Olympia-Kandidatur 2024: Hamburg wird es! – Na und?

Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei
Olympische Ringe. Quelle: Wikipedia; Lizenz: gemeinfrei

Mensch, was ein Jubel gestern, als Hamburg als deutsche Bewerberstadt für die Olympischen Sommerspiele 2024 gegenüber Berlin den Vorzug erhielt.
Auch in der Sportwelt schien es kurzzeitig kein anderes Thema mehr zu geben. Dabei ist ja eigentlich noch nichts geschafft, und bei näherem Hinsehen erscheint der endgültige Zuschlag, welcher zudem auch erst im Sommer 2017 erfolgen würde, doch auch recht unwahrscheinlich.
Kein Grund also um in Partylaune zu geraten, selbst wenn man großer Sportfan ist.
Über das Pro und Contra solcher gigantisch großen Events ist hinreichend diskutiert worden. Auch die grundsätzlich kritisch zu hinterfragende Einrichtung des IOC wurde bereits von allen Seiten beleuchtet. Man kann durchaus unterschiedlicher Meinung sein, ob eine solche Großveranstaltung einem Land, einer Stadt, einer Region am Ende überwiegend nutzt oder gar schadet. Man wird diesbezüglich nie eine wirkliche Einvernehmlichkeit aller Beteiligten erreichen können.

 

Wenn der deutsche Sport sich also für die Bewerbung um die Ausrichtung der Spiele entscheidet, dann wird es immer auch Kritiker und Gegner geben. Und das ist letztendlich auch gut so, spricht das doch im Großen und Ganzen für unsere Gesellschaftsform, welche Gegner und Kritiker offiziell zulässt und auch öffentlich wirken lässt. In anderen Ländern gab es ja zuletzt bereits genügend Negativbeispiele, wo solche Veranstaltungen mit fragwürdigen Methoden mit aller Macht ‚installiert‘ wurden, Kritiker mundtot gemacht wurden.
Natürlich spricht auch viel dafür, dass Deutschland, in diesem Falle also nun Hamburg, ein guter Gastgeber von Olympischen Sommerspielen im Jahre 2024 sein könnte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang z.B. an die Fußballweltmeisterschaft 2006, wo die Nation weltweit für die gut organisierten, freundlichen und letztendlich erfolgreich durchgeführten Weltmeisterschaften gelobt wurde.
Und da die Mehrheit der Hamburger die Veranstaltung ja offenkundig auch begrüßen würde, handelt es sich hier sicherlich erst einmal auch um eine grundsätzlich unterstützenswerte Bewerbung der Hansestadt.

 
Nur zu Jubel und Siegesgeheul gibt es aktuell ja tatsächlich noch gar keinen wirklichen Anlass. Natürlich auch, weil die Entscheidung um die Ausrichtung erst im Sommer 2017 in Lima (Peru) vom Internationalen Olympischen Komitee getroffen werden wird, bisher ja erst die Entscheidung um die Deutsche Bewerberstadt gefallen ist, zum anderen aber eben auch weil die Mitbewerber um die Ausrichtung von internationalem Spitzenformat sein werden. Boston und Rom sind als Mitbewerber schon bestätigt. Paris wird wahrscheinlich folgen. Auch von anderen Gegenkandidaten (Budapest, Doha, Istanbul usw.) ist aktuell noch die Rede.
Die Chancen von Hamburg dürften also rein mathematisch schon nicht ganz so hoch liegen. Und auch die Tatsache, dass Paris, welche bei der Vergabe für 2012 schon gegenüber London den Kürzeren zog, wieder mit dabei sein dürfte, erschwert die Erfolgsaussichten für eine deutsche Stadt sicherlich ganz erheblich. Zumal der Fußballbund DFB sich ja für 2024 auch fast zeitgleich um die Ausrichtung der Fußballeuropameisterschaften in Deutschland bewirbt.
Und beide Großveranstaltungen kurz hintereinander im gleichen Land, das erscheint, bei allem möglichen Optimismus, dann doch etwas zu ambitioniert, wenn man den Gedanken mal auf sich wirken lässt.

 
Und da der DFB schon länger als aussichtsreichster und ernsthaftester Bewerber um die EM 2024 gilt, man munkelt bereits von einer Wahrscheinlichkeit von rund 80%, und auch wenn beide Veranstaltungen offiziell natürlich nichts miteinander zu tun haben, sinken die Chancen auf Olympia 2024 in Hamburg eigentlich schon durch diese Tatsache dramatisch ab.
Zumindest gibt es eben nun wahrlich (noch) keinen Grund so laut zu jubeln, selbst wenn man Olympischen Sommerspielen in Deutschland gegenüber noch so optimistisch und wohlwollend gegenübersteht. Es steht wohl vielmehr zu befürchten, dass hier am Ende außer den sprichwörtlichen Spesen mal wieder nicht viel gewesen sein dürfte…

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Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

In Leipzig heben sie auch gejubelt…und alle möglichen Arien auf diese „grosse Chance“ gesungen….geworden ist dann nix draus….nur aufzeigen heisst nicht zwangsläufig drankommen…und da deutsche Bewerber keine Schmiergelder zahlen dürfen…und das IOC ja mehrheitlich von nicht Demokratien beschickt wird….was wird wohl passieren ?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Hamburg? Boston: Marathon-Attentat, Täter waren bzw. sind a) Tschetschenen und b) radikale Islamisten. Nö, Hamburg, keine Chance bei der aktuellen politischen Weltlage.

Ich verstehe sowieso nicht, warum jetzt überhaupt noch solche Ausscheidungen für WMs und Olympics gefahren werden, anstatt alles nur noch bei den Saudis oder Putins stattfinden zu lassen.

Nobby
Nobby
9 Jahre zuvor

Ich kann mich noch äußert schwach daran erinnern, das im Jahre 2009 einige „Ruhrstadt-Politiker“ die Olympischen Spiele 2024 in der „Ruhrstadt“ veranstalten wollten.

Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

@ Nobby
Die Idee ist noch viel älter…schon in der Zeit von Samtlebe als DO-OB gab es die Vision von Olympia im Revier….die Ruhrgebietspolitik kann auf eine lange, lange Tradition des Scheiterns zurückblicken ….in allen Bereichen… 🙂

Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

habe dazu diesen schönen Link gefunden

http://www.nahraum.de/tml1_de.0.html?article=6164

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
9 Jahre zuvor

Warum nicht?
Eine Bewerbung Hamburgs ist sicherlich konkurrenzfähig und Deutschland als Exportnation muss sich international zeigen. Wer nicht wagt, hat schon verloren.

Wer will schon Dauer-Winterspiele, weil man irgendwann merkt, dass man in der Wüste im Sommer doch nicht so gut laufen kann.

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Welche Veranstaltung findet denn bei den Saudis statt? Habe ich was verpasst? Doch nicht etwa eine Frauen WM?

der, der auszog
der, der auszog
9 Jahre zuvor

@Thomas Weigle

„Welche Veranstaltung findet denn bei den Saudis statt?“

vermutlich mehrere Autorennen der Frauen und das Marathonpeitschen von Bloggern. Präsentiert wird das ganze von Heckler&Koch, kommentiert im Stadion von Sigmar Gabriel.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@Thomas Weigle: Es geht um die glorreiche Zukunft;-) Die Blatter-Kumpel „Kaiser“, Netzer oder Schröder z.B., die im Vorfeld der 2006er WM mit „inoffiziellen“ Waffen-Deals durch kurzfristiges Verneinen des Waffenembargos seitens der Bundesregierung die Saudis für ihre Stimme für die Deutschland-WM schmieren ließen, leben und lobbyieren ja schließlich alle noch – inkl. Unkraut-Blatter selbst. Und was könnten die Saudis für ihre angefütterten IS-Truppen denn besser gebrauchen als teutsche Waffen?

Also – auch beim Sport mehr global denken;-)

Arnold Voss
Arnold Voss
9 Jahre zuvor

@ Thorsten Stumm # 4+5

Ich wurde vom Szenemagazin PRINZ im November 1986 zu den Chancen von Olympia im Revier interviewt. Eine unter mehreren Fragen lautete natürlich:

Prinz: Welche Austragungschancen hat das Revier?

Arnold Voss: Wenn man daran denkt, dass die Spiel erst nach 2000 Wirklichkeit werden können, sind die Chancen sehr gering. Die Olympiade ist zwar auf der einen Seite ein Mittel zur Attraktivitätssteigerung, verlangt aber vom Bewerber andererseits schon ein gewisses Bedeutungsniveau. Gegenüber anderen nationalen und vor allem internationalen Kandidaten hapert es da aber beim Revier. Und da in Zukunft diese Region eher an Bedeutung verlieren als gewinnen wird, arbeiten nicht nur die anderen Bewerber sondern auch die Zeit gegen das Ruhrgebiet.

Das ganze Interview siehe unter:
http://www.arnoldvoss.eu/pdfs/ruhrgebiet/presse/olympische-spiele-ruhrgebiet-prinz-interview-arnold-voss.pdf

Thorsten Stumm
9 Jahre zuvor

@Arnold Voss
Danke, schön auf den Punkt…. obwohl ich ja mehr Marabo gelesen habe…schon um Laurin nicht verhungern zu lassen…. LOL 🙂

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

@ Klaus L und DDA Wenn ich „alles nur bei den Saudis und Putins“ lese, dann nehme ich das erst mal ernst und beziehe ich mich darauf. Im Übrigen finden nicht alle globalen oder kontinentalen Sportwettkämpfe in Diktaturen statt. Global denken ist gut, aber das Differenzieren sollte man dabei nicht vergessen.

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