Screenshot: Grüne NRW
Die Diskussion um eingeshoppte Blogger, die sich für ein Butterbrot und ein Bahnticket zur Berichterstattung einladen lassen, ist lang und breit bekannt. Gerade die Grünen tun sich dabei hervor, diesen Weg in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu beschreiten. Schon auf den Bundesparteitagen haben sie Leute eingekauft. Und nun wollen es die Landesgrünen in NRW wiederholen. Bitte. Wer hinfährt ist selber schuld. Ich werde nicht kommen und rate jedem davon ab, als eingekaufter Blogger nach Hagen zu fahren. Ihr macht Euch unglaubwürdig.
Die Argumente, warum ich das Einladen-Lassen aus Sicht eines Bloggers nicht OK finde, sind hier versammelt.
Die Grüne Partei will Blogger kaufen
Grüne wanzen sich wieder an Blogger ran
Grüne shoppen Blogger ein – die Dritte
Im Kern meine ich, die Grünen wollen sich Aufmerksamkeit im Netz kaufen. Es geht nicht darum, dass die bezahlten Blogger positiv schreiben, sondern darum, dass sie überhaupt schreiben.
Bislang haben die Grünenvor allem Blogger verteidigt, die sich Fahrten haben bezahlen lassen. Am besten sind die Argumente Pro-Einladung von Jens zusammengestellt worden, denke ich. Hier findet Ihr sie:
Dürfen Parteien Blogger bezahlen?
Übringens scheint das mit dem Blogger-Bezahlen nicht gut zu klappen. Während bei der ersten Aktion in Erfurt noch Blogger aus der ersten Reihe dabei waren, mussten die Grünen in der zweiten Rutsche auf bloggende Parteifreunde zurückgreifen, die sich einladen ließen. Leute aus der vorderen Blogger-Linie haben sich anscheinend nicht mehr beworben.
Einen Bericht zum letzten Blogger-Shop-Versuch der Grünen gibt es vom WDR hier: Klack
Besonders bedenklich finde ich, dass die Grünen durch die Fortsetzung des Blogger-Shoppens versuchen ihr Verhalten zu normalisieren. Dadurch wird die Glaubwürdigkeit von Blogs als Informationsmedium insgesamt beschädigt.
P.S. Eigentlich wollte ich die Nummer todschweigen, aber da Jens jetzt nochmal drauf zu sprechen kam, konnte ich den Ball ja nicht liegen lassen.
Dann sollten wir auch nicht zum dritten Mal diese Diskussion führen. Ich halte das Thema nach wie vor nicht für so wichtig.
Hab ja nur alle Argumente eben zusammengestellt, damit sich auch ein Neu-Blogger ein Bild machen kann, der bislang noch keine Ahnung hatte und fast aus Versehen auf das Lockangebot eingegangen wäre. 🙂
@Stefan:
Irgendwas scheint David aber zu bewegen 😉 Diese Blogger-Einladerei der Grünen interessiert mich auch nicht die Bohne. Wenn bei mir um die Ecke die Fichte brennt, warte ich auch nicht darauf, dass mich die Feuerwehr einlädt. Wenn ich meine Anwesenheit auf einem Parteitag für wichtig hielte, würde ich einfach hinfahren. Aber das mache ich nur, wenn ich denke, dass dort die Fichte brennt. Macht’se aber im Moment nicht.
Gruß
Hannes (zoom)
Das wird hier ja noch ein richtiger Running-Gag. 😉
Ja, er wird allerdings durch fortlaufende Wiederholung irgendwie nicht lustiger. Auch nicht interessanter. In der Ausführung allerdings eher immer unverschämter.
Die Glaubwürdigkeit von Blogs wird wenn überhaupt dann von solch offensichtlichen Suggestionsversuchen beschädigt.
Suggestion ist ja schon okay nur dann sollte der Urheber auch die Karten auf den Tisch legen.
Ich kann die Kritik – gerade als Webmaster der Grünen NRW – nicht teilen.
Das Argument, Grüne würden „Blogger einkaufen“ lässt sich für micht nicht nachvollziehen. Erstens bekommt kein einziger Blogger Geld überwiesen, zum anderen gehört zu einem Kauf auch eine (gewünschte) Gegenleistung. Du gehst ja auch nicht in den Supermarkt, legst 20 Euro auf die Theke und sagst: „Pack mir mal irgendwas dafür in den Einkaufswagen“. Beide Bedingungen, die für einen Kauf erfüllt sein müssen (Leistung und Gegenleistung) sind also nicht gegeben.
Persönlich kann ich mir Blogs nicht mehr wegdenken, ich lese täglich mehr in meinem Feedreader (zu 90% nur Blogs) als in jeder Printausgabe einer Zeitung. Für mich sind Blogs in bestimmten Bereichen relevante (und auch die einzigen) Quellen. Trotzdem hat man immer wieder damit zu tun, dass nicht nur manche Personenkreise, sondern auch klassische Medien (hier tut sich ja auch gerne der Spiegel hervor) die Relevanz und auch Qualität von Blogs generell in Frage stellen.
Jetzt ist die Blog-Kultur und besonders die politische Blog-Kultur in Deutschland nicht sonderlich verbeitet. Mir sind nicht viele Polit-Blogs bekannt, solche mit Relevanz kann man an einer Hand abzählen. Ich kann deshalb überhaupt nicht verstehen, wie man den Versuch dies zu befördern (nämlich einen Anlass zu geben auch mal über politische Inhalte zu schreiben) in dem Maße falsch beschreiben kann, wie Du es tust.
Für sämtliche klassischen Medien, von Fernsehen, über Print und Radio werden auf einem Landesparteitag entsprechende Vorbereitungen getroffen: Technikbesprechungen mit dem WDR, ISDN-Anschlüsse für den und den, ein eigener Raum, Catering und auch ein extra Ansprechpartner, der Reden besorgt und ausdrucken kann.
Als NRW-Grüne gehen wir nun hin, sagen dass Blogs für uns Relevanz haben, wir die politische Blogkultur in NRW gerne fördern wollen und die offensichtliche Ungleichbehandlung von klassischen Medien und neuen Medien aufbrechen wollen.
Da kann ich erst Recht keine objektive Kritik bei Dir mehr erkennen, sondern scheinbar vielmehr eine, die aus politischer Ablehnung resultiert. Das finde ich weniger für die Grünen schade, als für die Bloglandschaft in NRW.
Achja und zu deiner Beruhigung: Bislang ist keine Bewerbung eingegangen, es wird also dabei bleiben, dass wir selbst bloggen.
@Ben:
https://www.freitag.de/wochenthema/0906-gruene-twitter-internet-wahlkampf
So hat es dann aber schon gut geklappt, oder?
Wie schon zu den Artikeln hier auf den ruhrbaronen zuvor von mir geäußert: Ich habe nichts gegen Blogger auf Euren Veranstaltungen. Blöd nur, wenn dabei solch ein Geruch entsteht.
Und reduzieren wir das Problem mal eben: Wenn ein Printmedium sich für Artikel von Euren Veranstaltungen die Anreise, die Übernachtungen etc. bezahlen ließe, hätten wir eine ganz andere Dimension der Diskussion:
Wollen Blogger unabhängige Journalisten sein? Mancher schon, 1.000 andere nicht. Daher nehme ich die Blogosphäre auch nicht als 100% Journalismus wahr.
Ihr wollt aber die – so entnehme ich es Deinem Kommentar – Blogger so wahrgenommen wissen, als seien es journalistische Berichterstatter des Internetzeitalters 2.0. Dann wäre es doch wünschenswert, sie auch genauso (wie Journalisten) zu behandeln.
Und noch etwas: Wäre ich die „journalistisch/politbloggende Ich-Ag, die von Werbung auf meinem Blog ein Zubrot verdient, mache ich ganz klar eine Kosten – Nutzen Rechnung. Wenn ich aus Eurer Einladung dann noch eine Zweitverwertung erschaffe (siehe oben), bin ich als Homo Oekonomicus doch fein heraus, oder?
Eine weitere Frage: Bloggen eigentlich Pressevertreter von Euren Veranstaltungen? Wenn nein, was glaubst Du warum nicht?
Grüße, Elmar
@ Ben,
nun rate mal, warum viele seriöse Medien Blogs nicht ernst nehmen? Weil da Leute bei sind, die sich zu solchen Veranstaltungen ienladen lassen. Da geht es nicht um politische Ablehnung. Das ist Mumpitz.
Ihr geht nicht hin und sagt, dass Blogs relevant sind. Dann würdet ihr Euch ernsthaft um gute Blogger bemühen – vielleicht auch mit einer Tasse Kaffee und mit Internet-Anschluss auf dem Parteitag. Ihr versucht aber Blogger mit geldwerten Vorteilen zu locken. Ich nenne das – kaufen.
Oder bezahlt ihr auch normalen Reportern die Bahnfahrt? Die Gegenleistung ist ganz einfach, dass Euer Parteitag, der normalerweise in der Bloggerwelt kaum wahrgenommen werden würde, erscheint. Ihr kauft Euch Platz. Selbst wenn negatives berichtet wird, es wird wenigstens irgendwas berichtet, von Leuten, die nicht Ihr seid, die als tendenziell unabhängige Bürger wahrgenommen werden.
Und dieser Versuch ist in meinen Augen nicht sauber, da nicht klar zwischen Werbung und Inhalt getrennt wird. Ihr beschädigt mit Eurem Versuch die wenigen politischen Blogs, die es gibt. Ihr diskreditiert sie. Aus gutem Willen meinetwegen. Aber gut gemeint war schon immer Schei…
Ben ich freue mich wirklich, dass sich keiner bei Euch beworben hat.
Und wenn ihr selber bloggt, ist das doch auch völlig in Ordnung. Da weiß man: OK, dass sind PR-Jungs. Das kann ich glauben, oder auch nicht. Die sind nicht unabhängig.
Sicher seid Ihr nicht die schlimmsten PR-Leute im Netz. Ich habe mittlerweile auch erfahren, dass noch ganz andere Nummern unterwegs sind. Mit PR-Fuzzis, die Wikipedia manipulieren oder Tester schmieren.
Doch auch, wenn andere schlimmer sind als Ihr, muss Euren Anfängen etwas entgegengesetzt werden, sonst wuchert das Bloggerkaufen aus.
Und zum Schluss: schließ nicht von einer Diskussion auf die politische Parteivorlieben anderer. Wenn ein Kritiker als Abweichler abgekanzelt wird, geht die Streitkultur verloren. Dann hast Du ganz schnell den Trotzkisten-Kack. Und stehst alleine auf dem Flur.