Der Kommunikationsberater und European-Kolumnist Hasso Mansfeld beobachtet die Entwicklung der Medienbranche. Grund zum Optimismus sieht er nicht.
Ruhrbarone: Herr Mansfeld, Sie haben beruflich Kontakt zu vielen Redaktionen. Wie schlimm ist die Stimmung in der Branche?
Hasso Mansfeld: Die Stimmung ist mies. Alle Journalisten wissen, dass die Branche vor gravierenden Veränderungen steht. Und allen Redakteuren ist klar, dass es auch sie selber bei der nächsten Sparrunde treffen kann. Die älteren Kollegen freuen sich nur noch darüber, dass sie sich wohl in die Altersteilzeit “retten” können. Bei den jüngeren Kollegen bemerke ich oft schon einen gewissen Defätismus.
Ruhrbarone: Die Verlage scheinen optimistischer zu sein als die Journalisten. Dort ist viel von neuen Geschäftsmodellen die Rede.
Mansfeld: Ja, digitale Geschäftsmodelle funktionieren, die mit Hotelvermittlung oder Autovermietung Geld verdienen. Aber das gilt nicht für die journalistischen Produkte der Verlage. Was wir an Erfolgsmeldungen von Springer oder Holzbrinck hören, sind deshalb alles Nebelkerzen, die den wahren Zustand der Verlage verschleiern sollen. Die Wahrheit ist vielmehr: Den Verlagen ist immer noch keine die Antwort auf die Digitalisierung eingefallen. Es fehlt ihnen schlicht und weiterhin ein journalistisches Geschäftsmodell.
Ruhrbarone: Wie würden Sie denn den wirtschaftlichen Zustand der journalistischen Produkte der Verlage beschreiben?
Mansfeld: Geht es um deren journalistisches Geschäftsmodell, gibt es dafür nur ein Wort: defizitär. Selbst Traditionsmarken wie zum Beispiel die FAZ oder das Handelsblatt machen mit ihren Blättern Millionenverluste pro Jahr. Der Spiegel vderdient noch ordentlich Geld, dafür schlägt die Verlagsleitung wild um sich. Der einzige Chefredakteur, der in der der gesamten Spiegel-Gruppe in den vergangenen Monaten noch nicht ausgetauscht wurde, ist Christoph Seeger vom Harvard Business Manager. Georg Mascolo, Matthias Müller von Blumencron, Rüdiger Ditz, Arno Balzer, Karsten Stumm, Henrik Müller, Martin Doerry – alle Chefredakteure des Hauses sind ist bis auf eine Ausnahme ausgetauscht worden. Die Stimmung ist deshalb auch beim Spiegel sehr schlecht. Die Gräben verlaufen dort zwischen den Redaktionen und der Verlagsleitung, sowie zwischen Print und Online. Der Grund ist, dass zu wenig Geld verdient wird.
Ruhrbarone: Wir leben in einer Umbruchzeit. Alte Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr so wie früher. Aber kann es noch zu einer Bodenbildung kommen, einer Stabilisierung auf einem niedrigeren Niveau?
Mansfeld: Ich denke, ja. Schließlich leben wir in einem Land mit einem hohen Bildungsniveau. Zugleich sind wir eine der größten Wirtschaftsnationen dieser Erde. Es gibt daher meines Erachtens auch für qualitative Wirtschaftsberichterstattung genügend Nachfrage und Spielraum. Die großen Zeitungsmarken werden überleben.
Ruhrbarone: Wer wird es mit dem Überleben schwer haben?
Mansfeld: Es fällt mir schwer, konkrete Namen zu nennen. Schließlich arbeiten in den Redaktionen Menschen, denen ich die Hoffnung nicht nehmen will. Wir sehen aber, dass es selbst in den Metropolen für Zeitungen schwierig wird, in denen es mehrere Zeitungsangebote gibt. Ich denke, dass in den Städten, in denen jetzt noch mehrere Tageszeitungen erscheinen, auf Dauer nur noch eine überleben wird. Auch die Lokalberichterstattung wird künftig stark ausgedünnt.
Ruhrbarone: Gibt es bereits im Ausland neue Geschäftsmodelle für journalistische Produkte, die sich rechnen?
Mansfeld: Viel besser als hierzulande sieht es für den Journalismus auch im Ausland nicht aus. Mir fällt spontan nur die Huffington Post ein, die es in den USA gerade so in die schwarzen Zahlen geschafft haben soll. Selbst solche gehypten ‚Kuratierer‘, also Abschreiber, wie der Business Insider, hängen noch nach Jahren am Tropf ihrer Investoren. Ich denke deshalb, dass die Schwierigkeiten überall gleich sind.
Ruhrbarone: Bei der Huffington Post verdienen die Autoren nicht mal etwas.
Mansfeld: Immerhin wird das Kernteam bezahlt.
Ruhrbarone: Was müssten die Verlage ihrer Ansicht nach tun, um eine Chance zu haben?
Mansfeld: Es wird auch darauf ankommen, ob die Verlagsbranche gemeinsame Vertriebsanstrengungen auf die Beine stellen kann. Ich kann mir beispielsweise sehr gut ein „Strukturkrisenkartell“ vorstellen. Also eine gemeinsame Qualitätsflatrate, ein einziger Bezahlzugang zu allen Formaten innerhalb eines geschlossenen Systhems. Das wird nur, so fürchte ich, an denjenigen Verlagen scheitern, die meinen, im Digitalgeschäft schon Wettbewerbsvorteile zu haben.
Ruhrbarone: Ein Kartell ist immer eine feine Sache für die etablierten Marktteilnehmer. Wer neu dabei ist, ist draussen….
Mansfeld: Es müsste so organisiert werden, dass alle neuen Marktteilnehmer automatisch in das System mit aufgenommen werden. Es funktioniert ja auch nur, wenn alle mit machen.
Ruhrbarone: Alle machen nie mit. Der Weg ist also nicht realistisch.
Mansfeld: Nun ja, es ist zumindest eine Idee. Dass es einfach ist, alle unter einen Hut zu bekommen, habe ich ja auch nicht gesagt. Allerdings verstärkt erhöhter Leidensdruck die Bereitschaft, sich zu bewegen und etwas zu ändern.
Ruhrbarone: Was halten sie von Modellen wie stiftungsfinanziertem Journalismus wie Korrekt!v oder von spendenfinanzierten Modellen wie den Krautreportern?
Mansfeld: Publizistik hat immer vom Pluralismus gelebt. Und beim Wort Pluralismus beziehe ich mich auch auf die Finanzierungsmodelle für Journalismus. Deshalb finde es grundsätzlich gut, wenn dafür Alternativen entstehen. Die jetzt aufkommenden “Alternativen” sollten sich aber hüten, sich gegenüber den traditionellen Verlagshäuser dadurch abzugrenzen, dass sie deren Geschäftsmodelle madig machen.
Ruhrbarone: Eine klassische Finanzierungssäule der Medien ist die Werbung. Google dominiert diesen Markt, auch als Vermarkter.
Mansfeld: Wenn es einen Konzentration im Markt gibt, muss man eben sehen, wie man ein Gegengewicht erreichen kann. Diese Botschaft geht auch an die Politik! Denn es sollte meiner Meinung nach ein vitales Interesse einer Demokratie sein, die Meinungspluralität im Lande zu erhalten. Ein wesentliches Merkmal der Demokratie ist doch der Diskurs. Ihre Attitüde ist der öffentlich ausgetragene Streit. Und die Demokratie braucht Transparenz. Das ist nur durch eine freie und unabhängige Presse, beziehungsweise Medienlandschaft, zu gewährleisten. Also verbieten sich Dogmen bei der Beantwortung der Frage, wie auf Monopolstellungen und für die Demokratie nicht wünschenswerte Entwicklungen reagiert werden soll. Ich hätte auf jeden Fall keinen Probleme mit einem Strukturkrisenkartell.
Ruhrbarone: Es geht ja nicht nur um Medien für die Bildungselite. Da sehen sie ja noch relativ gute langfristige Perspkektiven; die Bildungselite kann sich ihre Informationen mit etwas Aufwand auch selbst zusammen stellen. Was ist mit den Medien für den Großteil der Bevölkerung?
Mansfeld: Für die Grundversorgung sind meines Erachtens doch auch die öffentlich-rechtlichen Medien zuständig. Deshalb halte ich es auch für sehr problematisch, wenn ARD und ZDF ihren Bildungsauftrag nach und nach erodieren lassen. Informationsformate werden gekürzt und wandern ins Nachtprogramm ab.
Ruhrbarone: Es kann doch nicht sein, dass der Informationsauftrag zukünftig bei den von Parteien und ihren Vorfeldorganisationen dominierten öffentlich-rechtlichen Sendern liegt. Mit Meinungsvielfalt hätte das dann nicht mehr viel zu tun.
Mansfeld: Da sind wir völlig d´accord. Ich stelle nur nicht, wie viele Libertäre, die Daseinsberechtigung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks per se in Frage. Ich finde gut, dass es ihn gibt. Nur indes: Er gehört müsste dringend reformiert werden! Als erstes gehört der ganze politische Einfluss auf ARD und ZDF unterbunden. Zudem ist es nicht einzusehen, warum ein gebührenfinanziertes Medium den privat finanzierten Medien Wettbewerb um Werbekunden liefern muss. Die Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehört abgeschafft! Ich halte die Vielfalt von Medien für einen Wert an sich.
Ruhrbarone: Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Aber zu sagen, dass für die Elite künftig Edelmedien existieren können, für den Rest aber reiche die staatliche Schonkost von ARD und ZDF – das halte ich für unverantwortlich. Sehen Sie denn keine Geschäftsmodelle für Medien, auch für lokale, die sich von den heutigen unterscheiden?
Mansfeld: Ich sage ja nicht, dass die Berichterstattung von ARD und ZDF ausreichend ist. Im Gegenteil, die Information gehört zu Lasten der Unterhaltung beim öffentlich-rechtlichen -Rundfunkt stark ausgebaut. Wenn ich von Eliten rede, dann denke ich an Formate wie FAZ, Spiegel oder Handelsblatt, die sich an eine bestimmte Klientele richten.
Ruhrbarone: Das sehe ich etwas anders. In NRW macht der WDR regionalen Medien durch seine zwangsfinanzierten Angeboten Konkurrenz – elf “Lokalzeiten“ verzerren den Wettbewerb.
Mansfeld: Für die Information breiteren Schichten sind auch die regionalen Tageszeitungen bislang zuständig, wobei wir bei einem wichtigem Thema sind. Die Lokalzeiten beim WDR halte ich auch für sehr problematisch. Meine Vorstellung von dem Sinn und Zweck des öffentlichen Rundfunks ist es, eine Grundversorgung an Informationen zu gewährleisten. Ich halte es für ziemlich absurd, dass es in Gemeinden wie Arnsberg und Wuppertal oder Detmold eigene Fernsehstudios mit ganzen Redaktionsstäben gibt. Sicherlich wird es neue Formate auch in der Lokalberichterstattung ausserhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geben. Die Ruhrbarone sind doch ein Beispiel für ein sehr erfolgreiches Projekt.
Ruhrbarone: Publizistisch sind wir erfolgreich , finanziell nicht. Es trägt sich gerade so.
Mansfeld: Sie stehen ja auch erst am Anfang ihrer Profitabilität. Ich denke, was man bei einem Projekt wie den Ruhrbaronen sehen kann, ist wie wichtig es ist, professionelle Schreiber zu haben. Der Wandel in der Medienlandschaft ist ja in den vergangenen Jahren auch nicht plötzlich sondern sehr schleppend vorangeschritten. Entsprechend langsam entwickeln sich auch die alternativen Konzepte.
Ruhrbarone: Bei uns sieht die so aus: Trotz steigender Leserzahlen sinken die Werbeeinnahmen durch Google. Für uns sind die Zuwendungen unserer Leser längst die wichtigste Einnahmequelle.
Mansfeld: Da sind wir wieder bei der Politik: Die muss sich mal der Frage annehmen! Das heißt für mich: Was kann der Staat, eine Regierung tun, um faire Wettbewerbsverhältnisse für eine Branche herzustellen? Für eine Branche, deren besondere Bedeutung als einzige Branche selbst im Grundgesetz festgeschrieben ist. Bislang hat die Politik die Situation doch noch gar nicht zur Kenntnis genommen. Oder man freut sich sogar über die Entwicklung, schließlich sinkt tendenziell die journalistische Kontrolle der Politik und der Wirtschaft hierzulande. Dabei gibt es sehr viel, was man von Seiten der öffentlichen Hand machen könnte: Steuerbefreiung, ein Werbeverbot für ARD und ZDF…
Ruhrbarone: Wir halten viel von der Idee, die Gemeinnützigkeit des Journalismus anzuerkennen.
Mansfeld: Ein ganz hervorragende Idee! Alle diese Idee setzen aber voraus, dass man sich mit der Situation der Medien in Deutschland einmal auseinandersetzt. Diese Auseinandersetzung findet aber weder in den Parteien noch in den Parlamenten statt. Für mich ist das ein Skandal. Den Vorwurf richte ich auch gerne an meine eigene Partei, die FDP.
Ruhrbarone: Die FDP ist in der Frage in NRW sehr aktiv und hat eine Antrag zu dem Thema eingebracht.
Mansfeld: Okay, die Initiative auf Landesebene kannte ich noch nicht. Mein Fokus liegt bislang auf der Bundesebene. Schließlich geht es ja um eine Entwicklung, die unsere gesamte Nation betrifft und nicht nur einzelne Bundesländer.
Ruhrbarone: Auf der Bundesebene kann die FDP keine Anträge mehr stellen…
Mansfeld: Aber sie kann es in den Medien thematisieren. So lange ist es ja nicht her, dass die FDP in der Bundesregierung war. Aber ich will mich aber auch gar nicht auf meine eigene Partei konzentrieren. Ich denke, dass sich die Gemeinnützigkeit des Journalismus direkt jedem erschließt. Denn ein Journalismus, der seine Aufgabe und Funktion ernst nimmt, nützt der Allgemeinheit.
Ruhrbarone: Wir wird Ihrer Einschätzung nach die Medienlandschaft in zehn Jahren aussehen?
Mansfeld: Papier wird bis auf wenige Exoten verschwunden sein. Das tägliche Ritual der morgendlichen Lektüre der Tageszeitung wird durch einen Nachrichten- Check auf dem Smartphone oder einer ähnlichen Technologie ersetzt werden. Alle Nachrichtenagenturen werden gemeinnützig sein.
Die Masse will Schonkost. Das ist das eigentliche Problem. Aber vielleicht ist es ja auch die Lösung.
Arnold, ja, so ist das.
Und das trägt wesentlich mit dazu bei, daß sich die auf gravierenden Einkommensunterschiede beruhenden Zweiklassengesellschaft zunehmend manifestiert mit Folgen für die Verfassung der Gesellschaft, für den Zustand der Demokratie.
Ich sehe nicht, ob und wie sich daran, konkret bezogen auf die Medien-landschaft,substantiell etwas ändern läßt.
Stefan,
ein für mich sehr informatives Interview!
Zur verdeutlichung des Problems ein kleiner Ausflug in den Abgrund:
https://www.nachrichtenspiegel.de/2014/05/17/der-tod-des-bundesdeutschen-journalismus/
Potzblitz ! Die eiserne Kanzlerin hat die Medien also Gleichgeschaltet weil sie am 8. Oktober 2008 die Chefredakteure darum gebeten hat wegen der Weltwirtschaftskrise keine Panik zu schüren.
Und die Schufte haben sich daran sogar gehalten… welch Abgrund der Niedertracht ! 😉
Zum Glück beziehe ich meine Infos aus dem ultralinken Freitag des reichen Millionenerben Jakob Augstein und der Jungen Welt, da gibt’s Weltuntergangs-Panik mehr als genug.
@Walter Stach
Gerade die öffentlich-rechtlichen Medien sollen dieser Zweiklassengesellschaft entgegenwirken, in dem sie die Grundversorgung sichern.
Der arme Student oder Azubi muß nur seinen Rundfunkbeitrag leisten und erhält dafür eine mediale Grundversorgung.
Der Besserverdiener kann sich neben dem Rundfunkbeitrag noch ein Abo der taz, FAZ, Zeit, Welt, Spiegel o.ä. leisten und Projekte wie die Ruhrbarone unterstützen.
Sicher ist es nicht schön wenn sich Studenten und Azubis (und andere Geringverdiener) solche Abos nicht leisten können weil sie circa 220 €uro im Jahr für die Öffentlich-Rechtlichen Medien zahlen dürfen (mit steigender Tendenz) aber was solls…
-4-Alreech
„Gerade die öffentlich-rechtlichen sollen………“
Voll einverstanden!
Was erwarten denn heutzutage Studenten, Auszubildenden und „Schlechtverdienende“ inhaltlich an Grundversorung? Ich weiß das nicht. Die Öffentlich- Rechtlichen solllten es wissen!
@Walter Stach:
Viele Studenten und Auszubildende und andere junge Menschen erwarten von den öffentlich-rechtlichen gar nichts mehr.
Viele decken ihr Informationsbedürfnis aus den Onlineausgaben der etablierten Tageszeitungen (die noch gratis sind). Diese Informationen sind meist wesentlich ausführlicher als alles was die öffentlich-rechtlichen als Nachrichten oder Reportage produzieren.
Youtube und tape.tv haben MTV ersetzt und bieten auch leichte Unterhaltung die früher bei den Privatsendern zu finden war. Clips von süßen Katzen und krassen Unfällen findet man da zu genüge – genau wie spektakuläre Aufnahmen die als anspruchsvolle Kurzfilme gelten können (meist Übungsarbeiten von Studenten).
TV-Serien werden illegal besorgt – oder aus dem kostenpflichtigen Angebot der diversen Onlinevideotheken.
Geraden bei den Onlinespielern ist das Fernsehen mehr oder weniger an den Rand gedrängt worden. Statt passiv vor der Glotze zu sitzen spielt man lieber mit seinen Freunden und unterhält sich über Teamspeak.
Das sind alles Medienangebote welche die öffentlich-rechtlichen gar nicht bieten sollen, da sie schon erfolgreich von privaten Anbietern eingeführt worden sind.
Sicher können die öffentlich-rechtlichen versuchen mit dem Geld der Beitragszahler parallele Strukturen aufzubauen, sinnvoll ist das nicht.
Spätestens wenn er der FAZ oder Zeit Konkurrenz machen will ist die ökonomische Zukunft der freien Medien in Gefahr.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann zwar jeden Menschen dazu zwingen für sein Angebot zu zahlen, aber er kann niemanden dazu zwingen dieses Angebot auch zu nutzen.
Deswegen fällt seine Existenzberechtigung spätestens dann wenn die Zahl seiner Nutzer weiter abfällt.
Alreech -6-
Ich habe Ihren Beitrag mit großem Interesse gelesen.
Ich neige dazu, ich bin mir also keineswegs sicher, daß
1.
leider auch die Öffentlich-Rechtlichen sich zunehmend noch mehr als bisher bezogen auf die Inhalte als massenkompatible Medien verstehen könnten und daß das dazu beitragen wird, daß auch zukünftig die Zahl ihrer Nutzer nicht sinken und damit ihre Existenz nicht gefährdet sein wird. Zugleich befördern die Öffentlich-Rechtlichen damit die Diskussion über ihre gebührenfinanzierte Sonderstellung in der Medienlandschaft und damit über ihre Existenzberechtigung.
Mir bleibt nur die Hoffnung, daß es zumindest weiterhin einigen Nischen geben wird -ARTE, 3Sat, im Hörfunk z.B. WDR 5 -, in denen es primär nicht darum geht, „Massenkompatibles“ zu produzieren.
Allein deshalb war und bin ich bereit, ein Nutzungsentgelt, eine Gebühr, zu bezahlen.
2.
Ob und inwieweit mittelfristig das Internet zwecks Information und vor allem zwecks Kommunikation auch für die Öffentlich-Rechtlichen d a s Medium sein wird, weiß ich nicht, aber feststeht ja schon jetzt, daß die Öffentlich-Rechtlichen sich hier zuminndest neben „ihrem herkömmlichne Geschäft“ engagieren und noch mehr engagieren werden
Auch auch dann gilt, daß es das primäre Anliegen der Öffentlich-Rechtlichen sein und bleiben muß, möglichst umfassend zu informieren -schwergewichtig in den Bereichen „Politik, Kultur, Wirtschaft“.
Für mich ließte sich dann weiterhin die zwangsweise Zahlung eines Nutzungsentgeltes, einer Gebühr, rechtfertigen.
3.
Ob und inwieweit es in Sachen „Gebührenbefreiung“, z.B. für Studenten, Auszubildende, einer Gebührenbefreiung bedarf, wie in Ihrem Beitrag angedeutet,die weiter geht als die jetzige -ich bin im Detail nicht informiert-, ist zu bedenken, insbesondere mit Blick auf die Problematik des oben mehrfach verwandten Begriffes von der Zweiklassengesellschaft in Sachen Information/Kommunikation.
4.
Um die letzte Frage und die Antwort im Interview von Stefan Laurin aufzugreifen:
4.1
Ich gehe davon aus, daß es auch in 1o Jahren noch die gebührenfinanzerten Öffentlich-Rechtlichen geben wird. Das instrumentale W I E bezüglich der öffentlich-rechtlichen Auftragserfüllungerfüllung mag sich dann von dem was Heute ist gravierend unterscheiden.
Dieses W I E ist für mich jedoch nur von sekundärem Interesse. Von primärer Bedeutung ist für mich weiterhin, daß die Öffentlich-Rechtlichen bezüglich des W A S ihren „besonderen Auftrag“ erfüllen ; dieserhalb ist folglich auch weiterhin eine klare Unterscheidung zu den Privaten zwingend geboten!
Ich gehe davon aus, daß es auch in 1o Jahren die große Nachfrage gegenüber einem solchen „öffentlich-rechtlichen“ Angebot weiterhin geben wird.
4.2
Wird es in 1o Jahren noch die herkömmlichen Printmedien -abgesehen von einigen Exoten- geben?
Ich weiß es nicht.
Bekanntlich sind dazu in der Medienwelt die Antworten nicht so eindeutig wie die von Hasso Mansfeld in dem Interview mit Stefan Laurin.
Aber auch hier gilt für mich, daß es nicht primär um das W I E geht, sondern um das W A S.
Hier läßt sich doch schon heute bezüglich des W A S auswählen zwischen qualitativ sehr unterschiedlichen online- Angeboten. Ich sehe nicht, warum es deshalb zukünftg zwangsläufig zu einem Qualitäsabbau kommen muß.
4.3
Entscheidend für mich mit Blick auf das, was in 1o Jahren sein könnte, ist deshalb:
5.1.
Es muß auch zukünftig im Bereich der Information sichergestellt sein, daß umfassende Informationen weiterhin auch o h n e den Zwang zur eigenwirtschaftlicher Rentabiliät jedem Nutzer angeboten werden, also durch öffentliche-rechtliche Anstalten, finanziert durch ein öffentlich-rechtliches Nutzungsentgelt.
Qualitätseinbußen befürchte ich mit Blick auf die Journalisten insofern nicht, denn mit dem öffentlich-rechtlichen Nutzungsentgelt läßt sich weiterhin eine qualitativ anspruchsvolte Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter bei den Öffentlich-Rechtlichen finanzieren.
5.2
Es muß auch zukünftig neben den Öffentlich-Rechtlichen eine große Vielfalt an privaten Medien gegeben -in welcher Form auch immer-.
5.2.1
Ob und wie hier der Gefahr einer sich weiterhin verschärfenden Konzentration zu Lasten der Medienvielfalt begegnet werden kann, ist bekanntlich d a s zentrale Thema, wenn es heute um „Medien-Politik“ geht.
5.2.2
Ob und inwieweit in diesem Bereich zudem die Gefahr von Qualitätseinbußen droht -schlecht oder gar nicht journalistische aus- und fortgebildete Mitarbeiter, schlechtbezahlte Mitarbeiter-, ist bekanntlich ebenfals ein aktuelles Thema, wenn es um die „Medien-Politik“ geht.
Lösungen zu 5.2.1 und 5.2.2?
In dem o.a.Interview werden dazu Fragen gestellt, aber -verständlicher Weise- nicht d i e Antworten gegeben.
Bedarf es des Staates, bedarf es staatlicher Regelungen, bedarf es staatlicher Subventionen, um in Sinne von 5.2.1 „Medien-Vielfalt“ zu sichern und um im Sinne von 5.2.2 Qualitätsjournalismus zu gewährleisten?
Oder muß das das Alles „so oder so“ der freien Entscheidung der Akteure auf dem „Medienmarkt“ überlassen bleiben?
Dabei stellt sich immer auf’s Neue die Frage, inwieweit es im Interesse eines solchen freien Wettbewerbs Schranken für die Öffentlich-Rechtlichen geben muß, damit unlauterer Wettbewerb durch sie verhindert wird -ohne ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag in Frage zu stellen-.
Die Diskussion über „die Gemeinnützigkeit journalistischer Tätigkeit -wie auch immer“ und über die NRW-Stiftung für……..zeigt, daß „man“ nach Antworten auf die von mir formulierten Fragen sucht. „Richtige“ Antworten sind bisher m.E. noch nicht gefunden worden. Ich denke, d i e „richtigen“ Antworten kann es gar nciht geben.Ich habe jedenfalls keine.