Mit 614.137 Einwohnern ist der Kreis Recklinghausen nicht nur größer als jede Stadt im Ruhrgebiet, sondern auch der bevölkerungsreichste Kreis der Bundesrepublik. Bedauerlich, aber verständlich, dass die Wahl des Landrats nicht die Aufmerksamkeit erhält, die sie Angesichts der Größe des Kreises eigentlich verdient hätte, aber sie steht nun einmal im Schatten der Bürgermeisterwahlen in den zehn Städten, die den Kreis bilden. Und in denen bekommt man in der Regel nicht viel von dem mit, was im Kreishaus passiert. Für die Identität der Menschen spielt der Kreis keine Rolle.
Bei der Wahl der Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte im Ruhrgebiet am 13. September haben die Amtsinhaber gute Chancen, bestätigt zu werden. Ob Thomas Kufen (CDU) in Essen oder Thomas Eiskirch (SPD) in Bochum – sie alle haben skandalfrei gearbeitet und in der Krise einen guten Job gemacht. Spannend wird es im Ruhrgebiet in Städten wie Dortmund, Gelsenkirchen oder aber im Kreis Recklinghausen, wo der bisherige Stadtchef nicht wieder antritt und die Bürger sich zwischen neuen Bewerbern entscheiden müssen.
Nachdem der Noch-Landrat Cay Süberkrüb (SPD) nach zehn Jahren nicht mehr zur Wahl steht, treten dort mit der besten Aussicht gewählt zu werden Michael Hübner (SPD) und Bodo Klimpel (CDU) gegeneinander an. Hübner ist zurzeit Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD im Gladbecker Rat, Klimpel der Bürgermeister der Stadt Haltern am See. Beide haben Erfahrung und ihre Qualifikation für den Job im Kreishaus ist unbestritten. Als Typen sind sie jedoch extrem unterschiedlich: Hübner gilt als harter Debattenredner, dem Polemik nicht fremd ist. Klimpel hingegen ist jemand, der über die Parteigrenzen hinweg mit allen gut zusammen arbeitet. Wie die Wahl ausgeht ist vollkommen offen, der Kreis Recklinghausen schon lange keine SPD-Hochburg mehr.
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