Mit dem gewohnten Hang zur Realitätsverweigerung beschwört die Politik im Ruhrgebiet, man wolle die grünste Industrieregion der Welt werden. Da mag die Landespolitik nicht hinten anstehen und bläst in dasselbe Horn. Und tatsächlich geht die Rechnung zur Hälfte auf: Das Ruhrgebiet und Nordrhein-Westfalen werden immer grüner, nur mit der Industrie hapert es, sie zieht sich immer schneller zurück.
In den ersten neun Monaten des Jahres sanken nach Zahlen des statistischen Landesamtes ihre Umsätze um 4,8 Prozent. Der Energieverbrauch der Industrie sank schon 2023 um 5,8 Prozent, vor allem, weil Anlagen stillgelegt und weniger produziert wurde. Natürlich spielt die Deglobalisierung dabei eine Rolle, aber viele der Probleme, die zum Niedergang führen, sind hausgemacht. Es sind seit Jahren dieselben, sie sind bekannt, doch die Politik ist nicht in der Lage, etwas an ihnen zu ändern: Die schlecht gemachte Energiepolitik führt zu hohen Energiepreisen, es fehlt an Fachkräften, die Unternehmen werden durch die immer weiter ausufernde Bürokratie ausgebremst und eine hohe Steuerlast verhindert die dringend nötigen Investitionen.
Die weltweit strengsten Regeln in Bereichen wie KI und Gentechnik verhindern Innovationen und vertreiben Talente. Es wäre allerdings zu einfach, der Politik alleine die Schuld für die Misere zu geben: Eine blühende und von staatlichen Zuwendungen gemästete NGO-Branche profiliert sich mit Protesten und Klagen gegen Ansiedlungen und kann sich dabei dem Applaus weiter Teile der Medien und der Bevölkerung sicher sein. Diese schätzt schon seit Jahrzehnten technische Innovationen kaum noch.
Das Ruhrgebiet wird zum Modell für ganz Deutschland: Ein grünes Industriemuseum, dessen Bewohner vom Staat alimentiert werden.