Der Betriebsrat der Nokia GmbH in Bochum ist erstaunt über die Äusserung von Randolf Rodenstock, dem Vizepräsidenten der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände. Rodenstock hatte die Schließung des Standortes Bochum aus Nokias Sicht als "sachlich richtig" bezeichnet. „Herr Rodenstock tut so, als wäre der Bochumer Standort unwirtschaftlich: das ist ja anerkanntermassen nicht der Fall. Er hätte sich hier nur vor Ort informieren müssen.“, so Silvano Guidone, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Nokia GmbH, „Die Tatsache, dass Bochum einer der Hightechstandorte von Nokia ist, verschweigt er ebenfalls.“
Insgesamt 136 Arbeitsplätze in der Entwicklung von Multimediatelefonen sowie das komplette Bochumer Nokia Research Center mit 38 Mitarbeitern sollen geschlossen werden. Gleichzeitig werden Ingenieure aus diesen Bereichen von Nokia in Ulm gesucht. „Da sollte gerade Herr Rodenstock als Unternehmer verstehen, dass die finnische Entscheidung wirtschaftlich unzureichend durchdacht ist.“ so Guidone, “Nicht jedem ist es vergönnt, in eine Unternehmerfamilie hineingeboren zu werden. Umso mehr sollte sich Herr Rodenstock auf die Tugenden seines Vorfahren und Unternehmensgründers Josef Rodenstock (1846-1932) besinnen: Erfindergeist und Wagemut. Ersteres findet er in der Forschung und Entwicklungsabteilung in Bochum zur genüge. Jetzt ist der Wagemut der finnischen Manager bei der Suche nach innovativen Lösungen gefragt.“
Nokia Betriebsrat widerspricht Rodenstock
Erstaunen ist angesichts der Frechheit und Dreistigkeit ein viel zu milder, wenn nicht gar falscher Begriff. Verärgerung wäre wohl angebracht. Die Schließung jetzt noch zum Spielball lobbyistischer Gröhlereien zu machen, ist wirklich das hinterletzte. Aber Ethik in der Wirtschaft muss man wohl heute mit der „rodenstockschen“ Lupe suchen.
Ich bin fortgesetzt erstaunt darüber, dass das Argument der angeblichen oder tatsächlichen Profitabilität des Bochumer Werks als Argument gegen eine Schließung ins Feld geführt wird.
Darin steckt ja wohl die Attitüde, immer schön weiterzuwursteln, solange die Zahlen noch einigermaßen stimmen.
So hat Siemens das gemacht. Ergebnis. Ein Schrecken ohne Ende mit dem schrecklichen Ende von BenQ.
Dass Nokia auch die Entwicklung schließt, wird wohl was mit Konzentration auf Standorte zu tun haben. Durchaus nachvollziehbar.
Dass nicht jeder Ingenieur nun nach Finnland umziehen kann, weiß ich auch. Aber wenn ich hier lese, dass Ulm eine mögliche Alternative ist, gibt es schon eine zweite interne Perspektive. Ulm ist eine schöne Stadt.
Genau, lieber 50hz, Profitabilität darf kein Argument gegen eine Werksschliessung sein. Ich finde sogar, Profitabilität sollte ein Argument für Werksschliessung sein.
Die Weiterwurstler von Siemens (auch kein DDR-Betrieb, komisch) sind selber schuld.
Und jetzt sind wir mal konsequent: Die Werke von Daimler, BMW, Audi undsoweiter müssen auch geschlossen werden. Die tatsächliche oder angebliche Profitabilität dieser Wurstunternehmen darf kein Argument gegen eine Schliessung sein. Hundert Jahre lang Autos bauen kann man nur noch als Riesenknackwurstweiterverwurstelung bezeichnen. Stoppt Wiedeking. Ruft Zetsche zur Umkehr. Lieber jetzt, noch bevor sie auf schreckliche Weise von einem asiatischen Unternehmen zur SchlachtBanq geführt werden.
Thema Entwicklung: „wird wohl was“ da und dort mit „zu tun haben“ ist gut! Das sind ja ganz harte Fakten die „durchaus nachvollziehbar“ werden. Ich bin froh, dass Du nicht herumspekulierst, denn vom Herumspekulieren zum Herumwursteln ist es nur ein kleiner Schritt. Und endet ohne Ende im schrecklichen Ende. Oder so.
Ulm ist sicherlich eine schöne Stadt. Aber Ruhrbarone, Ruhrgrafen und auch der gemeine Ruhri vertragen einfach keine Spätzle. Medizinisch erwiesen. Kann man nix machen. Ulm scheidet aus. Spätzle, nääää.
Und wenn Du, lieber 50hz, nach Finnland ziehst, komme ich mit. Um sicherzugehen, dass Du Dich dort zuhause fühlst. Und bleibst.