Noch eine weitere Bundesliga-Saison ohne Fans in den Stadien wäre fatal!

Das voll besetzte Stadion in Dortmund. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Wir haben Anfang Mai und die Fußball-Bundesliga geht, nachdem sie im Vorjahr coronabedingt zu diesem Zeitpunkt noch nicht soweit war, wieder einmal in die entscheidende Phase. Drei Spieltage noch, dann ist die Saison 2020/21 bereits Geschichte.

Trotz einiger Spielverschiebungen und kurzfristiger Ausfälle, scheint die Spielzeit am Ende doch überraschend unproblematisch über die Bühne gegangen zu sein bzw. zu gehen. Den Machern und Verantwortlichen wird verständlicher Weise ein großer Stein vom Herzen fallen. In Pandemiezeiten den Spielbetrieb fast wie normal abwickeln zu können, das war und ist eine gigantische Herausforderung. Und doch gilt es am Ende der laufenden Runde festzustellen: So kann es nicht weitergehen!

Ich persönlich verfolge die Bundesliga jetzt bewusst seit 1978. Als Kind wurde ich einst zum glühenden BVB-Fan, weil mein Vater und mein Opa mir das so vorlebten. Nie werde ich meinen ersten Stadionbesuch in Dortmund vergessen. An das Spiel selber kann ich mich gar nicht erinnern. Aber diese Atmosphäre, die riesige Arena, das Flutlicht. Ich war direkt mit dem Fußball-Virus infiziert.

Von diesem Tag Ende der 70er-Jahre an ging ich nicht nur regelmäßig zu Bundesligaspielen, ich verfolgte das Geschehen auch an jedem Spieltag im Radio, in der Sportschau, später bei ‚Premiere‘ usw.. Als Teenager gehörten regelmäßige Besuche bei den Spielen zum wöchentlichen Pflichtprogramm und auch in späteren Jahren waren Tage in einem Stadion für mich stets etwas ganz Besonderes, über das sich die Fußballleidenschaft ausleben lies, dass meine Bindung zu Klub und Mannschaft stärken konnte.

All dies ist momentan nicht so möglich, wie man es als Fan, ja nicht einmal als Journalist, gerne hätte. Leere Stadien und diese gruselige Geisterspielatmosphäre haben die Fußballzeit seit März 2020 geprägt. Insbesondere die laufende Spielzeit hat sich davon nie wirklich erholt. Im Gegenteil! Waren an den ersten Spieltagen im vergangenen Spätsommer zumindest noch Teilzuschauermengen in den Stadien erlaubt, sind die Arenen seither komplett leer.

Anfangs nahm ich es pragmatisch. Es war eben kein anderer Fußball möglich. Und bei dem Motto ‚So, oder gar nicht!‘ war mir direkt klar, dass es dann ebnen ‚so‘ gehen müsste. Zumindest lieferte die Bundesliga mir in dieser Form die gerade in Corona-Zeiten dringend erforderliche Unterhaltung und Zerstreuung.

Jetzt, kurz vor dem Ende der Spielzeit 2020/21, muss ich jedoch bei mir selber feststellen, dass mich das Geschehen in der Liga kaum noch juckt. Dass der FC Bayern München zum neunten (!!!) Mal hintereinander Deutscher Meister werden wird, ist dabei nicht einmal der Hauptgrund.

Die leeren Stadien ziehen mir inzwischen echt den sprichwörtlichen Zahn. Vor dem heimischen TV-Gerät immer nur Spieler und Betreuer quer über den Platz rufen zu hören, so wie man es jahrelang vom Amateurfußball her kannte, es ist dermaßen ätzend geworden, dass ich mir inzwischen längst nicht mehr alles anschaue, was ich könnte. Ganz im Gegensatz zu früheren Jahren, wo ich mir zwischen Freitag und Montag nahezu alles angeguckt habe, was sich fußballtechnisch anbot, was zeitlich zu machen war. Das ist längst vorbei. Ich wäre deutlich bewusster aus, welche Spiele für mich persönlich wirklich Relevanz haben.

Die Pandemie führt zu einer gewissen Gleichgültigkeit in Sachen Profifußball. Und dass nicht nur bei mir, wie ich aus Gesprächen mit Freunden und Kollegen weiß. Viele Fußballfreunde in diesem Lande freuen sich regelrecht, wenn sie diese leidige Saison schon alsbald ‚überstanden‘ haben.

An eine solche Situation kann ich mich seit den 1970ern nicht ansatzweise erinnern. Der Fußball steht aus gleich mehreren Gründen aktuell am Scheideweg. Und ob er sich im Herbst auf der richtigen Spur befinden wird, wenn die neue Saison startet, das erscheint zumindest unsicher….

Noch eine Saison ohne Fans in den Stadien wäre fatal für die Zukunft dieser tollen Sportart, das ist klar!

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