
Das Bild ist bekannt: Der Osten ist blau. Man kann auf Direktmandate schauen, man kann auf die Zweitstimmen schauen – egal welche Betrachtungsebene man wählt, sieht man wieder: Ostdeutschland sehnt sich nach Moskau, und es ist eine Mehrheit der Ostdeutschen, wenn man beide Putin-Parteien zusammenzieht.
Es stellt sich die Frage: wie lange sollen die Städte im Westen noch die selbst erklärten Vororte Moskaus finanzieren?
An anderer Stelle schrieben wir schon über die toxische Beziehung des Westens mit dem Osten, das Schuldgefühl, das seit 30 Jahren eingeredet wird, die Unfähigkeit des Ostens, selbst mit 2.000.000.000.000 Euro aus dem Westen ein funktionierendes Gemeinwesen aufzubauen – etwas, das Estland, Polen, Lettland, Rumänien, Tschechien und so weiter auch aus eigener Kraft hinbekommen haben.
Die Argumentation soll nicht noch einmal komplett ausgeführt werden, aber der Masochismus des Westens ist nach wie vor bewundernswert. Es gibt aber schlicht keinen Grund, jetzt auch noch weiter Milliarden in Antidemokraten zu versenken. Und wenn man aus irgendwelchen Gründen doch das Geld im Osten verbrennen will:
Wieso nicht nur noch Bundesgelder an Kreise und Kommunen geben, in denen Demokraten die Mehrheit haben? Wieso Bundeseinrichtungen und Institutionen nicht aus Wahlkreisen abziehen, die keine Lust auf die Bundesrepublik haben, sondern lieber der Russischen Föderation beitreten wollen?
Würde man damit nur diejenigen treffen, die es verdienen? Nein, natürlich nicht. Aber es wäre spannend zu sehen, wie überzeugt die Putin-Wähler wirklich von ihrem antidemokratischen Gejammer sind, wenn es plötzlich ans Eingemachte geht. Man darf nicht vergessen, dass Putins Armee mordet und vergewaltigt, und genau diese Armee mehrheitlich politisch im Osten Deutschlands Zuspruch erhält.
Letztlich würde ein solches Vorgehen zudem den demokratischen Kräften ein wirklich hartes Argument in die Hand geben, demokratisch zu wählen. Und externale Verstärkung kann durchaus mittelfristig zu einer internalisierten Haltung werden.
PiS-Bauern in Polen haben Verringerungen der EU-Zahlungen in jedem Fall motiviert, ihr Verhältnis zur EU noch einmal zu reflektieren. Einen Versuch wäre es wert – statt weiter auf gutes Zureden und Verständnis zu setzen, das seit 30 Jahren nichts bringt.
Es wird Zeit für den Realitätsabgleich.
Wenn man sich die Wahlergebnisse der AfD getrennt nach Westdeutschland (inklusive Westberlin) und Ostdeutschland (inklusive Ostberlin) anschaut, dann sind die Ergebnisse wenig überraschend. Als in den 1960er Jahren die NPD bei Wahlen in der Bundesrepublik große Erfolge erzielte, fand man heraus, dass ca. 15% der Wähler in der Bundesrepublik vorstellen könnten diese Partei zu wählen. Wenn man dazu noch Westberlin nimmt, kommt man auf ca. 17%, was vom AfD-Wahlergbnis (Westdeutschland+Westberlin) mit 17,9% gar nicht mal soweit entfernt ist. Und in Ostdeutschland hat man bereits in den 1990er Jahren heraus gefunden, dass ca. 30% über ein mehr oder weniger geschlossenes rechtsextremes Weltbild verfügen. Somit ist das AfD-Wahlergbnis (Ostdeutschland+Ostberlin) mit 34,5% ebenfalls wenig überraschend!