Opel braucht Bürgen

Der Autobauer Opel will von Bund und Ländern eine dicke Bürgschaft, angeblich geht es um eine Milliarde Euro. Schuld ist weniger das eigene Geschäft, sondern die Probleme der Muttergesellschaft General Motors.

Foto: Flickr/Verleihnix

 

Für den US-Konzern GM sieht es angesichts der Finanzkrise und der daraus folgenden Absatzflaute richtig bitter aus. In Medienberichten wird bereits über eine Insolvenz spekuliert – und die würde auch den Traditionskonzern Opel treffen. Denn bekommt General Motors kein Geld mehr, dann könnte auch Opel bei den Banken vor verschlossenen Türen stehen. Ohne Kreditlinien läuft wenig, der Fahrzeugbauer mit Werken in Bochum, Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern stände dann im Regen. Damit das nicht passiert, soll wie schon bei den Finanzinstituten der Staat eingreifen und bürgen – also wir, die Steuerzahler.

Irgendwie schmeckt mir das nicht. Klar ist, sollte Opel die Bürgschaft benötigen, dann ist das Geld nicht automatisch weg. Aber ein Ausfallrisiko besteht. Warum soll dafür der Steuerzahler gerade stehen? Immerhin haben die Manager in den USA sich für einen freien Markt ausgesprochen; und der impliziert nun einmal Risiko.

Auf der anderen Seite sehe ich die über 25.000 Opel-Beschäftigten. Die mussten in den vergangenen Jahren schon genug Sparprogramme über sich ergehen lassen. Zuletzt war auch noch Kurzarbeit angesagt.

Vielleicht sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Treffen am Montag doch das Scheckbuch zücken. Wenn es sich wirklich um ein Milliarde Euro dreht, dann sind das zwar rund 40.000 Euro pro Opelaner. Aber immerhin bleiben die Arbeitsplätze erhalten. Zumindest bis zur nächsten Sparrunde.

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Arnold Voss
16 Jahre zuvor

Das nennt man eine Geiselnahme der Mehrheit durch eine Minderheit. Mann muss nur das Problem groß genug definieren und schon entsteht ein Bedrohung für alle und dann müssen eben auch alle bezahlen, um diese Bedrohung abzuwenden bzw. zu minimieren.

Bei der Bankenkrise war und ist es wirklich so, denn die Zahlungs- bzw. Kreditunfähigkeit von Banken trifft das ganze Wirtschaftssystem. Die Verursacher waren dagegen eine kleine, gesellschaftlich gesehen sogar eine geradezu klitzekleine Truppe gesetztlich legitimierter Finanzjongleure die defakto jedoch nicht anders operierten als ganz gewöhnliche Wegelagerer und Banditen. Allerdings mit einer Beute, genannt Boni und Provisionen, von denen diese nur träumen können. Und natürlich mit einem gegenüber ganz gewöhnlichen Kriminellen geradezu perfekt minimierten Risiko, da sie ja rein gesetzlich in der Mehrheit völlig korrekt gehandelt haben. Was einen zu der Schlussfolgerung verleiten könnte, dass die eigentlichen Verursacher die waren, die diese Deregulierungen des Finanzsystems politisch beschlossen haben.

Bei Opel sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Hier handelt es sich neben den massiven Managementfehlern bei General Motors, die natürlich auch nicht zu irgendeinem persönlichen, geschweige den existenziellen Risiko bei den Verursachern geführt haben, um eine Art Colateralschaden der Bankenkrise. Was den herrlichen Vorteil hat, dass nun auch die Managementfehler mit diesen systemischen Problemen vermischt und damit der Eigenanteil an der Krise auf den Grad „fast unschuldig“ minimiert werden kann.

Jetzt muss man nur noch die Folgen, also 25.000 Arbeitsplätze plus ebensovielen bei den Zulieferern plus Kaufkraftverlust usw. möglichst hoch ansetzen, und schon kann sich Frau Merkel in schlechter Tradition ihres Vorgängers mit einer weiteren Chefsache profilieren, die sie natürlich nicht (nur) mit ihrem eigenen Steuern sondern mit dem Geld aller erledigt.

Aber wenn wir schon gut 450 Milliarden für die Banken in petto halten, was macht da noch die 1 Milliarde Bürgschaft für Opel. Und das in Investitionsprogramm umbenannte Konkunkturporgramm von 15 (oder dürfen es ein paar mehr sein) Milliarden. Und die ohne zweifel notwendigen Bildungsmilliarden, Verkehrsmilliarden, Umweltmilliarden usw.

Das schöne an dieser Methode der Krisenbewältigung ist ja, dass sie irgendwie anonym bleibt und bei dieser Größenordnung vor allem die trifft, die jetzt noch gar nicht geboren sind. Also Leute die sich ganz schlecht beschweren geschweige denn dagegen wehren können. So ist sie geradezu ideal für alle, die immer schon den Kopf in den Sand stecken und noch viel idealer für die, die den Mist verbockt haben. Denn diese Leute und ihre Kinder leben ihr Leben in jedem Fall in Saus und Braus respektive ohne jede Zukunftssorge zu Ende. Und danach…. wen interessierts?

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