NRW: Wie steht die Landesregierung zu Essens Homöopathie-Empfehlungen?

Susanne Schneider Foto: Homepage
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In der vergangenen Woche veröffentlichte die Stadt Essen in einer Pressemitteilung Tipps für die „Homöopathische Reiseapotheke“. Nun will Susanne Schneider, die Gesundheitspolitische Sprecherin der FDP Fraktion von der rot-grünen Landesregierung wissen, was sie von den Empfehlungen der Stadt Essen hält. Für NRW- Gesundheitsministerin Barbara „Eso Babsi „Steffens (Grüne), eine gute Gelegenheit sich zu blamieren:

Anfrage der FDP:

Empfehlungen der Stadt Essen zur Homöopathischen Reiseapotheke – Zu welcher Bewertung kommt die Landesregierung?

Die Homöopathie ist als eine der sogenannten alternativmedizinischen Behandlungsmethoden
äußert umstritten. So hält die Mehrzahl der Wissenschaftler die Homöopathie als wissenschaftlich widerlegt. Die häufig zitierte Metaanalyse von Aijing Shang, Prof. Matthias Egger etal (2005) stellte zum Beispiel bei der Überprüfung von 110 Homöopathie-Studien fest, dass kein Unterschied zwischen einer Behandlung mit Placebos und einer Globuli-Therapie festzustellen sei. Auch wird in homöopathischen Mitteln die Wirksubstanz so stark verdünnt, dass sie chemisch häufig nicht mehr nachweisbar ist. Gleichwohl hat die Homöopathie viele Unterstützer und Anhänger, die trotz häufig fehlender Evidenz auf die Wirksamkeit von Globuli pochen.

Auch NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens stellte bei der Eröffnung des Deutschen Homöopathiekongresses 2011 fest, dass die Homöopathie einen „festen Platz in unseren Gesundheitssystem haben“ müsse und sie selbst von der Homöopathie überzeugt sei.
Erst vor wenigen Tagen kommentierte ein emeritierter Professor für Alternativmedizin in der FAZ die Diskussion um die Wirksamkeit der Homöopathie mit den Worten: „Das ist in eine Art Glaubenskrieg ausgeartet, der mit Medizin nicht mehr viel zu tun hat.“ Hintergrund ist der in Bremen stattfindende Homöopathen-Kongress. Einen Tag später, am 31.05.2016, veröffentliche die Stadt Essen auf ihrer offiziellen Homepage den Artikel „Top 10 Homöopathische Reiseapotheke“ mit dem Untertitel „Diese Mittel sollten mit!“, der den Essenern für die anstehende Reisezeit einen Überblick über die wichtigsten Mittel bei „Reiseerkrankungen“ oder „Verletzungen“ geben soll. Einige Medien wie die „Ruhrbarone“ oder die WAZ vom 03.06.2016 haben dies aufgegriffen.

So wird bei einer „Lebensmittelvergiftung“ Okoubaka D3 empfohlen, bei „wässrigem Durchfall und Erbrechen“ Arsen (Arsenicum album D12), bei „Insektenstichen und Entzündungsprozessen“ Apis mellifica D12, bei „Prellungen, Quetschungen, Blutergüssen, Schürfwunden, Muskelkater, Sportverletzungen, Zahnschmerzen, Entzündungen. Mögliche Ursachen sind Stürze oder stumpfe Stöße, Operationen, Überanstrengung, Infektionen“ Bergwohlverleih (Arnica montana C30) oder bei „entzündlichen Erkrankungen“ Sturmhut (Aconitum D12).

Zu den oben genannten Globuli wird auf der Seite eigens eine Dosierungsanleitung angegeben. So sollen im „akuten Krankheitsfall“ sofort „5 Globuli oder Tropfen der ausgewählten Arznei direkt genommen und vor dem Herunterschlucken etwa eine Minute im Mund hin und her bewegt“ bewegt werden. Sollte keine Besserung eintreten, wird empfohlen einen Therapeuten aufzusuchen.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung:

1. Wie bewertet die Landesregierung die Empfehlungen der Stadt Essen im Hinblick auf
die tatsächliche Wirksamkeit der Top 10 der Homöopathischen Reiseapotheke im Falle
von „Reiseerkrankungen“ oder „Verletzungen“?
2. Wie bewertet die Landesregierung die Empfehlung im Falle einer ausbleibenden Besserung
einen Therapeuten – statt einen Hausarzt – aufzusuchen?
3. Wie bewertet die Landesregierung die Tatsache, dass es im Gegensatz zu Mitteln aus
der klassischen Schulmedizin bei der Zulassung von homöopathischen Mitteln keine genauen
Vorgaben gibt, wie die Studiendesigns auszusehen haben?
4. Wie bewertet die Landesregierung die Auswirkungen des Verzehrs von Globuli bzw.
Streukügelchen mit dem fast ausschließlichen Bestandteil Rohrzucker auf die Zahngesundheit?
5. Hält die Landesregierung die empfohlene Reise-Apotheke auf der Seite der Stadt Essen
für ausreichend oder würde sie diese um weitere homöopathische Mittel erweitern?

Susanne Schneider

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