Wuppertal: Schuhhaus Klauser feiert die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte!

Die Kette Schuhhaus Klauser feiert am 17. Juli 2011 mit einer großen Openair-Party im Wuppertaler Zoo-Stadion ihr 75jähriges Geschäftsjubiläum. Die Schuhkette Klauser, die kürzlich alle Salamander-Geschäfte übernommen hat, verfügt heute über 80 Filialen und 1900 MitarbeiterInnen und ist nach Deichmann, Leiser und Görtz einer der Größten der Branche. Crossposting von Arisierung in Wuppertal

Nach einem Pressebericht  blickt das Schuhhaus Klauser „auf eine beeindruckende Firmengeschichte zurück.“  Diese Geschichte beginnt nach Firmenangaben im Jahre 1936. „Mit dem Kauf des Schuhgeschäftes Kamp legt Klara Klauser im Jahr 1936 den Grundstein.“ (Westdeutsche Zeitung 15. Januar 2009 u. 10. Mai 2011.) Das ist der einzige dürre Hinweis zum 75. Jubiläumsjahr, dass zur Zeit bundesweit mit Aktionswochen und Sonderrabatten „gefeiert“ wird.

“Mit Befremden stellen wir fest, dass das Wuppertaler Schuhhaus Klauser mit einer Großveranstaltung „ihr“ 75 jähriges Geschäftsjubiläum feiert,“ so der Wuppertaler Historiker Stephan Stracke. „Das Schuhhaus Klauser feiert damit die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte! Noch erschreckender ist es, das Klauser kein Wort zum Schicksal der jüdischen Vorbesitzer verliert, die aus Deutschland flüchten mussten oder wie Emil und Pauline Rosendahl deportiert wurden und im KZ Theresienstadt den Tod fanden.“

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New York: Der klaffende Bluff

Petra Engelke schreibt über „das leuchtende Disaster und die Tragik der Stahlträger“. Foto: Dennis Yenmez

Der Fluxus-Künstler steht neben dem Punk-Band-Musiker. Langsam wird es voll in der Eve-Bar. Etwa 50 bis 60 Menschen drängen sich in die kleine Kellerbar, um der Frau mit den Dreadlocks zu lauschen. Ein paar bekannte Gesichter sind dabei. Die Menschen in meinem Rücken rätseln: „Wer ist das eigentlich?“ -„Die da?“ „Nee, so sieht man doch nicht aus in New York.

Doch. Genau so. Wer selber prüfen möchte, wie man in New York aussieht (oder eben nicht), der fährt heute Abend nach Dortmund in die STÄNDIGE VERTRETUNG. Denn da macht Petra Engelke Halt, um von ihrem Leben mit dem Big Apple zu berichten.

Kurz nach ihrer Ankunft in Bochum ist Engelke bereits heiser. In den vergangenen Tagen musste sie viel erzählen. Über Hochhausdächer, Platzmangel und grüne Inseln in New York. Denn dort lebt und arbeitet die Exil-Bochumerin als Journalistin. Im Moment macht sie Diät, denn sonst bloggt sie an sechs von sieben Tagen in der Woche über die Stadt mit dem tollen Käsekuchen und den hohen Mieten. Die Stadt, die niemals schläft. Mittwoch lud sie in die Eve-Bar, um ein bisschen von New York zu erzählen, Bilder zu zeigen, mit Klischees aufzuräumen. „Hier lernt jetzt niemand, wie man mit der U-Bahn fährt. Das können wir vielleicht in der Pause machen.“ Neben Blogbeiträgen und Anekdoten, las sie auch literarische Texte vor. Kuriose Kindergespräche wechseln sich ab mit bewegenden Gedanken über U-Bahnanschläge. Träume ohne Ton treffen auf die Ironie der 80er, mischen sich mit Pathetischem, wirken wie Peinliches, um sich in witz- und geistreichen Paraden aufzulösen.

Wer erfahren will, wie man mit Drogensucht Geld verdienen kann, wer der wahre Dr. House ist, was die New Yorker statt Quark in ihren Käsekuchen tun, wo der Schutthaufen von 9/11 geblieben ist, was Killer-Hörnchen sind und warum, der Weltrekord im Hot-Dog-Wettessen im wahrsten Sinne des Wortes ‚gebrochen‘ wird, der hat nur noch heute die Gelegenheit:

Petra Engelke

Um 20.00 Uhr, im Workshopraum der STÄNDIGEN VERTRETUNG DORTMUND (Hoher Wall 15, 44137 Dortmund)

Eintritt frei!

Liga der Schädlinge

Heute startet die Zweite Bundesliga in eine frühe Spielzeit. Befürchtet wird eine Gewaltsaison, die SZ widmet sich den „Randalemeistern“ aus Dresden, Braunschweig, Frankfurt, St. Pauli. Dabei ist Gewalt nur ein Ausdruck einer veränderten Lage auf den Kurven. Die Fanszene hat sich gewandelt, radikalisiert. Rund um Ultras ist eine Art Bewegung entstanden für „lebendige Fankultur“, gegen Sicherheitsapparat, Fußballvermarkter und Sportmedien.

Ein Essay zum Ligastart

„Hooligans sind keine Verbrecher“, skandiert der Blonde durch blitzweiße Zähne. Ein Redeflash auf der Bremer Brücke in Osnabrück: Das sei so krass gewesen, 2.000 Mann hätten gesungen, als die „Bullen“ die Bo-City Leute rausgefischt hätten, 2.000 hätten gewartet, bis Bo-City wieder frei kam, müsse man sich vorstellen, auch wenn die Hools doch nicht ins Stadion rein durften, hätten alle gewartet, bis alle frei waren, alle, gewartet, echt …

Der atemlose Blonde ist auf Adrenalin. Im vergangenen Jahrhundert hätte so einer Tennis gespielt. Er reckt den Kopf, als ein älterer Fan übers Absperrgitter will. Ein Ordner steht im Weg, Tritte von oben, der Blonde brüllt: „Wir-krie-gen-euch-all-le“. Dazu Vermummte, einer mit Clownsmaske, die sich auf den Zaun zum Spielfeld schwingen, bengalische Feuer anzünden, ein Transparent entrollen, das zur Akzeptanz von „Emotionen“ aufruft. Vorher Flugblätter, T-Shirts mit Slogans, politische Sprechchöre, Spuckis. Vor dreißig Jahren wäre das als Demonstration durchgegangen.

Piraten der Kurve

Fußballfans, vor allem die jüngeren, die auf Stehkurven und Auswärtsfahrten sind Teil einer Bewegung. Ob sie es wollen oder nicht. Vor allem die seit den 1990er entstandenen Ultras organisieren nicht nur Support im Stadion, sie sorgen für fanpolitisches Grundrauschen, fordern Bewegungs- und Aktionsfreiheit auf den Fußballtribünen, mehr Mitsprache in ihren Vereinen, prägen eine eigene Ästhetik des Widerstands.

Die Themen der Kurve erinnern dabei an die von Netzaktivisten oder Piraten: weniger Verbote, Überwachung, Kriminalisierung, Aussperrungen und Polizeistaat, für Bürgerrechte, Freiheit, Freiräume, Mitbestimmung. Aber natürlich kämpfen die Fußball-Bewegten auch gegen die sportliche Konkurrenz, um Mannschaften mit Identität, Spieler mit Mumm, Trainer mit Erfolg, um Titel oder mindestens um den Klassenerhalt.

History repeated

Aus zaghaften Anfängen – als sich Mitte der Achtziger Jahre Linke, Punks, Autonome vor allem beim FC St. Pauli auf die Tribünen trauten und gegen Rassismus, Neonazis und im Zusammenspiel mit neuen Fanprojekten für den Erhalt einer neu entdeckten, neu titulierten „Fankultur“ stritten – wuchs etwas eigenes, starkes, freilich weniger ideologisch politisches heran. Eine Jugendkultur, Jugendbewegung, Subkultur – auch weil sie aneckt.

Den  Aktiven auf den Fankurven ergeht es heute ähnlich wie den Atomgegnern der 1970er, den Linksautonomen der 1980er Jahre. Dissidenz und Aktivismus, Eskalation und Radikalität wachsen in dem Maße, in dem der Mainstream ablehnt. Geschichte wiederholt sich.

Ohnmacht in der Fußballwelt

Im Staatsrundfunk und Gazetten wurde seinerzeit selbst über Latschdemos gegen Nato-Doppelbeschluss mit gestutzten Zahlen und in abschätzigem Tonfall berichtet. Und mit jeder Sendeminute stieg die Verdrossenheit auf Staat und Apparat. Nach dem deutschen Herbst, in Wendezeiten wurde noch jede Provinzkundgebung mit Hundertschaften in Kampfmontur begleitet. Für die auf der Straße waren die Fronten klar. Der Gegner saß am Mikrofon, im Bundestag oder hatte ein behelmtes Gesicht, Schlagstöcke, Pferde. ACAB, bei Fußballfans findet sich das heute wieder – ob Ultra oder hartnäckiger Auswärtsfan, sie sind Dissidenten, draußen, ausgegrenzt.

Fans auf Zäunen, Fans auf dem Platz, Fans blockieren Mannschaftsbusse, Fans mit Bengalos. In Sportschau, auf Sky oder Sat 1 werden die, die sich so zeigen, unisono verurteilt als des Fußballs „hässliche Fratze“. Wer Rauchmittel zündet, ist „Chaot“, „so genannter Fußballfan“ – „Szenen, wie wir sie im Fußball nicht sehen wollen“, empört sich die Reporterbank im kollektiven Beißreflex. Dabei ist es dreist, nein: letztlich unverantwortlich, einem Jugendlichen, der sich mit kaum etwas außer Fußball beschäftigt, ausgerechnet das abzusprechen, was ihn ausmacht, Fußballfan zu sein. Weil es trotzdem geschieht, entsteht Ohnmacht in der Fußballwelt.

Gewalt gegen Kamera

Eine Jugendbewegung wuchs heran, die sich nicht verstanden fühlt in ihrer Besessenheit, ihren Abgrenzungen, Ritualen und Konkurrenzkämpfen, in Provokation und Ausschreitung. Eine Szene, die zunehmend – und anders, ungeregelter als die Hooligans – ausrastet gegen Sachen, Ordner, Polizisten. Es ist auch eine Eskalation von Leuten, die im Abseits stehen. Etwa im Frankfurter Commerzbankstadion, ein Spielfeldsturm,  eine zertrümmerte Spezialkamera.

Doch wer Ultras weitgehend nur als „hirnverbrannte Idioten“ hinstellt, darf sich nicht wundern, wenn sie sich genauso verhalten. Erstaunlicherweise ging nach der Sachbeschädigung an der Ultra-HD-Kamera ein Aufschrei durch die Medienlandschaft. Lauter, als wenn Ordner und/oder Polizisten und/oder Fans und/oder Publikum ins Krankenhaus geprügelt werden; – vielleicht ist das zu sehr Alltag.

Heile Fußballwelt

Es tobt ein ungleicher Kampf um den Fußball, nicht weniger als der Konsensapparat einer stark zerklüfteten Gesellschaft. Bundesliga, Nationalmannschaft, nun auch Fußballfrauen, sind das ganz große Joint Venture von Staat, Verbandswesen und Konzernwirtschaft. Im Fußball findet das Land zur Einheit, freilich eine pseudo Gemeinschaft aus VIP-Logen und Stehrängen, die spätestens bei An- und Abreise zerfällt in angebelltes eingepferchtes angerittenes umzingeltes Fuß(ball)volk , gequetscht in Bahnen und Bussen, im Rückstau – während Logenpächter, Fußballermöglicher und Vereinsfunktionäre noch miteinander anstoßen.

Früher hatte offene Politik das Stadion zu meiden. Das harsche Publikum wollte keine Instrumentalisierungen. Heute sind sie es selbst, ist der Fußball zum Spielfeld der Träume geworden von Politik, Wirtschaft, Werbung. Hier wird sie ausgebrütet die ideale Gesellschaft, Utopia, Geschichten aus dem Sommer-Märchenbuch. Hier soll sich Fußballdeutschland feiern, seine besten Söhne und Töchter, multikulturell, weltoffen und heimatverbunden, patriotisch und gastfreundlich, taktisch-technisch-temporeich auf Weltniveau, Adlerträger, Konsumfreude.

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Glanzlichter: Scarlatti, ein Hype, der Teufel und das Alphabet

opalkatze

 

In der beliebten Reihe „Euro-Alphabet“ diese Woche „I“ wie „Irland“ oder „Italien“. Moody’s prüft die Bonität der USA, Ungarn setzt die Gleichschaltung fort, Merkel macht Patrouillenbootpolitik und Giihdo schlägt das ganz große Rad. Zum Tod Leo Kirchs titelt der Spiegel „Das Imperium schrumpft zurück“ und die SZ versteigt sich zu „Wir sind alle ein bisschen Kirch“ (Qualitätsdingens, wissenschon). Heinz Reinckes (des Gründgens- und Burg-Schauspielers) Tod geht mir näher.

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„Schon gehört?“

Zu Besuch beim Hörbuchfestival Lüdinghausen. Von unserer Gastautorin Marie-Claire Delarber.

Aus einem Ort, der eigentlich zum Sehen einlädt, zum Ansehen, Zusehen und Entdecken, wurde letzten Sonntag nun bereits zum vierten Mal ein Ort, an dem es nur um eins geht: um das Hören, genauer: das Zuhören. Gemeint ist die malerische Burg Vischering in Lüdinghausen, ländlich gelegen zwischen Dortmund und Münster. Beate Barth, die Inhaberin des Hörbuchverlages Pit&Land veranstaltet hier jährlich ein ganz besonderes Event für Liebhaber des Hörgenusses: Den Lüdinghauser Hörbuchtag. Hier treffen Interessierte und Fans auf renommierte Hörbuchsprecher, die Auszüge ihrer Hörbücher in Lesungen präsentieren. Zusätzlich gibt es ein buntes Rahmenprogramm, diesmal bestehend aus dem Auftritt des Saxophonquartetts „Pindakaas“, welches ihr Repertoire von anspruchsvollem Jazz und Klassik, bis hin zu Interpretationen bekannter Pop-Klassiker in ein komödiantisches Theaterstück einbetteten, sowie das Projekt:“Eine Stadt spricht ein Hörbuch!“ bei dem Einwohner und Besucher die Chance hatten, am Entstehungsprozess eines Hörbuches hautnah teilzuhaben, in dem sie selbst in einem Nebenraum der Burg Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff für eine Hörbuchproduktion einsprachen.

Auch ich legte gleich los, mit dem Gedicht „Die tote Lerche“ und wurde während des Aufnahmeprozesses tatkräftig vom Aufnahmeleiter und einer Assistentin, die mir als Laie Tipps beim Einsprechen gab, unterstützt.  Überraschenderweise war ich schon nach fünf Minuten fertig (obwohl ich damit gerechnet hatte viel länger zu brauchen), muss auf das Ergebnis aber leider noch einige Wochen warten, denn da offensichtlich ohne Schnitt beim „Hörbuchmachen“ aufgenommen wird, konnte ich mir das Resultat vor Ort noch nicht zu Gemüte führen.

Zudem wurde die Burg Schauplatz eines einzigartigen Projektes, bei dem Fünftklässler eines ortsansässigen Gymnasiums Rittergeschichten schrieben, von denen die besten zehn von namhaften Sprechern wie Johannes Steck eingesprochen und beim Hörbuchtag inklusive eine liebevoll gestalteten Booklets verkauft wurden: der Erlös ging an die Klasse selbst. Voller Stolz hörten die jungen Autoren zu, wenn ihre Geschichte von bekannten Stimmen aus Film und Fernsehen auf der Bühne zum Besten gegeben wurden.

Auch wenn aufgrund des schönen Wetters der große Besucheransturm ausblieb: Das begeisterte Publikum zeigte, dass das Hörbuch immer noch ein ernst zu nehmendes Medium ist.  So unterschätzt Karl Menrad, bekannter Regisseur, Schauspieler und Hörbuchsprecher, auf keinen Fall den Einfluss des Hörbuches. Aus Erfahrung weiß er, dass dieses gerade bei den Jüngsten erstaunlich hohen pädagogischen Wert hat und vor allen Dingen die Lust am Lesen erwecken kann. So wollen viele der Kinder, so Menrad, nachdem sie zunächst begeistert das Hörbuch gehört haben, sich bald darauf mit der Buchvorlage befassen. Dass die Stimme eines Karl Menrad Kinder begeistern kann, ist nicht schwer zu verstehen. Nicht nur die jüngeren Besucher seiner Lesung aus dem „Kleinen Ritter Trenk“ (Kirsten Boie) lauschten gebannt und lachten mitunter laut, wenn Menrad die einzelnen Charaktere mit erstaunlich vielfältigen Dialekten und Sprechweisen in den Köpfen der Zuhörer zum Leben erweckte, nein, auch die erwachsenen Zuhörer konnten das eine oder andere Schmunzeln nicht unterdrücken. „ Die Gestaltung der Stimmen der einzelnen Charaktere wird den meisten Sprechern von den Autoren selbst überlassen. Das ist etwas natürliches, die Ideen, wie der eine oder der andere Charakter klingen muss, kommen einem spontan beim Leseprozess. Man hat da meistens alle Freiheiten.“, erklärte Menrad. Er selbst fand durch Zufall zum Hörbuch, wurde spontan als Sprecher entdeckt und übt diesen Job seitdem mit Leidenschaft aus. „Es macht einfach eine riesen Freude“, so seine Antwort auf die Frage, was denn genau das Reizvolle am Sprechen von Hörbüchern sei.

Ob Düsseldorfer Stadtsagen, Thriller oder Kindergeschichten, die familiäre und dennoch erhabene Atmosphäre der Burg Vischering bot eine angemessene Plattform für sie alle. Denn in alten Rittersälen, romantischen Burginnenhöfen und alten holzvertäfelten Kämmerchen hört es sich gleich doppelt so gut: Für die Veranstalter und auch die Besucher war der vierte Lüdinghauser Hörbuchtag ein voller Erfolg.

 

Der Ruhrpilot

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) informiert sich über die Preise von illegalem Viagra aus dem Internet (Bildnachweis: Pressefoto Innenministerium NRW / 01.03.2011)
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) informiert sich über die Preise von illegalem Viagra aus dem Internet (Bildnachweis: Pressefoto Innenministerium NRW / 01.03.2011)

NRW: Neuer Leitfaden für Veranstaltungen…Ruhr Nachrichten

NRW II: Zahl der Millionäre drastisch gestiegen…RP Online

NRW III: Wie geht die SPD-Märchenstunde weiter?…Schmidts Katze

Rezension: “Vernetzt Euch!”, Lina Ben Mhenni…Butg

Ruhrgebiet: Mafia kauft sich im Revier ein…Der Westen

Bochum: Heute erste Protestaktion bei Opel…Ruhr Nachrichten

Bochum II: Niemand will die Nazi-Immobilie…Bo Alternativ

Bochum III: VfL träumt von Bier und Aufstieg…Pottblog

Dortmund: Entlassener Sextäter missbrauchte Siebenjährige…Spiegel

Dortmund II: Drogendealer erobern neues Terrain am Borsigplatz…Der Westen

Dortmund III: Bewegende Trauerfeier für Günter Samtlebe…Ruhr Nachrichten

Dortmund IV: BvB-Stadion bekommt 8768 Solarmodule…Ruhr Nachrichten

Duisburg: Grüne unterstützen Abwahlverfahren gegen OB Sauerland…Der Westen

Duisburg II: Türkischer Verein eröffnet privates Gymnasium…Der Westen

Duisburg III: Stadt lädt türkische Kinder wegen Geldmangels aus…Der Westen

Essen: Planungsdezernent sieht kaum Chancen auf Fortführung der A 52…Der Westen

Umland: Rechte Gewalt gegen Protest-Camp auf dem Kölner Rudolfplatz…MBR-Köln

Wirtschaft: Investoren rennen ECE die Bude ein…Immobilien Zeitung

Wirtschaft II: RWE verkauft sein Stromnetz…Spiegel

Wirtschaft III: Weniger Licht als Schatten für deutsche Frauen…Zoom

Internet: Die GEMA dreht endgültig am Rad…Rot steht uns gut

Roma: Vereinsgründung in Dortmund?

Die Roma in Dortmund rücken zurzeit aus dem Halbdunkel ins Rampenlicht. Mehrere Veranstaltungen beschäftigen sich mit den Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien. Wurde in den letzten Monaten viel über sie geredet, beginnt nun das öffentliche Gespräch auch mit ihnen. Zum Beispiel gestern Abend im Sozialen Zentrum mitten in der Dortmunder Nordstadt.

Vor sieben Jahren kam sie aus der Nähe von Plowdiw nach Dortmund. Sie hatte vier Kinder, der Mann war krank, die Familie arm. Anfangs hatte sie hier keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld. Die Romafamilie aus Bulgarien musste draußen übernachten. Die Frau mit den schwarzen Haaren und der dunklen Haut ist um die fünfzig und möchte ihren Namen nicht nennen. Aber sie ist mit drei anderen Romni, so die korrekte Bezeichnung für weibliche Roma, Mittwochabend ins Soziale Zentrum gekommen, um auf die Lebenssituation der Roma in Dortmund aufmerksam zu machen. Heute wäscht sie für dreihundert Euro im Monat Teller in einem türkischen Restaurant. Deutsch spricht sie nicht. Ihre mittlerweile erwachsene Tochter, die neben ihr sitzt, schon. Sie übersetzt geübt die Schilderungen der Mutter für die etwa sechzig Zuhörer.

Dann erzählen die Tochter und die beiden anderen Frauen von der schwierigen Orientierung im neuen Land, Problemen mit Ämtern und Wohnungen. Eine der Romni weint als sie von ihren Kindern berichtet. Die beiden jüngeren Kinder hat das Jugendamt in Obhut genommen, eine ältere Tochter ist drogenabhängig, die andere Prostituierte. Sie selbst hat keine Wohnung und übernachtet im Moment im Park. Sie zeigt Fotos, auf denen sie mit ihrem kleinen Sohn und der kleinen Tochter zu sehen ist. Die drei sehen darauf aus, wie durchschnittliche Familien so aussehen, gepflegte Kinder, stolze Mutter. Vier ganz normale Frauen mit ganz normalen Bedürfnissen und Wünschen, die das Pech hatten, in eine diskriminierte Minderheit hineingeboren worden zu sein.

Manche Zuhörer schlucken bei diesen Schilderungen, andere empören sich in der anschließenden Diskussion über die teilweise unwürdigen Lebensumstände der Roma auch in Dortmund. Interessierte Nachbarn sind zu der Veranstaltung gekommen, aber auch Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Vereine. Der Mieterverein Dortmund ist dabei, das Bündnis Dortmund gegen Rechts, das Straßenmagazin bodo, die Prostituiertenberatungsstellen Kober und Mitternachtsmission und der Planerladen sind da. Und natürlich das Soziale Zentrum, das Stadtteilarbeit macht und soziale Dienstleistungen anbietet. Hier in der Schwangerenberatung haben auch die Romni Hilfe gefunden.

Ebenfalls gekommen ist Iris Biesewinkel. Sie macht seit zehn Jahren Sozialberatung beim Rom e.V. in Köln. Die Roma-Initiative Köln entstand 1986/87, als fast tausend Roma-Flüchtlinge in die Stadt am Rhein kamen. Ein Jahr später gründete die Initiative den Verein Rom e.V., der seitdem durch Beratung, Aktionen und Veranstaltungen die Situation der Roma und Sinti zu verbessern hilft. Das Kölner Beispiel führte im Verlauf der Diskussion zu der Idee, auch in Dortmund einen Verein zu gründen. Einige Interessierte haben sich bereits zu Wort gemeldet. So stellt sich Günther Ziethoff, Leiter des Sozialen Zentrums, darunter eine „Informationsdrehscheibe“ vor: „Aufgabe eines solchen Vereins könnte sein, ein Netzwerk zu schaffen, das die vorhandenen Angebote bündelt und noch besser transparent macht.“ Auch bodo-Chefredakteur Bastian Pütter findet die Idee gut. Es geht nicht zuletzt darum, Gegenöffentlichkeit zu schaffen, gegen die immer wieder verbreiteten Roma-Stereotype. Iris Biesewinkel hat die Interessierten eingeladen, sich die Arbeit des Rom e.V. vor Ort anzuschauen. Fortsetzung folgt.

Wer Interesse hat, bei der Vereinsgründung mitzumachen, kann sich zunächst bei barbara(punkt)underberg[at]ruhrbarone(punkt)de melden. Dann folgt bald eine Einladung per E-Mail.

Am kommenden Montag, 18. Juli, zeigt das Kino im Depot um 18 Uhr den Dokumentarfilm „Im Ghetto“, der die Lebenssituation der Roma in Stolipinowo, einem Vorort von Plowdiw, beschreibt. Im Anschluss gibt es ein Gespräch u.a. mit dem Regisseur Andreas Kraus und Orhan Jasarovski vom Landesverband der deutschen Sinti und Roma NRW.

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Euro Krise: Ist Philipp Rösler der Frank Drebin der deutschen Politik?

Der Euro steht unter Druck. Gut, bei Weissgarnix meint F. Luebberding, das mit Italien geht alles gut, aber selbst dort, immerhin einem  Hort wirtschaftlicher Vernunft, wird das sehr kontrovers über die Zukunft des Euros diskutiert. Die Aussage von Wirtschaftsminister Rösler jedenfalls, es „besteht  kein Grund zur Unruhe“ erinnert mich dann doch an Frank Drebins „Es gibt nichts zu sehen“ aus dem ersten Teil der nackten Kanone.

Ein Jahr Rot-Grün in NRW: Was macht eigentlich…die SPD?

Hannelore Kraft Foto: HP/PR

Vor einem Jahr wurde Hannelore Kraft (SPD) zur Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens gewählt. Für eine Minderheitsregierung arbeitet die Koalition von SPD und Grünen recht stabil. Neuwahlen stehen nicht an. Die Opposition ist schwach. Aber eine Frage drängt sich auf: Was macht eigentlich die SPD?

Immer wenn ich beim Friseur bin lese ich den Stern. Und als allererstes die Rubrik „Was macht eigentlich…“ ganz hinten im Heft. Grandios. Ich erfahre so, was ehemalige Prominente so treiben, deren Namen man noch kennt, aber lange nicht mehr gehört hat. Heather Thomas aus „Ein Cold für alle Fälle“ widmet sich heute dem Fliegenfischen und der ehemalige Boris Becker Manager Ion Tiriac schoss auf einer Jagt mit seinen Kumpels 185 Wildschweine. Schon interessant.

Jemand, dessen Namen fast jeder noch im Gedächtnis hat, ist die SPD. Erinnerungen werden wach: Scheidemann ruft die Republik aus, Widerstand gegen die Nazis, Ostverträge, Brandts  Kniefall in Warschau, der übellaunige Schmidt, Schröders niemals ergraute Haare, Hartz IV und hier in NRW der Skat spielende Johannes Rau mit der Pilsblume in der Hand. Ja, SPD.  Da war mal was…

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