Liebe Christen, liebe Gläubige,
heute ist Karfreitag. Aber nur für sie. Für mich ist es ein ganz normaler Wochentag. Nehmen sie das bitte nicht persönlich, denn ich glaube nun mal nicht an Gott. Ich wüsste also nicht, was es für mich heute zu trauern oder zu frohlocken gäbe. Geschweige denn mit anderen zusammen. Nicht dass ich ihnen ihren Feiertag miesmachen möchte. Im Gegenteil, denn s i e haben ja einen Grund dafür. S i e glauben an Gott und folgen den Aufforderungen der Kirche aus Überzeugung, hoffe ich.
Ich allerdings bin davon überzeugt, dass es weder ein Gott noch einen Teufel gibt. Genauso wenig kann ich Gefühle wie Trauer oder Freude auf Zuruf mobilisieren. Sie kommen aus meinem Inneren und das hat seinen eigenen Rhythmus. Ich mag sie deswegen auch nicht vorspielen, wenn sie in Wirklichkeit nicht da sind. Wenn ich sie nicht wahrhaftig spüre. Ich lüge einfach nicht gerne. Ich mache den Menschen ungern etwas vor. Weder als einzelner noch in der Gruppe. Und ich müsste ihnen etwas vorspielen, wenn ich heute die Einkehr und die Selbstbesinnung an den Tag legen sollte, die der Karfreitag von den Christen verlangt.
Es ist ein schöner Tag. Die Sonne lässt schon die Wärme erahnen, die sie zu spenden fähig ist, wenn der Sommer in voller Kraft steht. Ich möchte nicht still sein, geschweige denn still sitzen, geschweige denn zuhause. Ich möchte raus, aufs Fahrrad und der Natur die Ehre erweisen. Auch meiner eigenen, denn mein Körper braucht das: Bewegung. Dafür hat ihn die Evolution gemacht. Wir Menschen sind zur Mobilität verurteilt. Wenn wir zu viel sitzen werden wir fett und träge. Wenn wir zu viel nachdenken auch. Geist und Körper sind eine Einheit.