Nur wenige Tage nach dem Tod eines obdachlosen Mannes in der Dortmunder Innenstadt wurde bekannt, dass ein weiterer Obdachloser im öffentlichen Raum verstorben ist. Der Verein bodo e.V. sieht hierin dringenden Handlungsbedarf. Besonders ärgerlich für den Verein ist die Haltung des Sozialamtes, dass Obdachlosigkeit bei den aktuellen Temperaturen eine freiwillige Entscheidung sei.
Die WDR Lokalzeit berichtete am Montag über den Todesfall und fragte in diesem Zusammenhang bei der Verwaltung nach. Dort hieß es, dass jeder, der bei diesen Temperaturen draußen schläft, dies freiwillig tue.
Für bodo e.V. ist diese Sichtweise realitätsfremd. Bastian Pütter vom Leitungsteam des Vereins kritisiert, dass dies suggeriere, es gäbe kein Problem, obwohl die Stadt selbst von 500 bis 600 Obdachlosen ausgeht. Diese Haltung verschiebe die Verantwortung von der Kommune, die zur Unterbringung verpflichtet ist, auf die Betroffenen.
Laut Pütter berichten obdachlose Männer häufig, dass sie von vollen Notunterkünften in der Innenstadt weit an den Stadtrand geschickt werden, ohne Transportmöglichkeit. Die Aussicht, in einem Container am Zoo zu sein, während sie auf Hilfenetzwerke in der Innenstadt angewiesen sind, führe dazu, dass viele dieses Angebot ablehnen.
Diese Ablehnung bedeutet jedoch nicht, dass sie sich freiwillig für die Straße entscheiden. Viele scheitern an starren Systemen oder der Bürokratie, obwohl sie Hilfe annehmen möchten. Die Innenstadt sei voll von Menschen, die aus verschiedenen Gründen die Übernachtungsstellen nicht nutzen. Laut bodo e.V. ist dies meist keine freiwillige Entscheidung.
Der Verein betonte bereits vor einigen Tagen die Dringlichkeit niederschwelliger Angebote und wiederholte diesen Appell. Wohnungslose sollten ganzjährig, besonders bei Minustemperaturen, schnell und unkompliziert einen Schlafplatz finden können, ohne lange Strecken zurücklegen zu müssen.
Bei eisigen Temperaturen ruft bodo e.V. dazu auf, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und nicht wegzuschauen. Wenn Sie eine obdachlose Person sehen und sich Sorgen machen, sprechen Sie sie an. Oft wissen die Betroffenen selbst, was sie brauchen. Bei Verdacht auf einen medizinischen Notfall rufen Sie bitte die 112.