Wie jedes Jahr zu Ostern, erhebt auch 2023 die Friedensbewegung wieder ihr hässliches Haupt. Zum zweiten Mal im Schatten des Ukrainekrieges.
Die Auftaktveranstaltung am heutigen Samstag in Duisburg habe ich mir für die Ruhrbarone angeschaut. Fazit: Leise Kritik am russischen Angriffskrieg – um in einem Atemzug später der NATO und dem bösen Westen für den russischen Überfall auf die Ukraine verantwortlich zu machen. Das Event hätte in dieser Form auch, straffrei, heute auf dem Roten Platz in Moskau stattfinden können.
Akustischer Terror gegen den Westen
Circa 200 Teilnehmer fanden sich am heutigen Samstag zur Auftaktveranstaltung in Duisburg am Kuhlenwall ein. Mit meinen 50 Jahren konnte ich bei diesem Event den Altersdurchschnitt der Teilnehmer des Ostermarsches in Duisburg vermutlich erheblich senken. Russische Flaggen waren auf dem Event nicht zu sehen: Man beschränkte sich auf die Flagge der ehemaligen Sowjetunion.
Fairerweise muss man den Veranstaltern dieses Jahr für das gelungene Konzept, die wenigen (längeren) Redebeiträge abwechselnd mit musikalischen Einlagen darzubieten, Respekt zollen:
Der Begriff „Gleichgewicht des Schreckens“ beschreibt dieses Infotainment-Konzept ziemlich gut.
Der im Vorfeld angekündigten Redebeitrag von Angelika Wagner, Geschäftsführerin des DGB in der Region Niederrhein, fiel aus. Und auch die Falken, die Kinder- und Jugendorganisation der SPD, die beim Ostermarsch 2022 noch in Duisburg dabei war, fehlten. Die MLPD stand abseits von der Kundgebung und auch auf dem späteren Marsch waren keine Flaggen der revolutionärsten Partei neuen Wegs wo gibt im Universum zu sehen. Aufgefallen wären die Linksextremisten zwischen DKP und „Kommunistische Organisation“ wahrscheinlich nicht.
Desinformation durch „Friedensbewegung“
In einem längeren Redebeitrag leierte Bernhard Trautvetter, der auch als Autor im Querfront-Blog „Rubikon“ tätig ist, die typischen Fake-News zum Ukraine-Konflikt runter:
Wir verurteilen nicht nur die Invasion Russlands, die auch, in der Ukraine. Sondern auch den durch die NATO-Osterweiterung vollzogenen Bruch dieser völkerrechtlichen Texte wie des 2 + 4 Vertrages, die im Sinne einer Friedensordnung der gemeinsamen und somit gegenseitigen Sicherheit in Europa vereinbart worden sind.
Dass die russische Verfassungskrise im Jahre 1993 und die russischen Militäraktionen in Tschetschenien, der Georgisch-Abchasische Krieg – bei dem Russland abchasische Separatisten im Krieg gegen die Regierung in Georgien unterstützte – ehemalige Staaten des Warschauer Paktes in die Arme der NATO trieben, dieses Detail spielte auf der „Friedensdemo“ in Duisburg keine Rolle.
Fake-News verbreitete Bernhard Trautvetter auch zu den Friedensverhandlungen, die im Februar 2022 in der Türkei stattfanden: Diese wurden laut dem Redner durch den Westen torpediert. Fakt ist: Die Ukraine zweifelte an Russlands Erklärung, seine Truppen abzuziehen. Nachdem, kurz darauf, die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine bekannt wurden, kamen diese Verhandlungen zum Erliegen.
Leon Wystrychowski, der für die Gruppierung „Heizung, Brot und Frieden“ sprach, ging auf die erhöhten Lebenshaltungskosten ein und kritisierte die deutschen Finanzhilfen und Waffenlieferungen an „das Regime in Kiew“.
Nach gut 90 Minuten und unendlichen Qualen durch die Gesangseinlagen von Bernhard Trautvetter – der den Part eines musikalischen Sarlaccs übernahm – und Christian Bolte, zog sich der anachronistische Zug Richtung Hauptbahnhof in Bewegung und verwunderten mit Sprechchören, wie z.B. „NATO raus aus der Ukraine!“, die Passanten auf der Duisburger Köngistraße. In der Abschlussrede von Shabnam Shariatpanahi unterlief der Moderatorin des unappetitlichen Events dann noch ein Freudscher Fehler und sie formulierte das Ziel ihrer Gruppe: „Aktiv werden gegen Frieden“ – die einzigen wahren Worte auf dieser Veranstaltung.
Eine Einschätzung zum Ostermarsch 2015 in Duisburg, von Ruhrbaron Thomas Meiser, ist heute wohl richtiger denn je: Voll am Arsch – der Ostermarsch!