Viele Menschen dürften seit Wochen auf diesen offenen Brief gewartet haben: Endlich haben sich bekannte Journalisten, Wissenschaftler und Künstler zusammengetan, um für eine Unterstützung der Ukraine zu werben. Unter anderem Herta Müller, Marko Martin, Marieluise Beck, Deniz Yücel, Hedwig Richter und Armin Nassehi fordern Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, die Ukraine auch mit militärischen Mitteln zu unterstützen:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
auf der Maikundgebung in Düsseldorf haben Sie gegen Pfiffe und Protestrufe Ihren Willen bekräftigt, die Ukraine auch mit Waffenlieferungen zu unterstützen, damit sie sich erfolgreich verteidigen kann. Wir möchten Ihnen auf diesem Weg Beifall für diese klaren Worte zollen
und Sie ermutigen, die Entschließung des Bundestags für Waffenlieferungen an die Ukraine rasch in die Tat umzusetzen.
Angesichts der Konzentration russischer Truppen im Osten und Süden der Ukraine, der fortgesetzten Bombardierung der Zivilbevölkerung, der systematischen Zerstörung der Infrastruktur, der humanitären Notlage mit mehr als zehn Millionen Flüchtlingen und der wirtschaftlichen Zerrüttung der Ukraine infolge des Krieges zählt jeder Tag. Es bedarf keiner besonderen Militärexpertise, um zu erkennen, dass der Unterschied zwischen „defensiven“ und „offensiven“ Rüstungsgütern keine Frage des Materials ist: In den Händen der Angegriffenen sind auch Panzer und Haubitzen Defensivwaffen, weil sie der Selbstverteidigung dienen.
Wer einen Verhandlungsfrieden will, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine unter die russischen Forderungen hinausläuft, muss ihre Verteidigungsfähigkeit stärken und die Kriegsfähigkeit Russlands maximal schwächen. Das erfordert die kontinuierliche Lieferung von Waffen und Munition, um die militärischen Kräfteverhältnisse zugunsten der Ukraine zu wenden. Und es erfordert die Ausweitung ökonomischer Sanktionen auf den russischen Energiesektor als finanzielle Lebensader des Putin-Regimes.
Es liegt im Interesse Deutschlands, einen Erfolg des russischen Angriffskriegs zu verhindern.
Wer die europäische Friedensordnung angreift, das Völkerrecht mit Füßen tritt und massive Kriegsverbrechen begeht, darf nicht als Sieger vom Feld gehen. Putins erklärtes Ziel war und
ist die Vernichtung der nationalen Eigenständigkeit der Ukraine. Im ersten Anlauf ist dieser Versuch aufgrund des entschlossenen Widerstands und der Opferbereitschaft der ukrainischen Gesellschaft gescheitert. Auch das jetzt ausgerufene Ziel eines erweiterten russischen Machtbereichs von Charkiw bis Odessa kann nicht hingenommen werden.
Die gewaltsame Verschiebung von Grenzen legt die Axt an die europäische Friedensordnung, an deren Grundlegung Ihre Partei großen Anteil hatte. Sie beruht auf Gewaltverzicht, der gleichen Souveränität aller Staaten und der Anerkennung der Menschenrechte als Grundlage für friedliche Koexistenz und Zusammenarbeit in Europa. Es widerspricht deshalb nicht der Ostpolitik Willy Brandts, die Ukraine heute auch mit Waffen zu unterstützen, um diese Prinzipien
zu verteidigen.
Russlands Angriff auf die Ukraine ist zugleich ein Angriff auf die europäische Sicherheit. Die Forderungen des Kremls für eine Neuordnung Europas, die im Vorfeld der Invasion formuliert wurden, sprechen eine klare Sprache. Wenn Putins bewaffneter Revisionismus in der Ukraine Erfolg hat, wächst die Gefahr, dass der nächste Krieg auf dem Territorium der NATO stattfindet. Und wenn eine Atommacht damit durchkommt, ein Land anzugreifen, das seine Atomwaffen gegen internationale Sicherheitsgarantien abgegeben hat, ist das ein schwerer Schlag gegen die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.
Was die russische Führung fürchtet, ist nicht die fiktive Bedrohung durch die NATO. Viel mehr fürchtet sie den demokratischen Aufbruch in ihrer Nachbarschaft. Deshalb der Schulterschluss mit Lukaschenko, deshalb der wütende Versuch, den Weg der Ukraine Richtung Demokratie und Europa mit aller Gewalt zu unterbinden. Kein anderes Land musste einen höheren Preis bezahlen, um Teil des demokratischen Europas werden zu können. Die Ukraine verdient deshalb eine verbindliche Beitrittsperspektive zur Europäischen Union.
Die Drohung mit dem Atomkrieg ist Teil der psychologischen Kriegführung Russlands. Dennoch nehmen wir sie nicht auf die leichte Schulter. Jeder Krieg birgt das Risiko einer Eskalation zum Äußersten. Die Gefahr eines Nuklearkrieges ist aber nicht durch Konzessionen an den Kreml zu bannen, die ihn zu weiteren militärischen Abenteuern ermutigen. Würde der Westen von der Lieferung konventioneller Waffen an die Ukraine zurückscheuen und sich damit den russischen Drohungen beugen, würde das den Kreml zu weiteren Aggressionen ermutigen. Der Gefahr einer atomaren Eskalation muss durch glaubwürdige Abschreckung begegnet werden. Das erfordert Entschlossenheit und Geschlossenheit Europas und des Westens statt deutscher Sonderwege.
Es gibt gute Gründe, eine direkte militärische Konfrontation mit Russland zu vermeiden. Das kann und darf aber nicht bedeuten, dass die Verteidigung der Unabhängigkeit und Freiheit der Ukraine nicht unsere Sache sei. Sie ist auch ein Prüfstein, wie ernst es uns mit dem deutschen „Nie wieder“ ist. Die deutsche Geschichte gebietet alle Anstrengungen, erneute Vertreibungs- und Vernichtungskriege zu verhindern. Das gilt erst recht gegenüber einem Land, in dem Wehrmacht und SS mit aller Brutalität gewütet haben.
Heute kämpft die Ukraine auch für unsere Sicherheit und die Grundwerte des freien Europa. Deshalb dürfen wir, darf Europa die Ukraine nicht fallen lassen.
Wer diesen Offenen Brief unterstützen möchte, kann das über diese Petition tun. Wir freuen uns über viele weiter Unterstützer*innen!
Erstunterzeichner: Stephan Anpalagan, Gerhart Baum, Marieluise Beck, Marie von den Benken, Maxim Biller, Helene von Bismarck, Marianne Birthler, Prof. Tanja Börzel, Wigald Boning, Hans Christoph Buch, Mathias Döpfner, Prof. Sabine Döring, Thomas Enders, Fritz Felgentreu, Michel Friedman, Ralf Fücks, Marjana Gaponenko, Eren Güvercin, Rebecca Harms, Wolfgang Ischinger, Olga Kaminer, Wladimir Kaminer, Dimitrij Kapitelmann, Daniel Kehlmann, Thomas Kleine-Brockhoff, Gerald Knaus, Gerd Koenen, Ilko-Sascha Kowalczuk, Remko Leemhuis, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Igor Levit, Sascha Lobo, Wolf Lotter, Ahmad Mansour, Marko Martin, Jagoda Marinić, Prof. Carlo Masala, Markus Meckel, Eva Menasse, Herta Müller, Prof. Armin Nassehi, Ronya Othmann, Ruprecht Polenz, Gerd Poppe, Antje Ravik Strubel, Prof. Hedwig Richter, Prof. Thomas Risse, Prof. Gwendolyn Sasse, Prof. Karl Schlögel, Peter Schneider, Linn Selle, Constanze Stelzenmüller, Funda Tekin, Sebastian Turner, Marina Weisband, Deniz Yücel, Prof. Michael Zürn.
Wer den offenen Brief unterschreibe möchte, kann das hier tun
Dem schließe ich mich voll an
Ein Angegriffener muss sich gegen seinen Angreifer zur Wehr setzen können… Punkt
[…] Weiterlesen auf Ruhrbarone […]
Dem kann ich mich nur anschließen.
Dieser offener Brief ist ein klares Statement.
Vielen Dank dafür
Ich kann in beiden ‚offenen Briefen‘ viele richtige Aussagen finden. Beide verurteilen den mörderischen Überfall der russischen Streitkräfte und rufen zur Unterstützung der Ukraine auf. Mir gefällt am ersten ‚ Brief‘, dass er sein Augenmerk auf ein rasches Ende von Mord und Zerstörung legt und zu Recht einen Waffenstillstand anstrebt. Warum sind die 40 Unterstützer – Staaten nicht in der Lage, die Ukraine mit ausreichenden panzerbrechenden und raketenabfangenden Waffen zu versorgen? Ich befürchte , dass durch ’schwere Waffen‘ eine Eskalationsspirale befördert wird, an deren Ende eine völlig zerstörte Ukraine und ein furchtabarer Verlust an Menschenleben beweint werden wird.
„…haben sich bekannte Journalisten, Wissenschaftler und Künstler…“
Diese Journalisten und Künstler (ich ergänze: Influencer, Politiker im Ruhestand usw.) interessieren mich bei dem Thema eher weniger (nicht gar nicht – eher weniger).
Aber Ischinger ist dabei, Masala, Richter, Schlögel (u.a. sind natürlich auch interessant).
Masala (Politikwissenschaftler , Universität der Bundeswehr München).
Schlögel (Osteuropahistoriker, seine Ehefrau Sonja Margolina ist Russin, von ihr gibt es interessante Artikel in der NZZ u.a.),
Ischinger (Stichwort Münchner Sicherheitskonferenz). Gestern twittere er über einen Botschafter (dürfte klar sein, um wen es sich handelt).
Richter (Historikern, ebenfalls Bundeswehrhochschule München).
Oh!!!
Ihr müsst alle mal lesen, was Carlo Masala bei Twitter schrieb. Langer thread (7 tweets). Wichtige Gedanken.
„Warum das Argument „Wir müssen für Russland einen gesichtswahrenden Weg raus finden“ a) Quark und b) nicht gut durchdacht ist…“
https://twitter.com/CarloMasala1/status/1522141703041339393?s=20&t=tiQWSdKND-gVFRPn_yf5RA
Den anderen europäischen Ländern und den USA ist die Diskussion von welchen Intellektuellen oder Nicht-Intellektuellen auch immer in Deutschland mittlerweile egal. Deutschland ist für den Siege oder die Niederlge der Ukraine miltärisch und auch politisch nicht mehr entscheidend. Den Job haben mittlerweile andere zu Gunsten der Ukraine übernommen. Und das ist gut so.
„Telefonat zwischen beiden Präsidenten
Steinmeier und Selenskyj räumen Irritationen aus
Stand: 05.05.2022 16:40 Uhr“ (tagesschau.de)
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/steinmeier-telefonat-selenskyj-101.html
Auffällig ist, dass sich bei den Leuten, die den zweiten Brief unterzeichnet haben, deutlich mehr Expertise bezüglich Mittel- und Osteuropa, entweder qua Biographie oder Beruf, findet. Bestätigt ein bisschen meinen Verdacht, dass viele bei dem ersten Brief nur die Überschrift und die ersten Zeilen gelesen haben…
@ #6 | Reinhard Worbs:
Die Verurteilung des russischen Angriffs wurde im ersten Brief durch weitere Zeilen eher relativiert. Ein Aufruf zur Beendigung von Mord und Zerstörung richtete sich an den völlig falschen Adressaten. Ich finde es auch immer noch irrsinnig, jetzt noch von einer „Eskalationsgefahr“ zu sprechen, wenn der Krieg schon auf brutale Weise im Gange ist. Das hätte man dann eher im Januar verlangen sollen. Ihre Befürchtungen teile ich, sehe diese aber eher als Folge von einer russischen Besetzung des Donbass. Denn das würde nur eine kurze Feuerpause vor einem noch größeren Waffengang bedeuten (siehe Militarisierung der Krim seit 2014), mit dem Unterschied, dass sich zwischenzeitlich die ganze Welt (ausgenommen vermutlich die baltischen Länder, Finnland, Schweden, Polen und Moldawien) in Sicherheit wiegt.
Gut so.
Das „Gut so“ bezog sich auf # 10 , bzw. auf das Gespräche zwischen Steinmeier und Selenskyj.
Der Ukraine-Krieg und die Propaganda
So der Titel der neuesten Kolumne von Thomas Fischer bei Spiegel-online vom 6.5.22
Wieder einmal Klartext von Thomas Fischer, den ich wegen dieser und ähnlicher Kolumnen bei Spiegel-online mittlerweile nicht nur als hervorragenden Juristen zu schätzen weiß, sondern auch als einer der Besten unter den in den hiesigen Medien agierenden Kolumnisten.
@Walter Stach: Zeig die Kolumne doch den Menschen in Mariupol, die von Putin zusammengeschossen werden. Die sind bestimmt ganz begeistert von Thomas Fischer.
Wenn Deutsche einen Krieg führen wollen, geschieht das nie ohne eine Warnung davor, das zu vermeiden, was geschieht, wenn Deutsche ihre Kriege geführt haben. Was Joseph Fischer 1999 noch knapp mit „Nie wieder Auschwitz“ umschrieb, hört sich bei Ralf Fücks schon verschwurbelter an: „Die deutsche Geschichte gebietet alle Anstrengungen, erneute Vertreibungs- und Vernichtungskriege zu verhindern. Das gilt erst recht gegenüber einem Land, in dem Wehrmacht und SS mit aller Brutalität gewütet haben.“ Das Land, in dem Wehrmacht und SS (in den Ländern, die sie heimsuchten, auch einfach „die Deutschen“ genannt) wüteten, hieß Sowjetunion.
@ Walter Stach # 14
Man kann den ganzen Text von Fischer in einem Satz zusammenfassen: Weil wir schon so oft Scheiße beim Helfen gebaut haben, sollten wir der Ukraine auf keinen Fall helfen. Alles irgendwie richtig, aber das änderr nichts daran, dass die Ukraine ohne die militärische Unterstützung anderer Staaten von Putins Armee dem Erdboden gleichgemacht würde. Keine Wort dazu im ganzen Text. Stattdessen die übliche und sehr eloquente Besserwisserei, die man von diesem Autor gewohnt ist. Als wenn Habeck und andere nicht wüssten, in welcher verzwickten Lage sie sich befinden. In Wahrheit ist das ungefähr so als riefe Jemand einem Ertrinkenden zu, dass man zwar einen Rettungsring hat, aber beim Werfen bislang soviele mal daneben getroffen hat, dass man es dieses Mal ganz sein lässt. Das kann man sich allerdings nur erlauben, wenn man, wie Fischer, den eigenen Hintern mit XXL Pansion ins Trockene verbracht hat und vor dort aus bei bestem Weine die Weltlage beurteilt. Ich gönne es ihm. Aber das ändert nichts an der intellektuellen Borniertheit seiner Position.
@14; Walter Stach: Vielleicht können Fischer und der hervorragende indische Denker ein best-off an die Ukrainer senden. Dann haben die im Keller was schönes zu lesen. Ist ja auch romantisch bei Kerzenschein und Karbidlampen.
Zynisch formuliert: Natürlich ist es individuell ehrenwert lieber aufrecht zu sterben, als kniend zu überleben!
Liefern wir also der Ukraine ruhig etwas zum kompletten Suizid. Es ist die freie Entscheidung der Ukrainer, sich bis zur letzten Patrone bzw. zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Schade drum, aber Suizid ist sowohl individuell, als auch national zu respektieren.
Ob wir uns selbst als Land in diesen Konflikt hineinziehen lassen, ist jedoch genau so unsere eigene autonome Entscheidung. Ich bin jedenfalls nicht bereit für die heroische Selbstüberhöhung eines Clowns oder ehemaliger Boxer zu frieren oder Energiekonzernen westlicher Herkunft die Gewinnmarge zu erhöhen.
Also: Verkaufen(sic!) wir den Ukrainern Waffen und vom Gewinn preiswertes russisches Gas 😉 bzw. rüsten die BW endlich für ihre Aufgaben wieder vernünftig aus. Aber rationale Strategien sind nicht die Stärke des deutschen moralischen-Medien-Militärstrategen …
#14 Walter Stach
Jetzt sind wir schon wieder einer (ähnlichen) Meinung … o tempora o mores 😉
Ich mag die Polemik Fischers auch sehr!
Melnyk hätte ich längst ausgewiesen, damit der nervöse Tourette-„Diplomat“ seine Heimat mal handfest selbst verteidigen kann.
Ich würde ihm auch als Geschenk ein Produkt von H&K mitgeben( G95K), damit er deutsche Waffen in ihrer Qualität authentisch erleben kann. Nebst Kurzeinweisung auf einem überdachten Schießstand bei Kunstlicht … um dann in Odessa gegen russische Speznas anzutreten 😉
@ abraxasrgb
Ich habe keine Problem mit Menschen die offen zugeben, dass ihnen ihr Hemd näher ist als die Hose. Aber ich habe im Falle der Ukraine ein Problem mit der strukturellen Dummheit die dahinter steht: Nämlich zu meinem, wenn man nur gut stille hält, dass der Krieg nicht zu einem selbst kommt. Sprich, das Putins Soldateska nach der Eroberung der Ukraine aufhört. Ich für meine Teil bin nicht bereit, den Preis für diese Dummheit zu zahlen. Denn er wird höher als der sein, den wir bezahlen, wenn wir der Ukraine nicht mit allen Mitteln helfen, Putins Armee zu stoppen. Alles andere ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Der Suizid liegt also genau umgekehrt, wie in deinem Kommentar. Er liegt bei uns und nicht bei den Ukrainern.
Kein indischer Gelehrter, kein deutscher Intellektueller, aber trotzdem lesenswert:
https://www.nzz.ch/gesellschaft/nun-konstruieren-wir-aus-unserer-angst-vor-dem-atomkrieg-das-moralische-argument-dass-andere-leute-fuer-uns-sterben-sollen-weil-es-sonst-zu-gefaehrlich-wird-fuer-den-rest-der-welt-ein-gespraech-ueber-angst-mit-einem-der-angst-kennt-ld.1682799
@Thomas Schweighäuser: Die Sowjetunion gibt es nicht mehr. Das Land, das, neben Belarus, von den Deutschen am meisten verwüstet wurde, heißt heute Ukraine
@19; abraxasrgb: „…heroische Selbstüberhöhung eines Clowns oder ehemaliger Boxer zu frieren …“
Eine ebenso böswillige wie herablassende Verkürzung dreier Lebensläufe auf Episoden: Der gelernte Jurist hat UA auch das ukrainische let‘ dance gewonnen ( eine Leistung, die ich als heroischer, dennoch stets scheiternder Tanzautist gar nicht hoch genug loben kann). Die promovierten Sportwissenschaftler haben in einem äußerst schwierigen und im Wortsinne gefährlichen Umfeld politische Karrieren nach ihren Erfolgen im Ring gemacht. Das Zitat erinnert doch sehr stark an das „der hat ja noch nicht mal Abitur“ über den politisch verblichenen Schulz.
@ Walter Stach: Ich kann es doch nicht lassen: Edathy, Giffey, Schröder, Schwesig, Dieter Schinzel, Linus Förster… Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
-19-
abraxasrgb
„..o temora o mores“…..
So ist es.
Ich denke über das Warum nach.
Ansonsten:
„Gut so“, daß ich , zumindest hier bei den Ruhrbaronen, nicht allein dastehe in der
Wertschätzung der polemischen Kolumnen von Thomas Fischer bei SPIEGEL-onlne.
Nachdenkens -, bedenkenswert ist zudem für mich, daß wir trotz der bekannten gegensätzlichen Grundauffassungen über „das Beste“ für bzw. in Gesellschaft und Staat
„hier und jetzt“ im wesentlichen , aber auch im Detail gleiche , zumindest annähernd gleiche Auffassungen vertreten. Das gilt u.a. über das für mich unsäglichen Verhalten des des Botschafters Melnyk gegenüber dem Bundespräsidenten, gegenüber dem Kanzler, letztlich gegenüber Deutschland insgesamt.
Stefan Laurin,
Arnold Voss u.a.
Ich bemühe, dann und wann auf Publikationen hinzuweisen, in denen zum Krieg Russlands gegen die Ukraine andere Auffassungen vertreten werden als sie überwiegend hierzulande in Politik und Medien vertreten werden.
Das könnte, so jedenfalls meine Auffassung, der „Verbesserung“ der Qualität des Meinungsstreites zugute kommen.
In diesem Sinne zwei neue Anmerkungen:
„Für alle gut wäre die Einsicht, dass es keinen sicheren Weg zum Frieden gibt. Und Respekt davor. was andere glauben.“ * ) 1
„Es ergibt nur „Sinn“ schwere Waffen zu liefern , wenn es Aussicht auf einen klaren und schnellen Sieg der Ukraine gibt.
Doch leider ist es wahrscheinlicher, dass der Krieg lange andauern, zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen Russland und dem Westen führen oder doch zu einem Atomkrieg eskalieren wird.“ *)2
*) 1
taz -am wochenende -7./8. mai 2022 -S.14 Argumente; Kommentar von Lukas Walllraff zur Bedeutung von Landtagswahlen in Kriegszeiten -letzter Absatz-
+)2
taz -am wochenende -7./.8. mai 2022 – S15 Argumente; Beitrag unter der Überschrift “ Militarismus ist “ von Hanna L. Mühlenhoff, die der Uni Amsterdam lehrt und forscht u.a. zur EU-Sicherheitspolitik und zu…….
-Dieser Beitrag hat bei mir zudem dazu beigetragen, statt des anfänglichen „Kopfschüttelns“ über eine von Frau Baerbock angekündigte feministische Außen-/Verteidigungspolitik über deren spezifischen Inhalte gründlich nachzudenken.-
#20 Arnold
Deine Einschätzung eines kriegerischen Expansionswillens Russlands (ich vermeide die Personalisierung, die ist mir zu polemisch/platt) auf Nato-Territorium für (bislang) ziemlich unwahrscheinlich. Das ist vermutlich unser kategorialer Dissens?
Die Ukraine hatte eben keine starken Bündnisse bzw. Partnerschaften.
Die Zwischenbilanz ist aus meiner Sicht nicht wirklich gut und ich sehe und höre wenig optimistisch stimmende Exitstrategien für eine Beendigung des Konflikts.
Warum, wieso und vor allem wozu die Ukraine plötzlich so eine starke militärische Unterstützung bekommt, darüber lässt bzw. ließe sich ausführlich spekulieren und streiten.
Eventuell können wir uns auf den guten alten Clausewitz verständigen, dass der Krieg die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln ist? Und uns dann darauf verständigen, dass die Diplomatie kategorisch versagt hat? Wenn ich mir den hiesigen Repräsentanten der Ukraine anschaue, habe ich eine Ahnung, wieso #scnr
Ad Hemd näher als die Jacke … ja, diesmal. Ich habe ausreichend lange Zeit eine Uniform unseres Landes getragen, wobei ich durchaus mein Leben mehr als einmal riskiert habe.
Provokante theoretische Frage: Wäre es der ukrainischen Bevölkerung und der Welt wesentlich schlechter gegangen, wenn Russland seine Ziele in wenigen Tagen erreicht hätte? Wären dann weniger Menschen gestorben? Haben die Menschen bis zum 24.2.2022 in der Ukraine in einem wirklich besseren System gelebt? Ich habe da meine Zweifel!
Diese Hochstilisierung der Ukraine als Bastion/Eden westlicher, liberaler Werte teile ich partout nicht. Ich hatte schon vor dem Krieg Kontakte in die Ukraine und fand das Land haarsträubend.
Man mag das als zu kühl kalkulierend und hart urteilend empfinden, aber ich habe eine eher verantwortungsethische, als eine gesinnungsethische Einstellung im Sinne Max Webers. Sprich ich bewerte die Konsequenzen (anders).
Darüber mag man trefflich anderer Meinung sein und ich bin froh, dass wir in einem Land leben, in dem grundlegende Differenzen geäußert werden können!
#24 Walter Stach
@Übereinstimmung
Polemisch oder wahlweise selbstironisch würde ich sagen, dass auch ein blinder Hahn mal ein Körnchen Wahrheit findet 😉 das kannst du gerne auf dich oder auch auf mich beziehen 😉
Man kann, so sagt mir zumindest meine philosophische Kenntnis, von völlig unterschiedlichen Grundsätzen ausgehend, zu ähnlichen und/oder gleichen Handlungen kommen. Vermutlich würden wir unsere Haltungen, denn mehr sind es ja nicht, völlig unterschiedlich herleiten und auch aus anderen Prinzipien ableiten.
Ich teile die Vermutung, dass es auf einen langen, ziemlich dämlichen, kriegerischen Konflikt hinausläuft, bei dem alle hinterher schlechter rauskommen. OK, ein paar Kriegsgewinnler wird es, wie immer geben. Aber das werden nicht Deutschland, nicht die Ukraine und auch nicht Russland sein. Zumindest nicht politisch und volkswirtschaftlich. Mit Moral kann man nicht heizen, aber Menschenleben sinnlos verheizen 🙁
Ergänzung zu -24-
„Militarismus ist unfeministisch“
-so muß – vollständig- der erste Satz in der Fußnote *)2 lauten..
Eine Anmerkung zu SvG-23- im letzten Satz:
Meine kritische Anmerkung zu Scheurer, Strobl pp. an anderer Stelle hier bei den Ruhrbaronen wird nicht durch die Hinweise auf die gen. SPDler/Innen widerlegt bzw. hinfällig; im Gegenteil. Denn es ging mir primär darum, daran zu erinnern, dass wieder einmal in den Medien, die Ruhrbarone eingeschlossen, gar nicht, bestenfalls „ganz am Rande“ über die aktuellen politischen Skandale Mayer -CSU-, Scheurer -CSU- , Strobl -CDU berichtet , geschweige denn , das sie kommentiert wird, während die gen. SPDlerInnen tage-, ja wochenlang durch die Medien „gehetzt“ wurden -von BILD bis FAZ, von Welt bis zu den Ruhrbaronen. Dazu gehört auch, daß die neueste Strafanzeige der FDP gegen CDU-Strobl medial bisher weitestgehend unbeachtet geblieben ist.
Das Bestreben der Mehrheit der Medien ist offensichtlich, vor allem in Wahlkampfzeiten. alles zu unterlassen, was CDU/CSU (und FDP) und ihren sog. Spitzenkandidaten schaden könnte und zugleich alles zu versuchen, der SPD und ihren sog Spitzenkandidaten zu schaden , einhergehend mit einer danach geheuchelte Verwunderung derselben Medien darüber, daß die Zustimmungswerte diverser Umfragen für die SPD , aktuell gilt das Gesagte vor allem für Kanzler Scholz gesunken
sind.
Presse- und Meinungsfreiheit gleich Meinungsmanipulationsfreiheit !
Das scheint auch „unserem Gemeinwesen“ immanent zu sein -mit graduellen Unterschieden- und verlangt von „freiheitlichen Demokraten“ immer wieder die Einsicht und die Akzeptanz in die Unvollkommenheit der Praktizierung ihrer vorgeblichen Grundwerte, Diese Einsicht und diese Akzeptanz geraten jedoch in immer größere Gefahren, je mehr die Realitäten in Gesellschaft und Staat von dem postulierten Grundwerten abweichen. Ich registriere jedenfalls bei mir ein seit einigen Jahren stetig wachsendes Gefährdungspotential. . Wenn ich diesbezüglich der Einzige sein sollte, wäre das gesellschaftspolitisch uninteressant. Wenn das jedoch bei immer mehr Menschen so sein sollte, dann…..??
Es geht mir also primär im Konkreten nicht um die Scheuerers, Strobls und Co. von CDU/CSU sondern darum, wie ihr Tun, wie ihr Unterlassen medial aufgegriffen wird, wie darüber berichtet wird, ob es dazu kritischen Kommentaren gibt oder ob und wie dieserhalb -im Gegensatz zu Protagonisten anderer Parteien- ,mediales Schweigen geboten zu sein scheint und damit der Verdacht der Manipulation von Meinungsbildung berechtigt wäre. Dazu gehört auch das jetzt durch die SZ aufgedeckte Ausspionieren des SPD-Parteivorstandes durch den Geheimdienst im Auftrage des CDU-Kanzlers Adenauer in den 195o er Jahren. Mediales Schweigen dazu.
Dass Alles sind Wahrnehmungen/Wertungen eines Sozis, dh. , ihre auch insofern existente Subjektivität ist festzuhalten und keineswegs in Frage zu stellen. Ich weise trotzdem auf diese Subjektivität ausdrückliche hin, damit niemand auf die Idee kommt, ich würde mich im Besitz „objektiver Wahrheiten“ wähnen und entsprechend zu argumentieren versuchen.. Letzteres überlasse ich Anderen. Das gilt im übrigen für die aktuell u.a. hier bei den Ruhrbaronen vorgetragenen Meinungen zum Krieg Russlands gegen die Ukraine.
@ Walter Stach: Subjektive Wahrnehmung muß man auch wollen.
Schavan wurde wg. einigen mMn läßlichen ( und zur Zeit der Abfassung nicht unüblichen) Zitatsünden von den von Ihnen genannten Medien in das politische Aus gehetzt. Giffey, der Betrug bei der Dissertation nachgewiesen wurde, wurde von den bösen Medien so fertig gemacht, daß sie regierende Bürgermeisterin in Berlin werden konnte (Ironiewarnung). Die Causa Edathy war sehr schnell abgefrühstückt, das „Narrativ“, daß dieser ja auch Opfer ist, wurde von interessierter Seite in TV und Printmedien wiederholt platziert und weckte meiner Erinnerung keinen Widerspruch. Auch der mehr als nachsichtige Umgang mit Scholz‘ Versagen beim G20 und seiner Rolle bezüglich der Cm-Exgeschäfte ehrbarer Hamburger Kaufleute ist auffällig.
Daß Sie behaupten, „die Medien“ würden CDU/CSU schonen und die Söldner Putins Deutschlandfraktion hetzen, spricht für eine sehr eigene Wahrnehmung der Welt.
Und was Adenauer angeht: Das ist siebzig Jahre her und und eher von akademischen Interesse.
@abraxasrgb # 25
„Provokante theoretische Frage: Wäre es der ukrainischen Bevölkerung und der Welt wesentlich schlechter gegangen, wenn Russland seine Ziele in wenigen Tagen erreicht hätte? Wären dann weniger Menschen gestorben? Haben die Menschen bis zum 24.2.2022 in der Ukraine in einem wirklich besseren System gelebt? Ich habe da meine Zweifel!“
Den Ukrainern war mehrheitlich deine theoretische Frage egal. Sie haben in der Praxis anders entschieden und sie sind auch die einzigen die dazu berechtigt waren, denn sie etragen auch das Leiden, das mit dieser Entscheidung für sie absehbar verbunden ist. Sie wollen offensichtlich nicht so leben, wie du meinst, das sie leben sollten und sie sind bereit alles dafür zu riskieren. Die Entwicklung zu mehr Demokratie in der Ukraine kann also nicht so gering gewesen sein, wie du es, basierend auf deine aus persönliche Erfahrungen gewonnenen Einzelerkenntnisse annimmst.
Es ist nun an uns, diese Entscheidung mitzutragen oder nicht. Das du dazu nicht bereit bist ist dein gutes Recht sowie es das gute Recht von Intellektuellen ist in öffentlich Briefen Stellung zu beziehen.
Ws ich allerdings nicht im Ansatz verstehe, ist deine Position zu Melnyk. Du, der du hier inmmer für das freie Wort und den Respekt vor Meinungen plädierst, die nicht die deinigen sind, machst hier einen Menschen nieder, der in einer Kriegssituation, die ihn auch selber betrifft, zu harten Bandagen greift. Der genau die Kuscheldiplomatie beendet, die auf Seiten Deutschland gegen über Putins Russland, ein Teil des Problems war. Noch schlimmer, du kategorisierst ihn in geradzu putinscher Manier auch noch als krank und volksschädlich.
@Stefan Laurin (#22): Tja, wer kann schon ahnen, dass deutsche Bestsellerautoren, wenn sie „Land“ schreiben, eigentlich „Gebiet“ meinen.
#28 Arnold
Ich wüsste von keiner Abstimmung, keinem Referendum der ukrainischen Bevölkerung. Es gibt eine Wehrpflicht, die man nicht verweigern kann und von der man sich freikaufen kann … die vielen ukrainischen Flüchtlinge sprechen auch nicht von einer großen Kriegsbegeisterung bzw. Verteidigungsbereitschaft. Bzw. sehen wir nur immer auf diejenigen, die nach Westen geflohen sind und nicht diejenigen, die entweder nun für Russland kämpfen oder nach Osten geflohen sind. Meiner – auch medialen – Beobachtung nach, ist das Bild nicht ganz so einfach, wie Du es darstellst.
Ich bleibe also bei meiner Auffassung, dass es sich überwiegend um eine Entscheidung der ukrainischen Regierung handelt, um wirklich jeden Preis an der Macht zu bleiben. Denn es war ja ein explizit erklärtes russisches Ziel, genau diese Regierung abzusetzen.
Ad Melnyk … nun, das ist einfach erklärt – er ist keine Privatperson, sondern er hat eine – diplomatische – Aufgabe. Seine medialen Entäußerungen als Repräsentant eines Landes, das um Hilfe bittet(sic!) bzw. bitten muss, sind weder angemessen, noch taktisch besonders klug. Die Lernkurve scheint auch eher flach zu verlaufen. Da er von seiner Regierung nicht (aus)gebremst wird und Selenski den BP nicht empfangen wollte, ist die Chuzpe anscheinend ukrainische Doktrin. Nun, dann sollen sie eben sehen, wer ihnen hilft. So einfach sehe ich das. Wobei ich diese symbolischen Politikerbesuche ohnehin albern finde … irgendwann geht einer von den Heroen dabei drauf und das wird vermutlich nicht deren Dummheit zugeschrieben, sondern trägt zur weiteren Eskalation bei … Kopf-Tisch-Kopf-Tisch …
Wenn ich hier schreibe habe ich ja nun wahrlich keine rhetorischen Samthandschuhe an, sondern führe oft eher die verbale Streitaxt. Geschenkt. Aber Du kannst mir hoffentlich glauben, dass ich situativ, wenn ich z.B. mit dem deutschen Hoheitsabzeichen auf dem Ärmel vor Kameras oder Mikrofonen gestanden habe, einen diplomatischen Ton gefunden habe, auch wenn ich persönlich, den mir eigentlichen, direkten Ton eines Ruhr-Eingeborenen gewählt hätte.
Ich war schon 2014 gegen die Sanktionen, damals hat u.a. die Mehrheit der dortigen Bevölkerung für eine Sezession der Krim gestimmt und bin auch jetzt gegen Sanktionen, die weniger Russland dazu bringen könnten, den Konflikt zu beenden, als eher unserer Bevölkerung und unserer Volkswirtschaft zu schaden.
Es scheint wirklich schwer zu sein den realistischen Standpunkt einzunehmen und zu akzeptieren, dass Russland die Ukraine angegriffen hat, einfach weil es das konnte. Da sind im Vorfeld viele Fehler gemacht worden. Vor allem von der ukrainischen Regierung …
Günstige Energie und Rohstoffe sind für ein Exportland, wie Deutschland, jedenfalls aus meiner Sicht, keine Fehler … YMMV
Ich respektiere, dass Du das vermutlich völlig anders bewertest und andere Punkte argumentativ relevanter findest bzw. stärker gewichtest.
Vielleicht finden wir ja in irgendeinem Szenario für eine Beendigung des Konflikts eine gemeinsame Perspektive?
So, wie viele derzeit, finden wir uns bei diesem Thema in Gesellschaft von Menschen, die sonst unsere politischen Opponenten sind (siehe oben) und in Konfrontation zu anderen Menschen, mit denen wir sonst bei anderen Themen eher d´accord sind.
Mich überrascht das nicht, denn ich habe mal vor langer Zeit gelernt, dass politische Wertsysteme nicht konsistent sind und in keiner transitiven Relation stehen 😉
„Wir sind uns niemals so treu wie in den Augenblicken der Inkonsequenz.“
Oscar Wilde
zu Kommentaren, die Melnyk erwähnten:
Melnyk hat in Teilen recht.
Aber das ist es dann auch schon …
Melnyk hat das rhetorische Gummiband zu oft überdehnt.
Folge: Das Gummiband riss des öfteren musste geknotet werden (Melnyk macht das nicht wie man es geläufig tun, durch Entschuldigungen. Melnyk lenkt einfach ab, nimmt sich das nächste Thema, skandalisiert anderes). Bei einem Gummiband, das funktioniert, ist Dehnung und Entspannung möglich. Melnyk dehnte und dehnte, leierte rum (ausgeleierte Rhetorik ist aber nutzlos).
Wenn Melnyk Welzer (Anne Will – ich sah von der Sendung aber nur einen Ausschnitt) attackiert, hat er in Teilen recht. Wie immer. Melnyk hat immer in Teilen recht.
Aber: Melnyk verlangt Respekt als Mensch, als Diplomat, als Ukrainer, als Europäer… Er ist dadurch in Bringschuld – auch bei Hochnäsigen, Abgehobenen, Unsachlichen wie Welzer. Welzer ist auch ein Mensch, er ist Akademiker, er lehrt, ist Deutscher, Europäer…
Melnyk hätte schon lange hinhören müssen, wer ihn mahnte (Benehmen, Rhetorik).
Aber dann müsste er sein Verhalten ändern und seine Rolle wäre futsch.
Da man ihn von der Ukraine aus gewähren lässt, scheint die Rollenverteilung abgesprochen zu sein. Andrij für das Grobe, aus Kyiv mal kämpferisch, mal spitz, mal moderat. Ist schon lange abgenutzt, könnte man in Kyiv merken.
@ „abraxasrgb“
„Ich wüsste von keiner Abstimmung, keinem Referendum der ukrainischen Bevölkerung.“
Russland ist einfach einmarschiert. Zu was hätte es da eine Abstimmung geben sollen? Über die Frage, ob es Krieg gibt oder nicht? Das hat Putin entschieden und wenn er seiner Armee den Befehl gibt damit Schluss zu machen, dann gibt es keinen Krieg mehr. Wenn die Ukraine aufgibt, dann gibt es danach keine Ukraine mehr. Das ist der entscheidende Unterschied.
„Ich bleibe also bei meiner Auffassung, dass es sich überwiegend um eine Entscheidung der ukrainischen Regierung handelt, um wirklich jeden Preis an der Macht zu bleiben. Denn es war ja ein explizit erklärtes russisches Ziel, genau diese Regierung abzusetzen.“
Verstehe ich das richtig, dass du akzeptierst, dass ein Land bei einem anderen einmarschiert, um die dort gewählte Regierung abzusetzen? Und dass du auch noch diese gewählte Regierung als machtbesessen diskreditierst, weil sie damit nicht einverstanden ist und sich dagegen wehrt ? Wenn das so ist, brauchen wir hier nämlich nicht mehr weiter zu diskutieren.
Die Ukraine hat ihre Atomwaffen abgegeben und hat dafür in einem expliziten Freundschaftsvertrag mit Russland die Garantie ihrer staatlichen Autonomie bekommen.
Sie hat auch noch später akzeptiert das Russland sich die Krim nimmt. Und jetzt palaverst du hier von Fehlern auf der Seite der Ukraine? Im Ernst?
Diese Land hat seinen Friedenswillen in jeder Weise gezeigt und jetzt zeigt es uns auch noch seinen Freiheitswillen, den du damit diffamierst, dass dort nicht alle vom Krieg begeistert sind? Niemand ist von einem Krieg begeistert. Aber um sich gegen eine solche brutale Übermacht so entschlossen zu verteidigen wie es die Urkainische Armee mit massiver Unterstützung seiner Bevölkerung tut, braucht es eine mehrheitlich Bereitschaft sich nicht unterwerfen zu wollen.
Man muss schon sehr viel RT Deutsch schauen, um das nicht sehen zu wollen.
Abraxasrgb -3O-
„…….keine Abstimmung, kein Referendum, keine……“
Das paßt zur Definition und zu den Wesensmerkmalen sog. Hybrider-Regime. Nachzulesen -Definition und Wesensmerkmale – bei Wickipedia im dort publizierten „Demokratie-index 2o21“ nebst Demokratie-Ranking-Platz 86 für die Ukraine .
Dass jeder Staat nicht nur das Recht , sondern die Pflicht hat, seine Existenz zu sichern -nach Innen und nach Außen-, gehört nach meinem staats-/völkerrechtlichen Verständnis zu dessen Wesensmerkmalen. Das gilt -selbstverständlch – auch für die Ukraine ,und das schließt ihr Recht ein, über das Ob und das Wie der Landesverteidigung zu befinden, dabei nach Verbündeten zu suchen, die ihrerseits darüber zu befinden haben, ob und wie sie sich an der Landesverteidigung eines Dritt-staates beteiligen. Letzteres gilt nur bedingt z.B. für die Mitglieder der NATO, denn die haben sich gegenseitig zu militärischer Hilfe verpflichtet.
So selbstverständlich das Alles ist, so fragwürdig ist -sh.Demokratieindex- die Behauptung, dass es im Rußland-Ukraine Krieg zudem darum geht, das ukrainische System als das eines freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates zu verteidigen und gleichzeitig der Ukraine zu signalisieren, „man“ halte ihren baldigen Eintritt in die EU für möglich und für wünschenswert: in eine EU, die sich den “ westlichen Werte“ freiheitlicher Demokratien verpflichtet sieht. Da „man“ Letzteres in der EU aber „nicht so eng sieht“ -sh. Polen, sh. Ungarn, sh. die Tschechei- , wird es dieserhalb vermutlich nicht dazu kommen, einen baldigen Beitritt der Ukraine zur EU auszuschließen.
Abraxasrgb,
wir stimmen , wie schon ‚mal festgestellt, offenkundig überein, wenn es zu bedenken gilt, auch hierzulande beim Blick auf diesen und auf andere nationale/internationale Konflikte und beim Blick auf ihre Lösungsmöglichkeiten, die moralisierende Brille, hier die einer vorgeblich westliche Werte vertretenen Politik , ab- und die einer stets interessensgerichteten Politik aufzusetzen. Damit allein würde weder das Entstehen von Problemen verhindert noch würde deren Lösung garantiert -gilt auch für den Rußland-Ukraine-Krieg, wohl aber bestünde eine größere Chance, das Entstehen von Problemen zu minimieren und deren Lösungsmöglichkeiten zu maximieren.
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(Das Gesagt gilt es bekanntermaßen nicht nur in den Beziehungen von Staaten zu bedenken, sondern auch im alltäglichen Miteinander der Menschen und ihrer Organisationen.)
„Darf man“ solche und ähnliche Gedanken öffentlich äußern angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine , angesichts leidender und sterbender Menschen? Ja, meine ich, nicht trotz, sondern gerade wegen der Konflikte, die man deshalb mit sich selbst auszutragen und zu lösen hat.
Ged
#31 Angelika, die usw.
Die Sendung im ÖR habe ich mir ausnahmsweise auch mal angesehen.
Ich habe bislang Walzer eher als apokalyptische Kassandra bezeichnet, aber diesmal stimme ich ihm zu. Es fällt den meisten Menschen schwer Eigendynamiken von Systemen/Kommunikationen zu verstehen. Vermutlich ist das zu abstrakt, aber dennoch hat Welzer recht, wenn er auf die ihnen eigentümliche Eskalationsdynamik kriegerischer/gewaltsamer Auseinandersetzungen hinweist und eingeht.
Melnyk hat seinen Beitrag mit einer versuchten, unverschämten persönlichen Volte eingeleitet und auch im weiteren Verlauf deutlich gezeigt, dass er kognitiv nicht in der Lage ist Welzer zu folgen. Gänzlich intellektuell verspielt hat er mit der Benutzung des Begriffs „Philosophie“ im pejorativen Sinne, was die übliche Ressentimentreaktion von intellektuell unterlegenen Dialogteilnehmern ist.
Wohingegen Welzer durchaus Verständnis für die urkrainische(sic!) Position zeigte, jedoch ihre beschränkte Sichtweise bzw. Eindimensionalität genauso analytisch ansprach. Das in einer Talkshow jedem in der nötigen Komplexität und Paradoxie verständlich zu machen, dürfte leider schon im Ansatz scheitern …
Wenn man die Selbstinszenierung Selenskis zum Ende des II. WK sieht, wie er breitbeinig, alpharüdig in olivgrüner Feldkleidung herumstolziert und Selbstsicherheit simuliert, habe ich eine blaße Ahnung, woher Melnyk sein „role-model“ hat …
Welzer hat zurecht darauf hingewiesen, dass es keinen offiziellen, internationalen Konsens über das Ziel der Maßnahmen gibt. Was aus strategischer Sicht ein fataler Fehler ist und nicht durch operative Hektik und ad hoc Maßnahmen ersetzt werden kann.
Simplifizierungen werden jedenfalls nicht verhindern, dass in der Ukraine weiterhin jeden Tag Menschen sterben.
@ #20 | Arnold Voss
Absolute Zustimmung.
@ abraxasrgb
Sorry, aber du hast von nichts Ahnung, also sei bitte leise.
Arnold
Wir reden aneinander vorbei … Du bist auf der Ebene von Recht, Verträgen etc. unterwegs.
Das Thema ist durch den Einsatz von militärischen Mitteln vorbei, denn die Wirkungslosigkeit hat sich faktisch gezeigt. Ob die Ukraine rechtmässig handelt, ist nicht die Frage, sondern wie lange es diese ukrainische Regierung noch geben wird. Je nachdem, wie man diese Frage beantwortet, kommt man vermutlich zu anderen Schlüssen.
Meine oberste Prämisse ist es, so wenig Menschen sterben zu lassen, wie möglich.
Zweite Prämisse ist die mangelnde „Sympathie“ für die aktuelle ukrainische Regierung und deren heroischem Habitus. Was bitte nicht als Sympathie für den russischen Einmarsch gelesen werden soll! Aber ich sehe – für mich – nur zwei Länder, in denen ich auf keinen Fall leben müssen wollte. Da ist für mich, völlig empathielos und von außen, das kleinere Übel vorzuziehen.
Es gibt bei der individuellen Selbstverteidigung den Grundsatz: Never draw a gun on a drawn gun. Der Vergleich hinkt zwar etwas, aber die Tendenz dürfte rüber kommen?
RT habe ich nie gesehen und als ich mich mal informieren wollte, wie die russische Sicht der Dinge ist, musste ich feststellen, dass RT in Deutschland verboten/sanktioniert ist. WOW, noch so ein symbolischer Akt, wie das Verbot eines Buchstaben. Voodoo-Politik im 21. Jahrhundert. Also komm, wir haben uns schon weniger persönlich diffamierend gestritten und unsere manchmal divergierenden Meinungen aushalten können.
Agree to disagree?
Es gäbe keine ukrainische Regierung mehr, wenn diese nicht massive militärische Unterstützung bekommen hätte. Dafür wäre das Land auch nicht so zerstört und es wären auch nicht so viele Menschen getötet oder zur Flucht bewegt worden.
Der Angriff war unrechtmässig, geschenkt. Aber Du schreibst ja selbst, dass es sich um eine „brutale Übermacht“ handelt. Da ich nicht optimistisch bin, dass Russland sich kurzfristig zu einem Rückzug entschliesst, wird die Ukraine unweigerlich weiter verwüstet und es werden noch viele Menschen sterben. Unmittelbar durch den Krieg und mittelbar durch Hunger, Armut etc. global. Zudem sind mir Sanktions-Phantasien, die einem selbst mehr schaden, als dem Sanktionierten, eher fremd. Das hat etwas von moralischem Masochismus.
Wenn Du diesen Preis für angemessen hälst, akzeptiere ich das. Genau so kann ich verstehen, dass einige Ukrainer ihr Land verteidigen wollen. Völlig nachvollziehbar.
Aber ich würde das nicht unterstützen. Warum? Weil ich nach einer persönlichen Abwägung zu dem Schluss gekommen bin, dass es in diesem Krieg nur Verlierer geben wird und davon mehr, je länger er dauert.
Vielleicht versöhnt es Dich, dass ich aktiv ukrainischen Flüchtlingen helfe? Die, mit denen ich gesprochen habe, möchten auch gerne wieder zurück in ihr Land. Wenn es das dann noch gibt … damit meine ich physisch existiert, nicht politisch.
Da es für Dilemmata und Paradoxien keine einfache, logisch-binäre Lösung gibt, können wir uns noch ewig im Kreis argumentieren. Der Krieg wird davon auch nicht beendet, da gebe ich Dir – leider und bedauernd – unumwunden recht 🙁
Unter welchen Bedingungen könntest Du Dir denn ein Ende des Krieges vorstellen?
Walter Stach
Ja, darf man äußern und das ist auch gut so!
Genau so darf man sich in der Meinungsgesellschaft von Mitmenschen wieder finden, die in anderen Fragen grundsätzlich andere Standpunkte vertreten. Zeugt meiner Auffassung nach, von eigenständigem, individuellen Denken (mit dem Risiko dann und wann falsch zu liegen – errare humanum est).
In der Zusammenschau der Differenzen ergibt sich dann das wunderbar bunte Kaleidoskop einer liberalen Gesellschaft mit Meinungsfreiheit (kleine Stichelei musste dann doch sein #scnr).
-38
abraxasrgb
Meinungsvielfalt/ Meinungsfreihei -für jedermann, vor allem in den Medien…..
Postulate für jede liberale Gesellschaft, die allerdings nach meiner Wahrnehmung in der Zeit des Krieges immer öfter außer Kraft getreten zu sein scheinen , wenn z. B. kritisch all die Thesen, Schlußfolgerungen, Wünsche (!) zum Russland-Ukraine-Krieg hinterfragt werden, die seitens der Medien hierzulande als die einzig denkbar „richtigen“ propagiert werden.
Ich frage mich zunehmend des Öfteren , was mich trotz gegenteilige Vorsätze dazu bringt, mich immer wieder entgegen der veröffentlichten und heftig propagierten Mehrheitsmeinung gegenteilige Auffassungen zu vertreten. Ein Grund dafür könnte sein, daß ich mich „seit Kindesbeinen“ zum Widerspruch, zum Widerstreit vor allem dann herausgefordert sehe, wenn ich beim Gegenüber Heuchelei, Scheinheiligkeit, bewußte Irreführung auszumachen glaube. Das gilt ua. für sehr viele Protagonisten in der sog. westlichen Welt, wenn sie sich zum Rußland-Ukraine Krieg äußern, wenn sie u.a. in diesem Zusammenhang Nato und EU als die Gralshüter liberaler, demokratischer Grundwerte deklarieren, wohlwissend, daß sie es damit selbst in ihren Reihen und gegenüber Drittstaaten „nicht so genau nehmen“ -sh.Nato-Mitglied Türkei, sh. EU-Mitglieder Polen, Ungarn, Tschechei,Slowenien, sh. z.B. auch von Frau von der Leyen mi ihrem Signal an die Ukraine , daß deren baldiger EU-Eintritt in Betracht kommt. Immerhin hat der franz.Präsident darauf aufmerksam gemacht, daß die Ukraine wahrscheinlich mindestens 1o Jahre brauchen würde, um die liberal-demokratisch-rechtstaatlichen Bedingungen für einen EU-Beitritt zu erfüllen.
Also…
wie im Laufe des jetzigen Meinungsaustausches mehrfach meinerseits angesprochen, würde es nicht nur wahrhaftiger, sondern vor allem realistischer und damit letztendlich sachdienlich und zielführend sein, wenn „das Politische“ mehr denn je verstanden und vertreten würde als „Weg zu einem Ziel“, nämlich dem Ziel, Interessen zu wahren und durchzusetzen und das im Wissen darum, immer wieder mit sich selbst in Konflikt geraten zu müssen, wenn man „gesinnungsethisch“ begründet der Auffassung ist, Grundwerte der Aufklärung oder solche religiöser Prägung als Maßstab eigenes und gesellschaftlich-staatlichen Tuns oder Unterlassen beachten und bedenken zu müssen.
Konkret heißt das für mich, jetzt und hier permanent nach möglichen Interessen bezüglich des Ukraine-Konfliktes zu fragen, den sicherheitspoltischen, den wirtschaftspolitischen, den sog. geo-politischen , den umfassend strategischen machtpolitischen Interessen der russischen Föderation, der USA. Chinas, Indiens, der Ukraine, der EU, Deutschlands usw. Dieses Hinterfragen führt zum einen zu Erkenntnissen und Prognosen, die realistischer sein dürften, weil sie nicht verdeckt und überlagert werden von der vorgeblichen oder tatsächlichen Suche nach dem moralisch-ethisch einzig Richtigem und das zum anderen dazu beitragen könnte, dem Sein näher zu kommen als der Dauerpflege des Scheines -gilt u.a. auch für die Show-Veranstaltungen „großer und kleiner Politiker“ bei ihrem Besuchen in der Ukraine , in Wahlkämpfen hierzulande , aber z.B. auch für die akuten gesellschaftspolitischen Debatten in den USA geprägt von „politischem Wahn“ eines großen Teiles der US-Bürgerschaft, für die evangelika Religionsprinzipien herhalten müssen, um handfeste persönliche (gesellschaftliche) Interessen zu realisieren.
abraxasrgb
Die Länge dieses Beitrages -nicht ungewohnt und von Dir zurecht oftmals bemängelt-ist auf Deine Anmerkungen zu -38- zurückzuführen, durch die ich mich nicht nur gestärkt sehe in meiner Einstellung, vor allem stets das kritisch zu hinterfragen, was mir mittels der Medien „Tag und Nacht“ als Wahrheit zu vermitteln versucht wird , sondern mich auch veranlaßt hat, ein wenig die dahinter steckende persönliche Einstellung meinerseits zu kritischem Denken generell, zum Politischen speziell versuchen zu erklären.
PS
„Sobald eine Mehrheit etwas für richtig hält, beginne ich, an dessen Wert zu zweifeln.“.
Hat „wer “ gesagt? Fäll mir momentan nicht ein. Ich erwische mich -leider?- dann und wann dabei, mich selbstkritisch zu fragen, ob ich und inwieweit ich dieser These verfallen sein könnte, auch jetzt und hier, wenn es um den Rußland-Ukraine-Krieg geht.