Offener Brief an die SPD

Jan Böhmermann klopft gerade lautstark an den Türen der SPD. Und wie immer polarisiert er damit: die einen finden das überflüssig, andere extrem gut. Unsere Berliner Gastautorin Franziska Zintl ist begeistert – und hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht.

Liebe Genossen, liebe SPD,

Ich stehe heute nicht vor Ihnen aber mit Ihnen. Dank einem Mann und einem Mann mit Team: Jan Böhmermann. Wir schreiben das Wunderjahr 2019, heute am 09.09. gedenke ich zu allem Ja zu sagen. Heiratsantrag, Haustürklingel – sogar zur SPD. Make Sozialdemokraten sozial again. Unser geschichtsträchtiger Verein hat lange auf ein neues würdiges Schlachtschiff warten müssen. Die Herren Brandt und Schmidt ließen unsere SPD lange weiter im Glanz alter Zeiten bestehen, hin und wieder gab es respektable Arbeit, aber es gab eben auch Andrea Nahles.
Ich sage: Never again, bitte nicht. Jetzt haben wir einen Mann, der es geschafft hat sich aus Bremen Vegesack bis zum Staatsfeind Nr.1 der Türkei vorzukämpfen. Ein Mann der genügsamen ehrlichen Arbeiterschicht, Polizistensohn, Arbeiter im öffentlichen Rundfunk, Künstler, Förderer der Jugend, er gewinnt die Herzen der Nation nachhaltig. Unser „nordisch by nature“-Braveheart, Widerstandskämpfer, Unterstützer der Minderheiten. Er baute eine Bühne für aufstrebende Talente und teilt seine Plattform mit denen, deren Stimmen gehört werden sollten.

Ein PR-Gott. Was kann der nicht mehr ganz so blasse dünne Junge eigentlich nicht vermarkten? Streich das eigentlich. Die größte Marketingherausforderung gegenwärtig sind natürlich wir, Genossen. Zwischen Kevin Kühnert und Olaf Scholz liegt unser Markenkern derart zerscherbelt, dass wir als kleinsten gemeinsamen Nenner nicht einmal mehr die Sozialdemokratie haben. Ach du heiliger Bimbam. Und das in einer Zeit, in der die Menschen endlich beginnen auf die Straße zu gehen, aktiv zu werden, Nachhaltigkeit ernst zu nehmen und zu leben, sich an uns alle als Gemeinschaft erinnern. Dass wir alle zu Gast auf diesem Planeten sind und Soziales denken und handeln wieder en vogue sein sollte um die Murmel kurz vor Sintflut vielleicht doch noch zu retten.

Nie also hätte es einfacher sein müssen mit der SPD, uns Sozialdemokraten, Gehör, Wähler und Mitglieder zu verschaffen. Die Sozialdemokratie ist gefragt wie nie, special thanks auch an die AfD – ihr macht Werbung für uns und gebt der Menschlichkeit neue Etiketten. Seitdem ihr aus euren Löchern kommt wachen ja selbst die faulsten Freizeitwähler auf und engagieren sich.

Und was macht die SPD? Das Schiff immer noch nicht auf Kurs bringen, nicht mal einen klaren Kurs wählen – schlußendlich machten wir uns unwählbar. Frei nach Bernd Stromberg haben wir uns zur Titanic gemacht, dann auch noch Hein Blöd ans Steuer gesetzt und uns gewundert wo der Eisberg herkommt (wir sind auch Klimaschutzexperten, muss man dazu sagen).

Zurück zu unserem zukünftigen Parteivorsitzenden. Dieser Mann, Jan, kann. Er hat bewiesen dass er hart arbeitet, ehrlich ist, politisch interessiert und engagiert. Er hat Charisma und Bühnenpräsenz, kann Reden halten und die Menschen begeistern. Er bringt bereits Wählerstimmen mit, die ganz die Parte DIE PARTEI mäßig mehr Erst- als Letzt-Wähler sind. Für unsere Zukunft also langfristig lukrativer.

Er scheut sich nicht für Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Ehre einzustehen, hat bereits juristische Geschichte geschrieben. Unseren Außenminister bat er in einer Zeit der Überforderung der internationalen Gesamtsituation und Schutzbedürftigkeit um Hilfe – Antwort blieb aus. Starke Leistung mal wieder von den Spitzen der Macht. Oy. Er wurde vorgeführt, alleine gelassen, hat gekämpft und hat gewonnen. Stärker und stabiler denn je verbindet er zwei wunderschöne Dinge aktuell miteinander: Humor und Politik. Ihn nun so überheblich zu behandeln wie es in den letzten Wochen geschehen ist ist respektlos, strategisch amtlich amateurhaft, kurzfristig gedacht und absolut bescheuert.

Dass inzwischen eine Kanzlerin in seiner Doppelspitze lediglich SPD Mitglied, verlässlich ›Hallo‹ sagen und zuverlässig E-Mails schreiben können muss bedeutet wohl, dass sich noch keine Frau die diese Qualifikationen mitbringt aus unseren Reihen gemeldet hat. Was sagt das über unseren Verein aus? Gibt es keine Genossin die sich zutraut Kanzlerin zu sein, haben alle Angst vor ehrlichem Händeschütteln? Oder will niemand Böhmermann als Steigbügelhalter nutzen um Deutschland zu dienen weil der Typ Euch nicht als SPD Parteivorsitz passt? Vergiss es, der passt euch ja nicht mal als Mitglied.

Sozial once again.

Dies führt also dazu dass ich meine eigenen Worte leben muss und die von Star Wars: I find your lack of faith in Janni disturbing Genossen. Wer ihm mal im Radio, Fernsehen oder bei Reden aufrichtig zugehört hat muss anerkennen, egal wo die persönliche Sympathie oder das begrenzte Humorverständnis von Euch steckt: der Mann ist ein Sozialdemokrat. Deutschland wünschte, echt. Ich auch. Also wünsche ich weiter und die Macht ist sowieso mit ihm, um meinen Teil beizutragen habe ich wenigstens heute die Mitgliedschaft zu Eurem Laden beantragt. Da ich bereits eine Mail bekam an die „SPD Frauen Berlin-Mitte“ hoffe ich, dass das bald gesicherte Informationen sind.

Ich habe überhaupt gar keine Lust zu kanzlern aber jeder aktiv in der SPD der Böhmermann und sein Team unterstützt kann nicht schaden. Und wenn wir ehrlich keine einzige Frau finden die Kanzlerin werden möchte mache ich’s halt selbst, einer muss es machen. Dass dann aber mit einer sehr flexiblen Arbeitszeit, nicht die Gartenarbeit vergessen und der Haushalt macht sich nicht von allein. Auch da vertraue ich vollkommen auf Böhmermann und sein Team, die wissen wie man lebt und arbeitet. In diesem Sinne, #Neustart19, Wunder 20 und the rise of Böhmermann – wenn ihr die Kiste SPD nich ganz aus der Politikgalaxie beamen wollt, überlegt wer euch beim neuen Aufstieg helfen könnte. Deutlicher als er kann man es nicht anbieten.

Thanks for coming to my TED talk, good night and good luck.

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