Ostwestfalen gegen das Ruhrgebiet

Wann sind sich alle Parteien schon einmal einig? In Ostwestfalen, wenn es gegen das Ruhrgebiet geht. Da macht dann der Regionalrat der Gegend,  die hinter Hamm an der Autobahn nach Berlin liegt, sogar eine Sondersitzung:

Der Regionalrat im Regierungsbezirk Detmold ist gegen Aufgabenerweiterungen des Regionalverbands Ruhr (RVR). In einer Sondersitzung am 13. Mai 2013 verabschiedete der Rat eine Resolution, in der er die Pläne des Zweckverbands der Ruhrgebietskommunen kritisiert, mehr Kompetenzen zu erhalten. Der Detmolder Regionalrat befürchtet die „Schaffung einer Megaregion zu Lasten der Ballungsrand- bzw. ländlichen Regionen“.

Die Kritik aus Ostwestfalen-Lippe entzündet sich an der jüngsten RVR-Entschließung „Aufgaben konkretisieren – Strukturen optimieren – Metropole stärken“. Darin forderte der Revierverband landesgesetzliche Änderungen. Sie sollen unter anderem sein Aufgabenspektrum erweitern und die Möglichkeiten des RVR verbessern, zum Beispiel EU-Fördermittel zu bekommen. Unter anderem sieht das Papier eine eigene Vertretung bei der Europäischen Union vor.

Der Regionalrat lehnt diese Pläne in seiner Resolution „mit Nachdruck“ ab: „Die geforderten Änderungen würden zu einer massiven Bevorzugung des Ruhrgebiets zu Lasten Westfalens und des Rheinlands gehen sowie insbesondere auch dem westfälischen Teil des Ruhrgebiets und die Verflechtungsräume in den Ballungsrandzonen sowie den ländlichen Raum erheblich beeinträchtigen.“

Die Industrie- und Handelskammern in Ostwestfalen und Lippe unterstützen die Resolution des Regionalrats. Auch die Westfalen-Initiative hatte sich bereits gegen eine Gesetzesänderung ausgesprochen.

Darüber muss man sich nun nicht aufregen: Westfalen und zumindest Teile des Rheinlands haben sich immer dagegen gewehrt, dass das Ruhrgebiet an Autonomie gewinnt. Entscheidend ist, ob die Politiker aus dem Ruhrgebiet – sie fordern ebenfalls Parteiübergreifend mehr Rechte für das Revier – die Stärke haben, sich im Land in ihren Parteien durchzusetzen oder den Kürzeren ziehen. Und das werden wir in den kommenden Monaten sehen, wenn die Novelle des RVR-Gesetzes Thema im Landtag verhandelt wird.

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Jochen Hoff
11 Jahre zuvor

Als geborener Südwestfale, dann langzeitiger Dortmunder, zweitweise Brandenburger und schlußendlicher Berliner kenne ich das Problem. Die begründete Angst des Randes vor der Mitte. Natürlich wäre eine Metropole Ruhrgebiet genau das richtige. Genau wie ein Bundesland Berlin-Brandenburg. Politisch, wirtschaftlich und auch sozial kann es darüber gar keine Diskussion geben.

Aber wer sich noch zu erinnern vermag, was der Metallindustrie von Südwestfalen zum Schutz der Interessen des Ruhrgebietes alles für Steine in den Weg gelegt wurden und wer sich vorstellen kann welchen Stellenwert Detmold oder Siegen gegenüber einem starken Ruhrgebiet innerhalb NRWs hätten, der versteht das Problem.

Genau wie Pasewalk und andere Ränder Brandenburgs sich massiv und aus ihrer Sicht zu recht gegenüber eine Vereinigung mit Berlin sträuben, ist es die Angst in der Bedeutungslosigkeit zu versinken und vergessen zu werden.

Es reicht also nicht auf die Uneinsichtigen und Ängstlichen einzuschlagen, sondern man muss ihre Sorgen ernst nehmen und ihnen Garantien geben. Da haben wir aber schon das nächste Problem. Wer glaubt unseren Politikern Garantien?

Axel
Axel
11 Jahre zuvor

„Metropole Ruhr“ kann man vergessen; die Leute hier sind
ostwestfälischer als es die Ostwestfalen je sein könnten. Für eine
Metropole müsste erste einmal ein Städtebewusstsein ausgeprägt
sein. Stattdessen herrscht aber Lokalbewusstein vor: da gibt es
keine „Oberhausener“ oder „Mülheimer“, stattdessen „Sterkrader“ und
„Osterfelder“, „Saarner“ und „Heißener“ usw. Diese ehemaligen
dörflichen Strukturen sind sehr tief verwurzelt. Für Westfalen und
Ost- und Südwestfalen usw., mit ihrer adelsgeprägten Historie, wird
das Ruhrgebiet immer etwas emporkömmlingshaftes haben. Dies
wiederum führt hier dazu, sich dafür schlecht zu fühlen oder, wie
oben beschrieben, auf so einen pieseligen, trotzigen
Lokalpatriotismus zu verfallen. Verkorkste Situation, so oder so.
Dabei ist das Ruhrgebiet der dynamischste Ort (Metropole möchte ich
nicht sagen), gerade weil es eben relativ jung ist und quasi aus
dem Nichts entstand, und auch weil es seit den 100 Jahren seines
Bestehens eine komplizierte, wechselhafte Geschichte hat. Chancen
sind genug da, sie müssten nur mal genutzt werden …

Sarah F.
Sarah F.
11 Jahre zuvor

Warum soll man sich nicht als „Strekrader“ oder „Saarner“ fühlen und gleichzeitig aber als „Ruhrstädter“? Für mich ist das nicht per se ein Widerspruch. Die Kölner sind doch ihren „Veedeln“ auch sehr verbunden. Und in Berlin oder Hamburg sind sie auch stolz auf ihren „Kiez“, sei es nun St. Pauli, Kreuzberg oder Grunewald.

Meiner Meinung nach könnte man auch zunächst mal weiter an den „technischen“ Voraussetzungen für die Metropole Ruhr arbeiten – angefangen mit einem einheitlichen, besser getakteten und preisgünstigeren ÖPNV.

Werner
Werner
11 Jahre zuvor

Jetzt ist Schluss mit Lustig! Das RVR-Gesetzes muss kommen.
Kein normaler Mensch in Hamm, Unna, Dortmund fühlt sich noch als Westfale.
Wir sind, die Namen Baranowskis, Matheuszik, Makiolla, belegen es, keine Westfalen, sondern Ruhris.
Für uns Ruhris ist es ist höchste Zeit, das Ruhrgebiet auf eigene Beine zu stellen.
Schluss mit der Fremdverwaltung! Wechselnde Landesherren hatten kein Interesse an einem separates Ruhrgebiet.
Es ist höchste Zeit, dass die Metropole Ruhr mit den 5 Millionen Menschen kommt.
Notfalls sind die Städte Velbert, Heiligenhaus in die Metropole Ruhr per RVR-Gesetzes einzugliedern,
damit wir weiterhin eine 5 Millionen Menschen Metropole sind.

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