NRW erfindet den Tricorder – für Müll, Pflanzen und mehr

Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Für das Recycling ist es wichtig herauszufinden, mit welchem Material genau man es zu tun hat. Eine neue entwickelte Methode könnte dabei helfen. © RUB, Kramer

Kunststoffe erkennen, Pflanzen analysieren – und das in Echtzeit mit handelsüblichen Kameras? Forschende aus NRW haben mit „HyperNIR“ eine Methode entwickelt, die teure Spezialtechnik ersetzt und Umwelt- und Recyclingtechnik revolutionieren könnte.

In Recyclinganlagen werden Kunststoffe meist mit Infrarotscannern sortiert. Doch diese Geräte sind teuer, wartungsanfällig und nicht immer präzise. Viele Plastiksorten sehen ähnlich aus, haben aber unterschiedliche chemische Eigenschaften. Für eine saubere Trennung braucht es mehr – bessere Technologie.

Ein Forschungsteam hat jetzt ein neues Bildgebungssystem entwickelt, das mit Nahinfrarot (NIR)-Licht arbeitet – einer Lichtform, die für das menschliche Auge unsichtbar ist, aber wichtige Informationen über die chemische Zusammensetzung eines Materials liefert. Die Innovation heißt HyperNIR-Kamera. Hyper, hyper – man gestehe mir dieses dad joke zu. Zurück aber zu der Kamer: die kombiniert NIR-Signale mit Bilddaten – ähnlich wie ein Fotoapparat, der nicht nur zeigt, was man sieht, sondern auch woraus es besteht. Dafür genügen drei kurze Aufnahmen. So kann man etwa verschiedene Kunststoffsorten berührungslos unterscheiden – oder beobachten, wie eine Pflanze Wasser aufnimmt, ohne sie zu beschädigen.

Das Besondere: Die HyperNIR-Kamera basiert auf handelsüblichen Kameras, die mit günstigen, steuerbaren Optikkomponenten ergänzt werden. Wo sonst teure Spezialtechnik nötig war, reicht nun ein cleverer Umbau. Auch Farbstoffe oder Marker braucht das System nicht. Das macht die Methode schnell, flexibel und kosteneffizient – ein echter Durchbruch für viele Anwendungsfelder.

Die HyperNIR-Technik wurde vom Team um Prof. Dr. Sebastian Kruss (Ruhr-Universität Bochum) und Jan Stegemann (Fraunhofer IMS Duisburg) entwickelt – mit Partnern aus Münster und Karlsruhe. Der starke NRW-Bezug zeigt: Nachhaltige Hightech entsteht auch jenseits der Tech-Hubs. Mit HyperNIR können bald Prozesse gezielter gesteuert, Ressourcen geschont und Belastungen früher erkannt werden.

Technologie, die nicht nur innovativ ist – sondern konkret hilft, unsere Welt besser zu machen.

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