Nordstadtausstellung mit „verbotener“ Kunst eröffnet!

Im Februar schlug die Absage einer Ausstellung der Künstlerin Barbara Meisner durch die Stadt Dortmund hohe Wellen. Ausgelöst durch meinen Artikel hier bei den Ruhrbaronen, entstand ein Medienhype. Kollegen des WDR, der Ruhr Nachrichten und diverser anderer Dortmunder Medien nahmen sich der Absage an. Es gründete sich eine Facebook-Gruppe zur Kunst die es angeblich nicht geben durfte in der verbissen um die Deutung dieses Ereignisses gekämpft wurde. All dies hatte nur einen unschönen Makel: Niemand hatte die Ausstellung von Barbara Meisner je gesehen. Lediglich Versatzstücke tauchten in der Öffentlichkeit auf die erheblich polarisierten.

Nordstadt
Am 17.05 gab es nun Gelegenheit, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Nordstadt“ in der katholischen St. Joseph Kirche an der Münsterstraße, auch die „verbotene“ Kunst zu sehen. Anders als die Ausstellung im Februar sind die Arbeiten von Meisner diesmal Teil einer Gruppenausstellung mehrerer Dortmunder Künstler.
Zunächst ist der Ort ungewöhnlich. Eine katholische Kirche erscheint auf der ersten Blick wenig geeignet für eine Kunstausstellung. Allerdings sind sowohl der Kirchenvorstand als auch der Pfarrer der Gemeinde von einer deutlich weltoffeneren Haltung beseelt als die Verantwortlichen der Stadt Dortmund. Kontroverses kommt der Stadt Dortmund nicht in Haus und ist den politisch Verantwortlichen auch nicht zuzumuten.

Eingeleitet wurde die Eröffnung durch ein experimentelles Orgelstück. Ich hatte etwas von Stockhausen befürchtet, aber es gab dann doch eine ertragbare Tonfolge. Danach ein paar einleitende Worte durch Pfarrer Ansgar Schock zu jedem der anwesenden Künstler. Nach „Show must go on“, gespielt auf der Orgel ,wurden die Gäste in die Ausstellung entlassen. Dass ich in einer katholischen Kirche ein Stück von Freddie Mercury auf der Orgel gehört hatte, verschaffte dem katholischen Bodenpersonal Gottes ein paar Pluspunkte.

Die Ausstellung ist als Rundgang durch die Kirche angelegt und startet mit Tonskulpturen der Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry. Diese als geformte Karikaturen von Dortmunder Typen angelegten Skulpturen sind witzig und ausdrucksstark. Jeder dieser Skulpturen ist detailreich und realistisch dem Leben abgeschaut. Zudem sind sie handwerklich exzellent ausgeführt. Als Einstieg machen sie definitiv Lust darauf mehr zu sehen.

Nächste Station sind Fotografien von Hendrik Müller. Er zeigt ein paar Nordstadtpanoramen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Als BewohnerInnen der Nordstadt stellt sich sofort die Frage ein: Wo ist das?
Ortsfremde werden in der ungewöhnlichen Perspektive eintauchen können. Ausgeführt sind die Arbeiten von Hendrik Müller übrigens klassisch analog mit einer heute altertümlich anmutenden Technik. Dies gibt ihnen aber einen sehr authentischen Charme.

In Anschluss folgt ein seltsames Ensemble sozial-pädagogischer Selbstbetrachtung. Rita-Maria Schwalgin zeigt zwei Poster mit Bildern von Nordstadtbewohner und Szenen. Motto: „Wenn ich schon kein Idee habe verpflichte ich Menschen mir was zu zeigen, dann hab ich was auszustellen.“
Einen eignen künstlerischen Ansatz sucht man darin vergebens. Alles wirkt eher wie die Präsentation einer Gesamtschulprojektwoche „Mein Stadtteil“. Allerdings wäre die wahrscheinlich witziger und origineller ausgefallen. Rita- Marie Schwalgin ist so erkennbar bemüht, keinerlei Ansatzpunkte für eigne Originalität zu zeigen, dass man schon in den ersten Sekunden des Betrachtens von Langeweile sediert wird. Vielleicht war das ja auch ihr Ziel.

In der Krypta der Kirche trifft man dann endlich auf die „verbotene“ Kunst von Barbara Meisner. Sie zeigt dort ihre Müllhäuser. Dies sind Skulpturen aus Gegenständen, die sie auf ihren Streifzügen durch die Nordstadt am Wegesrand und auch darauf gefunden hat. Diese Alltagsgegenstände verdichtet sie zu einem bunten Panoptikum von witzigen Situationsbeschreibungen der Nordstadt. Sie wählt dabei die originär künstlerischen Ansätze der Übertreibung, Polemik, Provokation und Subversion. Nun muss man diese Perspektiven nicht teilen, kann ihnen allerdings nicht eine künstlerische Qualität absprechen.
Ich will hier nicht detailreich auf die einzelnen Müllhäuser eingehen sondern eindringlich alle auffordern, die sich an der Diskussion um diese „verbotene“ Kunst beteiligt haben, sich endlich diese Ausstellung anzusehen.

Da ich selber Teil der medialen Skandalsierung der „verbotenen“ Ausstellung war, fällt mein Fazit zwiespältig aus. Mit beschleicht das Gefühl Teil einer genialen Selbstvermarktung geworden zu sein. Denn steht man einmal in der Realität vor der „verbotenen“ Kunst sind die schrillen Töne der öffentlichen Diskussion einfach nur kleingeistig und lächerlich. Wenn die BewohnerInnen eines Stadtteils, egal wo sie politisch stehen, diese Form der künstlerischen Auseinandersetzung unzumutbar finden und lieber sozial-pädagogische „Wir-haben-uns-lieb Plakate“ wollen, bitte schön. Dann ist die Nordstadt aber kein spannender Stadtteil sondern ein Ort verordneter Langeweile und kleingeistiger Provinzialität.
Ich kann nur jeden auffordern, sich die Ausstellung anzusehen. Während der Öffnungszeiten ist auch immer eine der KünstlerInnen anwesend. Diskussionen und Feedback sind ausdrücklich erwünscht.
Noch bis zum 22.06. jeweils Dienstag bis Samstag 18. 00 bis 20.Uhr, zusätzlich Mittwoch und Freitag von 16.00 bis 18.00, Samstag von 10.00 bis 12.00 Uhr sowie eine Stunde lang nach den Gottesdiensten.
Nachsatz: Teil der Ausstellung sind auch Informationen zu den Nordstadttouren von Anette Kritzler. Da ich über die Nordstadt-Verführungen bisher nur gutes gehört habe, werde eine dieser Touren mitmachen und dem einen eignen Artikel widmen.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

Thorsten, irgendwas hast Du da übersehen oder schlicht
nicht kapiert, obwohl Du die Briefe doch in Deinem besagten Artikel
selbst erwähnt hattest. Die eigentliche Diskussion drehte sich eben
um die egomanen Texte/Briefe, die von der Meißner mit der
unglaublichen Arroganz einer Besser-Einwohnerin, einer
Hetmeier-„Fan-nin“ und halbgaren Spießbürgerin verfasst und an die
Stadt geschickt wurden. Was Du da jetzt als “verbotene” Kunst
titulierst, hat m.E. Niemanden auch nur die Bohne
interessiert.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Thorsten Stumm,
Dortmund ist mir zu weit, aber ich finde Deinen Artikel interessant und werde auf Links zu dieser Ausstellung achten, die bilder zeigen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

@ Thorsten: Ok, Du weißt also selber nicht so richtig, was
dieser Artikel jetzt sollte. Hätt’se aber auch dabeischreiben
können.

DERHANK
11 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann

Hey, Mr Lohman, super! Ich hatte sie schon vermisst, Ihre wahrlich von Herzen kommenden mördergrubialen Schimpfkanonaden auf eine, die es Ihnen echt angetan haben muss. Was wäre die Meißner (die übrigens Meisner heißt) nur ohne Sie???

Sich auf mehr freut:

Herr DERHANK

Rambow
11 Jahre zuvor

Der Einwand, dass in diesem Artikel kein Wort darüber steht, ob die Briefe, die ja tatsächlich der Stein des Anstoßes waren, hier ausgestellt sind oder nicht, ist durchaus berechtigt. Gerade, da sich der Autor brüstet, Teil der medialen Skandalisierung gewesen zu sein, ist diese Auslassung besonders eigenartig. Allerdings atmet ja der gesamte Artikel den muffigen Odem einer Hauptschul-Schülerzeitung. Und wer Sätze wie „Eingeleitet wurde die Eröffnung durch ein experimentelles Orgelstück. Ich hatte etwas von Stockhausen befürchtet, aber es gab dann doch eine ertragbare Tonfolge“ überstanden hat, wird danach keinerlei tiefgreifende Erkenntnis mehr erwarten.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
11 Jahre zuvor

@Rambow: Wenn Thorsten etwas von der vom Domkapellmeister Stockhausen gespielten und im Kloster der Ewigen Anbetung in Trier-Kürenz von der Firma Johannes Klais als Opus 476 erbauten Salonorgel befürchtete, dann gab es wohl eher was von Karlheinz Stockhausen und er verwechselt das.

(Ich muss ja meinen neuen Universalgenie-Status verteidigen;-))

Heinz Klassen
Heinz Klassen
11 Jahre zuvor

Dem Autor empfehle ich die Lektuere folgender Veroeffentlichung auf diesem Blog:
https://www.ruhrbarone.de/nrdstdt-kidz-kritisieren-kuenstlerin-barbara-meisner/

Der wirkliche Anstoß war hier nicht die Kunst dieser (Editiert), sondern ihre absolut beschaemenden Worte in den Briefen an den OB.

Heinz Klassen
Heinz Klassen
11 Jahre zuvor

@Thorsten Stumm
Sie sind also der Meinung, diese Inhalte seien in keinster weise latent rassistisch?
Haben sie die Briefe gelesen? Es ist erschreckend, was diese Person dort vom Stapel laesst. Die Zitate aus dem Artikel sind nur die Spitze des Eisberges.

Georg Hengstenberg
Georg Hengstenberg
11 Jahre zuvor

Ich fände es schon sehr gut, wenn Thorsten Stumm gegenüber Kommentatoren keine persönliche (Ab-)Wertungen kommunizieren würde.

Hendrik Müller
Hendrik Müller
11 Jahre zuvor

Tach zusammen!
Was die Briefe an geht: darüber haben sich in verschiedenen Foren alle die sich online empören wollen bis hin zur gegenseitigen Zerfleischung äußern können – und wie man an dem Schweigen in den entsprechenden Foren sehen kann, wohl auch erschöpfend geäußert.
Jetzt, wo die Exponate endlich im ursprünglich gedachten Zusammenhang zu sehen sind würde ich doch sehr erwarten das sich das Thema dieser Diskussion um die Ausstellung dreht, und nicht um einen bereits großflächig abgegessenen Teilaspekt.
Man hat die Gelegenheit, den Künstlern in der Ausstellung zu begegnen und sich mit Ihnen direkt und ‚in echt‘ auszutauschen. Im Fall des Falles kann man sich sogar dort mit den Künstlern für ein Treffen verabreden.
Kommt aus den Puschen, lasst die Tastatur ein bisschen verstauben und bewegt euch in die echte Welt im Dortmunder Norden.
Ich freue mich über jeden Besuch.

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