil bei ihnen der größere Haufen lag.

klm
klm
10 Jahre zuvor

Was Fußballfans unbedingt über Crowdfunding wissen sollten: https://crowdstreet.de/2014/05/22/was-fusballfans-uber-das-crowdfunding-wissen-sollten/

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