Mit 4 Jahren beginnt er das Klavierspielen, im Alter von 9 Jahren kommt die Klarinette dazu. Mit 16 leitet er zum ersten Mal ein Orchester und heute ist der gebürtige Kyoter stellvertretender GMD an der Oper in Dortmund. Die Liebe zur Musik hat ihn immer begleitet und auch der frühe Wunsch einmal Dirigent zu werden. Zielstrebig ging Motonori Kobayashi seinen Weg, zog von Japan nach Deutschland, und gilt seit geraumer Zeit als bedeutender Mozart- und Belcantoopern-Dirigent von Rang. Von unserem Gastautor Detlef Obens.
Motonori Kobayashi, geboren in der japanischen Kaiserstadt Kyoto und aufgewachsen in Tokio, wurde bereits als kleiner Junge durch seine Mutter musikalisch inspiriert. Für sie, die selbst Mandoline spielt, war es wichtig, ihren drei Kindern die Liebe zur Musik weiterzugeben. Allein Motonori liess sich von seiner Mutter begeistern, während sein Bruder und seine Schwester der klassischen Musik nicht all zu viel abgewinnen konnten und andere berufliche Lebenswege gingen. Für Frau Kobayashi war es wünschenswert, dass ihre Kinder ein Instrument erlernen sollten. „Mit 4 Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht. Später, mit 9, kam dann auch noch die Klarinette dazu,“ beschreibt Motonori Kobayashi seine musikalischen Anfänge in unserem Gespräch.
Er war 16 und Mitglied des Jugendorchesters seines Gymnasiums, als dort plötzlich ein Dirigent für eben dieses Orchesters gesucht wurde. Kurzerhand übernahm Kobayashi dieses Dirigat. „So hatte ich mit 16 meinen ersten Auftritt als Dirigent. Danach war mein Entschluss klar, Musik zu studieren mit dem Ziel Dirigent zu werden“, so Kobayashi im Gespräch mit dem OPERNMAGAZIN. Er studierte dann an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst und Musik in Tokio und führte sein Studium später in Berlin weiter, wo er Dirigieren und Korrepetiton an der Universität der Künste Berlin studierte. Bereits während seiner Tokioter Studienzeit übernahm er erste musikalische Leitungen von Opernproduktionen, wie u.a. „Carmen“, oder auch „La Bohème “.
Im Alter von 17 lernte der junge Musikstudent Kobayashi den international bekannten Schweizer Dirigenten, mit US-amerikanischer Herkunft, Francis Travis in Tokio kennen und wurde sein Schüler. Der ist Motonori Kobayashi heute noch. Er bezeichnet Travis, der mittlerweile 92 Jahre alt ist, als seinen Lehrer und Freund, zu dem er über all die Jahre, und über die Kontinente hinweg, immer den Kontakt aufrecht erhalten hat.
Berlin – Düsseldorf – Dortmund
Für Motonori Kobayashi war früh klar, dass er Japan nach Abschluss seines Studiums verlassen wollte. „Ich wollte als Dirigent ans Theater und habe mich früh bewusst für Deutschland entschieden“, erklärt er seinen Entschluss. So war es für ihn damals konsequent die deutsche Sprache zu erlernen. Nach 2 Jahren Deutsch-Studium machte sich der junge Musiker auf nach Berlin wo er Dirigieren und Korrepetiton an der Universität der Künste Berlin studierte .
Ein glücklicher Umstand führte ihn dann an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf. Dort war die Stelle eines Solo-Repetitors vakant geworden. „Ich nahm daraufhin alle meine Unterlagen zur Hand und fuhr direkt nach Düsseldorf um mich vorzustellen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass man mich dann irgendwann anschreibt und zu einem Vorspiel einlädt. Stattdessen sollte ich sofort auf dem Klavier vorspielen und wurde danach umgehend eingestellt“. Es sollten dann 8 Jahre werden, in denen der junge Dirigent diesem Haus verpflichtet war.
2008 engagierte ihn das Theater Dortmund als 2. Kapellmeister. Er übernahm u.a. in seinen ersten Dortmunder Jahren die musikalischen Leitungen von Ravels lyrischer Oper L’Enfant et les Sortilèges, Rossinis „L’italiana in Algeri“, Mozarts „Cosi fan tutte“, Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und „Der Liebestrank“, das Ballett „Krieg und Frieden“ mit der Musik von Schostakowitsch, oder auch Mendelssohns Oratorium „Elias“.
Der Operndirigent Kobayashi
Seit dem letzten Jahr ist Motonori Kobayashi zum 1. Kapellmeister und stellv. GMD (Generalmusikdirektor) der Oper Dortmund ernannt worden. In diese Zeit fallen die Opernproduktionen von Rossinis „La Cenerentola“ und – wieder einmal mehr Mozart – dessen Oper „Entführung aus dem Serail“. Seine musikalische Leitung, insbesondere bei diesen beiden Werken, wird hochgelobt und von allen Seiten anerkannt. Er führt das Philharmonische Orchester Dortmund, mithin eines der besten Klangkörper des Landes, mit Präzision und Spielfreude durch die Partituren, immer in direkter Verbindung mit der Szene auf der Bühne, und fühlt die Musik mit. Sein Dirigat, speziell bei der „Entführung aus dem Serail“, als auch bei „La Cenerentola“, darf als meisterhaft bezeichnet werden. Hier spürt auch das Publikum die besondere Hingabe des Dirigenten zur Musik, zum Orchester, zum Komponisten, und besonders zu den Sängerinnen und Sängern auf der Bühne. Wer ihm beim dirigieren zusieht, bemerkt schnell wie sehr er das jeweilige Werk verinnerlicht und alles fest in der Hand hat.
Wenn nur das leidige Lampenfieber nicht wäre: „Es wird immer schlimmer mit den Jahren“, schildert Kobayashi diesen Moment vor dem Auftritt. Am Tage einer Premiere verbringt er die Stunden zuvor in Ruhe, geht die Oper noch einmal minutiös gedanklich durch und macht sich dann auf den Weg ins Theater. Aber er sagt auch, dass er dieses Gefühl von innerer Nervosität vor einem Auftritt braucht und ihn auch nutzen kann. Ab dem Moment, wo er den Taktstock in die Hand nimmt, ist dieses Gefühl verflogen und wird durch musikalische Professionalität ersetzt.
Seine Beziehung zu den Dortmunder Philharmonikern beschreibt Kobayashi als „eine Art Liebesbeziehung“. Wie in einer solchen Beziehung üblich, spielen gegenseitiger Respekt und Anerkennung ebenso eine Rolle wie auch Ernsthaftigkeit und Freude.“Wie bei einem guten Wein, der mit den Jahren immer besser wird“, sagt er zum Miteinander zwischen ihm und dem Orchester. „Ich bin dem Orchester Dortmund sehr dankbar, dass sie mir ihr Vertrauen immer wieder zeigen, und dass sie mich nach guten 5 Jahren weiter als 1. Kapellmeister haben wollten“, fügt Kobayashi noch an. Er schätzt besonders das „Give and Take“ zwischen den Mitgliedern des Orchesters und ihm.
Er lobt ausdrücklich das zwischenmenschliche Klima dort, wie auch das im gesamten Dortmunder Theater. Das er selbst ein wichtiger Faktor für ein solches Klima ist, sei hier aber auch erwähnt. Im Gespräch zeigt sich der Dirigent als offen, ernsthaft, selbstbewusst und humorvoll.
Wir sprachen auch über das Verhältnis von Regie und musikalischer Leitung. „Wir arbeiten hier auf einer toleranten Basis miteinander. Im Sinne des jeweiligen Werkes“, sagt Kobayashi. Als großer Opernfreund bezieht er dabei auch ausdrücklich die Sängerinnen und Sänger mit ein. Mozart, Rossini und die Belcantoopern liegen ihm sehr am Herzen. Die große Kunst des Operngesangs ebenso. Auf die Frage nach musikalischen Zielen, wie etwa Richard Wagner oder Richard Strauss, sagt er: „Ich muss mich selbst dahin bauen. Aber es ist ein Ziel. Richard Strauss’ Musik aber liebe ich!“
Mit Motonori Kobayashi hat die Oper Dortmund einen Dirigenten von Rang an ihr Haus gebunden. Neben der überaus großen fachlichen Kompetenz zeichnet den 40-jährigen Musiker auch seine sympathische Ausstrahlung aus. Im siebten Jahr seiner Dortmunder Tätigkeit -2015- erwarten ihn weitere Neuproduktionen unter seiner Leitung, wie das Händel-Oratorium „Saul“, die musikalische Leitung zum Ballett „Zauberberg“, als auch die Wiederaufnahme der erfolgreichen Produktion der Oper „Carmen“. Darüber hinaus auch Werke des symphonischen Musikgenres.
Frau Kobayashi war seinerzeit gut beraten, ihrem Sohn Motonori die Liebe zur klassischen Musik nahe zu bringen. Davon hat sie sich bei ihren Reisen nach Dortmund selbst überzeugen können. Für den jungen Dirigenten werden sich noch einige Türen öffnen.
Crosspost: Der Artikel erschien bereits im Opernmagazin.
[…] *Artikel auch erschienen auf DER OPERNFREUND, sowie bei RUHRBARONE […]